Tussiparadies & Grenzgebiet

Eigentlich war unser Plan für den Sommer ein anderer:
Indien und Wandern im Himalaya.
Hochmotiviert hatten wir alles geplant, die Route zurecht gelegt, Wanderschuhe eingelaufen und aufgelistet, was man wohl alles so brauchen wird. Dann kam erst das Erdbeben und ein schier unloesbares Transportproblem von Delhi in den Norden Indiens.
Und so standen wir wenige Wochen vor unserer Abreise da und brauchen einen Plan B. Was kann man sonst noch so machen in Asien? Die Antwort war schnell gefunden: Südkorea. Für Natascha und mich beide ein BucketList Ziel, dass wir unbedingt sehen wollten. Unser 6,5h Flug war ein wahres Schnäppchen und schon war es beschlossene Sache. Seoul war unsere erste Station sein, in der Bahn kam die erste, etwas ueberraschende Erkenntnis: Südkorea sieht ziemlich genauso aus wie Deutschland. Und die Temperaturen sind auch ähnlich, nix mehr mit tropischer Hitze.  Graues, verregnetes Wetter macht wohl keine Stadt der Welt schöner,  trotzdem fühlten wir uns beide auf Anhieb wohl.
Seoul ist einfach. Auch wenn kaum jemand Englisch spricht, ist jeder wahnsinnig hilfsbereit und aufgeschlossen. Das U-Bahn Netz ist wohl das am besten organisierte und übersichtlichste, dass ich kenne (da könnte Paris sich mal ne dicke Scheibe von abschneiden). Alles ist sauber, obwohl nirgends Muelleimer zu finden sind und es ist ruhig. Eine riesige Grossstadt, voller Autos und Menschen und trotzdem ist es ruhig. Nicht langweilig oder ausgestorben sondern alles wirkt ruhig. Die Koreaner scheinen selten in Eile zu sein, jeder geht gemuetlich seines Weges ohne dabei eine Hektik auszustrahlen, wie man sie auf den Strassen New Yorks immer spuert.

In KL gibt es einige koreanische Bekleidungsgeschäfte, die wir gerne durchstöbern und von daher war unsere Neugier auf Mode, Kosmetik und Accessoires groß. Wir wurden nicht enttäuscht. Es gibt einfach eine Loesung fuer alles, selbst wenn es kein Problem gibt  – Poren kleiner,  Haut reiner, Wimpern länger, Brauen dunkler, Lippen voller, Augen größer. Stundenlang kann man von Drogerie zu Drogerie ziehen ohne dass es langweilig wird. Und sei es nur aus der Neugier heraus, warum grade Schneckenschleim als neues Wundermittel gefeiert wird. Wir sind also im Tussiparadies, wie Natascha es so schön ausdrückte. Obwohl wir sicher noch Tage in Seouls entzückenden Straßencafés und Fußgängerzonen hätten verbringen können, warteten noch viele andere spannende Dinge. Die Tour ins Nord-/Südkoreanische Grenzgebiet war für mich das Highlight,  ich hielt beide Daumen gedrückt dass wir die Fahrt tatsächlich antreten dürfen – in den letzten Wochen wurden alle Termine aus Angst vor MERS abgesagt , am Montag gab es eine kurzfristige Schließung weil ein nordkoreanisches Fischerboot an der südlichen Küste angespült wurde und die Insassen die Rückkehr in den Norden wünschten. Die Tickets sind rar, wer zuerst kommt mahlt zuerst. Natascha lag krank im Bett, also trat ich alleine mit circa 30 Mitreisenden die kleine Reise an.

Die ersten Stunden waren leider ziemlich langweilig – im Eiltempo zerrte eine voellig uebedrehte und uuuunglaublich gut gelaunte koreanische Reiseleiterin uns durch ein Museum, dann durch einen Park und die so beworbenen Aussichtsplattform mit Blick auf die Demillitarisierte Zone ist bei Nebel auch eher weniger spektakulär. Nach einem koreanischen BBQ Lunch wurde es dann interessant: wir näherten uns der JSA.
Eines der am strengsten beobachten Grenzgebiete der Welt.
Schluss mit Lustig: Sonnenbrillen und Kopfbedeckungen ab, Pass auf der ersten Seite aufschlagen, ab hier keine Fotos mehr.
Erste Kontrolle: ein Südkoreanischer Soldat.
Zweite Kontrolle: ein Soldat der US Army.
Dieser trägt den Namen eines ehemaligen, ermordeten US-Präsidenten und wird uns nicht mehr von der Seite weichten, bis wir das Gelände verlassen. Zuerst natürlich die Sicherheitseinweisung, wir befinden uns schließlich nicht irgendwo. Es gibt einige Signale zu beachten, bei einem plötzlichen Angriff ist dies und das zu tun. In erster Linie soll man sich nicht von der Gruppe entfernen und immer auf Kennedy hören.
Dann unterzeichnen wir alle ein Papier, dass wir bewusst Kriegsgebiet betreten und im Todesfall keine Versicherungsansprüche haben. Nun gut, wird schon schief gehen.
Mit dem Bus werden wir ueber das Gelaende gefahren, vorbei an Denkmälern, den Gotteshaeusern fast jeder Religion und an einem der „gefaehrlichsten Golfplaetze der Welt„.
Das Freedom-House ist die erste Station, nochmals die Erinnerung: „Fotos nur wenn es explizit erlaubt ist“. Ist ja schon gut, ich haette gerne mehr als nur die paar offiziell genehmigten Spots fotografiert, aber keine Chance. Da mit der Army in der Regel nicht zu Spaßen ist, gebe ich auf und folge zähneknirschend der Anweisung.
In Zweiereihen marschieren wir nach draußen, zu der Baracke in der sich die beiden Seiten zu Verhandlungen treffen. Der Raum kann von Norden und Süden betreten werden, die Mitte ist klar markiert und stimmt exakt mit der circa 50cm hohen Grenzlinie draussen überein.
Alle hinein, es ist nicht viel Zeit. Der Raum ist recht unspektakulär, ein paar Tische mit Fahnen und Mikrofonen, grelle Neonlampen und viele Fenster.
Und zwei Nordkoreanische Soldaten, die wie festgewachsen neben der Tür und dem Fenster stehen und Haltung bewahren.
Es wird uns erlaubt in den „nordkoreanischen Teil des Raumes“ überzutreten, auch Fotos sind nun erlaubt. Obwohl ich mich nur von der einen Ecke in die andere bewege, bin ich etwas nervös.
Es ist nordkoreanisches Hoheitsgebiet und sowohl die US- als auch die Suedkoreanischen Soldaten achten genau darauf, die Grenze nicht zu übertreten. Jedem in der Gruppe geht es so, alle sind ein wenig aufgeregt und schwanken zwischen Begeisterung und Unwohlsein.
10 Minuten, keine Sekunde länger.
Alle wieder raus, in Zweiereihen aufstellen.
Jetzt dürfen zwei Minuten Fotos geschossen werden, jedoch nur in Richtung Norden, auf keinen Fall von den Gebäuden im Sueden.
Ok, schnell noch ein Selfie und dann geht es zurück zum Bus, über das Gelände, zum Andenkenshop und zurück nach Seoul.

Definitv ein spannender Tag und eine Tour die ich jedem empfehlen möchte.
An den staendigen Lobpreisungen der Suedkoreanischen Regierung durch die Reiseleitung habe ich mich gestört. Sie wurde nicht müde zu wiederholen, dass Suedkorea alles tun würde um die friedliche Vereinigung herbeizuführen. Nun, in der aktuellen politischen Situation ist es einfach Nord- und Süd in gut und böse einzuteilen, daran gibt es auch keine Zweifel. Aber ein ständiges Hochloben des eigenen Staates hat immer einen bitteren Beigeschmack.
Auch die angeblich kuerzlich aus Nordkorea geflohene Frau, die unsere Gruppe für die ersten zwei Stunden begleitete, rief bei mir einige Skepsis hervor.
Laut Reiseleitung haben sie und ihre 5jaehrige Tochter mit der Hilfe von Schmugglern die Grenze zu China überquert, seien von dort weiter nach Kambotscha und dann nach Südkorea  gekommen. Seit 6 Monaten sei sie in Südkorea, drei Monate musste sie in einer Art Untersuchungshaft verbringen und sei nun offizielle Bürgerin der Republik Korea. Vollends integriert mit falschen Fingernägeln, Heels bis zum Himmel und einem riesigen Smartphone auf dem sie gerne CandyCrush spielt.
Kurzum, die Situation schrie jetzt nicht nach Au­then­ti­zi­tät aber zumindest hat man sich große Mühe gegeben uns Touristen ein wenig zu bespassen.

 


 

Überraschungen.

Liebe Menschen, auf Grund von unbeschreiblicher Faulheit lag dieser Text bereits seit zwei Wochen in der metaphorischen Schublade dieses Blogs und findet erst jetzt seinen Weg in die unendlichen Weiten des Internets. Der innere Schweinehund und ich bitten vielmals um Vergebung.


 

„Der Kern der Überraschung ist die Absicherung der Schnelligkeit mit Geheimhaltung.“

– Carl Philipp Gottfried von Clausewitz

An Überraschungen scheiden sich ja häufig die Geister. Entweder man liebt oder man hasst sie. Ich gehöre zu letzteren und lege keinen großen Wert darauf dass Dinge, welche mich betreffen (oder auch nicht), ohne mein Wissen geplant werden, habe dafür aber helle Freude daran eben diese zu planen und durchzuführen.
Und so stand ich pünktlich* zu Gründonnerstag (müde und nur mit Sandalen an den Füßen) im Schneeregen am Flughafen Berlin-Tegel. Und mit einem breiten Grinsen im Gesicht, denn ich war zum Überraschungsbesuch nach Berlin gereist.
Unter größter Anstrengungen hatten mein Vater und ich diesen Plan ausbaldowert und geheim gehalten. Es ist keine Übertreibung zu sagen dass daraus im Prinzip ein viertägiges Überraschungs-Fest gewesen ist.
Sowohl meine Schwestern, Mutter, Großmutter als auch viele Freunde sahen zunächst aus als hätten sie einen Geist gesehen, wenn ich bei Geburtstagspartys aufkreuzte oder einfach an der Haustür klingelte obwohl doch eigentlich zeitgleich ein Skype-Date angestande hätte. Glücklicherweise scheinen sich recht wenige Überraschungshasser in meinem Umfeld zu befinden, so dass wir meist alle erst in ein lautes Gekreische, dann in ein recht albernes auf-und-ab hüpfen und anschließen in Tränen ausgebrochen sind.

Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit war Berlin wohl nicht das umweltfreundlichste Ziel, dennoch das erfrischenste das ich mir vorstellen könnte.

Ein entspanntes Osterwochenende in Hessen war genau das richtige um einfach mal abzuschalten. Sogar das Spazierengehen habe ich für mich entdeckt – welch erfreuliche Abwechslung war es mal wieder frische Luft einzuatmen, etwas draußen zu laufen ohne in Schweiß auszubrechen und generell das Leben im Freien zu leben.
Wenn man das so liest glaubt man wohl dass es in Malaysia ja furchtbar sein muss – wenn sie kurz vor Ende ihres Jahres noch mal nach Deutschland kommt?
Alles Quatsch, ich neige ja zeitweise zu Übertreibungen, dies ist jedoch keine: ich freue mich sehr wieder zurück nach KL zu kommen, habe die Stadt, mein Zuhause, das Wetter, die Schule und in erster Linie meine Freunde während der letzten Tage vermisst. Warum dann Deutschland?
Einfach so. Weil es sich richtig angefühlt hat, weil es schön ist anderen eine solche Freude zu machen, weil es noch viele Dinge zu erledigen gab und ich im Sommer und auch danach voraussichtlich auch nicht mehr viel Zeit dort verbringen werde. Während ich diese Zeilen tippe sitze ich also im Flieger, auf dem Weg zurück und habe dieses besondere Kribbeln im Bauch, das nur Aufregung und Vorfreude auslösen. Es ist so schön-schlimm, dass ich mich weder auf das Boardprogramm noch auf Kanye West konzentrieren kann, obwohl er mir doch so schön über die Kopfhörer seine Lebensweisheiten ins Ohr brüllt. Da hilft es wohl nur noch sich die dicken Socken anzuziehen, sich in Decke und Pulli zu verkriechen, die Augen zu schließen und erst in KL wieder zu öffnen.

Kletterpartien und Inselwelten.

Mir ist aufgefallen, dass auf den letzten, recht negativen, Blogeintrag schon lange kein geschriebenes Wort von mir gefolgt ist. Schade und ich entschuldige mich bei denen daheim, die auf meine Einträge mehr oder weniger gespannt warten.
Diese erneute Funkstille ist keineswegs ein schlechtes, sondern – ganz im Gegenteil – ein hervorragendes Zeichen. Gefühlt bin ich rund um die Uhr unterwegs, bei der Arbeit, in der Stadt, auf Bergen (wen diese Information verwirrt, der möge bitte weiterlesen), auf Klassenfahrt oder an südostasiatischen Traumstränden.
Tatsächlich ist das noch besser als es klingt, lässt aber leider recht wenig Raum für diesen Blog.

Berge? Berge!
Der Plural mag dabei ein klitzekleines bisschen übertrieben sein, die Anzahl der von mir erklommenen Berge in den letzten 19 Jahren meines Lebens ist verschwindend gering, spontan erinnere ich mich auch nur an eben diesen einen.

Kürzlich ereignete sich also etwas ungewöhnliches, im sonst so beschaulichen Kuala Lumpur. Es war ein Sonntag, 04.00 Uhr in der Früh. Mit gepacktem Rucksack und festem Schuhwerk stand ich vor meinem Condo und wartete auf Sophie, Julian und Natascha.
Denen, die mich nun schon etwas länger kennen, stellt sich nun vermutlich die naheliegende Frage: „Warum?“.
Die ebenso naheliegende Antwort: wir waren Wandern.
Für einen eingefleischten Wandersmann ist diese Strecke vermutlich lachhaft und eher eine Aufwärmübung, für eine kniegeschädigte, ungeübte und bisweilen etwas übermütige Laiin wie mich, war es dann aber doch eine kleine Herausforderung.
Mitten in der Nacht, nach einer knappen Stunde Autofahrt, trafen wir also Gloria und Christoph am Fuße des BrogaHills. Mit Taschenlampen leuchteten wir uns, begleitet von ein paar Dutzend Einheimischen, in der folgenden Stunde unseren Aufstieg. Es hat viel Spaß gemacht, es war anstregend doch um die Uhrzeit war es für malaysische Verhältnisse fast kalt und der kräftige Wind an der Spitze des Gipfels sorgte dafür dass ich endlich einmal Gelegenheit hatte, einen meiner vielen Pullover (die ich in einer unüberlegten, Kofferpack-Panikreaktion einfach mal mit in die Tropen genommen habe und für die es logischerweise keinerlei Verwendung gibt..) tragen konnte. Der Sonnenaufgang war nicht so spektakulär wie erhofft, doch einige schöne Fotos konnten wir knipsen und lustig ist es als Gruppe sowieso immer und überall.

Nach den Strapazen unserer Bergbesteigung waren wir auch wieder Urlaubsreif. Glücklicherweise fiel das Chinesische Neujahr auf diesen Zeitraum und wir hatten einige Tage frei um das „Jahr der Ziege“ begrüßen zu können. Natascha und ich nutzten die Zeit um an unserer Bräune und Entspannung zu arbeiten, was ihr in beiden Punkten gelang, während ich mir den wohl schlimmsten Sonnenbrand meines Lebens zuzog. Während ich also im Schatten, am Rande des Dschungels, vor mich hin döste, hatte ich eine „Wildlife-Experience“.
Ein possierlicher, 2-Meter langer Leguan (vergleichbar mit diesem Exemplar), tapste nur wenige Schritte von mir entfernt aus dem Wald und kam mit Vollgas* auf mich zu. Eine Mischung aus Faszination und Panik hielt mich davon ab um meinen Schattenplatz zu kämpfen und/oder Fotos zu machen. Sein Besuch war auch nur von kurzer Dauer, erinnerte mich aber wieder einmal kurz daran dass ich in den Tropen lebe. Hin und wieder vergesse ich das noch immer.

*es war eher ein gemütliches Trotten, welches mir aber im ersten Moment unglaublich bedrohlich vorkam

Da es ohnehin unmöglich ist all die alltäglichen Freuden festzuhalten, fasse ich schnell die Highlights zusammen:
Onkel und Tante haben sich auf die weite Reise begeben und mir in meiner neuen Heimat einen Besuch abzustatten. Während ihrer Rundreise durch das schöne Malaysia legten sie also einen Wochenendsstop in Kuala Lumpur ein und wir konnten einige sehr schöne Tage miteinander genießen.
Kurz darauf ging es für die 3.+4. Klasse für drei Tage nach Port Dickson, wo  wir auf der Eagle Ranch nachts durch den Dschungel gewandert sind, Schätze gesucht haben und eine Straußenfarm besuchten. So erledigt wie nach diesen drei Tagen war ich lange nicht mehr, 24h Dauer-Verantwortung für 32 Halbwüchsige schlaucht, macht aber auch ziemlich viel Spaß.
Kaum zu fassen, dass am Freitag bereits die Osterferien losgehen – Samstag früh geht es für ein Wochenende mit Hannah nach Bangkok, ich bin gespannt. Vorher kommt für zwei Tage noch eine kulturweit-Mitfreiwillige zu Besuch und wir werden uns sicher viel zu erzählen haben.
FullSizeRender (54) FullSizeRender (56) Zwei Engel beim Grundschulfasching! BrogaHill Schild Good Morning, Broga Hill. Oh, du schönes Perhentian! FullSizeRender IMG_5219 Wild West - the Malaysian Way. Klassenfahrt! Onkel, Nichte, Tante <3 Chinese New Year Tradition

Überfällig.

Meine Damen und Herren, es folgen nun die neusten Nachrichten.
Während einer zweiwöchigen Schreibblockade meinerseits, überstürzten sich die Ereignisse im beschaulichen Malaysia nahezu. Ganz nach dem Motto „der frühe Vogel fängt den Wurm“ begannen engagierte ElterInnen, LehrerInnen und die Assistentinnen (hier ist tatsächlich nur die weibliche Form nötig, da der einzige männliche Assistent sich gedrückt hat) der deutschen Schule bereits am letzen Septemberwochenende mit den Bastelarbeiten für den Charity-Weihnachtsmarkt der Deutschen Community. Bei brütender Hitze wurden Plastiktannenzweige geschnitten und Adventskränze geflochten. Auf das Abspielen von Weihnachtsmusik wurde aus naheliegenden Gründen bisher verzichtet. Mein dröhnender Schädel, eine Folge eines lustigen Abends im Nachtleben von KL, war mehr als dankbar dafür.
Zusätzlich zu den normalen Ereignissen des Alltags, wurden für die Grundschüler der DSKL Projekttage abgehalten – inhaltlich wurde die Transkultualität vermittelt, angepriesen wurden sie  unter dem knackigen Titel: „Our earth is home for all“.
Mit großer Begeisterung malten die fünf bis zehnjährigen mit Fingerfarben, bastelten Weltkugeln, sangen das „Lied vom Frieden“ und exkusierten am Donnerstag, den 2.10, ins Batikmuseum Kuala Lumpur. Nicht nur 70 strahlende Kinder schwangen hochkonzentriert die Pinsel, auch Mitglieder des Kollegiums batikten Eulen, Katzen und Fische als Dekoration für ihre jeweiligen Klassen. Nicht ganz ohne Stolz sei hier mein eigener künstlerischer Durchbruch erwähnt, ein Fotobeweis ist am Schluss dieses Posts zu sehen!
Ein durchaus erquickender Tag, der angesichts der geballten Grundschüler-Energie jedoch mit einem frühen Zubettgehen und tiefem Schlaf endete.
Am 3. Oktober, Deutschlands höchstem Feiertag, wurde die Vereinigung von Ost- und West nicht nur mit den Schülern der Klassen fünf bis zwölf sowohl in Projektgruppen, als auch auf dem Pausenhof thematisiert, sondern am späteren Abend auch in einer gewissen Wohngemeinschaft am Stadtrand.
Da am darauffolgenden Sonntag mal wieder ein Feiertag gefeiert wurde, kamen auch SchülerInnen und LehrerInnen der Deutschen Schule in den Genuss eines langen Wochenendes. Es zog vier (aber irgendwie auch sechs) wanderwütige Seelen in die nahe, weite Ferne. Nahe der Stadt Ipoh, welche aufmerksamen Lesern bereits ein Begriff sein dürfte, liegen die Cameron Highlands, welche mit zu den kühlsten Orte Malaysias zählen. Und die Temperaturen fielen merklich mit jedem Höhenmeter. Die Schönheit des Regenwaldes, gepaart mit der Begeisterung über kleine Obst-/Baskstände am Straßenrand der Serpentinen löste bei der Besatzung des, nicht klimatisierten, Jeeps Begeisterung aus und boten den Auftakt für ein erholsames und schönes Wochenende. Die Teeplantagen, Erdbeerfelder (!), Waldwege und auch ein überaus gemütlich eingerichteter Starbucks boten ein abwechslungsreiches, jedoch nicht überforderndes Program. Zudem trafen wir noch unsere Kollegin Sophie mit ihrem Freund. Durch ungewöhnlich starke Regenfälle und nahezu arktischen Temperaturen von nur 18 bis 24 Grad war die Couch eines gemütlichen Hostels für die Abende der Place-to-be der Gegend und der örtliche Kamillentee das It-Getränk schlechthin.
Auf jedes Wochenende folgt bekanntlich eine Arbeitswoche, welche nicht weiter auffällig verlief. Am Donnerstag um 15.15 Uhr öffneten sich die Türen der Aula für die allererste Aufführung der Tanz-AG – ein kurzer Tanz auf „Hier kommt die Maus“ von Stefan Raab. Nicht nur die tanzenden SchülerInnen waren stolz wie Oskar, auch ich war gerührt vom Anblick „meiner Kleinen“ dort oben, wie sie strahlten und sich bemühten jede Bewegung im Takt auszuführen. Erstaunlich, wie sehr die Schüler einem in kurzer Zeit ans Herz wachsen können, ich möchte mir gar nicht ausmalen wie dies am Ende des Schuljahres sein wird.
Auch das zweite Wochenende war stressig, jedoch auf die bestmögliche Art: den Freitag ließ ich gemeinsam mit einigen Kollegen gemütlich beim Essen in Bangsar ausklingen, am Samstag zerrte Nadia mich in „Annabelle“, wir shoppten (endlich mal wieder) auf den CentralMarket und in ChinaTown und am Abend lud Sophie (Lehrerin) zum BurgerEssen ein. Ein Abend voller Gelächter, der in den frühen Morgenstunden im „The Roof“ endete – ein recht eleganter Club, dessen aufgetakelten Besuchern man mit einer Portion Humor begegnen sollte. Jedes Coctailkleid in Ehren, aber in meinen Augen sind einige Kleider dann doch etwas too much.
Am Sonntag regnete es gefühlt den gesamten Tag durch und ich entschied mich gegen jede Aktivität, für einen kleinen Stapel DVDs und meinen Reiseführer. Denn am Freitag beginnen bereits die Herbstferien und am Samstag mache ich mich auf nach Hanoi, wo ich Louisa, Maja und Sylvia einen Besuch abstatten werde. Ich freue mich schon sehr darauf und kann es kaum abwarten endlich in den Flieger zusteigen!
Trotz ohnehin bereits chronischem Schlafmangel – 7 Stunden Schlaf sind hier nicht das gleiche und fühlen sich an wie 5 1/2 – liege ich nun im Bett und tippe diese Zeilen. Absenden werde ich sie morgen, da ich nach wie vor kein WLAN in der Wohnung habe. Es darf aber damit gerechnet werden, dass dies in den nächsten 6 Wochen noch eingerichtet wird. Derweil übe ich mich in Verzicht – es heißt ja nicht umsonst „In der Ruhe liegt die Kraft.“

 

 

 

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Alles dauert ewig und doch vergeht die Zeit so schnell.

Der letzte Abend des Vorbereitungsseminares.
Die Zeit verging wahnsinnig schnell und gleichzeitig war es eine Ewigkeit.
192 Gesichter, die vor 10 Tagen noch völlig fremd waren. Die mich zum Teil einschüchterten, denen ich weder Namen noch eine Geschichte zuordnen konnte. Unsere einzige Gemeinsamkeit war die Teilnahme an diesem Seminar, dass so unglaublich lang erschien, von dem ich dachte es würde anstrengend und langweilig werden.
Es war tatsächlich anstrengend. Zehn Tage voller Transkulturalität, Nachhaltigkeit, Dr.Walter Versicherungsinformationen, Diskussionen, Vorträgen, Reden und Projekten.
Und voll ernsthafter Gespräche, be(un)ruhigender Berichte von ehemaligen Freiwilligen, Energizern, lautem Lachen und neuen Perspektiven.
Die Gesichter sind nicht länger unbekannt, den meisten kann ich einen Namen und ein Einsatzland zuorden, einigen sogar Schuhgröße, Lieblingsfarbe und die ein oder andere Anekdote.
Es ist komisch, wie vertraut einem Fremde in kurzer Zeit werden können – man ist in derselben Situation, hat ähnliche Gedanken und Bedenken. Aber man teilt auch die Vorfreude, die Euphorie und die Erwartungen. Morgen heißt es schon wieder Abschied nehmen – im Übrigen auch ein Thema des Seminars – von Trainern und Mitfreiwilligen. Bei einigen ist es ein Abschied auf Zeit – man sieht sich im November beim Zwischenseminar, in einem Jahr beim Nachbereitungsseminar und bei einigen hofft man einfach, dass man den Kontakt auch über kulturweit und den Freiwilligendienst hinaus halten kann.
Es sind viele kleine Abschiede, die uns allen vorallem in den nächsten Tagen bevorstehen. Und der große Abschied, der mir noch immer völlig unreal vorkommt aber der auch wahnsinnig schnell näher rückt.