Archiv des Autors: Simon Uttenreuther

Familienbesuch

Hallo zusammen! Mein halbes Jahr in Izmir neigt sich immer schneller dem Ende zu und so langsam wird es Zeit Abschied zu nehmen. Von den Kollegen, von Izmir und von der ganzen lockeren Lebensweise in der Türkei. Quasi zum Abschluss meines Aufenthaltes hier habe ich in den letzten beiden Wochen aber nochmal richtig viel Bekanntes und noch mehr Neues gesehen. Denn die  Familie war zu Besuch. Und mit ihr ein Mietwagen, mit dem es zunächst mal für eine Woche an die sehr schöne und ruhige Bucht von Gökova in das Dörfchen Çökertme ging. Von dort aus haben wir jede Menge Besichtigungstouren gestartet. Zu den Ausgrabungen der antiken Städte Priene, Milet und Euromos, den beeindruckenden Ruinen einer gewaltigen Tempelanlage in Didım, in den Dilek Nationalpark bei Kuşadası, das Unterwasserarchäologiemuseum in einer Burg in Bodrum, sowie auf den Basar in Milas (ich hoffe, ich habe nichts vergessen). Dabei kam natürlich auch der Badespaß nicht zu kurz. Zu diesem Zweck waren wir nicht nur im warmen Meer, sondern auch in der kühlen Zeusgrotte am Eingang des Dilek Nationalparkes, in der die Gottesmutter Maria im hohen Alter gebadet haben soll. Heute soll ein Bad darin Schönheit verleihen. Beim Blick in den Spiegel konnte ich aber bisher leider (oder – sind wir mal ehrlich – logischerweise 😀 ) noch keine große Veränderung feststellen.

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Der Tempel von Didyma war eine Orakelstätte und galt als das Delphi Kleinasiens

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Der Dilek Nationalpark

Nach gut einer Woche ging es dann weiter nach Pamukkale, wo man das Naturwunder der Kalksinterterrassen bewundern kann. Dort fließt warmes Thermalwasser einen Abhang herab, wo es durch irgendeine chemische Reaktion strahlend weißen Kalk abgelagert. Im Laufe der Jahrtausende entstanden terrassenartige Becken, die heute so ähnlich wie ein riesiger gefrorener Wasserfall aussehen. Oben am Hang, den man nur barfuß und auf einem fest vorgegebenen Weg betreten darf, liegen die Überreste der antiken Stadt Hierapolis, die, nachdem man die Sinterterrassen quasi im Gänsemarsch in einer großen Touristenhorde hinaufgestiegen ist, erstaunlich ruhig und wenig beachtet sind, aber dennoch einiges zu bieten haben. Am nächsten Tag haben wir auf dem Rückweg nach Izmir einen Abstecher nach Aphrodisias gemacht. Neben den unglaublich lebensechten Skulpturen aus der berühmten Bildhauerschule von Aphrodisias hat mich dort besonders das noch fast vollständig erhaltene Stadion beeindruckt. Dort kann man zwar schon lange keinen Gladiatorenkämpfen und Pferderennen mehr folgen, dafür rennen heutzutage amerikanische Touristengruppen bei gut 40°C Außentemperatur durch die Sonne in der Arena. Naja, für den, der’s mag. Im Anschluss an unsere kleine ,,Rundreise“ habe ich dann ein bisschen Touristenführer gespielt und meine Familie durch Izmir geführt. Das war für mich noch einmal eine tolle Gelegenheit, an all die schönen Ecken in Izmir zu kommen, die mir so gut gefallen. Außerdem war ich noch ein zweites und ein drittes Mal in Ephesus und habe in Sığacık eine schöne Bootstour gemacht.

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Die Kalksinterterrassen von Pamukkale

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Das Stadion in Aphrodisias. Links auf den Rängen sieht man die amerikanischen Athleten während der mitreisenden Motivationsrede des Reiseleiters

Wenn ich jetzt so meinen Freiwilligendienst und meinen Aufenthalt in der Türkei noch einmal Revue passieren lasse, merke ich, dass ich mich zwar auf vieles in Deutschland freue, es mir aber eigentlich am liebsten wäre, wenn ich nur zu Besuch in der Heimat wäre. Ich werde unglaublich viel vermissen. Die Stadt, das Land, seine Leute, das Essen, den Çay, das Wetter, das Meer und die in vielen Dingen ruhigere und entspanntere Lebensweise. Doch all zu lange Zeit zum Selbstmitleid bleibt mir nicht, denn ab Oktober ruft das Studium. Zu diesem Zweck geht’s nach Bonn, wo ich Politik und Gesellschaft und Geschichte studieren werde.

Zum vorerst letzten Mal liebe Grüße aus der Türkei!

Kappadokien

Hallo zusammen! Nach einer gefühlten Ewigkeit melde ich mich hier mal wieder. Und es gibt auch jede Menge zu erzählen.

Vor mittlerweile mehr als drei Wochen war Şeker Bayramı (Zuckerfest), das für die Muslime das Ende des Fastenmonats Ramadan und für mich vier Tage Wochenende bedeutete. An diesem langen Wochenende konnte ich mir einen großen Reisewunsch erfüllen: Kappadokien. Kappadokien ist eine Region im Zentrum der Türkei, in der durch drei Vulkanausbrüche vor millionen von Jahren eine absolut atemberaubende Landschaft entstanden ist. Es gibt äußerst bizarre und einmalige Felsformationen, die einem den Eindruck vermitteln, man befinde sich auf einem völlig anderen Planeten. In viele dieser Felsen haben vor langer Zeit vor allem Christen ganze Städte, viele Kirchen und riesige Klosteranlagen gebaut. Außerdem gibt es auf dem Gebiet Kappadokiens insgesamt über 30 unterirdische Städte, von denen allerdings erst 6 erforscht sind. Es ist einfach nur faszinierend durch eine solche Stadt zu gehen, in dem Wissen, dass hier einst bis zu 5000 Menschen gleichzeitig leben konnten. Ich war mit einem türkischen Reiseunternehmen unterwegs, das sich ein sehr volles und straffes Programm ausgedacht hatte, wodurch ich aber auch extrem viel gesehen habe. Von verschiedenen (Freilicht-) Museen, über eine Teppichweberei bis hin zu regionaltypischem Essen in einem Höhlenrestaurant habe ich (zumindest gefühlt) von allem etwas gesehen, was Kappadokien zu bieten hat. Ansolutes Highlight der Reise war am Sonntagmorgen eine Ballonfahrt während des Sonnenaufgangs über dem Tal von Göreme. Da das ganze eigentlich schon am Samstag geplant war, dann aber wegen zu viel Windes auf Sonntag verlegt werden musste, bin ich zwar zweimal hintereinander um halb vier Uhr morgens aufgestanden, die Müdigkeit war es aber tausendmal wert. Es war ein Erlebnis, das ich wahrscheinlich mein Leben lang nicht mehr vergessen werde. Das Timing war perfekt. Nach ca. 15 Minuten in der Luft ging die Sonne auf. Unter mir die atemberaubende Landschaft, um mich herum hunderte Heißluftballons; da kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das waren eineinviertel Stunden Kinnlade runter. Und weil ich die ganze Schönheit und Faszination Kappadokiens sowieso nicht in Worte fassen kann, lasse ich jetzt mal lieber ein paar Bilder sprechen.

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Diese Felsformation wird Mutter, Vater und Baby genannt

Diese Felsen werden Mutter, Vater und Baby genannt

Im Mausoleum von Hacı Bektaş, einem bedeutenden alevitischen Mystiker

Im Mausoleum von Hacı Bektaş, einem bedeutenden alevitischen Mystiker

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Das wahrscheinlich schönste Polizeibüro der Welt

Das wahrscheinlich schönste Polizeibüro der Welt

Blog1Blog2Blog3Blog5Blog6Blog7Liebe Grüße aus der Türkei!

Sommerferien

Hallo zusammen! Einigermaßen lange ist es her, dass ich hier das letzte Mal etwas geschrieben habe und es ist wieder einiges passiert.

Zunächst einmal bin ich eine Woche nach meinem Georgienaufenthalt umgezogen. Ich wohne jetzt nicht mehr bei meiner Gastfamilie in Urla, sondern bei einer Lehrerin in Güzelbahçe, dem äußersten Stadtteil Izmirs, zur Untermiete. Die Deutsche Schule hat mittlerweile seit eineinhalb Wochen Sommerferien. Davor waren noch zum Schuljahresausklang ein paar schöne Veranstaltungen, wie das Sommerfest, an dem unter anderem mein Märchenfilm, den ich mit den Kindergartenkindern gedreht habe, gezeigt wurde. Ich bin mal ganz unbescheiden der Meinung, dass der Film sich echt sehen lassen kann. Außerdem gab es noch eine kleine Schulhausübernachtung mit den Vorschülern und am letzten Schultag eine große Wasserschlacht auf dem Pausenhof.

Weil ich so ein fleißiger und pflichtbewusster Freiwilliger bin, habe ich mir sogar für die Sommerferien eine Arbeitsmöglichkeit gesucht und diese in Marions Kindergarten, einem anderen deutschen Kindergarten in Güzelbahçe, gefunden. Dort werde ich jetzt vier Wochen lang bis Ende Juli arbeiten. Letzte Woche hatte ich allerdings Urlaub, den ich auch nicht ungenutzt verstreichen ließ, sondern den ich zum Anlass genommen habe, mal wieder ein bisschen Tourist zu spielen.

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Die Ruinen von Teos

Zunächst war ich mit meiner neuen Mitbewohnerin in Teos, südlich von Izmir. Dort gibt es neben schönen Stränden auch ein Ausgrabungsgelände. Zwar ist vom antiken Teos außer ein paar Theatersitzreihen und Säulenresten nicht mehr viel übrig geblieben, aber die Ruinen liegen sehr malerisch mitten in der Natur zwischen Olivenbäumen.

 

 

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Karaburun

Als nächstes war ich dann in Karaburun, einem wunderschönen, kleinen und ruhigen Fischerdorf auf der gleichnamigen wunderschönen, ruhigen Halbinsel am westlichen Ende der wunderschönen Bucht von Izmir (ja, die Region hat’s mir mittlerweile ziemlich angetan 🙂 ). Alleine schon die Hinfahrt war die Reise wert. Rechts der Straße hatte man einen traumhaften Ausblick auf das Meer, links gab es die hügelige Landschaft mit Sträuchern und Olivenbäumen. In der Ortschaft selbst haben einige Izmirer ihre Pensionen für den Sommer, insgesamt ist es aber noch herrlich untouristisch.

Am Dienstag und Mittwoch habe ich dann mal einen Zwei-Tages-Trip gemacht. Erste Station war der Ort Eski Foça, der eine große Vergangenheit besitzt. Denn vor seiner Küste liegen die Sireneninseln, von denen aus die Sirenen der Legende nach versucht haben, den Odysseus mit ihrem Gesang zu verführen. Der Ort selbst ist äußerst sehenswert und war an diesem Tag durch den wöchentlichen Dienstagsmarkt auch sehr belebt.

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Wie die Boote im Hafen von Eski Foça vertäut sind, sieht zwar so recht schön aus, ich frage mich allerdings, wie die Besitzer jetzt auf ihre Boote kommen sollen

Nachmittags ging es dann weiter nach Bergama, dem antiken Pergamon. Dort habe ich in einer kleinen Pension in der schönen Altstadt übernachtet. Am Mittwoch habe ich dann zunächst die Akropolis auf einem Berg oberhalb der Stadt besichtet. Diese ist zwar nicht ganz so spektakulär wie Ephesus (auch weil mit dem großen Altar leider eines der beeindruckendsten und bekanntesten Bauwerke Kleinasiens nicht mehr an seiner originalen Stelle, sondern in Berlin steht), aber nicht weniger interessant. Das Theater und das Trajaneum waren dort für mich die Highlights. Besonders beeindruckend war es auch, zu erfahren, wie es die Römer schafften, eine Wasserleitung den steilen Hang hinauf zu konstruieren, durch die es dort bereits in der Antike fließendes Wasser gab.

Blick von der Pension auf die Akropolis

Blick von der Pension zur die Akropolis

Das Trajaneum

Das Trajaneum

Das Theather

Das Theather

Nachmittags bin ich dann zum Asklepieion, einer bedeutenden antiken Kur-, Heil- und Kultstätte. Dort erhielt man unter anderem einen sehr guten Einblick in damalige Heilmethoden.

Das Asklepieion

Das Asklepieion

Wenn ich mir allerdings überlege, dass eine dieser Methoden war, den Patienten in einen Heilschlaf zu versetzen, anschließend seine Träume zu deuten und die Behandlung danach festzulegen, bin ich doch froh, dass die Medizin heute weiter ist. Am Abend bin ich dann zurück nach Izmir gefahren und war pünktlich zum schönsten Sonnenuntergang, den ich bis jetzt erlebt habe, auf einer Fähre mitten in der Bucht.

Jetzt sitze ich auf der Dachterrasse, dem absoluten Highlight meiner neuen Unterkunft, mit einem kühlen Efes in der Hand (dass sich übrigens auch für einen Franken sehr gut trinken lässt) und einer Katze auf dem Schoß. So lässt sich’s leben!

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Liebe Grüße aus der Türkei!

Georgia on my mind

Hallo zusammen! Ja, Georgia on my mind. Aber nicht das Georgia, das im Jazz gerne besungen wird, sondern das Georgien, das an die Türkei grenzt und in dessen Hauptstadt Tbilisi (den meisten wahrscheinlich eher als Tiflis bekannt) ich die erste Juniwoche verbracht habe. Dort hatte ich nämlich mein Zwischenseminar und damit nicht nur die Möglichkeit, meinen Freiwilligendienst bisher zu reflektieren und ein paar andere Freiwillige zu treffen, sondern auch etwas von diesem schönen Land zu sehen. Das Seminar begann am Montag, geflogen bin ich aber schon am Freitag, um noch das Wochenende ausnutzen zu können. Den ersten touristischen Höhepunkt gab es dann schon bei der Anreise. Denn ich habe meinen achtstündigen Zwischenstopp in Istanbul dazu genutzt, kurz in das historische Stadtzentrum zu fahren, um einen ersten Eindruck von dieser faszinierenden Stadt zu erhalten. Gut, dass Blaue Moschee und Hagia Sophia quasi direkt am selben Platzt stehen. Und obwohl ich aus zeitlichen Gründen nirgendwo richtig hineingehen konnte, hat mich Istanbul schwer beeindruckt und in mir den Wunsch geweckt, wiederzukommen.

Hagia Sophia

Hagia Sophia

Blaue Moschee

Blaue Moschee

Den perfekten Abschluss meiner Istanbul-Stippvisite bildete der Abflug nach Tbilisi in der Nacht, bei dem der Pilot (bestimmt nur für mich) direkt nach dem Start eine große Kurve flog und sich unter mir das Lichtermeer des nächtlichen Istanbul ausbreitete. Ein beeindruckender Anblick. Nach zwei Stunden Flug, erstaunlich gutem Flugzeugessen und einer (für georgische Verhältnisse) völlig überteuerten Taxifahrt kam ich dann mitten in der Nacht bei einer anderen Freiwilligen in Tbilisi an. Nachdem ich mir am Samstag die Stadt hatte zeigen lassen, unternahm ich mit 3 anderen Freiwilligen am Sonntag einen Ausflug in die kleine ehemalige Hauptstadt Georgiens, Mtskheta. Zu besichtigen gab es eine schöne Kirche, ein paar Ruinen und ein Kloster auf einem Berg, von dem aus man einen sehr schönen Ausblick über Mtskheta und Umgebung hatte. Ansonsten gefiel mir die Stadt mit ihren schönen kleinen Backsteinhäusern und den vielen Weinranken.

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Blick vom Kloster

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Kirche von Mtskheta

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Im Laufe des Seminars, das von Montag bis Freitag stattfand, sahen wir dann noch ein bisschen was von Tbilisi, zum Beispiel bei einem kleinen Nachmittagsausflug zum Turtle Lake über der Stadt oder abends, wenn wir noch auf ein paar Gläschen guten georgischen Wein und Chacha, georgischen Wodka, ausgingen. Am Donnerstag war dann mal wieder Ausflugtag. Wir fuhren mit der Marschutka (so heißt der Dolmuş in Georgien) zum David Gareji Kloster, das direkt an der aserbaidschanischen Grenze in viele Höhlen in die Felswand gehauen ist. Es war eine spektakuläre und unglaublich schöne Tour, auf deren Höhepunkt man einen weiten Blick in das angrenzende Aserbaidschan hatte. Die traumhafte Kulisse wurde noch von Greifvögeln, die ihre Kreise über uns zogen, und recht großen Eidechsen, die Liegestütze zu machen schienen, ergänzt. Auch die Tatsache, dass wir uns zwischenzeitlich nicht mehr ganz sicher waren, ob wir nicht versehentlich kurz illegal nach Aserbaidschan eingereist waren, hat diesen Ausflug zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht.

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Der Hauptteil des David Gareji Klosters

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Extrem philosophischer Denkerblick nach Aserbaidschan

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Nachmacher!

Nach dem Ende des Zwischenseminars (bei dem wir übrigens natürlich auch etwas Inhaltliches gemacht haben) war ich dann am Samstag mit drei anderen Freiwilligen zusammen noch auf einem letzten Ausflug zu einem Kloster auf ca. 2200 Metern Höhe im Kaukasus nahe der russischen Grenze. Nach einer sehr abenteuerlichen Fahrt auf einer sehr abenteuerlichen – nennen wir es einmal – Straße war mir dann auch klar, warum unser Taxi ein Geländewagen war. Wenn man dann aber erstmal oben war und es realisiert hatte, dass man tatsächlich noch lebt, war das Kloster, dessen Namen ich leider wieder vergessen habe, auf jeden Fall die Reise wert. Anschließend machten wir dann noch eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall, während der wir ohne Regenschutz von einem ziemlich heftigen Regen- und Hagelschauer überrascht wurden, sodass wir am Ende des Tages ziemlich froh waren, wieder etwas Trockenes anziehen zu können und die Tour sogar ohne Erkältung überstanden zu haben.Kloster In der Nacht ging es dann für mich auch schon wieder mit dem Flieger über Istanbul zurück nach Izmir.
Das Zwischenseminar hat mir allerdings nicht nur die Möglichkeit zu Ausflügen und Gesprächen mit den anderen Freiwilligen in einem wunderschönen Land gegeben, sondern bedeutet auch für mich, dass jetzt Halbzeit ist. Es ist unglaublich, wie schnell diese ersten drei Monate letztendlich vergangen sind und gerade jetzt, wo es mir im Land und in der Einsatzstelle so richtig Spaß macht, kommt mir die verbleibende Zeit ziemlich kurz vor.

Tbilisi

Tbilisi bei Nacht. Die beleuchtete geschwungene Brücke links wird von den Frewilligen vor Ort übrigens liebevoll ,,Die Slipeinlage“ genannt

Das war‘s erst mal wieder. Liebe Grüße aus der Türkei!

Von Çeşme und anderen Abenteuern

Hallo zusammen! Jetzt ist es schon relativ lange her, dass ich hier das letzte Mal was geschrieben habe. Das liegt ein bisschen daran, dass in den letzten beiden Wochen erstmal nicht so viel Spannendes passiert ist.

Ich war immer wieder mal mit meiner Gastfamilie auf kleinen Ausflügen in der Umgebung und ansonsten bin ich zurzeit einigermaßen drin im Alltagstrott. Vorletztes Wochenende habe ich dann mal ein kleines ,,Abenteuer“ gewagt. Ich war beim Friseur. Klingt natürlich nicht wirklich spannend; das war es aber für mich durchaus. Denn leider weiß ich nicht, was auf Türkisch ,,durchgestuft, an den Seiten ein bisschen franzig und es darf ruhig einiges weg“ heißt. Ich konnte lediglich ,,kurz“ sagen und hab dann einfach gehofft. Es war übrigens der erste Friseur bei dem ich je war, der für einen Haarschnitt kaum die Schere verwendet, sondern fast alles mit dem Rasierer macht. Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis aber recht zufrieden.

Am 19. Mai, dem offiziellen türkischen Feiertag der Jugend und des Sports, war dann in der Schule wieder ein richtiges Großereignis. Es fand der alljährliche Sponsorenlauf statt, bei dem die Schüler, Lehrer und Eltern Geld für neue Sportgeräte erlaufen konnten. Ich hatte an diesem Tag die undankbare Aufgabe des Rundenzählers. Dafür, dass man lediglich auf einer Teilnehmerliste Striche für die gelaufenen Runden machen muss, war das eine ziemlich anstrengende Aufgabe, wenn phasenweise fast alle gleichzeitig vorbeiliefen. Ich habe wahrscheinlich mehr geschwitzt als die meisten Läufer. Umso besser, wenn man danach noch in einer der vielen nahen Buchten ein bisschen ins kühle Meer springen kann.

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Olivenbäume in Cesmealti

Olivenbäume in Çeşmealtı

Am letzten Wochenende hab ich dann mal wieder ein bisschen selbst was unternommen. Am Samstag habe ich mich einfach an die Straße gestellt und bin in den nächsten Dolmuş gestiegen, der vorbei kam. So bin ich in Çeşmealtı gelandet, einem schönen ruhigen Ortsteil von Urla am Meer, und habe dort schlendernd und schwimmend den Nachmittag verbracht. Am Sonntag bin ich nach Çeşme gefahren. Çeşme ist einer der Haupturlaubsorte der Region, in dem vor allem viele wohlhabende Izmirer gerne den Sommer verbringen. Es ist eine sehr schöne Stadt mit Hafen, vielen Ausflugsbooten und einer Festunganlage, von der aus man den Ort schön überblicken kann. Im Inneren der Festung ist ein kleines Museum, das die Geschichte Çeşmes

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Çeşme

Blick von der Festung auf den Hafen

Blick von der Festung auf den Hafen von Çeşme

erzählt und vor allem von einer wichtigen Seeschlacht berichtet, die hier im 18. Jahrhundert zwischen Russland und dem Osmanischen Reich stattgefunden hat. Nach einer kleinen Besichtigungstour bin ich dann mit dem Dolmuş zum nahegelegenen Strand von Ilıca gefahren. Leider sind hier die Hotels und Ferienhäuser bis ungefähr 10 Meter ans Meer gebaut, ansonsten ist dieser Strand aber einfach traumhaft. Glasklares Wasser und feiner, sehr heller Sand. Was will man mehr? Und dabei habe ich noch nicht mal die Termalwasserquellen erwähnt, durch die dort an manchen Stellen angeblich bis zu 60° warmes Wasser aus dem Meeresboden sprudelt. Wo diese Quellen allerdings genau sein sollen, habe ich leider nicht herausgefunden, zumal die meisten zu Hotels gehören. Ich bilde mir aber zumindest ein, dass das Wasser in Richtung Hafen, wo eine der Quellen sein soll, etwas wärmer geworden ist. Insgesamt gibt es in dieser Gegend noch so viel zu unternehmen und zu sehen, dass es sicher nicht mein letzter Besuch war.

Strand von Ilica

Strand von Ilıca

Liebe Grüße aus der Türkei!

P.S.: Die Dolmuşvebindungen hier sind wirklich gut und billig. Es kann aber auch recht ungemütlich werden ….. spätestens dann, wenn der sehr kräftig gebaute und sehr verschwitzte Nebenmann meint, seine Schuhe ausziehen zu müssen.

Der Sommer kommt

Hallo zusammen! Es wird Sommer in Izmir! Endlich. Nachdem der April anstelle von Sonne lieber launisches Aprilwetter geliefert und dadurch fast jeden in meiner Umgebung erkältet hat, wird es jetzt pünktlich zum Mai warm. Die Temperatur liegt mittlerweile relativ konstant bei geschätzt 25 Grad Celsius, Tendenz steigend, sodass sich die Ersten schon wieder darüber beschweren, wie unerträglich heiß es auf einmal draußen sei. Das sind im Normalfall dann aber auch die, die den ganzen April mit seinem Scheißwetter verflucht haben und für die es eigentlich gar nicht früh genug Sommer werden konnte. Ich persönlich freu mich einfach nur und stelle fest, dass es ziemlich dumm von mir war, ohne Sonnenschutz für den Kopf in die Türkei zu reisen.

Den 1. Mai, der übrigens auch in der Türkei ein Feiertag ist, habe ich dann mal als Anlass genommen, die Badesaison für mich offiziell zu eröffnen. Ich war am Nachmittag an einem sehr schönen Strand in der Nähe der Deutschen Schule, hab einfach mal die Seele baumeln lassen und bin ein paar Züge in der klaren aber noch recht kühlen Ägäis geschwommen. Der Strand war angenehmerweise nur wenig besucht und deshalb schön ruhig. Für die Ortsansässigen ist es anscheinend (zumindest laut meiner Gastfamilie) unter 30 Grad Außentemperatur noch zu kalt zum Baden. Bei den wenigen Anwesenden habe ich mit meiner supercoolen blauen Abitur-2014-Sonnenbrille und meiner improvisierten Kopfbedeckung wahrscheinlich gleich mal einen bleibenden – weil seltsamen – Eindruck hinterlassen.DSC01127 Deshalb habe ich mir dann am Samstag eine vernünftige Kappe gekauft, war mir aber aufgrund mangelnder modischer Kompetenz meinerseits nicht zu 100% sicher, ob es jetzt unbedingt besser aussieht, bis mir dann ein Kindergartenkind gesagt hat, das sei ,,voll hübsch“.

Unterdessen finde ich es unglaublich, dass jetzt schon ziemlich genau ein drittel meines Aufenthaltes hier vorbei ist.  Die Zeit vergeht wirklich schnell. Ich bin jetzt aber nicht nur rein rechnerisch mittendrin im Freiwilligendienst, sondern fühle mich auch so. Nächste Woche starte ich dann im Kindergarten ein Projekt, bei dem ich mit den Kindern ein Märchen verfilmen möchte. Hoffentlich klappt’s!

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Sommerliche Grüße aus der Türkei!DSC01162

İzmir Doğal Yaşam Parkı

Hallo zusammen! Schon wieder zwei Wochen seit dem letzten Eintrag vergangen. Es ist wirklich erstaunlich wie schnell die Zeit vergeht, während das Wetter nicht so wirklich weiterkommt.

Die Osterferien sind vorbei und der Schul- bzw. Kindergartenalltag hat mich wieder. Dabei war besonders die vergangene Schulwoche alles andere als alltäglich. Da gabs an der Deutschen Schule nämlich ein richtiges Großevent. Die Schule ist im vergangenen Sommer an ihren jetztigen brandneuen Standort umgezogen. Der wurde am Donnerstag ganz offiziell eingeweiht und das wurde groß gefeiert. Darauf haben sich Lehrer, Erzieher und vor allem die Kinder wochenlang vorbereitet. Es wurden Tänze, Lieder und Sketche eingeübt und im offiziellen Teil am Vormittag aufgeführt. Anwesend waren neben Eltern und Personal alle wichtigen Personen, vom Schulvorstand bis zum Leiter der Deutschen Schule Ankara, nur der Schulpate – namentlich Mesut Özil – nicht. Darüber war dann doch der ein oder andere Schüler (allen voran mein kleiner Gastbruder) etwas enttäuscht. Zum Abschluss war am Abend im Sporthallen-Zelt (ja, unsere Sporthalle ist ein Zelt) noch eine Disco. Atemlos goes Türkiye!

Nach einer windig-kühlen Woche hab ich am letzten Sonntag dann mal wieder bei herrlichem Wetter einen kleinen Ausflug gemacht. Ich bin in den İzmir Doğal Yaşam Parkı, den kleinen aber feinen Zoo von Izmir auf der nördlichen Seite der Bucht, gegangen. Dort gibt es hauptsächlich die klassischen Zootiere, wie Löwen, Zebras, Elefanten, Tiger und natürlich Prachtärsche im Paviangehege. BesondeDSC00899rs pfiffig fand ich die Erdmännchen, die aber in Izmir leider seltsamer Weise kein Fränkisch sprechen 😀 (siehe YouTube). Insgesamt ist aber alles recht klein und nicht übermäßig beeindruckend, wäre da nicht noch der Tropencenter. Der war den Besuch auf jeden Fall wert. Viele verschiedene Urwaldpflanzen und das ein oder andere exotische Tier vermitteln einem tatsächlich ein bisschen das Gefühl in einem Regenwald zu sein. Außerdem gibt es dort viele verschiedene Reptilien, wie Krokodile, Echsen, Geckos und (teilweise auch sehr große) Schlangen zu bestaunen.

 

Das wars erstmal wieder. Liebe Grüße aus der Türkei!

 

Erstes Mal Ephesus

Hallo zusammen! Wieder eine Woche vorbei und wieder ist einiges passiert. Zunächst einmal habe ich die zweite Hälfte meines Sprachkurses absolviert und bin jetzt zumindest in der Lage, mit viel Konzentration einfache Sätze zu bilden. Um richtig Türkisch sprechen zu können haben 30 Stunden Unterricht natürlich nicht gereicht, dafür ist das Türkische einfach zu kompliziert und dem Deutschen zu weit entfernt. Ich habe jetzt aber mal ein kleines Fundament, auf dem ich hoffentlich in meinen restlichen fünf Monaten in Izmir aufbauen kann. Außerdem ist es schonmal was wert, wenn man fragen kann, ob man im richtigen Bus sitzt.

Das Wetter war die ganze Woche über sehr bescheiden. Viel Regen, Wind und recht kühl (zum Glück kann man bei so einem Wetter auf einmal an jeder Straßenecke in Izmir einen Regenschirm kaufen 🙂 ) . Angeblich war das dieses Jahr nicht nur der kälteste Winter, sondern auch schon jetzt der kälteste April, den Izmir je erlebt hat. Es soll sogar letzte Woche mancherorts in der Umgebung nochmal geschneit haben. Ob man sich da dann auf einmal überall Schneeschaufeln kaufen kann? Ich weiß es nicht.

Am Samstag war es dann aber richitg schön und deshalb habe ich die angenehmen Temperaturen bei strahlendem Sonnenschein dazu genutzt das antike Ephesus zu besichtigen. Wow! Ich habe den Titel dieses Blogeintrags bewusst so gewählt, weil ich nicht denke, dass das mein einziger Ephesusbesuch war. Dieser Ort sieht mich bestimmt wieder. Die Eintrittspreise sind zwar leider wohl die höchsten der Türkei, damit aber trotzdem nicht höher, als sie in Deutschland wären. Und die Sache ist ihr Geld allemal wert. Von Izmir aus bin ich erstmal mit dem Zug nach Selçuk gefahren, ein schönes kleines Städtchen, dass wahrscheinlich den Großteil seiner Einnahmen durch Ephesus-Touristen erzielt. Von dort aus bin ich zur ca. 3 km entfernten Ausgrabungsstätte gelaufen, um unterwegs einen kleinen Abstecher zum Artemision, einem der sieben Weltwunder der Antike, zu machen. Davon ist allerdings außer ein paar Steinen leider nicht mehr viel übrig geblieben.

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Die traurigen Überreste des Artemisions

Ephesus selbst ist einfach nur beeindruckend und hochinteressant. Wenn man durch die Straßen läuft und um sich herum die Ruinen sieht, kann man sich richtig gut vorstellen, wie es hier früher einmal ausgesehen hat und wie beeindruckend die gesamte Stadt auf die Menschen jener Zeit gewirkt haben muss. Ob es die großen öffentlichen Bauten wie das monumentale Theater und die berühmte wieder aufgerichtete Fassade der Celsus-Bibliothek sind, oder aber die kleineren am Hang errichteten Privathäuser, in denen man einen tollen Einblick in das private Alltagsleben erhält, es gibt unglaublich viel zu erfahren und zu entdecken. So habe ich letztendlich viele Dinge, die ich mir eigentlich noch ansehen wollte, wie das Haus der Maria oder die Grotte der Sieben Schläfer (nein, das ist kein Rechtschreibfehler), aus zeitlichen Gründen gar nicht mehr besichtigen können. Auch das Ephesus-Museum und die Johannesbasilika in Selçuk stehen noch auf meiner Liste. Nach meiner ausführlichen Besichtigung ging es dann mit dem Dolmuş (auch der ist hier etwas teurer als anderswo) zurück nach Selçuk und mit dem Zug wieder nach Izmir, sodass ich rechtzeitig zum vierten Viertel des Pokalhalbfinales Bamberg – Berlin wieder zu Hause war. Der perfekte Abschluss!

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Das Theater von Ephesus

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Die Celsus-Bibliothek

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Einen guten Rutsch!

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Das ist der Wegweiser zu einem Bordell. Hinein durfte nur, wessen Fuß groß genug war, um den eingeritzten Abdruck zu verdecken. So funktionierte Jugendschutz in der Antike!

Viele Grüße aus der Türkei!

Ausfallerscheinungen

Hallo zusammen! Keine Sorge, der Titel bezieht sich nicht auf mich, dafür aber auf die gesamte Türkei. Denn das Ereignis, dass in der letzten Woche die Menschen hier in Massen auf die Straßen geführt hat war nicht etwa eine sportliche oder politische Veranstaltung, sondern ein Stromausfall. Am Dienstag war fast im gesamten Land und damit auch in Izmir der Strom den halben Tag lang weg. Blöd, wenn man da eigentlich mit der Metro fahren wollte. Nun hat Izmir trotz seiner knapp 3 Millionen Einwohner schon nur eine S- und eine U-Bahnlinie, die auch immer rappelvoll sind. Wenn die dann zur Hauptverkehrszeit nicht fahren ….. ich habe noch nie so viele Menschen an einer Bushaltestelle gesehen! Ich war leider in diesem Moment zu gestresst, um Fotos zu machen, denn ich habe gedacht ich finde nie den richtigen Bus (Busfahrpläne gibt es hier nicht). Am MIttwoch gab’s dann bei mir zuhause und in der Nachbarschaft fast den ganzen Tag kein Wasser und abends war nochmal 10 Minuten Stromausfall. Die Gründe für all das sind (zumindest mir) noch unbekannt; die Spekulationen reichen von Hackerangriffen bis zu schlechtem Wetter in Bulgarien.

Finde den Fehler

Der Fehler bei dieser deutschen Flagge hat nichts mit dem Stromausfall zu tun. Vielmehr handelt es sich hierbei vermutlich um die mentale Ausfallerscheinung eines Menschen.

 

Insgesamt war es auch ansonsten eine ereignisreiche Woche für mich. Ich nehme derzeit zusammen mit zwei anderen Deutschen an einem Türkischkurs teil und merke nach der ersten Hälfte, dass ich zumindest schon viel mehr von dem verstehe, was um mich herum so gesagt wird. Die Sprachschule befindet sich in einer großen Fußgängerzone im sehr lebendigen Stadtviertel Alsancak. Auf den Fahrten dorthin habe ich nun schon ein paar Mal den Dolmuş genommen.  Dolmuşe sind Kleinbusse, die eine bestimmte Route abfahren, auf der man den Fahrer jederzeit zum Anhalten auffordern kann, um ein- oder auszusteigen. Das kann durchaus spannend werden, wenn man noch kein Türkisch spricht und sich in Izmir noch nicht so gut auskennt. Vormittags ist Unterricht, nachmittags wird die Stadt mit den anderen beiden näher erkundet – auch kulinarisch. So habe ich jetzt schon viele verschiedene typisch türkische Gerichte gegessen und einiges von Izmir gesehen. Von Alsancak aus sind wir beispielsweise mit der Fähre über die Bucht in das nördliche Viertel Karşıyaka gefahren und haben dort das Grab von Atatürks Mutter gesehen, das wie alles, was mit Atatürk zu tun hat, eine Nummer größer ist als normal. Wir sind durch den großen Bazar von Izmir im Stadtteil Kemeraltı gelaufen (zumindest zum Teil. Man könnte da wahrscheinlich einen ganzen Tag lang rumlaufen.)

Der Bazar in Kemeraltı

Der Bazar in Kemeraltı

und haben einen Spaziergang durch den Kültürpark (klingt komisch, heißt aber so 🙂 ) gemacht. Die beiden Highlights waren für mich aber Asansör und Kadifekale. Der Asansör ist ein Aufzug in einem Turm, der das höher gelegene Wohnviertel Halil Rifa Paşa mit dem ehemals jüdischen Viertel Karataş auf Meereshöhe verbindet. Oben angekommen, hat man einen eindrucksvollen Blick über Bucht und Stadt, weswegen jedes Brautpaar in Izmir diesen Ort als Kulisse für Hochzeitsfotos wählt. Kadifekale ist der Burgberg und die Akropolis des antiken Smyrna. Man hat von den Ruinen einen noch beeindruckenderen Rundumblick über ganz Izmir.

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Was die Amerikaner können, das können wir auch: Die türkische Version von Mount Rushmore 🙂

 

Abschließend kann ich also sagen, dass ich nun Izmir nicht mehr nur schön, sondern richtig wunderschön finde. Frohe Ostern und bis zum nächsten Mal!

Erkundungen

Hallo zusammen! Mein letzter Blogeintrag ist ja jetzt schon über eine Woche und mindestens 10 Liter Tee her, und ich habe in der Zwischenzeit wieder einiges erlebt.

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Der Uhrturm ist das Wahrzeichen Izmirs

Zunächst einmal habe ich den letzten Sonntag dazu genutzt, nach Izmir reinzufahren und mir die Stadt ein bisschen anzuschauen. Ich habe meine kleine Erkundungstour am Uhrturm, dem Wahrzeichen Izmirs, gestartet und bin von dort aus zu den Ruinen der von Alexander dem Großen gebauten Agora gelaufen. Die liegen mitten in der Stadt an einer großen, viel befahrenen Straße, was hat mich ein bisschen an Rom erinnert hat. Izmir ist eine schöne Stadt mit seinen zum Meer hin offenen Plätzen, der Mischung von alten und modernen Gebäuden und den kleinen Seitenstraßen, die teilweise genau so aussehen, wie man sich eine Seitenstraße im Orient vorstellt. Was mir aber an Izmir fast am besten gefallen hat, sind die Blog3Menschen, die viel offener und gastfreundlicher sind als in Deutschland. Es genügt, irgendwo zu stehen und ein wenig ratlos zu gucken – schon kommt jemand auf einen zu und fragt, ob er helfen kann, oder bietet sogar eine kostenlose Stadtführung an, weil er gerade nichts Besseres zu tun hat. In diesem Fall habe ich dann aber dankend abgelehnt. An diesem Tag war die Stadt außerdem voller Kurden, die in traditionellen Gewändern Fahnen schwenkend, laut singend und hupend durch die Straßen gefahren sind und anscheinend ihr Neujahrsfest vom Vortag nachgefeiert haben.

Am Donnerstag war ich dann wieder fast den ganzen Tag in Izmir, diesmal allerdings um bei der Ausländerbehörde mein Ikamet zu beantragen. Das Ikamet ist eine Aufenthaltsgenehmigung, die ich unter anderem brauche, um während der Gültigkeitsdauer meines Visums mehrfach in die Türkei einreisen zu können. Die Beantragung war mit viel Warterei und Lauferei von Behörde zu Behörde verbunden, aber letztendlich hat alles geklappt.

An der Deutschen Schule habe ich mittlerweile endlich einen Plan, wie die nächsten Wochen aussehen werden. Meine Hauptarbeit wird im Kindergarten sein, in dem ich an drei Tagen pro Woche arbeite. Insgesamt sieht dadurch mein Aufgabenfeld zwar etwas anders aus, als ich mir das im Voraus vorgestellt habe, es macht aber trotzdem viel Spaß und falls der Spaß einmal vergehen sollte, kann ich das auch in Absprache mit meiner Ansprechperson ändern. Die Fahrten im Servicebus zur Schule finde ich auch recht amüsant. Jedes Mal fängt im Laufe der Fahrt ein Kindergartenkind an, ein Lied über einen gewissen Ali Baba zu singen, der anscheinend viele Tiere hat. Die werden im Lied der Reihe nach imitiert. Der Busfahrer fängt dann immer herzlich zu lachen an, singt manchmal sogar mit und sieht dabei mit seinen grauen Haaren und seinem weißen Schnauzbart aus wie Ali Baba persönlich.

Am letzten Freitag war ich dann noch mit der Grundschule auf Wandertag am Meer. Die Wanderung ging Blog4durch Blumenwiesen an der Küste entlang und es war trotz jeder Menge Dornen und Ziegenkacke ein sehr schöner Ausflug.

Die nächsten zwei Wochen hat die Schule jetzt Osterferien, die ich dazu nutzen werde, einen Türkischsprachkurs in Izmir zu belegen (falls das mit der Anmeldung geklappt hat). Ich habe außerdem fest vor, einen Tagesausflug nach Ephesos zu unternehmen, solange die Sonne dort noch nicht so gnadenlos brennt wie im Sommer.

Viele Grüße aus der Türkei!

P.S.: Die Schule und die Häuser außenrum hatten übrigens fast eine Woche lang weder Internet-, noch Telefonverbindung, weil irgendjemand die Leitungen geklaut hat … auf die Idee muss man erstmal kommen 🙂