Suzhou – Venedig des Ostens

Eine Seltenheit in China: Statt aufstrebender Hochhäuser bestimmen in Suzhou, einer kleineren vorgelagerten Stadt, nahezu unveränderte Tempelanlagen, Gärten und Kanäle den Stadtkern, denn im Gegensatz zu Shanghai kann Suzhou auf eine rund 2500-jährige Geschichte zurückblicken.

Beliebtes Foto-Motiv

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Den Ruf als „Paradies auf Erden“ erwarb die Stadt durch ihre wohlhabende Bevölkerung: Nicht wenige Mandarine und Kaufleute beschäftigten Künstler, um sich einen angemessenen Ruhesitz zu schaffen. So bringt es beispielsweise der „Garten der Politik des einfachen Mannes“ auf über 50.000m² und gehört damit zu den vier berühmtesten Gärten Chinas. Nach dem klassischen Ideal ist er eine Miniaturlandschaft, frei von jeder Beliebigkeit. Früheren Gelehrten soll die Konzeption des Zusammenspiels von Pflanzen, Teichen, Felsen, Brücken und Bauwerken eine herausfordernde Aufgabe gewesen sein – uns Großstadtbewohner erfreut vor allem die Stille und die Natur. Selbst die leiernde Lautsprecher-Musik scheint an diesem Ort zur Entspannung beizutragen.

Sieht man von den penetranten Anbietern von Stadt-Touren ab, so kann man tatsächlich etwas wie Ursprünglichkeit verspüren. Besonders im Vergleich zu Shanghai, Schließlich bestechen die dortigen vergleichbaren Gärten zumeist mit Beton-Elementen, einem unübersehbaren Ölfilm auf den Gewässern und dem ewigen Lärm von diversem Baugerät.

Doch auch Suzhou kann mit modernster Architektur aufwarten: Der Architekt der Louvre-Pyramide schuf die Räumlichkeiten für das hiesige Museum. Handwerkskunst aus Bronze, Jade, Porzellan und Textilien zeugen von einer früheren Hochkultur und kosten noch nicht einmal Eintrittsgeld. Anstellen und ein Ticket erhalten muss man allerdings trotzdem – in dieser Hinsicht sind die Chinesen noch pingeliger als selbst die Deutschen.

Elfenbein-Schnitzerei im Suzhou-Museum

Elfenbein-Schnitzerei im Suzhou-Museum

Pagode

Pagode

Eine überaus denkwürdige Rikscha-Fahrt brachte uns später zum „Tempel des Geheimnisses“, einer daoistischen Anlage. In Ermangelung eines Taxis wendeten wir uns einem eifrigen Rikscha-Fahrer zu, der schnell einwilligte, uns an unser Ziel zu bringen. Dass das wackelige Gefährt mit vier Personen hoffnungslos überladen war und dem Fahrer wohl einen Herz-Kollaps bescheren würde, begriffen wir spätestens, als wir (ohne Bremse) im Gegenverkehr eine Hauptstraße entlangfuhren. Eine ähnliche Erkenntnis schien auch den Fahrer ereilt zu haben, jedenfalls verkündete dieser nach einem Bruchteil der Strecke, wir hätten das Ziel erreicht.

Immerhin: Der Ausblick von der 76m hohen achteckigen Nordtempel-Pagode reicht bis zu den umgebenden Hochhäusern und die weitläufige Anlage bietet Einblicke in das Zeremoniell der Mönche und der Betenden.

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Eine Antwort zu Suzhou – Venedig des Ostens

  1. Jogi sagt:

    Hey Felix,

    du hast da ja echt n Blog der Extraklasse aufgezogen! Die Fotos sind wirklich wirklich hammergut…..ich würde mal behaupten: du hast den BLICK;)…..

    Ganz lieben Gruß aus Kiel

    Jogi

    P.S. es ist wieder eine Extremwanderung in Planung…..

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