Die (ohnehin unwichtige) Antwort des Gegenübers abwarten, ein altkluges Gesicht aufsetzen und mit gebührendem Nachdruck antworten: „Nein, es war die Natur!“
Wo man solche Bonmots von Zehnjährigen zu hören bekommt? Natürlich auf der DAAD Kinderuni Shanghai.
In der nunmehr sechsten Auflage bekommen Schüler Einblicke in die universitäre Forschung, um bereits frühzeitig ein akademisches Interesse zu entwickeln – ein Ansatz, der mittlerweile Leuchtturmcharakter hat und politisch gefördert wird. Insofern erklärt sich auch die Anwesenheit von professionellen Kameramännern und Fotografen für die abschließende Hochglanzbroschüre; schließlich funktionieren solche Projekte nach dem Prinzip „Gutes tun und darüber reden“.
Nach intensiver Vorbereitung, in deren Verlauf Banner, Urkunden und T-Shirts in den Werder-Farben entstanden und „Spontaneität“ zum Reizwort des gesamten Büros wurde, trafen also 46 Schüler im Bremen-Pavillon auf dem Expo-Gelände ein – fast ein Heimspiel also. Paritätisch aus Schülern der Deutschen Schule Shanghai und einer chinesischen Schule in Wuxi zusammengesetzt, um den Charakter der deutsch-chinesischen Partnerschaft zu betonen, gab es zunächst Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen. Wie es der Zufall wollte, war Nico, ein weiterer kulturweit-Freiwilliger, als Betreuer aus Wuxi angereist und konnte den Verständigungsschwierigkeiten entgegenwirken.
Die bilingualen Vorträge des Oldenburger Oberbürgermeisters und der Uni Bremen zum Thema Wissensmanagement bildeten den Rahmen für den anschließenden interaktiven Rundgang zu den Exponaten. Allgegenwärtig auch hierbei: Das Mantra von Klimaschutz, erneuerbaren Energien und Nachhaltigkeit; allerdings nicht ohne die an der Innovation (und am Sponsoring!) beteiligten Unternehmen explizit zu erwähnen. Das eifrige Niederschreiben der Informationen wurde alle sieben Minuten vom durchdringenden Pfiff meiner Trillerpfeife unterbrochen, um dann beim darauf folgenden Quiz von Nutzen zu sein: Abgesehen von der originellen Idee, die fernab der Küste gewonnene Windenergie per Schallwellen zu übertragen, konnten die Kinder etwa die Vorteile des Car-Sharings präzise auflisten.
Doch was wäre eine solche Verantaltung ohne Berücksichtigung des leiblichen Wohls? Geradezu klischeehaft deutsch wurden also im Hamburg-Haus Würstchen mit Kartoffelbrei und Sauerkraut serviert. Während Messer und Gabel mit einigen skeptischen Blicken seitens der chinesischen Schüler quittiert wurden, hatten wir Deutsche mit der plötzlichen Sehnsucht nach heimischer Kost zu kämpfen.
Derartig gestärkt, ertrugen wir auch die disneyfizierte Slapstick-Variante der Bremer Stadtmusikanten, in der nicht nur das Expo-Maskottchen (man munkelt, es sei einer Zahnpasta-Werbung entlaufen), sondern auch der Transrapid ihre Auftritte hatten. Erwartungsgemäß rundum verstörend; außerdem war der Hund krank. Nach ihrer Erlösung durften die Kinder auf der anderen Seite des Huangpu im Atelier Sebastian Heiners an der „Energie-Malperformance Drachenflug“ teilnehmen. Zunächst zögerlich, dann jedoch mit zunehmendem Elan wurden die Bildnisse vierer Drachen gepinselt, gekleckert und gespritzt – je unkonventioneller die Methode, desto besser.
Den Schlusspunkt für uns Mitarbeiter bildete die grandiose Aussicht vom Dach des Ateliers, vor den Umrissen der Stadt, denn nur silhouettenhaft zeichneten sich der Oriental Pearl Tower und das World Financial Center im Dunst Shanghais ab. Befreit von jeglicher Anspannung verlebten wir in gelöster Stimmung die (be-)rauschenden Feierlichkeiten des Generalkonsulates zum Tag der Deutschen Einheit.
Moin Felix!
Obwohl wir schon ne Menge mit unserem eigenen Blog zu tun haben, werfen wir immer wieder gerne einen Blick auf deinen Blog! Liest sich echt interessant und die Fotos – á la Bonheur!;)
Bitte weiterhin so starke Artikel und lass dir nicht in die Suppe spucken! 😛
Deine größten Fans, Bene und Stefo
p.s. vielleicht bietet sich ja bald mal die Möglichkeit für einen Skype?!
He Felix,
macht Spaß deine Posts zu lesen und die Fotos zu sehen. Das alles ist so fremd, so bunt und schön, dass es Teil einer Bildreportage sein könnte, deren Bilder man gemächlich im Sessel betrachten kann, während sich trotz der Entfernung ein Gefühl von Aufregung und direktem Dabeisein einstellt. Danke dafür.
Liebe Grüße auch von den anderen!
Pia
Ach ja; deine Haare sind lang geworden.
Hey Felix!
Ich stoße gerade zum ersten Mal auf deinen Blog und muss sagen, Name und Header finde ich erst mal richtig klasse – Artikel auch, zumindest das, was ich bisher gelesen habe. Vor allem die Fotogallerien finde ich echt schön. Vielleicht sollte ich auch ein paar mehr Fotos reinstellen.
Beste Wünsche für deinen weiteren Aufenthalt und viele interessante Erfahrungen zum darüber berichten 😉
Beste Grüße
David