Nach meinen Erfahrungen in Nueva Helvecia, das ja lieber in der Schweiz gewesen wäre, befinde ich mich gerade in einem „deutschen Pendant“: Villa General Belgrano, einer Stadt, in den Sierras ca. 80 km von Córdoba entfernt.
Die Stadt wird von vielen Nachkommen deutscher und schweizer Einwohnern bewohnt und hat nationale Bekanntheit über das jährlich stattfindende Oktoberfest erlangt hat.
Äußerlich versucht das Städtchen, jedes Cliché, das man mit Deutschland verbinden könnte, zu erfüllen. Das heißt Schwarzwaldhäuschen, Fachwerk und rustikale Holzschilder wohin das Auge reicht. Ida hat das ganze treffend mit einer Kulisse in Tripsdrill verglichen.
Die Hauptstraße besteht nur aus Touri- Läden, mit allem, von Bierkrügen über Spreewaldgurken, Dresdner Stollen und Sauerkraut. Dass man sich eben doch nicht in Deutschland befindet bemerkt man allerdings sowohl an kleinen Details, wie den Straßenhunden und daran, dass niemand am Zebrastreifen hält, als auch an den großen, wie dass hier doch Spanisch gesprochen wird.
Wenn man das alles noch als harmlos oder auch süß bezeichnen will, muss man sich doch bewusst machen, welchen Ursprung diese Deutschland-Verehrung hat:
Die Stadt hat (genau wie Nueva Helvecia) eine dunkle Vergangenheit als Zufluchtsort für aus Deutschland geflüchtete Nazis nach dem Zweiten Weltkrieg. Welche Menschen eine „deutsche“ Stadt hier eben auch anzieht, musste ich leider feststellen, als ich mich plötzlich vor T-Shirts mit „Admiral Graf Spree“- und „Luftwaffe“-Aufschriften, leicht veränderten Hakenkreuzen und sogar Hitlers Portait als Comic wiederfand.

























… ein Zitat von Kurt Tucholsky fällt mir hier ein: „Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muss oder ob schon deutsche Touristen (hier:Einwanderer) da gewesen sind.“
Grüße, Kathi