Wie Bilder entstehen.

Es sind viele kleine Dinge, die jeden Tag aufs Neue meinen Eindruck von diesem Land, den Leuten und dem Leben in Malaysia erweitern. Kleine Puzzelstücke, die ich zu meinem ganz eigenen Malaysiabild zusammensetze und die zu der Struktur meines Alltags beitragen. Das kleine Mädchen mit ihrer Mutter, die jeden Morgen vor ihrem Haus gemeinsam auf den Schulbus warten und mir fröhlich winken, wenn ich vorbei laufe. Die Nachbarin aus dem 15. Stock, die zur selben Zeit das Haus verlässt. Die Inder, die täglich vor ihrem Tempel stehen, der direkt gegenüber der Schule liegt. Die Baristas in meinem Lieblingskafe*, meinem Rückzugsort, in dem ich auch jetzt sitze.
Heute konnte ich erstmals fehlerfrei einen Kaffee bestellen – einen Satz, den die beiden mit Engelsgeduld mit mir geübt haben! Obwohl in der Theorie wohl korrekt, löste ich mit meinem „Hello. Kopi a sila.“ einen Lachanfall aus.
Und das, nach dem ich schon das typisch-malayische „laaah“ hinten rangehangen habe – ein Universal-Wort, welches grob mit „ok“ übersetzt werden könnte, würde man nicht auch an jedes ausgesprochene „ok“ noch ein „laaah“ ranhängen.

Was fällt sonst noch auf?

Die Vorteile des Wetters.
Kurze Information für die, denen ich nicht bereits vor der Ausreise mit Funfacts über mein Gastland auf die Nerven gegangen bin: Es gibt in (West-) Malaysia keine Jahreszeiten. Nicht mal eine Regenzeit, es ist immer Sommer. Die Temperaturen sinken in kalten Nächten auf ungefähr 24 Grad und steigen je nach Lust und Laune des Wettergottes. Kombiniert wird das mit gelegentlichen Regenschauern und Gewittern und einer relativ hohen Luftfeuchtigkeit.
Anfangs durchaus ermüdend und gewöhnungsbedürftig. Ganz meiner super-optimistischen Natur entsprechend, versuche ich mir das Klima schön zu reden. Erfolgreich.
Der entscheidende Vorteil ist, dass das Wetter einen in der Regel nicht überrascht. Um 7 Uhr früh bringt das eine nicht unerhebliche Zeitersparniss mit sich. Wie oft steht man vor dem Spiegel und fragt sich:
„Brauche ich ne Jacke?“ Das kann hier getrost mit NEIN! beantwortet werden, bzw. die Frage stellt sich schon gar nicht mehr. Selbst in Klassenzimmern, Restaurants und Malls mit 24/7 laufender AirCondition ist ein dünner Schal noch eine Zumutung. Nur einen Regenschirm und/oder eins dieser heißen Plastikregencapes kann ich jedem Expat oder Besucher empfehlen. Man braucht es einfach täglich. Und ja, ich finde Regencapes auch nicht besonders sexy, aber nun ja, sie sind funktional. Über den Smog sei an dieser Stelle mal gnädig hinweg gesehen und noch mal auf die ach-so-praktische Zeitersparniss hingwiesen.

Die Geschwätzigkeit

Die Menschen hier unterhalten sich gerne. Sie sind die Meister des Smalltalks, ihnen fällt immer eine Frage ein, die sich nicht einfach mit „Ja oder Nein“ beantworten lässt. Die Taksi*-Fahrer stehen dabei an der Spitze der Redseeligkeit. Besonders gerne unterhalten sie sich über ein naheliegendes Thema: Malaysia. Schließlich ist das Land (am Anfang der Fahrt) die einzige Schnittstelle zwischen Fahrer und Fahrgast. Und dieser kann ja wohl kaum leugnen hier zu sein und die Aussage „Just arrived in Malaysia, I don’t know anything yet.“ bietet ja auch eine ganz wunderbare Gesprächsbasis.   „So how comes you’re in Malaysia?“ „Do you like Malaysia?“ „Great, how long are you staying?“ Wenn sie dann erfahren, dass man sich tatsächlich für ein ganzes Jahr hier niedergelassen hat und an einer Schule arbeitet, geraten sie außer sich vor Begeisterung.
(Die Malaien lieben Kinder, darum finden sie Schulen grundsätzlich auch super und verleihen mir ohne zu Zögern zwei Staatsexamina und erheben mich zur wohl jüngsten, vollwertigen Lehrerin Deutschlands)
Natürlich freut man sich über nette Gespräche, liebe Worte und neue Bekanntschaften. Allerdings kommt man nicht umhin die offene Neugier der Menschen zu bemerken, die besonders in Geldfragen unangenehm werden kann. Man möchte mit dem Taksifahrer, der einen für RM12 (=2,90€) 45 Minuten durch die Gegend gefahren hat, nicht seinen Mietpreis und das Einkommen erörtern. Also lenkt man ab und stimmt erneut ein Loblied auf das tolle Land an:
„Malaysia is great, I love it – laaah!“. Meistens klappts.
Ein weiterer Störfaktor ist die Faszination für (dunkel-) blondes Haar. Trotz tausender Touristen, darunter viele mit hellem Haar, löse ich regelmäßig, ungewollte, Begeisterung aus und muss jeweils auf die Gottesfigur meines Gesprächspartners schwören, dass die nicht gefärbt sind.
Zugegeben, wenn unsere kleine Gruppe (ein Pakistani, eine Malayin und eine chinesische Australierin, alle samt mit dunklem Haar/Haut und daher eher „unauffällig“) ausgeht, landen wir eher in einheimischen Restaurants statt den üblichen Touristenplätzen und dadurch wird der Überraschungseffekt wohl noch verstärkt.
Mal sehen, wie lange der noch anhält.

Die Verkehrsmoral

Die Taksi-Fahrer wurden ja bereits schon kurz erwähnt. Trotz überfüllter Straßen sind sie, wie gesagt, sehr gesprächig, was wohl auch an dem ständigen im-Stau-stehen liegt. Die Bezeichnung „Stop and Go“ ist während der Stoßzeiten die Untertreibung des Jahres, „Stop and never go“ trifft es schon ehr. Stoßzeit ist übrigens immer genau dann, wenn man es mal etwas eiliger hat. Und grade weil sich hier im Prinzip nichts bewegt, werten Autofahrer bei freier Fahrt eine rote Ampel als persönlichen Affront, halten entweder überhaupt nicht oder aber recht plötzlich. Gepaart sind diese, nennen wir sie unerwarteten Notfallbremsungen, mit lauten, zornigen Wortschwallen und Hupgeräuschen, die sich gegen niemand bestimmten richten. Als wäre dieser Fahrstil nicht schon aufregend genug, herrscht in Malaysia auch noch Linksverkehr. Eines der Dinge, an die ich mich partout nicht gewöhnen kann. Sieht einfach falsch aus und fühlt sich auch falsch an. Man braucht trotzalledem keine Angst zu haben, in Malaysia ins Auto zu steigen – Stau verringert die Geschwindigkeit potentieller Unfallgegner und damit auch das Verletzungsrisiko.
Das gilt für PKW. Ein größeres Problem sind die vielen kleinen, wendigen Motorroller. Motorroller stehen aus Prinzip nicht im Stau, dann könnten sie ja gleich das Auto nehmen. Sie schlängeln sich zwischen den Autos hindurch, überholen links und/oder rechts und ohne das Tempo zu verringern. Wäre ja noch schöner. Überquert man also als Fußgänger eine Straße, sollte man hochkonzentriert und vorsichtig sein. Den Zusammenprall kann man in der Regel nicht gewinnen und will es ja auch gar nicht so weit kommen lassen.

Heute ist übrigens, zum zweiten Mal diesen Monat, Nationalfeiertag und konsequenterweise war Montag auch gleich schulfrei. Daher ist dieser Dienstag eigentlich ein Sonntag. Gibt schlimmeres!
Just während ich diese Zeilen tippe, kommt Nadia um die Ecke und hat eine junge Deutsche im Schlepptau, die grade angekommen ist und für die nächsten 5 Monate ebenfalls in unserem Condo wohnen wird. Die Gute zieht uns Neulinge wohl an wie die Fliegen. Naja, bin ja dankbar dass ich sie hab.

Bis bald, laaah!

Erster Ausflug in Malaysias Nachtleben.

*(Begriffe werden hier geschrieben, wie sie gesprochen werden- aus „café“ wird „kaffe“, aus „Central Station“ –
„Sentral Station“ und aus „Depot“ – „Depoh“)

P.S: Fast hätte ich die beste Nachricht der Woche vergessen: Wir haben zwei Kochplatten! Das heißt, wir müssen nicht mehr für jede Mahlzeit das Haus verlassen und könnten uns sogar mal selbst ein Spiegelei zum Frühstück machen! Foto füge ich an, es ist nicht die Welt aber deutlich besser als das Vorgängermodell!

Unsere Kochplatten. Willkommen in der Familie.
Unsere Kochplatten.
Willkommen in der Familie!

Kaffeelisten, Handarbeit-AGs und Ententanz.

Hallo zusammen,

nun ist die erste Woche rum (an dieser Stelle bitte das obligatorische „die Zeit verging ja echt wie im Flug“ einfügen).
Nach dem Feiertag am Montag hatte ich am Dienstag eine Art „Probelauf“ – Schule aber ohne Schüler, am „Pädagogischen Tag“. Es war eine großartige Gelegenheit das ganze Kollegium kennenzulernen aber auch ein anspruchvolles Programm für den ersten Tag. Organisationstreffen für die Projekttage, Vorbereitung auf den Besuch der Prüfstelle für Auslandsschulen (?),
Differenzierungsdiskussionen und einem außerordentlich unterhaltsamen Lehrer-Impro-Slowmotion-Theaterkurs. Nach den acht Stunden fiel ich zuhause direkt ins Bett und stand nur für ein kurzes Abendessen wieder auf.
Einigermaßen erholt fand ich mich wenige Stunden später in der Ersten Klasse wieder (wie übrigens jeden Tag in den ersten beiden Stunden). Ungefähr 20 supersüße, hoch motivierte und, auch bereits am frühen Morgen sehr aktive, Kinder mit denen wir im Sitzkreis das Wochenende besprachen, das Schreiben übten und frühstückten.
Nach so viel Action brauchte ich erstmal einen Kaffee, da in der Wohnung (noch) keine Kaffeemaschine steht und der Coffeeshop zwischen Apartment und Schule erst um 10 Uhr öffnet. Nur woher nehmen? Nach verzweifelten Suchen klärte eine hilfsbereite Kollegin mich auf und trug mich auch in die Kaffee-Verbrauchsliste ein (wo ich schon jetzt ganz weit vorne liege).
Wer mich kennt, wird wohl nicht überrascht sein dass sich mit dem Zugang zur Kaffeemaschine mein Wohlfühlfaktor an der Schule gleich noch verzehntfacht hat. Als mir zudem noch die allmächtige Schlüsselkarte überreicht wurde fühlte ich mich endgültig als Teil der DSKL akzeptiert. Gemeinsam mit einer Mutter betreuue ich Mittwochsnachmittags die Handarbeits-AG, die sich großer Beliebtheit erfreutund an der sehr lernbereite Kinder teilnehmen, die alles ganz genau wissen wollen. So lobenswert das auch ist, bringt es jemanden ohne jegliche Talentierung für Stricken, Häckeln oder – Gott hilf – Weben doch in eine gewisse Zwickmühle. Einige Kinder belegen die AG im zweiten Jahr und können die Neulinge, also auch mich, über sämtliche Techniken in Kenntniss setzen. Svenja, eine Praktikantin an der DSKL, und ich hoffen auf ein ähnliches Wunder für unsere wöchentliche Tanz-AG, ebenfalls nicht unser Spezialgebiet. Aber im Notfall kann man ja immernoch Macarena tanzen. Oder halt den Ententanz.

Wie bereits angedeutet, sind die restlichen drei Tage wie im Flug vergangen, gefüllt mit vielen neuen Gesichtern, unglaublich netten Leuten und langen Gesprächen mit den Mitbewohnern. **
Es bleibt, nach den leisen Zweifeln der ersten Tagen, das Gefühl dass ich mich hier sehr wohl fühlen werde.
Bis bald!

** Fast vergessen zu berichten: Mittwochabend stand, plötzlich und unverhofft, eine völlig Fremde in der Küche und auf meine Frage, was sie denn da mache, erwiederte sie fröhlich sie würde jetzt hier wohnen. Nun sind wir in unserer halb-WG also um eine australische Köchin und Patisserie Azubine reicher und vorerst komplett.

 

Icke schon wieder.

Juten Tach,

die entscheidene Nachricht gleich vorweg: Ich bin da. Und habe Gedanken, Eindrücke und alles andere während der letzten beiden Tage auch gleich festgehalten, leider konnte ich sie ohne Internet nicht veröffentlichen, daher ist der folgende Text etwas unstrukturiert und witzlos.

30. August 2014, Tag 1.

Ich bin da. Im (19. Stock des Millenium Square, in einem Ein-Schlafzimmer-plus-Bad-und-einer-ausgelagerten-(absolut schrottreifen)-Küche-Apartment.
Und mit zwei wunderbaren Mitbewohnern im Zimmer nebenan, die mich sofort unter ihr Fittiche genommen haben, mich zum Einkaufcenter fuhren um Wifi-Tarife zu prüfen, mich dort empört von den „viel zu teuren“ Angeboten der Mobilfunkständen wegzogen und mich zu guter Letzt sogar noch zum Essen eingeladen haben. Das Gebäude sieht nicht total furchbar aus, im Keller ist eine Garage, im Erdgeschoss eine Art Shoppingmall mit Basar und Foodcourt und mit einem Aufzug geht es zur Ebene 2, wo jeder Besucher von der Security streng gemustert und in ein Buch eingetragen wird. Palmen, Pool, Gym, Badmintonhalle (laut der Mitbewohnerin lieben die Malayen Badminton) und ein toller Blick über Petaling Jaya, meinen Stadtbezirk. Dieser wird mit jedem Stockwerk besser und ist bei uns, im 19. Stock, nahezu atemberaubend. Ein Lichtermeer erstreckt
sich vor meinem Fenster, gemischt mit den Schreien von begeisterten Fußballfans aus dem Restaurant gegenüber. Es ist Mitternacht und dutzende Feuerwerke beginnen. Auch wenn damit vermutlich eher der Nationalfeiertag und weniger meine Ankunft zelebriert werden soll, fühle ich mich dennoch angesprochen und freue mich. Es ist schließlich auch mein Feiertag.

31.08.2014, Tag 2.

Aufgestanden um neun Uhr in der Früh, mit den Mitbewohnern gefrühstückt (Reis und Huhn beim Chinesen um die Ecke!?) und anschließend eine eindrucksvolle Stadtführung absolviert. Das ich erst durch ein Schild bemerkt habe, dass ich genau vor den Petrona Towers stand, ist wohl ein deutliches Zeichen für die Nachwirkungen der langen Reise. Plötzlich machte auch die Menschenmenge und die vielen posierenden Touristen einen Sinn. Denen habe ich mich direkt einmal angeschlossen und Nadia gleich mit aufs Bild geholt.
Das Stadtbild ist heute geprägt von wehenden Flaggen, zumindest wenn sich dann mal ein Luftzug erbarmt und für etwas Abkühlung sorgt. Auf dem Rückweg zu unserem Apartment haben wir nocheinmal versucht das wifi-Problem zu lösen, leider wieder ohne Erfolg. Die Sterne stehen wohl gegen mich. Eine lange email an die Familie, gefühlt hunderte WhatsApp- und Facebook Nachrichten von und an Freunde später,

(unter anderem die glückliche Botschaft, dat meene Berliner kulturweit Kumpelinen ooch beede jut anjekommen sind. Ick wünsch euch een paar wundebare Monate, passta uff euch uff, wa?)

jagte ich dem Mitbewohner versehentlich den Schreck seines Lebens ein, als ich mit knallblauer Gesichtsmaske in der Küche stand.
Nach einigen Verschönerungsarbeiten im Zimmer erkläre ich den Tag somit für beendet.
Anbei sind noch einige Fotos, damit ihr einen Einblick bekommt wo und wie ich hier so lebe.

Sonnenuntergang und der Muezzin ruft zum Gebet.
Sonnenuntergang und der Muezzin ruft zum Gebet.
Ein Stück Heimat mit der eigens abmontierten Lichterkette und Fotos.
Ein Stück Heimat mit der eigens abmontierten Lichterkette und Fotos.

Tower-Foto mit Nadia
Tower-Foto mit Nadia

Wie fühlt sich eigentlich Abschied an?

Abschied. Ein Wort welches man mit Tränen, langen Umarmungen und gedrückter Stimmung assoziert.
Ich habe Abschiede noch nie gemocht, sie sind zu emotional, werden häufig aufgebauscht und dramatisiert. Es macht mich nervös, wenn ich jemanden am Flughafen oder auf dem Bahnsteig in den Arm nehme und nette, beruhigende Worte sagen soll. Dafür bin ich einfach nicht gemacht, die Verabschiedung ist einer der wenigen Momente in denen ich ganz ruhig werde, wenig sage und mir meine Gefühle nicht anmerken lassen will. Der Stress, den so ein Abschied mit sich bringt ist immens, die Vorfreude auf neue Länder, neue Leute und neue Lebensweisen ist jedoch glücklicherweise immer stärker.
Vor zwei Stunden standen noch Freunde und Familie in Tegel, haben geweint, gewunken und alles Gute gewünscht. Jetzt habe ich das „hinter mir“, es ist irgendwie eine Erleichterung. Hoffentlich auch für meine Lieben, die mich in allem unterstützen aber trotzdem mit dem „Auf Wiedersehen“ zu kämpfen haben.
(Ja, ich merke das, egal wie sehr ihr es versucht zu überspielen <3)
Dieser Abschied stand bisher noch ein bisschen zwischen mir und der Vorfreude, die diesmal sehr viel länger auf sich warten ließ als bei vorherigen Abenteuern. Aber es ist ja auch eine andere Situation – die erste eigene Wohnung, fast 10.000 km von Berlin und überhaupt die Rolle als „Lehrkraft“ statt als Schüler.
Umgeben vom Gewusel des normalen Flughafenleben sitze ich an Gate Z52 in FRA und warte auf das Boarding. Zwanzig Minuten bis es losgeht. Vierzehneinhalb Stunden Zeit um runterzukommen.
Um ehrlich zu sein, weiß ich selbst grade gar nicht was ich in diesem Post eigentlich sagen wollte. Vermutlich nix, für schlaue Sprüche und klare Worte ist in meinem Kopf grade zu viel los. Ich werde es in ein paar Tagen nochmal versuchen, dann aus Kuala Lumpur.
Bis dann, gehabt euch wohl!

Alles dauert ewig und doch vergeht die Zeit so schnell.

Der letzte Abend des Vorbereitungsseminares.
Die Zeit verging wahnsinnig schnell und gleichzeitig war es eine Ewigkeit.
192 Gesichter, die vor 10 Tagen noch völlig fremd waren. Die mich zum Teil einschüchterten, denen ich weder Namen noch eine Geschichte zuordnen konnte. Unsere einzige Gemeinsamkeit war die Teilnahme an diesem Seminar, dass so unglaublich lang erschien, von dem ich dachte es würde anstrengend und langweilig werden.
Es war tatsächlich anstrengend. Zehn Tage voller Transkulturalität, Nachhaltigkeit, Dr.Walter Versicherungsinformationen, Diskussionen, Vorträgen, Reden und Projekten.
Und voll ernsthafter Gespräche, be(un)ruhigender Berichte von ehemaligen Freiwilligen, Energizern, lautem Lachen und neuen Perspektiven.
Die Gesichter sind nicht länger unbekannt, den meisten kann ich einen Namen und ein Einsatzland zuorden, einigen sogar Schuhgröße, Lieblingsfarbe und die ein oder andere Anekdote.
Es ist komisch, wie vertraut einem Fremde in kurzer Zeit werden können – man ist in derselben Situation, hat ähnliche Gedanken und Bedenken. Aber man teilt auch die Vorfreude, die Euphorie und die Erwartungen. Morgen heißt es schon wieder Abschied nehmen – im Übrigen auch ein Thema des Seminars – von Trainern und Mitfreiwilligen. Bei einigen ist es ein Abschied auf Zeit – man sieht sich im November beim Zwischenseminar, in einem Jahr beim Nachbereitungsseminar und bei einigen hofft man einfach, dass man den Kontakt auch über kulturweit und den Freiwilligendienst hinaus halten kann.
Es sind viele kleine Abschiede, die uns allen vorallem in den nächsten Tagen bevorstehen. Und der große Abschied, der mir noch immer völlig unreal vorkommt aber der auch wahnsinnig schnell näher rückt.

Jetzt gehts los.

Morgen ist es soweit, gemeinsam mit über 100 anderen jungen Menschen beginne ich offiziell meinen Freiwilligendienst.
Beim Vorbereitungsseminar am Werbellinsee, circa 1,5 Stunden von Zehlendorf entfernt, werden wir uns gegenseitig und das kulturweit-Team kennenlernen und uns, wie der ein oder andere clevere Fuchs sicher bereits vermutet hat, auf die folgenden Monate vorbereiten.Im November finden dann Zwischenseminare in den verschiedensten Teilen dieser Welt statt: für Süd-/Ostasien diesmal „bei mir“ in Malaysia.

Menschenskinder, wie ist die Zeit  verflogen. Jetzt sind es nicht einmal mehr zwei Wochen bis es „so richtig“ los geht. Mein Visum wird nach wie vor fröhlich bearbeitet, besonders viel bekomme ich davon nicht mit und sowohl aus Neugier als auch aus Unruhe war ich am Donnerstag noch beim Malayischen Konsulat in New York.
Nun, lasst es mich so sagen:
Es hat mir kaum neue Informationen bezüglich der Arbeitserlaubnis gebracht, einen Besuch war es jedoch trotzdem wert.
Während man sich vielen Botschaften und insbesondere den amerikanischen Vertretungen ja kaum nähern kann, ohne Ausweiskontrollen und kritische Fragen über sich ergehen zu lassen, sind die Malaien völlig tiefenentspannt.
Eine einzige Dame hilft sämtlichen Anwesenden, stellt Passanträge, beglaubigt Geburtsurkunden und bringt kurze Zeit später die verlängerten oder neu ausgestellten Papiere zurück.
Sie wollen den Konsul sprechen?
Kein Probelm, dritte Tür rechts, einfach durchgehen und klopfen.
Bereits der kurze Besuch zeigte, wie sehr sich die Bürokratie von der deutschen unterscheidet.

Und sonst?

Es hat sich nicht viel verändert. Sowohl mit der Schule als auch mit dem Vermieter stehe ich in ständigen Kontakt, um die letzten Details zu klären. Wie sich herrausstellte ist mein erster Arbeitstag, der 1. September, ein Brückentag und somit frei. Es geht also schonmal gut los.

An dieser Stelle möchte ich gerne noch ein riesiges Dankeschön an Lea aussprechen, mit der ich zur Grundschule ging und die lustigerweise die letzten Jahre an der DSKL verbracht hat, und die mit einigen Tips, Erzählungen und lieben Worten meine Nervosität etwas lindert und meine Vorfreude nur noch verstärkt. Vielen Dank dafür und dir Viel Glück für dein Studium! Wir sehen uns im Oktober 🙂

Hallo Welt!

Zugeben, ich hatte eigentlich nicht mehr mit einer Zusage gerechnet. Es war bereits Mitte Juni, Plätze wurden nur noch im Nachrückverfahren vergeben und in gewohnt pessimistischer Manier hatte ich mich bereits damit abgefunden doch schon in diesem Jahr ein Studium zu beginnen.
Und dann klingelte das Telefon. Ich holte grade meine Großmutter vom ZOB Berlin ab, wir lagen uns in den Armen, ihre vollgepackte Reisetasche hing über meiner Schulter, Handtasche und Autoschlüssel blockierten die andere Hand. Also verfluchte ich bereits lautstark den Anrufer, wollte eigentlich gar nicht rangehen und tat es nur weil ich auf einen Rückruf bezüglich der Blumen für unseren Abiball wartete. Zwanzig Sekunden später war das Meckern in ein lautes Jubeln umgeschlagen und die völlig überwältigte Oma fing vor Freude an zu weinen.

Ein Jahr Freiwilligendienst in Malaysia.
Ausreise zum 1.September 2014, ab dem 18.08 das Vorbereitungsseminar in Berlin. Da ich zwischendurch noch einen Monat Urlaub in den USA geplant hatte, musste alles auf einmal erledigt werden:
Visum, Wohnung, Gesundheitszeugnis, Impfungen, Kontakt mit der Einsatzstelle und leider auch schon die ersten Verabschiedungen von Freunden, die in den paar Tagen zwischen Rückkehr nach Berlin, Vorbereitungsseminar und Abflug nach Kuala Lumpur selbst verreist sind.
Also gab es am Morgen meines Abflugs bereits einen kleinen Vorgeschmack auf das große „Auf-Wiedersehen“ Ende August: ein Plakat, ein paar Tränen und viele „wir skypen sooft es geht“ Versprechungen später graut es mir schon vor dem eigentlichem Abschied. Das ist nun wirklich nicht meine Stärke.
19 Tage sind es noch und langsam, aber sicher kommt eine leichte Nervosität auf. Bisher hat es sich noch nicht real angefühlt, es war eher eine nette Vorstellung, nichts worüber man sich Sorgen machen müsste. Muss man sich nach wie vor nicht, habe es doch noch nie lange am selben Ort ausgehalten und dieses Jahr wird mit Sicherheit eine ganz besondere Erfahrung, über die ich hier berichten werde.