Impresiones de Buenos Aires

Ein Wort, das mir in Buenos Aires immer wieder in den Kopf kam, ist Kontraste. Noch nie habe ich innerhalb einer Stadt so krasse Kontraste gesehen; in der Architektur, zwischen arm und reich und alles immer direkt nebeneinander.

Nach unserer Ankunft in der Riesenstadt hatten wir erst einmal tagelang mit der Reizüberflutung zu kämpfen (eigentlich sind wir bis zum Schluss nicht damit klar gekommen). Die Massen an Verkehr, der Lärm, die weiten Strecken und die beeindruckenden aber auch schockierenden Bilder haben uns jeden Tag von Neuem umgehauen.

Unseren ersten Tag begannen wir im Viertel Recoleta, das als schick und sicher gilt. Um dorthin zu kommen, mussten wir zuerst einmal unser zweites verkehrstechnisches Abenteuer eingehen: eine Fahrt mit dem Bus. (Lustigerweise hatte ich im Flugzeug noch einen Artikel in der SZ gelesen, der den ermutigenden Titel „Blutrote Ampeln“, Untertitel: „Wer in BA öffentliche Verkehrsmittel benutzt, riskiert sein Leben“ trug.) So schlimm war´s dann doch nicht, eher spannend. Für mich hat es sowohl etwas Exotisches, den Bus herbeizuwinken als auch mit 70km/h einfach mit einem Hupen über rote Ampeln rasen,  aber es war auch eine unverzichtbare Erfahrung, die umgerechnet nur ca. 20ct kostet.

Wir schauten uns den Cementario de la Recoleta an, einen Friedhof, auf dem die großen Persönlichkeiten Argentiniens (unter anderem auch Evita Perón) begraben sind, deren Wichtigkeit sich darin manifestiert, dass sie keine Grabsteine, sondern architektonisch-beeindruckende kleine Häuser als Gräber haben. Danach kamen wir auf einem Markt in Recoleta an unsere ersten Empanadas und Alfajores, eine argentinisch-uruguayische Spezialität aus zwei Keksen, die mit  Mitte Dulce de Leche, einer Karamellcreme,zusammengeklebt sind. (Hunger ist nach deren Verzehr für den restlichen Tag praktisch ausgeschlossen.)

Den Tag über hatten wir also fast ausschließlich die touristischen, schönen  Seiten Buenos Aires´ kennen gelernt. Umso mehr wurden wir auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, als wir abends im Hostel erfuhren, dass eine anderen Freiwillige an ihrem ersten Tag in der Stadt schon in einen Überfall verwickelt war. Ab diesem Zeitpunkt stiegen in unserer Kleingruppe Vorsicht und Bedrohungsgefühl.

Wenn man durch die touristischen Gebiete flaniert, verdrängt man leicht, dass das eben nur ein Teil der Stadt ist. Besonders getroffen hat mich das Bild eines Mädchens, das vor den kurz anhaltenden Automassen an einer Ampel für Kleingeld jongliert hat, einer Gruppe Obdachloser, die ihr Lager mitten in der Innenstadt unter einem großen Baum aufgebaut hatte und das eines Mannes, der mit seinen zwei Kleinkindern im Dreck der U-Bahnstation lag.

 

Den zweiten Tag verbrachten wir in La Boca, dem Hafenviertel, das für seine buntbemalten Häuser bekannt ist, da die Hafenarbeiter früher mit Naturalien, in diesem Fall, Farben bezahlt wurden. Auch hier fiel uns wieder der krasse Kontrast auf, denn direkt neben den beiden für Touristen ausgebauten Straßen beginnt das eigentlich relativ arme Viertel, das plötzlich überhaupt nichts mehr vom lustig-bunten Hafenarbeiterviertel hat.

Den Nachmittag verbrachten wir in San Telmo, dem Viertel, dem der Tango entstammt, auf einem Antiquitätenmarkt. Abends kamen wir bei dem Versuch, die  Plaza de Mayo zu besichtigen, in eine riesige Arbeiterdemonstration, in der dem Verschwinden eines linken Arbeiterführers gedacht wurde. Mal wieder fiel mir auf, wie wenig Ahnung ich vom politischen Geschehen in Lateinamerika habe, was ich in den nächsten Monaten hoffentlich etwas verändern kann.

 

Die beiden nächsten Tage hatten wir keine Möglichkeit mehr, uns die Stadt anzuschauen, da unser Seminar im Goethe-Institut, der eigentliche Grund für unseren Aufenthalt, begann.

Trotz der harten Seiten Buenos Aires, die ich geschildert habe, hat mich die Stadt total beeindruckt. Innerhalb unserer Gruppe herrschte Uneinigkeit, ob die Stadt sehr europäisch ist oder eben nicht. Auch wenn sie das im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Städten sicher ist, fand ich trotzdem auffällig, dass vieles eben doch ganz anders ist. Seien es Palmen am Straßenrand und Bäume, die gleichzeitig blühen und Herbstblätter tragen oder die undurchschaubaren Regeln im Fußgängerverkehr (wann geht man über die Ampel?, wer geht wo auf dem Gehweg?) oder auch die bisher ungelöste Frage, warum sich viel öffentliche Toiletten nicht abschließen lassen. Für mich sind das alles Gründe zurückzukehren.

 

 

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Eine Antwort zu Impresiones de Buenos Aires

  1. KAT sagt:

    Hallo Sophie,
    ich teste mal den Kommentar zum Blog.
    Auch wenn ich nicht soviel schreibe, verfolge ich doch Deine Erlebnisse aus der Ferne.
    Ähnlich wie Du Buenos Aires beschreibst, habe ich im letzten Jahr Südafrika erfahren – dramatische Gegensätze – landschaftliche, wirtschaftliche, soziale, kulturelle. Oft faszinierend, manchmal beklemmend. Ich kann mir vorstellen, dass in Südamerika und einer Stadt wie Buenos Aires die Dimensionen enorm sind.
    Guten Start am Montag!

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