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Arbeit mit Kindern

“Open Heart” – Festival

Dieses Wochenende fand hier das 11.  Roma – Children – Festival „Open Heart“ statt. Organisiert wurde das Ganze von der NGO „Center Amalipe„, wo ich seit einiger Zeit nebenbei als Freiwillige arbeite. Eines der Hauptziele von Amalipe ist, den interkulturellen Dialog zwischen der bulgarischen Mehrheitsbevölkerung und den Roma zu fördern, indem Kinder und Jugendliche über Antiziganismus aufgeklärt werden. Durch Bildungsarbeit versucht Amalipe, junge Menschen für wichtige Themen wie Diskriminierung, Vorurteile und Stereotypisierung, Toleranz, Völkerverständigung und Zivilcourage zu sensibilisieren.

Zahlreiche Schulen aus ganz Bulgarien waren eingeladen, vom 6. – 8. Juni ihre Arbeitsergebnisse aus diesem Schuljahr zu präsentieren, wobei der Schwerpunkt auf mul­ti­eth­nischer Folklore lag. Es wurde viel gesungen, getanzt und noch mehr gefeiert! Das Festival bot und bietet diesen Schülern einen Rahmen, ihre kreativen Talente zu präsentieren und strebt nicht zuletzt auch an, insbesondere Roma – Kinder langfristig zum Schulbesuch zu motivieren.

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Sehr schön fand ich die symbolhafte Aufführung einer Mädchengruppe. Jeweils vier Mädchen waren in bulgarischer Volkstracht, der Narodna Nosija gekleidet und die vier anderen in traditioneller Roma – Tracht. Zunächst tanzten die Bulgarinnen ganz traditionell, dann die Romnija, bis sie in einen gemeinsamen Kreistanz wechselten.

Auch kooperierende „Youth is Tolerance“ – Partnerorganisationen aus Griechenland, Mazedonien, Serbien, Rumänien und Ungarn waren dabei. Neben dem Bühnenprogramm gab es auch zahlreiche Stände, Workshops, Ausstellungen von Schülern.

 

Meine Aufgabe bestand unter anderem darin, Kinder anzumalen! 😀 Was ich natürlich mit viel Vergnügen gemacht habe – letztendlich waren alle sehr zufrieden, obwohl ich Sie größtenteils nicht verstanden habe und teils nicht wusste, wie man bestimmte Buchstaben malt. Nichtsdestotrotz war es ein Riesenspaß!

 

     

     

 

Es war ein unglaublich tolles, im Wahrsten Sinne des Wortes kunterbuntes und prägendes Wochenende, was meine Erwartungen in vielerlei Hinsicht übertroffen hat, – besonders, weil ich während der letzten Wochen selten an einen erfolgreichen Ablauf geglaubt habe! Vor allem aber habe zivilgesellschaftliches Engagement in einem Ausmaß erlebt, wie ich es in Bulgarien nicht erwartet hätte. Schön, dass ich eines Besseren belehrt wurde.

Und mein Motivationstief, was sich für gewöhnlich bei Wochenendarbeit einstellt, kam diesmal selbstverständlich nicht. Ich bin euphorisch durch das Wochenende gedüst. Schließlich wurde und wird in Veliko Tarnovo jedes Jahr eine bewusste und aktive Auseinandersetzung gefördert. Abschließend, ein Zitat unserer Gruppenleiterin: „Only this festival makes you feel like dead and be happy about that.“ Wie wahr.

Mein nicht alltäglicher Alltag

Heute möchte ich euch von meinem Alltag erzählen. Der meistens gar nicht viel Alltägliches beinhaltet. Aber genau dies definiert ihn so treffend. Eine große Veränderung, mit der ich alltäglich konfrontiert werde: nach Sonem wird hier so gut wie nie gerufen! Zumindest nicht in der Einsatzstelle. Entweder bin ich Sonche (eine Verniedlichung meines Namens) oder Sonja. Begeistert bin ich davon zwar nicht, aber schließlich zählt die Geste dahinter. Und außerdem kommt ein neuer Name zeitlich genau richtig, denn ich verändere mich hier selbstverständlich. All die Erfahrungen haben ihren Preis: sie stellen die eigene Sicht auf jegliche Dinge in Frage.

Darüber habe ich auch bereits mit Daniela (Freiwillige in Sliwen) philosophiert, während ich ihr meine Stadt im schönsten Licht vorstellen durfte. Cafe – Hopping durfte dabei natürlich nicht fehlen!

Daniela streitet immer noch vehement dafür, dass die Eule (!) auf diesem Platz vor dem Reiterdenkmal ein Pinguin ist ...

Daniela streitet vehement dafür, dass die Eule (Symbol der Weisheit!) auf dem Platz vor dem Reiterdenkmal ein Pinguin ist …

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Mittlerweile ist auch in meinem Kühlschrank wieder Platz für eine abwechslungsreiche Ernährung. Die 2 kg Tomaten, die ich aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse statt der gewünschten 2 (!) Tomaten gekauft hatte, wurden mehr oder weniger kreativ aufgebraucht. Aber ich esse hier mittlerweile eh fast alles. Ihr glaubt mir nicht? 😉 Bei meiner praktizierten Kochkunst und der Tatsache, dass ich viele Speisekarten nicht lesen kann, weil sie auf kyrillisch sind, bleibt mir nichts anderes übrig.

Nein, dass ist natürlich nur ein parnierter Pfannkuchen.

Et Voilà! Schnitzel mit einer Kugel Vanille-Eis drauf … oder?!

Wenn ich aber nicht gerade meine kulinarischen Grenzen austeste, arbeite ich. Mit den Schülern aus der 9. Klasse nehme ich momentan am Projekt „Grenzenlos Glücklich“ teil. Es wurde 2012 in Ungarn von einer „kulturweit“ – Freiwilligen ins Leben gerufen. Im Grunde geht es darum, sich mit jungen Menschen weltweit auf die Suche nach Glück zu begeben und dabei wesentlichen Fragen näher zu kommen. Dabei ist das Skizzieren vom „großen Glück“ gleichrangig mit Glücksmomenten im Alltag. Wenn man sich die Arbeitsergebnisse der Schüler anschaut, stellt sich einem oft die Frage, ob das große Glück nicht das kleine Glück im Alltag ist. Für mich ist es auch wichtig, Ihnen in diesem Kontext vor allem alternative Lebensentwürfe vorzustellen …  Ich halte euch auf dem Laufenden!

Ein schöner, sommerlicher Herbst.

Ein schöner, sommerlicher Herbst.

Der Oktober neigt sich langsam dem Ende zu und wir haben hier meistens ca. 23 Grad. Sollte das Wetter hier mal unangenehmer sein, spiele ich halt mit meiner Lieblings-Bulgarin! Die mich übrigens völlig ohne Worte versteht!

                 Sofia möchte Schwimmen lernen.

Hier ist Sofia damit beschäftigt, das Schwimmen zu lernen.

Am Wochenende bin ich über Plowdiw nach Kardzhali gefahren. Nach Plowdiw muss ich als Geschichtsbegeisterte unbedingt nochmal hinfahren, denn auch heute noch ist der römische Einfluss nicht zu übersehen.

Das römische Theater

Das römische Theater

In Khardzhali fand letzte Woche die Veranstaltungsreihe „Deutschland feiert mit Kardzhali“ statt, wodurch die deutsche Botschaft mal stärkere Präsenz außerhalb Sofias gezeigt hat. Unter anderem gab es in diesem Rahmen ein Konzert der fränkischen Gruppe „Gankino Circus“, die in ihrem Auftritt Indie Folk, Franken und Progressive mit Balkanrhythmen verbunden hat. Richtige Partystimmung kam leider trotzdem nicht auf. Und das, obwohl mindestens eine Berlinerin und eine Hamburgerin dabei waren! 😉

Außerdem machten wir in Kardzhali eine kleine Wanderung nach Zimzelen, wo („von Gott geschaffene“*) politische Kunst von uns bestaunt wurde. Denn wir Freiwillige sehen keineswegs ein traditionelles Brautpaar … Vielleicht entsteht ja inspiriert hiervon ein Freiwilligenprojekt zum Umgang mit Minderheiten in Bulgarien.

Das sind doch eindeutig zwei Bräute, oder?

Diese Skulptur namens „Wedding stone“ ist angeblich natürlich geformt und wurde 1974 für ein Naturdenkmal erklärt. Das sind doch eindeutig zwei Bräute, oder?

Gestern bekam ich ziemlich plötzlich den ersten Anflug von Heimweh zu spüren. Aber nach ca. 190 Gramm Schokolade und aufmunternden Worten von Clemens, einem Mitfreiwilligen in Shumen, sah die Welt am nächsten Morgen schon ganz anders aus. 🙂

*Julian („kulturweit“ – Freiwilliger)