Es ist schon knapp ein Drittel meines Freiwilligendienstes vergangen, sodass ich euch nicht von Anfang an mitnehmen konnte, aber hier werde ich euch von meiner bisherigen Zeit berichten. Wenn ihr Fragen habt, oder euch Themen interessiert, wie es zum Beispiel hier in der Slowakei damit ist, dann lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen oder schreibt mir eine Nachricht. Dann kann ich sehr gerne mal darüber sprechen.
Vielleicht sollte ich nicht erst bei meiner Ausreise im Oktober 2020 beginnen, denn eigentlich begann alles schon viel früher. Im Dezember 2019 bewarb ich mich bei kulturweit. Lange saß ich an den verschiedenen geforderten Texten, arbeitete an Formulierungen und diskutierte mit meinen Eltern, welches Wort besser passen würde. Ja, ich bin in dieser Sache ein kleines bisschen perfektionistisch. Denn ich meine – Worte sind unsere Kommunikation. So, wie wir uns ausdrücken, so werden wir von anderen wahrgenommen und das bestimmt ja maßgeblich, wie sie mit uns umgehen. Ende Januar 2020 bekam ich dann eine erste Rückmeldung. Ich erinnere mich noch genau an die Situation. Tatsächlich war nicht ich diejenige, die die E-Mail zuerst las. Ich war viel zu aufgeregt und nervös. Und deshalb unglaublich dankbar, dass dieser jemand da war, mich in die Arme nahm und zuerst die E-Mail öffnete. Die eigentlich überhaupt nicht so viel aussagte wie gedacht. Im Grunde genommen wurde mir gesagt, dass ich die erste Bewerbungsphase erfolgreich bestanden hatte und sich nun meine zukünftige Partnerorganisation bei mir melden würde.
Das tat sie dann auch und lud mich zu einem Vorstellungsgespräch Anfang Februar 2020 nach Bonn ein. Die Fahrt mit dem Zug dorthin war die reinste Odyssee. Aber diese ausführlich zu beschreiben würde den Rahmen wohl sprengen – ich sag´s mal so: Ich hatte derbe Glück im Unglück. Erst hab ich den Anschlusszug in Frankfurt verpasst, dann bin ich voller Verzweiflung in den nächstbesten gesetzt, der in die falsche Richtung fuhr und um schließlich 10 Minuten vor Beginn des Interviews angekommen. Das Gespräch war recht entspannt, gemeinsam mit 2 anderen Mädchen (die eine kam sogar aus der Nähe meines kleinen Kuhdorfs – was ein Zufall) saßen wir da und mussten Fragen über uns und unsere Vorstellungen beantworten. Absolut machbar. Und damit war mein Beitrag zur zweiten Bewerbungsphase getan.
Jetzt hieß es warten. Bis zum 06.April. Es verging kaum eine Woche, in der ich nicht an die Bewerbung und mein potenzielles Auslandsjahr dachte. Und dann kam Corona. Lockdown. Grenzen wurden geschlossen. Die Unsicherheit begann. Alles was ich tun konnte, war zu warten, auf den 06.04. Da kam dann die enttäuschende aber zu erwartende E-Mail, dass sie mir keine Aussagen über meinen Stand der Bewerbung mitteilen könnten, sie sich aber in ein paar Wochen erneut melden würden. Und so zog es sich bis Ende Juli. Am schlimmsten war tatsächlich die Ungewissheit, mit der viele, nicht nur ich, zu kämpfen hatte. Würden sie mir eine Einsatzstelle anbieten? Wenn ja, würde ich ausreisen können? Was, wenn ich nur als Nachrückerin angenommen wurde? Sollte ich mich auf einen Studienplatz bewerben? Auf Stipendien? Ich ließ mich also treiben und wartete auf ein Signal, das über mein weiteres Leben entscheiden würde.
Bis zum 21. Juli 2020. Ich war bei einer der letzten Präsenzveranstaltungen für die Landesschülervertretung und sah nur kurz während eines Vortrags auf mein Handy. Eine E-Mail von kulturweit. Mein Herz blieb stehen. Vielleicht kennen manche dieses Gefühl – eine Mischung aus unendlicher Neugier und gleichzeitiger Angst, vor dem was darinstand. Meine Konzentration war dahin. Das bemerkte auch meine wunderbare Freundin und Kollegin und hielt gemeinsam mit mir den Atem an, als ich die E-Mail öffnete. Ich hatte eine Zusage in der Hand. Lange Texte, viele Schritte was als nächstes zu tun wäre, aber eigentlich interessiert mich nur eins: wo geht es für mich ab Oktober hin – in die Slowakei. Slowakei wo? Jetzt im Nachhinein frage ich mich echt, ob ich einen Blackout hatte oder meine Konzentration auch im Geografie Unterricht eine Berg- und Talfahrt war. Denn so ganz genau, wo es liegt, wie weit es weg ist und so weiter wusste ich echt nicht. Allein das war für mich ein Grund, das Angebot anzunehmen. Voller Aufregung erzählte ich später meiner Familie und meinen besten Freunden davor. Und klar, alle freuten sich für mich, aber gleichzeitig hörte ich auch ein bisschen Bedauern in der Stimme, weil ich erstmal für 6 Monate weg wäre.
Ein paar Tage später schickte ich die benötigten Dokumente zurück und damit war es offiziell. Ich würde ab Oktober 2020 nach Nitra in die Slowakei gehen.