Tussiparadies & Grenzgebiet

Eigentlich war unser Plan für den Sommer ein anderer:
Indien und Wandern im Himalaya.
Hochmotiviert hatten wir alles geplant, die Route zurecht gelegt, Wanderschuhe eingelaufen und aufgelistet, was man wohl alles so brauchen wird. Dann kam erst das Erdbeben und ein schier unloesbares Transportproblem von Delhi in den Norden Indiens.
Und so standen wir wenige Wochen vor unserer Abreise da und brauchen einen Plan B. Was kann man sonst noch so machen in Asien? Die Antwort war schnell gefunden: Südkorea. Für Natascha und mich beide ein BucketList Ziel, dass wir unbedingt sehen wollten. Unser 6,5h Flug war ein wahres Schnäppchen und schon war es beschlossene Sache. Seoul war unsere erste Station sein, in der Bahn kam die erste, etwas ueberraschende Erkenntnis: Südkorea sieht ziemlich genauso aus wie Deutschland. Und die Temperaturen sind auch ähnlich, nix mehr mit tropischer Hitze.  Graues, verregnetes Wetter macht wohl keine Stadt der Welt schöner,  trotzdem fühlten wir uns beide auf Anhieb wohl.
Seoul ist einfach. Auch wenn kaum jemand Englisch spricht, ist jeder wahnsinnig hilfsbereit und aufgeschlossen. Das U-Bahn Netz ist wohl das am besten organisierte und übersichtlichste, dass ich kenne (da könnte Paris sich mal ne dicke Scheibe von abschneiden). Alles ist sauber, obwohl nirgends Muelleimer zu finden sind und es ist ruhig. Eine riesige Grossstadt, voller Autos und Menschen und trotzdem ist es ruhig. Nicht langweilig oder ausgestorben sondern alles wirkt ruhig. Die Koreaner scheinen selten in Eile zu sein, jeder geht gemuetlich seines Weges ohne dabei eine Hektik auszustrahlen, wie man sie auf den Strassen New Yorks immer spuert.

In KL gibt es einige koreanische Bekleidungsgeschäfte, die wir gerne durchstöbern und von daher war unsere Neugier auf Mode, Kosmetik und Accessoires groß. Wir wurden nicht enttäuscht. Es gibt einfach eine Loesung fuer alles, selbst wenn es kein Problem gibt  – Poren kleiner,  Haut reiner, Wimpern länger, Brauen dunkler, Lippen voller, Augen größer. Stundenlang kann man von Drogerie zu Drogerie ziehen ohne dass es langweilig wird. Und sei es nur aus der Neugier heraus, warum grade Schneckenschleim als neues Wundermittel gefeiert wird. Wir sind also im Tussiparadies, wie Natascha es so schön ausdrückte. Obwohl wir sicher noch Tage in Seouls entzückenden Straßencafés und Fußgängerzonen hätten verbringen können, warteten noch viele andere spannende Dinge. Die Tour ins Nord-/Südkoreanische Grenzgebiet war für mich das Highlight,  ich hielt beide Daumen gedrückt dass wir die Fahrt tatsächlich antreten dürfen – in den letzten Wochen wurden alle Termine aus Angst vor MERS abgesagt , am Montag gab es eine kurzfristige Schließung weil ein nordkoreanisches Fischerboot an der südlichen Küste angespült wurde und die Insassen die Rückkehr in den Norden wünschten. Die Tickets sind rar, wer zuerst kommt mahlt zuerst. Natascha lag krank im Bett, also trat ich alleine mit circa 30 Mitreisenden die kleine Reise an.

Die ersten Stunden waren leider ziemlich langweilig – im Eiltempo zerrte eine voellig uebedrehte und uuuunglaublich gut gelaunte koreanische Reiseleiterin uns durch ein Museum, dann durch einen Park und die so beworbenen Aussichtsplattform mit Blick auf die Demillitarisierte Zone ist bei Nebel auch eher weniger spektakulär. Nach einem koreanischen BBQ Lunch wurde es dann interessant: wir näherten uns der JSA.
Eines der am strengsten beobachten Grenzgebiete der Welt.
Schluss mit Lustig: Sonnenbrillen und Kopfbedeckungen ab, Pass auf der ersten Seite aufschlagen, ab hier keine Fotos mehr.
Erste Kontrolle: ein Südkoreanischer Soldat.
Zweite Kontrolle: ein Soldat der US Army.
Dieser trägt den Namen eines ehemaligen, ermordeten US-Präsidenten und wird uns nicht mehr von der Seite weichten, bis wir das Gelände verlassen. Zuerst natürlich die Sicherheitseinweisung, wir befinden uns schließlich nicht irgendwo. Es gibt einige Signale zu beachten, bei einem plötzlichen Angriff ist dies und das zu tun. In erster Linie soll man sich nicht von der Gruppe entfernen und immer auf Kennedy hören.
Dann unterzeichnen wir alle ein Papier, dass wir bewusst Kriegsgebiet betreten und im Todesfall keine Versicherungsansprüche haben. Nun gut, wird schon schief gehen.
Mit dem Bus werden wir ueber das Gelaende gefahren, vorbei an Denkmälern, den Gotteshaeusern fast jeder Religion und an einem der „gefaehrlichsten Golfplaetze der Welt„.
Das Freedom-House ist die erste Station, nochmals die Erinnerung: „Fotos nur wenn es explizit erlaubt ist“. Ist ja schon gut, ich haette gerne mehr als nur die paar offiziell genehmigten Spots fotografiert, aber keine Chance. Da mit der Army in der Regel nicht zu Spaßen ist, gebe ich auf und folge zähneknirschend der Anweisung.
In Zweiereihen marschieren wir nach draußen, zu der Baracke in der sich die beiden Seiten zu Verhandlungen treffen. Der Raum kann von Norden und Süden betreten werden, die Mitte ist klar markiert und stimmt exakt mit der circa 50cm hohen Grenzlinie draussen überein.
Alle hinein, es ist nicht viel Zeit. Der Raum ist recht unspektakulär, ein paar Tische mit Fahnen und Mikrofonen, grelle Neonlampen und viele Fenster.
Und zwei Nordkoreanische Soldaten, die wie festgewachsen neben der Tür und dem Fenster stehen und Haltung bewahren.
Es wird uns erlaubt in den „nordkoreanischen Teil des Raumes“ überzutreten, auch Fotos sind nun erlaubt. Obwohl ich mich nur von der einen Ecke in die andere bewege, bin ich etwas nervös.
Es ist nordkoreanisches Hoheitsgebiet und sowohl die US- als auch die Suedkoreanischen Soldaten achten genau darauf, die Grenze nicht zu übertreten. Jedem in der Gruppe geht es so, alle sind ein wenig aufgeregt und schwanken zwischen Begeisterung und Unwohlsein.
10 Minuten, keine Sekunde länger.
Alle wieder raus, in Zweiereihen aufstellen.
Jetzt dürfen zwei Minuten Fotos geschossen werden, jedoch nur in Richtung Norden, auf keinen Fall von den Gebäuden im Sueden.
Ok, schnell noch ein Selfie und dann geht es zurück zum Bus, über das Gelände, zum Andenkenshop und zurück nach Seoul.

Definitv ein spannender Tag und eine Tour die ich jedem empfehlen möchte.
An den staendigen Lobpreisungen der Suedkoreanischen Regierung durch die Reiseleitung habe ich mich gestört. Sie wurde nicht müde zu wiederholen, dass Suedkorea alles tun würde um die friedliche Vereinigung herbeizuführen. Nun, in der aktuellen politischen Situation ist es einfach Nord- und Süd in gut und böse einzuteilen, daran gibt es auch keine Zweifel. Aber ein ständiges Hochloben des eigenen Staates hat immer einen bitteren Beigeschmack.
Auch die angeblich kuerzlich aus Nordkorea geflohene Frau, die unsere Gruppe für die ersten zwei Stunden begleitete, rief bei mir einige Skepsis hervor.
Laut Reiseleitung haben sie und ihre 5jaehrige Tochter mit der Hilfe von Schmugglern die Grenze zu China überquert, seien von dort weiter nach Kambotscha und dann nach Südkorea  gekommen. Seit 6 Monaten sei sie in Südkorea, drei Monate musste sie in einer Art Untersuchungshaft verbringen und sei nun offizielle Bürgerin der Republik Korea. Vollends integriert mit falschen Fingernägeln, Heels bis zum Himmel und einem riesigen Smartphone auf dem sie gerne CandyCrush spielt.
Kurzum, die Situation schrie jetzt nicht nach Au­then­ti­zi­tät aber zumindest hat man sich große Mühe gegeben uns Touristen ein wenig zu bespassen.

 


 

Komm, lieber Mai, und mache

Einige Wochen nach unserer sonntäglichen, sechsstündigen und nervenaufreibenden Reiseplanung war es bereits so weit: Nach der Arbeit, am Donnerstag, stiegen wir quasi umgehend ins Taxi zum Flughafen, dort weiter ins Flugzeug und nur eine knappe Stunde später landeten wir auf Langkawi.
So weit, so unkompliziert. Dankenswerter Weise blieb es in den folgenden vier Tagen genauso entpannt.
Statt 1.Mai-Demos und Maibäumen, nur Strand und gute Freunde. Wir tanzten zwar wie wild in den Mai und starteten daher etwas ruhiger in unsere Ferien,
Faulheit konnte man uns in diesem Urlaub trotzdem nicht vorwerfen. Nach Freitag packte uns (oder zumindest den männlichen Teil der Gruppe) die Abenteuerlust und in nur zwei Tagen legten wir 183km auf unseren Motorrollern zurück. Den höchsten Aussichtsturm Langkawis, höchst fragwürdige und eigentlich nicht freigegebene Straßen,  menschenverlassene Strandabschnitte, endlos-enge Serpentinen, einige herumflitzende Affen & gelangweilte Kühe am Straßenrand und ein verdammt gutes Schnitzel später erlangte ich zwei neue Erkenntnisse: Mit dem Roller kommt man überall lang und auch ohne Benzin den Berg ganz easy wieder herunter.
Nach so viel Abenteuer gibt es wohl nichts schöneres als den Tag mit Sundowner-Drinks am Strand ausklingen zu lassen. Erstaunlich schnell gingen so die vier Tage rum und am Montag Abend fanden wir uns wieder im alltäglichen Stau auf den Straßen von KL. Wie sollte es anders sein.

 

Das obligatorische Flugzeugselfie.

 

Whoop Whoop!

 

Cheers.

 

Das Yellow-Café.
Idyllisches Naturbild mit Motorroller im Vordergrund.

 

Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz. (Statt Fisch gab es besagtes Schnizel)
Erst so..

 

..dann so. Ganz ohne Photoshop.

Motorradgang. Berühmt und berüchtigt.

Kleine Ewigkeiten.

Ewig und drei Tage sind vergangen seit dem letzten, wirklichen Blogeintrag hier. Es scheint, als würde ich langsam die Disziplin verlieren, so auf der Hälfte meiner Zeit hier.
Ja, tatsächlich, irgendwann in den nächsten Tagen ist die erste Hälfte meines Freiwilligendienstes vorbei. Meine Gefühle dazu sind gemischt – einerseits weiß ich, wie viel ich in den vergangenen Monaten schon gelernt, gesehen und erlebt habe und wie viel mehr da noch auf mich wartet , andererseits fühle ich mich so pudelwohl dass alleine der Gedanke an meine Abreise mich traurig macht. Ja, auch schon sechs Monate zuvor.

Sehr glücklich hat mich hingegen der Besuch von Louisa gemacht – nach acht(!) langen Monaten der Trennung hat sie ihre aktuelle SüdOstAsien-Rundreise-Station in Kambotscha für 4 Tage verlassen und einen Abstecher nach KL gemacht.
Während ich am Morgen noch schnell mit 2 gigantischen Koffern, einem 55l Rucksack, zwei prallgefüllten Handtaschen und 12 (!!) Tüten in meine neue WG umgezogen bin, saß sie schon im Flieger und nur eine knappe Stunde nachdem all das Gepäck dekorativ im Flur aufgestellt wurde, stand sie schon vor der Tür.
Was für eine Freude, obwohl die Situation sich für uns beide absolut unrealistisch angefühlt hat. Das war schnell überwunden – einige Stunden Gequatsche am Pool, ein Abschiedsessen mit Kai unten im Haus. (Leider war die Freude des Tages etwas getrübt von der Tatsache das Kai nun Svenja nach Deutschland folgte und beide endgültig Kuala Lumpur verlassen haben. Ihr halbes Jahr an der Schule ist vorbei und egal dass ich mir die ganze Zeit darüber bewusst war, vermisse ich sie schon jetzt.)

Eine Stunde lang packten wir beide unser Hab und Gut aus und bezogen mein neues Zimmer, Fotos folgen mal bei Gelegenheit. Da auch Gloria&Christoph Besuch aus ihrer östereichischen Heimat hatten, ging es für die ganze Clique am Abend erst zum Höckerchen-Thai und anschließend stürzten wir uns ins Nachtleben der Changkat. Nachdem der Freitagabend für Natascha und mich dort sehr entäuschend war, wurde es eine unglaublich lustige Samstagnacht und ein träger Sonntag.
Am Nachmittag trafen Lulu, Natascha und ich uns zum Brunch in unserer Lieblingsmall, stöberten ein wenig durch Antiquitätenläden und legten einen Abendessenstop in unserem Lieblings-Sushi Restaurant ein. Glücklich und vollgefuttert ließen Lulu und ich den Abend auf dem Dach der neuen Wohnung ausklingen, genossen den Blick auf PJ/KL und sogar die Spitzen der TwinTower um todmüde ins Bett zu fallen.
Am Montag mussten wir früh raus, wir sind zusammen zur Schule gegangen – fast wie früher. Es war witzig meinen Alltag mit ihr zu teilen und dass es ihr gut gefallen hat macht mich natürlich ein wenig stolz. Zur Schule gehört natürlich auch der CobraClub (für nicht eingeweihte, dass ist die Kneipe die direkt an der Schule liegt und wo auf unregelmäßiger Basis inoffizielle Treffen des Kollegiums stattfinden.) und von dort fuhren wir heim. Der Tag versprach noch spannend und vorallem lang zu werden, darum legten wir einen kurze Pause ein und fuhren gegen 21.00 Uhr nach Bangsar, wo wir auf den Rest der Gruppe stießen und meinen absoluten Lieblingstermin des Monats wahrnahmen: Eine Jam-Session, jeden erste Montag im Monat finden sich alle möglichen verschiedenen Künstler zusammen und singen, spielen, jammen zusammen. Obwohl keinerlei musikalisches Talent in mir steckt liebe ich es zuzuhören und freue mich schon Tage vorher drauf. Vor einigen Wochen haben Natascha und ich einige der Musiker kennengelernt und dadurch ist es doppelt so schön zuzuhören.

Bereits seit Sonntag Abend wurde das Hinduistische Fest „Thaipusam“ gefeiert, durch die große indische Bevölkerung in Malaysia und auch in Singapore, wird dieses Fest auch hier riesig groß und über mehrere Tage öffentlich gefeiert. Sonntag beginnt die  „Pilgerung“ von Chinatown  bis zu den BatuCaves (circa 15km) wo dann bis Dienstag Abend die Festlichkeiten weitergehen.  Der Höhepunkt ist in der Nacht von Montag auf Dienstag, der Einzug der Gläubigen in den Tempel in den Höhlen. Über 200, recht ungünstig angelegte Treppenstufen, führt der Weg, vorbei an der riesigen goldenen Murugan Statue zum Ziel von ZEHNTAUSENDEN Pilgerern.
Das Skurrile dabei ist die Art und Weise wie die Hindus diesen Weg zurück legen. Vreinfacht lässt es sich so sagen: je mehr Schmerz jemand fühlt, desto mehr wird seine Sünde vergeben. Daher stechen sich die Gläubigen Metallstäbe durch Wangen/Lippen/Ohren, rasieren ihre Köpfe kahl, tragen Gefäße an Metallhaken in ihrer Haut zu den Tempeln oder haben Seile mit Haken an ihren Körpern befestigt an denen dann jemand zieht. Um diese physische wie psychische Belastung durchzustehen, versetzen sie sich vorher in eine Art Trance  – angeblich auf natürlichem Wege, es ist aber recht eindeutig dass dort mehr als nur natürliche Drogen eine Rolle spielen und das Ausmaß davon ist nur eins: beängstigend.
Diese Prozession findet gegen 2.00 Uhr in der früh statt und zieht sich bis in die Morgenstunden. Wir waren so ziemlich die einzigen Touristen dort bzw. zumindest begegnete uns sonst niemand der nicht indische-Wurzeln hatte, obwohl von der Schule viele Kollegen dort gewesen sind und so friedlich der Abend auch ablief, es ist ohne Zweifel ein merkwürdiges Gefühl mitten in der Nacht in dieser Menschenmasse zu stehen und Teil dieser wichtigen, religiösen Zeremonie zu sein.
Wir selbst haben nur wenige Bilder gemacht, ich verweise zum bessern Verständnis auf Google Bilder, hier ist die Vielfalt einfach am größten.
Mein neuer Mitbewohner, Vinzent, hat ein Video des Abends zusammen gestellt, sobald ich ihn um Erlaubnis gebeten habe werde ich den Link dazu posten, es ist ihm gelungen die Stimmung dort ziemlich gut einzufangen.
Denn entgegen meiner Vorstellung ist es nicht leise, nicht bedächtig sondern es ist höllisch laut, Musik tönt aus allen Lautsprecher, Lichter leuchten, am Bahnhof ist eine Art Rummel aufgebaut und die Wanderer sprechen ihre Gebete in Megaphone.
Eine abolut einzigartige Erfahrung, die sich wohl mit nichts vergleichen lässt was ich je zuvor gesehen habe.
Völlig überwältigt fielen wir am frühen Morgen ins Bett, nach knappen 24h Stunden auf den Beinen.

Gegen Mittag krochen wir aus den Federn, kochten uns ein unglaublich leckeres Frühstück und fuhren in die Stadt. Sightseeing muss schließlich sein, wenn auch in abgespeckter Variante: Central Market, Nationalmoschee, PetronaTowers und anschließend noch eine leckere Pizza zum Abschied. Um 4.00 Uhr heute morgen hieß es dann mal wieder Abschied nehmen, etwas woran ich mich schon fast gewöhnt habe da hier nichts und niemand für immer bleibt.
Doch mit Louisa wird es ein Wiedersehen geben, auf absehbare Zeit und ich freue mich schon drauf.

Nun ist es Zeit den verpassten Schlaf der letzten Tage nachzuholen – anbei noch einige Bilder der letzten Tage.

Beim Besuch der Nationalmoschee
Beim Besuch der Nationalmoschee
Vom Winde verweht.
Vom Winde verweht.
Milchtöpfe auf Kopf.
Milchtöpfe auf Kopf.

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Völlig weggetretene, leere Blicke.
Völlig weggetretene, leere Blicke.

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Von Sehnsucht und unstillbarem Fernweh.

Um mir Gute-Laune und Vorfreude auf eine Reise und auf ein Land „anzulesen“ klicke ich mich immer wie wild durch das WorldWideWeb, lese Blogs und Reiseberichte, stoße dabei meistens auf noch 10000 neue Orte an die ich gerne reisen möchte und meine BucketList wird immer und immer länger.. In Vorbereitung auf unsere Philippinen-Reise bin ich auf „Snippets of a Traveler“ gestoßen und muss euch diesen Blog vor lauter Begeisterung ans Herz legen – die Bloggerin hat mit „kulturweit“ nichts zu tun, fühlt jedoch ganz offensichtlich ebenfalls den Drang zu reisen und die Welt zu entdecken. Dabei fasst sie eben diesen auch noch in wunderbare Worte, begleitet von detaillierten Berichten ihrer bisherigen Reisen. Liest sich wunderbar und macht Lust sofort den Rucksack zu packen, egal ob man grade erst am auspacken ist oder bei der Planung des nächsten Abenteuers ist.

Meine persönliche Reiseliste wird also Tag für Tag immer länger, mit fast jeder neuen Bekannschaft geht eine begeisterte Geschichte über ihr/sein Heimatland und zuvor bereiste Orte einher und löst bei mir jedesmal das dringende Verlangen aus, so schnell wie möglich all diese Orte zu entdecken und mich selbst von ihrer Existenz und Schönheit zu überzeugen..
Auch dass ich das Privileg genieße, mich 12-Monate im quasi-Dauerurlaub zu befinden (was ja nicht heißen soll, dass ich nicht arbeiten würde aber wie heißt es so schön? – Dort arbeiten wo andere Urlaub machen..) hat meine Abenteuerlust nicht verringert, ganz im Gegenteil, es ist eher schlimmer geworden.
Es gibt so viel zu entdecken, zu sehen, zu hören, zu spüren und zu erleben, dass ich gar nicht hinterher komme und mir ein Ort nicht genug ist. Ich habe so viel Energie, so viel Abenteuerlust und das Verlangen zu reisen, dass ich es nicht stoppen kann.

Es sind nunmehr nur noch wenige Tage bis wir uns aufmachen, in die wunderbare Welt der Philippinen. Tausende Inseln, von denen wir fünf bereisen werden. Ich kann kaum warten bis es soweit ist und hoffe dennoch, dass die Zeit nicht wieder wie im Flug vergeht und mir das Gefühl gibt, noch irgendwo zwischen Erleben und Verarbeiten festzustecken.
Ich bin voller Vorfreude und zähle die Tage, Stunden und Minuten bis es endlich losgeht! Kann es kaum erwarten, die Landschaft auf Cebu, die ChocolateHills auf Bohol, die Höhlen und den Untergrundfluss auf Palawan zu sehen, mir mal einen eigenen Eindruck von Manila zu verschafften und auf Boracay am Strand zu liegen, mal so richtig auszuspannen und ein sicherlich ungewöhnliches Weihnachts-/Geburtstagsfest zu feiern.

Damit verabschiede ich mich auch vorerst bis zum Neuen Jahr, ob ich zwischendrin die Möglichkeit zum bloggen haben werde weiß ich noch nicht – wir werden sehen. Passt auf euch auf, habt wunderbare Weihnachten, wo auch immer ihr feiern mögt!

Vietnam im Schnellprogramm

Die ganze Woche über hatte ich das dringende Bedürfnis alles aufzuschreiben, so schnell es geht, damit ich bloß nichts vergesse und nun sitze ich hier, kann keinen klaren Gedanken fassen und bin noch immer völlig überwältigt von den Eindrücken der letzten Tage.
Gehen wir chronologisch vor:
Am letzten Samstag fand ich mich plötzlich im Flugzeug Richtung Hanoi wieder, dort angekommen stellte man mir ohne großes Gezeter ein „Visum on Arrival“ aus und draußen setzte ich mich in einen Shuttlebus der mich direkt zum den Mädels nach Hause bringen sollte. Theoretisch. Denn irgendwie schien der Fahrer nicht aufmerksam zugehört zu haben, fuhr kreuz und quer durch die fremde, dunkle Stadt und ließ nach und nach alle anderen Fahrgäste raus. Und drehte sich schließlich erstaunt zu mir um und fragte, wo ich eigentlich hin wolle. Nach einem Blick auf den Zettel fing er heftig an den Kopf zu schütteln, auf Vietnamesisch zu reden und immer wieder „Taxi Taxi“ rufen, was mich in einen leichten Panikzustand versetzte. Während der knapp einstündigen Fahrt durch die stockdustere Stadt hatte ich bereits feststellen müssen, dass meine Handy streikte und ich weder raustelefonieren noch Anrufe annehmen konnte. So sah ich mein baldiges Ende schon vor mir, doch plötzlich hielt der Bus und nach einem schnellen Blick aus dem Fenster sah ich auf einmal Maja und Luisa vor mir stehen, die,  ebenfalls etwas nervös, auf mich gewartet hatten. Die Erleichterung vermischte sich mit der Wiedersehensfreude und ließ diesen holprigen Start schnell vergessen. Wir quatschten noch ein wenig, vertagten längere Gespräche jedoch auf die folgenden Tage und fielen alle ins Bett. Am Sonntag (und auch die restliche Woche) nahm Maja mich unter ihre Fittiche, zeigte mir die Stadt, den absolut hammermäßigen Kaffee der mit Kokosnuss-Smoothie gemischt wird und am Nachmittag dösten wir an einem Hotelpool vor uns hin – mit einem tollen Blick auf den Westlake und Hanoi. Traditionell gab es eine Bun Cha Suppe zum Mittag, eingenommen auf circa 20 cm hohen Plastikhöckerchen mitten auf der Straße. Über diese recht unkomfortable Bestuhlung lässt sich streiten, die BunCha war es aber wert – wer hätte geahnt dass Nudelsuppe so gut schmecken kann!?
Da ich ja eine Woche Zeit hatte und die Mädels unter der Woche (und teils auch am Wochenden) arbeiten mussten, schloss ich mich einer Tour des BackpackerHostels an. Zu einer höchst unchristlichen Zeit ging es am Dienstag los zur HaLongBay. Zahlreiche Bus-/Bootsfahrten später landeten wir im Paradis.. Eine abgelegene Bucht, durch dreckig-graue, hohe Felsen von der Außenwelt abgeschottet, mit weißem Sandstrand und noch circa 60 weiteren Backpackern, die bereits in den Tagen zuvor angekommen waren. Freudig wurden wir von eben diesen begrüßt, aßen Mittag und machten uns auf zu einer Rundfahrt durch die HaLongBucht. Landschaftlich ist diese einfach unbeschreiblich, obwohl es die Attraktion Vietnams schlecht hin ist, sehr ruhig und wir begegeneten kaum einem anderen Schiff. Trotz brennender Sonne gab man sich an Bord begeistert dem Bier hin und dementsprechend schnell wuchs die Gruppe zusammen. Es folgten zwei wunderbare Tage die von vielen neuen Bekanntschaften, entspannenden Strandtagen, guten Büchern, langen Nächten und erneut viel Gelächter bestimmt waren.
Und von Plankton. Natürlich waren mir diese Mikroorganismen ein Begriff, dass diese jedoch meine bisher beeindruckenste Naturerfahrung sein würde (sagt das Ex-Waldorfkindergarten Kind!) hatte ich jedoch nicht erwartet. Und doch war es so, während wir auf dieser traumhaften Insel die Freude am Leben feierten, wo es bereits seit 18.00 Uhr stockdunkel war, zeigte sich im Wasser etwas, worauf wir alle gespannt gewartet hatten – sobald man im Wasser ist und sich bewegt, regt man das Plankton zu einem bläulichen Leuchten an. Zu einem wirklich hellen, klaren Leuchten. Bewegt man seinen Fuß, sieht man diesen auf einmal im Wasser scheinen, während man außen nicht einmal die Hand vor Augen erkennen kann. Ein Phänomen, welches ich zuvor noch nie beobachten konnte und das sich wohl mit keiner Kamera einfangen lässt. Leider und auch Gott sei Dank, denn so bleibt es (vorerst?) eine einzigartige Vietnam Erfahrung und wird zu keiner verblassenden Foto-Erinnerung, die dem Moment ohnehin nicht gerecht werden kann.
Es blieb also bei der Konzentration auf das Wesentliche und auf den Moment. Das könnte eine der wichtigsten Lektionen aus diesem Jahr werden.

Wie ist eigentlich Hanoi?

Ein Smart fährt durch die Straßen und erinnert mich daran, wie sehr ich das Autofahren vermisse.
Vietnam ist ein Kaffee-Paradis

Es ist eine Stadt die atmet, eine Stadt die lebt. Im Vergleich zu KL ist es klein, die Häuser sind nicht einmal halb so hoch, alles ist so viel belebter. Man bemerkt den Kommunismus, der nach wie vor das Land bestimmt: Läden bieten nur ein bestimmtes Produkt an, bunte Pfeile weisen auf Shops mit „Propaganda Plakaten“ hin, Hồ Chí Minh wird auch 45 Jahre nach seinem Tod noch vereehrt und ist auf/in jedem öffentlichen Gebäude abgebildet.
Es rauschen tausende Menschen an einem vorbei, ohne dabei die gestresste Genervtheit auszustrahlen wie sie normalerweise bei Großstädtern zu finden ist. Und das ist der Punkt, in Hanoi spürt man den Großstadtcharakter nicht, es gibt viele kleine Parks und Seen, die alles entschleunigen. Gefühlt entschleunigen, nicht in der Realität, denn die 100000000 Motorräder schlängeln sich stets durch die Straßen, weichen mit stoischer Ruhe Fußgängern und vorallem den anderen Motorradfahrern aus und hupen dabei ununterbrochen. Was viele sicherlich als anstrengend wahrnehmen würden, hat mich begeistert. Hier habe ich endlich die Authentizität gefunden die mir in KL so sehr fehlt. Fast alles ist hier zu Fuß zu erreichen und man kann sich auch nachts ohne Bedenken durch die Straßen bewegen.
Neben den vielen optischen und akustischen Reizen bot diese Woche auch die Gelegenheit zumindest drei der anderen kulturweitler wiederzusehen, lange Gespräche über den Wahnsinn und das Wechselbad der vergangenen Wochen zu führen. Wieder ist da die Gewissheit, bei Frunden zu sein, ungeachtet der Tatsache dass wir uns eigentlich erst zwei Monate kennen und bis dato nur wenige Tage miteinander verbracht haben. Aber mit den Menschen, entwickeln sich auch Freundschaften im Ausland schneller und ich freue mich jetzt schon sehr auf das Wiedersehen in KL. Drei Wochen sind es noch bis zum Zwischenseminar und mich beschleicht die Ahnung, dass auch diese Zeit noch schneller rumgeht als die letzte Woche.

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Plankton – National Geographic http://images.nationalgeographic.com/wpf/media-live/photos/000/501/overrides/glowing-waves-bioluminescent-ocean-life-explained-close-up_50149_600x450.jpg
HaLongBay
Der normale Wahnsinn.
Es geht schlimmer
Willkommen in Vietnam.

Foto 2

Wer mehr aus und über Vietnam lesen möchte, darf sich den Blog von Maja übrigens nicht entgehen lassen! (https://kulturweit.blog/majainvietnam/)

Alles dauert ewig und doch vergeht die Zeit so schnell.

Der letzte Abend des Vorbereitungsseminares.
Die Zeit verging wahnsinnig schnell und gleichzeitig war es eine Ewigkeit.
192 Gesichter, die vor 10 Tagen noch völlig fremd waren. Die mich zum Teil einschüchterten, denen ich weder Namen noch eine Geschichte zuordnen konnte. Unsere einzige Gemeinsamkeit war die Teilnahme an diesem Seminar, dass so unglaublich lang erschien, von dem ich dachte es würde anstrengend und langweilig werden.
Es war tatsächlich anstrengend. Zehn Tage voller Transkulturalität, Nachhaltigkeit, Dr.Walter Versicherungsinformationen, Diskussionen, Vorträgen, Reden und Projekten.
Und voll ernsthafter Gespräche, be(un)ruhigender Berichte von ehemaligen Freiwilligen, Energizern, lautem Lachen und neuen Perspektiven.
Die Gesichter sind nicht länger unbekannt, den meisten kann ich einen Namen und ein Einsatzland zuorden, einigen sogar Schuhgröße, Lieblingsfarbe und die ein oder andere Anekdote.
Es ist komisch, wie vertraut einem Fremde in kurzer Zeit werden können – man ist in derselben Situation, hat ähnliche Gedanken und Bedenken. Aber man teilt auch die Vorfreude, die Euphorie und die Erwartungen. Morgen heißt es schon wieder Abschied nehmen – im Übrigen auch ein Thema des Seminars – von Trainern und Mitfreiwilligen. Bei einigen ist es ein Abschied auf Zeit – man sieht sich im November beim Zwischenseminar, in einem Jahr beim Nachbereitungsseminar und bei einigen hofft man einfach, dass man den Kontakt auch über kulturweit und den Freiwilligendienst hinaus halten kann.
Es sind viele kleine Abschiede, die uns allen vorallem in den nächsten Tagen bevorstehen. Und der große Abschied, der mir noch immer völlig unreal vorkommt aber der auch wahnsinnig schnell näher rückt.