Archiv für den Monat: März 2015

Erkundungen

Hallo zusammen! Mein letzter Blogeintrag ist ja jetzt schon über eine Woche und mindestens 10 Liter Tee her, und ich habe in der Zwischenzeit wieder einiges erlebt.

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Der Uhrturm ist das Wahrzeichen Izmirs

Zunächst einmal habe ich den letzten Sonntag dazu genutzt, nach Izmir reinzufahren und mir die Stadt ein bisschen anzuschauen. Ich habe meine kleine Erkundungstour am Uhrturm, dem Wahrzeichen Izmirs, gestartet und bin von dort aus zu den Ruinen der von Alexander dem Großen gebauten Agora gelaufen. Die liegen mitten in der Stadt an einer großen, viel befahrenen Straße, was hat mich ein bisschen an Rom erinnert hat. Izmir ist eine schöne Stadt mit seinen zum Meer hin offenen Plätzen, der Mischung von alten und modernen Gebäuden und den kleinen Seitenstraßen, die teilweise genau so aussehen, wie man sich eine Seitenstraße im Orient vorstellt. Was mir aber an Izmir fast am besten gefallen hat, sind die Blog3Menschen, die viel offener und gastfreundlicher sind als in Deutschland. Es genügt, irgendwo zu stehen und ein wenig ratlos zu gucken – schon kommt jemand auf einen zu und fragt, ob er helfen kann, oder bietet sogar eine kostenlose Stadtführung an, weil er gerade nichts Besseres zu tun hat. In diesem Fall habe ich dann aber dankend abgelehnt. An diesem Tag war die Stadt außerdem voller Kurden, die in traditionellen Gewändern Fahnen schwenkend, laut singend und hupend durch die Straßen gefahren sind und anscheinend ihr Neujahrsfest vom Vortag nachgefeiert haben.

Am Donnerstag war ich dann wieder fast den ganzen Tag in Izmir, diesmal allerdings um bei der Ausländerbehörde mein Ikamet zu beantragen. Das Ikamet ist eine Aufenthaltsgenehmigung, die ich unter anderem brauche, um während der Gültigkeitsdauer meines Visums mehrfach in die Türkei einreisen zu können. Die Beantragung war mit viel Warterei und Lauferei von Behörde zu Behörde verbunden, aber letztendlich hat alles geklappt.

An der Deutschen Schule habe ich mittlerweile endlich einen Plan, wie die nächsten Wochen aussehen werden. Meine Hauptarbeit wird im Kindergarten sein, in dem ich an drei Tagen pro Woche arbeite. Insgesamt sieht dadurch mein Aufgabenfeld zwar etwas anders aus, als ich mir das im Voraus vorgestellt habe, es macht aber trotzdem viel Spaß und falls der Spaß einmal vergehen sollte, kann ich das auch in Absprache mit meiner Ansprechperson ändern. Die Fahrten im Servicebus zur Schule finde ich auch recht amüsant. Jedes Mal fängt im Laufe der Fahrt ein Kindergartenkind an, ein Lied über einen gewissen Ali Baba zu singen, der anscheinend viele Tiere hat. Die werden im Lied der Reihe nach imitiert. Der Busfahrer fängt dann immer herzlich zu lachen an, singt manchmal sogar mit und sieht dabei mit seinen grauen Haaren und seinem weißen Schnauzbart aus wie Ali Baba persönlich.

Am letzten Freitag war ich dann noch mit der Grundschule auf Wandertag am Meer. Die Wanderung ging Blog4durch Blumenwiesen an der Küste entlang und es war trotz jeder Menge Dornen und Ziegenkacke ein sehr schöner Ausflug.

Die nächsten zwei Wochen hat die Schule jetzt Osterferien, die ich dazu nutzen werde, einen Türkischsprachkurs in Izmir zu belegen (falls das mit der Anmeldung geklappt hat). Ich habe außerdem fest vor, einen Tagesausflug nach Ephesos zu unternehmen, solange die Sonne dort noch nicht so gnadenlos brennt wie im Sommer.

Viele Grüße aus der Türkei!

P.S.: Die Schule und die Häuser außenrum hatten übrigens fast eine Woche lang weder Internet-, noch Telefonverbindung, weil irgendjemand die Leitungen geklaut hat … auf die Idee muss man erstmal kommen 🙂

 

 

Erster Eindruck

Hallo zusammen! Nach 10 Tagen Vorbereitungsseminar und meinen ersten Tagen in der Türkei wird es nun wohl langsam Zeit für meinen ersten Blogeintrag.

Wie ich schon erwähnt habe, habe ich zunächst 10 Tage mit 157 anderen kulturweit-Freiwilligen am wunderschönen Werbellinsee in der Nähe von Berlin verbracht. Es war toll, mal die Anderen kennenzulernen und eine gute Einstimmung auf die Zeit im Ausland. Und gerade als mir der Kopf vor lauter Nachhaltigkeit, fairem Berichten und Transkulturalität zu schwirren begann, war es auch schon wieder vorbei. Und das bedeutet jetzt geht’s erst richtig los! Denn nach knapp drei Stunden Flug und ca einer halben Stunde im Auto bin ich in Urla – etwas außerhalb von Izmir – bei meiner Gastfamilie angekommen. Urla ist zwar offiziell eine Stadt mit ungefähr 42.000 Einwohnern; diese verteilen sich aber auf viele verschiedene Ortsteile, die im Prinzip jeweils kleine Dörfer sind und meistens nicht wirklich zusammenhängen. Das hat zur Folge, dass meine Einsatzstelle zwar im gleichen Ort liegt, ich dorthin allerdings trotzdem etwa 30 Minuten im schuleigenen Fahrservice-Bus unterwegs bin. Dafür eine sehr ruhige Gegend.

Die Deutsche Schule Izmir, an der ich die nächsten knapp 6 Monate arbeiten werde, ist klein aber wunderschön. Ich bin sehr nett empfangen worden und fühle mich eigentlich recht wohl. Leider war meine Ansprechperson an meinen ersten beiden Tagen krankheitsbedingt nicht anwesend, sodass ich noch keinen konkreten Plan habe, wie meine Arbeit hier genau aussehen wird. Ein Schwerpunkt wird aber auf jeden Fall die Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag sein. Außerdem soll ich an zwei bis drei Tagen im Kindergarten aushelfen und mich freitags um die Schulbibliothek kümmern.

Mittlerweile konnte ich auch schon ein bisschen was über die türkische Lebensweise erfahren. Ich möchte aber betonen, dass das Folgende mein persönlicher Eindruck ist, den man nicht verallgemeinern sollte.

Zunächst einmal habe ich schon gefühlt 10 Liter Tee getrunken, der einem hier bei jeder Gelegenheit angeboten wird. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich in meinem Leben schon einmal so regelmäßig und so viel Jogurt gegessen habe wie seit meiner Ankunft in der Türkei. Jogurt gibt es zu fast jedem Gericht, und irgendwie passt es da dann auch immer dazu. Überhaupt kann ich sagen, dass es sich mit der türkischen Küche durchaus gut leben lässt. Meine Gastfamilie war mit mir in einem traditionellen türkischen Restaurant, das zwar eine Mischung aus Zelt und Wellblechhütte war, mit einem fließenden Übergang von Küche zu Gastraum, in dem die Atmosphäre aber dennoch sehr angenehm und gemütlich und das Essen ziemlich gut war.

Nachdem ich bereits viel im Auto unterwegs war, habe ich den Eindruck, dass die Verkehrsregeln zwar wahrgenommen werden, man das Ganze aber vor allem Hinblick auf rote Ampeln nicht ganz so ernst nimmt. Außerdem wird leidenschaftlich gerne gehupt.

Das war jetzt mal so mein erster Eindruck und ein kleines Zwischenfazit.

Viele Grüße aus der Türkei!