Samstag, 18. September 2010, Shanghai Pudong International Airport, 10.35 Uhr: Ich verlasse das doppelstöckige Langstreckenflugzeug und werde verschlungen von der längsten Gangway. Würzige Luft dringt durch die Konstruktion und ich kann die 35°C heiße Außenluft erahnen.
Die Koffer habe ich schnell beisammen und ich durchschreite langsam die Menschenmenge, den Blick unablässig auf die vielen Schilder gerichtet, mit denen Hostessen und Reisegruppenleiter um Aufmerksamkeit buhlen. Eine halbe Stunde und viele chinesische und japanische Gesichter später stellt sich mir Julia Mink, die Sprachassistentin vom DAAD, vor und wir besteigen zusammen eines der zahlreichen Taxis. Ohne Gurte zum Anschnallen geht es in halsbrecherischer Fahrt zu der Adresse, die wir dem Fahrer bislang nur in schriftlicher Form mitteilen können. Die Fahrt auf der vierspurigen Haupteinfallstraße in die Innenstadt ist kompetitiv und führt am Expo-Gelände über den Huangpu.
Am Zielort, der ehemaligen WG meiner Vorgängerin, treffe ich auf eine mir bis dahin unbekannte Französin, die mich und mein Gepäck freundlich in Empfang nimmt. Erleichtert um 46kg besorge ich Bargeld und erstehe unter Einsatz zahlreicher Gesten eine Metro-Karte.
Tatsächlich ist die Metro, an deren Eingängen je zwei Polizisten stehen, moderner als alle anderen, die ich bisher gesehen habe: Die Karte besitzt einen RFID-Chip und so kommen wir schnell am People’s Square, einer der meistfrequentierten Stationen, an.
Schon hier wird das vorherrschende Charakteristikum dieser Stadt, ihre Widersprüchlichkeit, deutlich: In unmittelbarer Umgebung hoch aufragender Wolkenkratzer findet sich an diesem Platz ein idyllischer Park, bepflanzt mit allerlei südlichen Gewächsen. Konterkariert wird die erholsame Atmosphäre dieser Oase allerdings durch die unbeschreiblichen Menschenmassen, die hier flanieren. Viele der überwiegend älteren Besucher gehen übrigens einer anderen Beschäftigung nach, wie mir ein freundlicher Chinese zu berichten weiß. Es handelt sich um eine Kontaktbörse, bei der Eltern versuchen, einen geeigneten Partner für ihre Sprösslinge auf den ausgehängten Steckbriefen zu erhaschen. Prompt kommt denn auch die Frage nach meiner Haltung den chinesischen Frauen gegenüber; mein Alter von 20 Jahren disqualifiziert mich jedoch als ernsthaften Bewerber.
Nach dieser Begebenheit geht es entlang der touristischen Haupteinkaufsstraße Nanjing Lu in Richtung Bund.
Diese Stadt ist der blanke Wahnsinn.
Tausende von Menschen, ein Hupen, ein Schnattern, zahllose Fast-Food-Ketten und Armadas von Motorrädern – das alles vor der Kulisse der neoklassizistischen Gebäude und nahezu mediterranem Flair. Mit diesem imposanten Hintergrund öffnet sich irgendwann der Blick auf die Skyline von Pudong: Vergesst alle Panorama-Fotos im Internet! Unter blauem Himmel glitzern irrwitzig hohe Gebäude in allen Farben und spiegeln die untergehende Sonne, die wiederum im Huangpu reflektiert wird. Ein unbeschreiblicher Anblick! Höchste Euphorie!
Nach einem kurzen Aufenthalt in der chinesisch-beengten Wohnung meiner Kollegin lassen wir den Abend in einem kleinen Restaurant ausklingen. Trotz mangelnder Übung erreiche ich mit den metallenen Stäbchen einen befriedigenden Sättigungsgrad und auch den Rückweg quer durch die Stadt finde ich problemlos.
Nach diesem Tag ist selbst der gefürchtete Jetlag zu erschöpft, um meinen Schlaf zu stören.
Herrlich. Starke Eindrücke. Und trotz Mails ists doch auch schön hier noch von deinen „Abenteuern“ zu erfahren. Die Bilder sind genial!
N
…wohin es uns alle doch so überall treibt nach der Schule…Australien, China, Frankreich und uns nach Kanada oder jetzt USA =)
Einfach wahnsinnig interessant die ganzen Eindrücke zu lesen!
Ich hoffe, es bleibt bei dir so wie es im Moment zu sein scheint!
Ganz liebe Grüße aus Utah
Hey Felix,
tolle Eindrücke, klasse Bilder – ich werde in Zukunft wohl öfters hier vorbeischauen um über deine Erlebnisse zu lesen.
Ich wünsche dir eine unvergessliche Zeit in China,
viele Grüße,
~Björn