Mein Abschied von Uruguay begann schon am Sonntag, an welchem Silvana mir noch einmal eine andere Seite des Landes gezeigt hat. Morgens um 6.30 Uhr nahmen wir den ersten Bus nach Montevideo, um halb zwölf in Piriápolis, einem Badeort an der Ostküste, anzukommen.
Dort ist die Landschaft viel mediterraner als im Departamento Colonia und Piriápolis erinnert eher an einen Badeort in Italien oder Spanien als an das, was ich bisher von Uruguay kannte.
Wir verbrachten einen sehr schönen Tag, an dem ich zum ersten Mal in uruguayischen Meer badete und wir zumindest zum Fuß der höchsten Erhebung Uruguays gelangten. Den „Pan de Azúcar“ (Zuckerbrot ist doch ein malerischer Name für einen Hügel) auch noch zu besteigen, waren wir nach stundenlanger Wanderung in der Hitze nicht mehr fähig.
Am Montag folgte der Abschied von meinen AGs. Um das Thema „Weihnachten“ mit der Radio-AG abzuschließen, hatte ich mit den Kindern vor, Plätzchen zu backen. Leider musste ich feststellen, dass es unmöglich ist, bei über 30 Grad Butter-S zu produzieren.
Der Teig war einfach nur flüssig und die Küche mit riesigem Gasofen eine Hölle. Zum Glück hatte ich mit Silvana Probe gebacken und hatte deshalb noch ein paar Plätzchen übrig. So endete die weihnachtliche Backaktion mit einem Picknick mit Lebkuchen, Plätzchen und klitschnassen Schülern (sie hatten sich eine Wasserschlacht geleistet während ich mit dem Teig gekämpft habe) im Park.
Am Donnerstagabend folgte dann der finale Höhepunkt des Schuljahres am Colegio, der zufällig auf meinen letzten Abend fiel. Der „Acto del Fin del Curso“ ist der große Auftritt aller Klassen vor Eltern, Großeltern und anderen Interessierten, auf den die Kinder schon seit Wochen geübt hatten. Das Überthema war der Bicentenario, also die 200. Jährung der uruguayischen Revolution. Schon an anderen Anlässen in Nueva Helvecia hatte ich ähnliche Auftritte, bei denen die uruguayische Geschichte nachgestellt werden soll, gesehen.
Aus historischer Sicht finde ich das recht kritisch. Die „Indianer“ , die in Uruguay immerhin vollständig ausgerottet wurden, werden durch einen netten Tanz in Faschingsverkleidung und zur Musik von Pocahontas repräsentiert. Die afrostämmige Bevölkerung, die als Sklaven nach Uruguay gebracht wurde, wurde durch schwarzbemalte Dreijährige dargestellt, di in bauchfreien Kleidchen „Candombe“ tanzten, d.h. ein bisschen auf Trommeln schlugen.
Für mich wirkte der ganze Abend zwar eher befremdlich (perfektes Styling der Kinder, Kleidung und Schminke, Patzer unerwünscht und natürlich eine gehörige Portion Patriotismus), trotzdem war ich auch fasziniert, meine Schüler einmal ganz anders zu erleben. Zum Beispiel Walzer tanzend als sie die österreichischen Einwanderer repräsentierten oder ganze Seiten eines Geschichtsbuchs auswendig aufsagend.
Am Höhepunkt des Abends wurde eine Fahne mit der Aufschrift „Uruguay, Te Queremos“ gehisst. Dann liefen die ältesten Schüler mit einer 20m-langen Nationalflagge ein, während alle anderen rundherum die Sonnenstrahlen der uruguayischen Sonne darstellten und dabei mit kleinen Fläggchen winkten und schunkelten.
Aus dieser filmreifen Abschlussszene wurde ich gerissen, als mich die Direktorin überraschend auf die Bühne rief, um sich herzlich bei mir für meine Arbeit zu bedanken. Ich wurde mit Abschiedsgeschenken und guten Wünschen überhäuft, es wurden ein Haufen Fotos geschossen und es flossen sogar Tränen.
Auch von meiner Gastfamilie hatte ich am nächsten Tag einen emotionalen Abschied und so kam es, dass es mir jetzt doch nicht so ganz leicht gefallen ist, Uruguay hinter mit zu lassen. Trotzdem freue ich mich riesig, auf das, was jetzt kommt und im Februar komme ich ja nochmal zurück:)




















Sophie, die Abschiedsgeschenke, guten Wünschen und Erinnerungsfotos sehe ich als Feedback für Dein eingebrachtes Engagement für die Kinder, Gruppen, AG und Collegio. Die Landschaft ist toll. Wir freuen uns hier immer wieder über Deine mit sensiblem Gespür beobachteten, focussierten Szenen und die detaillierten Beschreibungen.
Sophie, was für eine wunder wunderschöne Landschaft!! Ich glaube es nicht, wie schön das ist! Mich erinnert der Strand und die Bilder an Chile. Genieße es!