Späte Abschiedsworte.

Jaja, ich weiß dieser Eintrag kommt viel zu spät und ist eigentlich nicht mehr wirklich Teil meines Freiwilligendienstes. Obwohl eigentlich schon, denn auch das Vermissen und Zurückblicken gehört dazu, ohne das eine gäbe es das andere ja nicht.

Es ist mir ein Anliegen dieses Blog nicht einfach im Nirgendwo hängen zu lassen sondern es gebührend abzuschließen.
Was soll ich sagen, die Zeit wird wohl mein ewiger Feind bleiben.. Erst etwas länger als einen Monat bin ich zurück in Europa, habe Deutschland schon wieder verlassen und mir mein neues Leben in DenHaag eingerichtet. Das Studium ist schon im vollen Gange, es gibt viel zu tun und in drei Wochen ist der erste Block schon wieder rum und ich fliege für ein paar Tage nach Hause und hole das nach, was ich in den zwei Tagen im August nicht geschafft habe – endlich einmal entspannt mit ein paar Freunden in der schönsten Stadt der Welt Kaffee trinken und erzählen. Auch wenn ich glücklich bin hier zu sein, bisher alles so lief wie erwartet und es fast sogar noch besser ist, zu 100% bin ich noch nicht angekommen. Oder ich bin einfach noch nicht zu 100% aus meinem Malaysia-Leben raus. Ob an der Haustür, in der Küche oder in den Regalen, überall stapeln sich die Erinnerungen an die glücklichen Momente, an diesen Strudel von Emotionen und lösen ein großes Vermissen aus, Tag für Tag. Der Drang zurück zu gehen wird immer größer, ich spüre dass ich noch nicht damit abgeschlossen habe. „Meine“ Kids nochmal sehen und dann wahrscheinlich wie die nervige, alte Großtante völlig verblüfft zu schreien „Gott, seid ihr groß geworden.“
Wenn ich daran denken, wie ich kurz vor meinem Abflug letztes Jahr innerlich ausgeflippt bin, völlig panisch gedacht habe: „Warum zur Hölle tue ich mir das eigentlich an, immer manövriere ich mich in Situationen denen ich gar nicht gewachsen bin“ muss ich über mich selbst lachen. Man wächst mit seinen Aufgaben. Auch die ersten Wochen, die mir damals furchtbar, lang und unerträglich überfordernd erschienen, als ich ununterbrochen überlegt habe wie ich am schnellsten wieder von dort wegkommen kann, wirken im Rückblick lächerlich. Aber grade diese Zeit hat mich wohl ein Stück erwachsener gemacht.
Und maßgeblich verantwortlich dafür, dass es sich von schrecklich in fantastisch verändert hat, sind meine wunderbaren Freunde und Kollegen.  Aber davon fange ich gar nicht erst an, dass führt bloß zu einem noch größere Gefühlsausbruch als ohnehin schon.

Nun, ich wollte auch noch Danke sagen. Danke an alle, die mein Jahr über dieses Blog begleitet haben, es waren viele (mein Zähler sagt etwas von über 18.000 Klicks? Ihr seid ja verrückt!) und ich habe mich über jedes nette Wort oder Kommentar gefreut! Das Blog war ein wunderbares Mittel um ein paar besondere Momente festzuhalten und zu teilen, auch wenn die Einträge bei weitem nicht so regelmäßig kamen wie geplant und noch circa 1000 unfertige Entwürfe irgendwo gespeichert sind.
Nochmals, danke an jeden einzelnen von euch, an das entzückende Kulturweit-Team für diese unglaubliche Chance und dafür, dass ihr tatsächlich auch mitlest und an all die tollen Menschen die diese Zeit zu dem gemacht haben, was sie war und als was ich sie immer in Erinnerung behalten werde. Ihr seid wundervoll!

Eure Kendra

Tussiparadies & Grenzgebiet

Eigentlich war unser Plan für den Sommer ein anderer:
Indien und Wandern im Himalaya.
Hochmotiviert hatten wir alles geplant, die Route zurecht gelegt, Wanderschuhe eingelaufen und aufgelistet, was man wohl alles so brauchen wird. Dann kam erst das Erdbeben und ein schier unloesbares Transportproblem von Delhi in den Norden Indiens.
Und so standen wir wenige Wochen vor unserer Abreise da und brauchen einen Plan B. Was kann man sonst noch so machen in Asien? Die Antwort war schnell gefunden: Südkorea. Für Natascha und mich beide ein BucketList Ziel, dass wir unbedingt sehen wollten. Unser 6,5h Flug war ein wahres Schnäppchen und schon war es beschlossene Sache. Seoul war unsere erste Station sein, in der Bahn kam die erste, etwas ueberraschende Erkenntnis: Südkorea sieht ziemlich genauso aus wie Deutschland. Und die Temperaturen sind auch ähnlich, nix mehr mit tropischer Hitze.  Graues, verregnetes Wetter macht wohl keine Stadt der Welt schöner,  trotzdem fühlten wir uns beide auf Anhieb wohl.
Seoul ist einfach. Auch wenn kaum jemand Englisch spricht, ist jeder wahnsinnig hilfsbereit und aufgeschlossen. Das U-Bahn Netz ist wohl das am besten organisierte und übersichtlichste, dass ich kenne (da könnte Paris sich mal ne dicke Scheibe von abschneiden). Alles ist sauber, obwohl nirgends Muelleimer zu finden sind und es ist ruhig. Eine riesige Grossstadt, voller Autos und Menschen und trotzdem ist es ruhig. Nicht langweilig oder ausgestorben sondern alles wirkt ruhig. Die Koreaner scheinen selten in Eile zu sein, jeder geht gemuetlich seines Weges ohne dabei eine Hektik auszustrahlen, wie man sie auf den Strassen New Yorks immer spuert.

In KL gibt es einige koreanische Bekleidungsgeschäfte, die wir gerne durchstöbern und von daher war unsere Neugier auf Mode, Kosmetik und Accessoires groß. Wir wurden nicht enttäuscht. Es gibt einfach eine Loesung fuer alles, selbst wenn es kein Problem gibt  – Poren kleiner,  Haut reiner, Wimpern länger, Brauen dunkler, Lippen voller, Augen größer. Stundenlang kann man von Drogerie zu Drogerie ziehen ohne dass es langweilig wird. Und sei es nur aus der Neugier heraus, warum grade Schneckenschleim als neues Wundermittel gefeiert wird. Wir sind also im Tussiparadies, wie Natascha es so schön ausdrückte. Obwohl wir sicher noch Tage in Seouls entzückenden Straßencafés und Fußgängerzonen hätten verbringen können, warteten noch viele andere spannende Dinge. Die Tour ins Nord-/Südkoreanische Grenzgebiet war für mich das Highlight,  ich hielt beide Daumen gedrückt dass wir die Fahrt tatsächlich antreten dürfen – in den letzten Wochen wurden alle Termine aus Angst vor MERS abgesagt , am Montag gab es eine kurzfristige Schließung weil ein nordkoreanisches Fischerboot an der südlichen Küste angespült wurde und die Insassen die Rückkehr in den Norden wünschten. Die Tickets sind rar, wer zuerst kommt mahlt zuerst. Natascha lag krank im Bett, also trat ich alleine mit circa 30 Mitreisenden die kleine Reise an.

Die ersten Stunden waren leider ziemlich langweilig – im Eiltempo zerrte eine voellig uebedrehte und uuuunglaublich gut gelaunte koreanische Reiseleiterin uns durch ein Museum, dann durch einen Park und die so beworbenen Aussichtsplattform mit Blick auf die Demillitarisierte Zone ist bei Nebel auch eher weniger spektakulär. Nach einem koreanischen BBQ Lunch wurde es dann interessant: wir näherten uns der JSA.
Eines der am strengsten beobachten Grenzgebiete der Welt.
Schluss mit Lustig: Sonnenbrillen und Kopfbedeckungen ab, Pass auf der ersten Seite aufschlagen, ab hier keine Fotos mehr.
Erste Kontrolle: ein Südkoreanischer Soldat.
Zweite Kontrolle: ein Soldat der US Army.
Dieser trägt den Namen eines ehemaligen, ermordeten US-Präsidenten und wird uns nicht mehr von der Seite weichten, bis wir das Gelände verlassen. Zuerst natürlich die Sicherheitseinweisung, wir befinden uns schließlich nicht irgendwo. Es gibt einige Signale zu beachten, bei einem plötzlichen Angriff ist dies und das zu tun. In erster Linie soll man sich nicht von der Gruppe entfernen und immer auf Kennedy hören.
Dann unterzeichnen wir alle ein Papier, dass wir bewusst Kriegsgebiet betreten und im Todesfall keine Versicherungsansprüche haben. Nun gut, wird schon schief gehen.
Mit dem Bus werden wir ueber das Gelaende gefahren, vorbei an Denkmälern, den Gotteshaeusern fast jeder Religion und an einem der „gefaehrlichsten Golfplaetze der Welt„.
Das Freedom-House ist die erste Station, nochmals die Erinnerung: „Fotos nur wenn es explizit erlaubt ist“. Ist ja schon gut, ich haette gerne mehr als nur die paar offiziell genehmigten Spots fotografiert, aber keine Chance. Da mit der Army in der Regel nicht zu Spaßen ist, gebe ich auf und folge zähneknirschend der Anweisung.
In Zweiereihen marschieren wir nach draußen, zu der Baracke in der sich die beiden Seiten zu Verhandlungen treffen. Der Raum kann von Norden und Süden betreten werden, die Mitte ist klar markiert und stimmt exakt mit der circa 50cm hohen Grenzlinie draussen überein.
Alle hinein, es ist nicht viel Zeit. Der Raum ist recht unspektakulär, ein paar Tische mit Fahnen und Mikrofonen, grelle Neonlampen und viele Fenster.
Und zwei Nordkoreanische Soldaten, die wie festgewachsen neben der Tür und dem Fenster stehen und Haltung bewahren.
Es wird uns erlaubt in den „nordkoreanischen Teil des Raumes“ überzutreten, auch Fotos sind nun erlaubt. Obwohl ich mich nur von der einen Ecke in die andere bewege, bin ich etwas nervös.
Es ist nordkoreanisches Hoheitsgebiet und sowohl die US- als auch die Suedkoreanischen Soldaten achten genau darauf, die Grenze nicht zu übertreten. Jedem in der Gruppe geht es so, alle sind ein wenig aufgeregt und schwanken zwischen Begeisterung und Unwohlsein.
10 Minuten, keine Sekunde länger.
Alle wieder raus, in Zweiereihen aufstellen.
Jetzt dürfen zwei Minuten Fotos geschossen werden, jedoch nur in Richtung Norden, auf keinen Fall von den Gebäuden im Sueden.
Ok, schnell noch ein Selfie und dann geht es zurück zum Bus, über das Gelände, zum Andenkenshop und zurück nach Seoul.

Definitv ein spannender Tag und eine Tour die ich jedem empfehlen möchte.
An den staendigen Lobpreisungen der Suedkoreanischen Regierung durch die Reiseleitung habe ich mich gestört. Sie wurde nicht müde zu wiederholen, dass Suedkorea alles tun würde um die friedliche Vereinigung herbeizuführen. Nun, in der aktuellen politischen Situation ist es einfach Nord- und Süd in gut und böse einzuteilen, daran gibt es auch keine Zweifel. Aber ein ständiges Hochloben des eigenen Staates hat immer einen bitteren Beigeschmack.
Auch die angeblich kuerzlich aus Nordkorea geflohene Frau, die unsere Gruppe für die ersten zwei Stunden begleitete, rief bei mir einige Skepsis hervor.
Laut Reiseleitung haben sie und ihre 5jaehrige Tochter mit der Hilfe von Schmugglern die Grenze zu China überquert, seien von dort weiter nach Kambotscha und dann nach Südkorea  gekommen. Seit 6 Monaten sei sie in Südkorea, drei Monate musste sie in einer Art Untersuchungshaft verbringen und sei nun offizielle Bürgerin der Republik Korea. Vollends integriert mit falschen Fingernägeln, Heels bis zum Himmel und einem riesigen Smartphone auf dem sie gerne CandyCrush spielt.
Kurzum, die Situation schrie jetzt nicht nach Au­then­ti­zi­tät aber zumindest hat man sich große Mühe gegeben uns Touristen ein wenig zu bespassen.

 


 

Dreihundertundeins.

Eine von vielen schönen Erinnerungen - der Abiball.
Eine von vielen schönen Erinnerungen – der Abiball.
Die Eröffnungsfeier der SüdOstAsienSpiele. Wir begrüßten die deutschen Schulen aus Singapur, Jakarta, Bangkok, Manila und NeuDelhi (Quelle: Archiv DSKL)
Die Eröffnungsfeier der SüdOstAsienSpiele. Wir begrüßten die deutschen Schulen aus Singapur, Jakarta, Bangkok, Manila und NeuDelhi
(Quelle: Archiv DSKL)
4 Tage, ganz im Zeichen des Sports: Schwimmen, Volleyball, Leichtathletik und Fußball. Quelle: Archiv DSKL
4 Tage, ganz im Zeichen des Sports: Schwimmen, Volleyball, Leichtathletik und Fußball.
Quelle: Archiv DSKL
Schiedsrichter bei der Arbeit. Quelle: Archiv DSKL
Schiedsrichter bei der Arbeit.
Quelle: Archiv DSKL
Das Team der DSKL
Das Team der DSKL

Der letzte Schultag.
Er erschien mir immer so unendlich weit weg. Der letzte Schultag, pff, lächerlich. Das würde ja bedeuten dass es tatsächlich zuende geht. So ein Blödsinn, warum sollte es auch – es ist doch grad so schön, alles läuft rund.
Und doch, plötzlich war der 26. Juni und es hieß Abschied nehmen.
Schon wieder.  Na klasse.
Vier Stunden mit „meiner“ ersten Klasse, passenderweise waren wir vier, die sich verabschieden mussten. Ich kam zuerst an die Reihe, bekam lauter gute Wünsche mit auf den Weg und die Kinder überreichten mir ein ganz bezauberndes, selbstgemachtes Kochbuch – jede/jeder hatte eine eigene Seite mit Fotos und Briefen gestaltet und dazu ihr/sein Lieblingsrezept geklebt.  Unnötig zu erwähnen, dass folglich um 08.20 Uhr bereits die ersten Tränen rollten, besonders als sich Christina, die Klassenlehrerin, verabschiedete. Bei ihr habe ich in kurzer Zeit sehr viel gelernt, es war mein großes Glück mit ihr in ihrer Klasse arbeiten zu dürfen. Wir waren ein Team, dass auch ohne große Absprachen hervorragend funktioniert hat, so dass es jeden Morgen aufs neue Spaß gemacht hat. Drei Stunden mit Verabschiedungen in der Klasse folgten, nachdem die Zeugnisse vergeben waren kam es dann zum finalen Showdown auf dem Schulhof: wohin man nur schaute lagen sich Schüler, Lehrer und Eltern in den Armen, es sind viele Tränen geflossen. Die große Schattenseite dieses Lebens ist nunmal der alltägliche Abschied, es ist immer ein Kommen und Gehen und es gibt wenig Beständigkeit.
Die DSKL ist (eigentlich müsste es wohl „war“ heißen) der Dreh- und Angelpunkt meines Lebens hier, irgendwie spielt sie doch immer eine Rolle. Und obwohl dieser Punkt nun mehr oder weniger wegfällt, die meisten Abschiede gemeistert sind, habe ich noch nicht vollends realisiert dass mir nun nur noch wenige Wochen in Malaysia bleiben. Ganz im Gegenteil, es kommt mir vor als wäre es noch unendlich viel Zeit. Die Koffer packe ich noch nicht für den Weg nach Deutschland sondern erst einmal „nur“ für Südkorea. Die großen Erwartungen, die Neugier wie es dort wohl sein wird, ob es wirklich so ein anderes Asien ist, überdecken alle anderen Gefühle und so kann ich gut verdrängen, was viel schneller Realität sein wird als ich glauben möchte.

Komm, lieber Mai, und mache

Einige Wochen nach unserer sonntäglichen, sechsstündigen und nervenaufreibenden Reiseplanung war es bereits so weit: Nach der Arbeit, am Donnerstag, stiegen wir quasi umgehend ins Taxi zum Flughafen, dort weiter ins Flugzeug und nur eine knappe Stunde später landeten wir auf Langkawi.
So weit, so unkompliziert. Dankenswerter Weise blieb es in den folgenden vier Tagen genauso entpannt.
Statt 1.Mai-Demos und Maibäumen, nur Strand und gute Freunde. Wir tanzten zwar wie wild in den Mai und starteten daher etwas ruhiger in unsere Ferien,
Faulheit konnte man uns in diesem Urlaub trotzdem nicht vorwerfen. Nach Freitag packte uns (oder zumindest den männlichen Teil der Gruppe) die Abenteuerlust und in nur zwei Tagen legten wir 183km auf unseren Motorrollern zurück. Den höchsten Aussichtsturm Langkawis, höchst fragwürdige und eigentlich nicht freigegebene Straßen,  menschenverlassene Strandabschnitte, endlos-enge Serpentinen, einige herumflitzende Affen & gelangweilte Kühe am Straßenrand und ein verdammt gutes Schnitzel später erlangte ich zwei neue Erkenntnisse: Mit dem Roller kommt man überall lang und auch ohne Benzin den Berg ganz easy wieder herunter.
Nach so viel Abenteuer gibt es wohl nichts schöneres als den Tag mit Sundowner-Drinks am Strand ausklingen zu lassen. Erstaunlich schnell gingen so die vier Tage rum und am Montag Abend fanden wir uns wieder im alltäglichen Stau auf den Straßen von KL. Wie sollte es anders sein.

 

Das obligatorische Flugzeugselfie.

 

Whoop Whoop!

 

Cheers.

 

Das Yellow-Café.
Idyllisches Naturbild mit Motorroller im Vordergrund.

 

Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz. (Statt Fisch gab es besagtes Schnizel)
Erst so..

 

..dann so. Ganz ohne Photoshop.

Motorradgang. Berühmt und berüchtigt.

Überraschungen.

Liebe Menschen, auf Grund von unbeschreiblicher Faulheit lag dieser Text bereits seit zwei Wochen in der metaphorischen Schublade dieses Blogs und findet erst jetzt seinen Weg in die unendlichen Weiten des Internets. Der innere Schweinehund und ich bitten vielmals um Vergebung.


 

„Der Kern der Überraschung ist die Absicherung der Schnelligkeit mit Geheimhaltung.“

– Carl Philipp Gottfried von Clausewitz

An Überraschungen scheiden sich ja häufig die Geister. Entweder man liebt oder man hasst sie. Ich gehöre zu letzteren und lege keinen großen Wert darauf dass Dinge, welche mich betreffen (oder auch nicht), ohne mein Wissen geplant werden, habe dafür aber helle Freude daran eben diese zu planen und durchzuführen.
Und so stand ich pünktlich* zu Gründonnerstag (müde und nur mit Sandalen an den Füßen) im Schneeregen am Flughafen Berlin-Tegel. Und mit einem breiten Grinsen im Gesicht, denn ich war zum Überraschungsbesuch nach Berlin gereist.
Unter größter Anstrengungen hatten mein Vater und ich diesen Plan ausbaldowert und geheim gehalten. Es ist keine Übertreibung zu sagen dass daraus im Prinzip ein viertägiges Überraschungs-Fest gewesen ist.
Sowohl meine Schwestern, Mutter, Großmutter als auch viele Freunde sahen zunächst aus als hätten sie einen Geist gesehen, wenn ich bei Geburtstagspartys aufkreuzte oder einfach an der Haustür klingelte obwohl doch eigentlich zeitgleich ein Skype-Date angestande hätte. Glücklicherweise scheinen sich recht wenige Überraschungshasser in meinem Umfeld zu befinden, so dass wir meist alle erst in ein lautes Gekreische, dann in ein recht albernes auf-und-ab hüpfen und anschließen in Tränen ausgebrochen sind.

Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit war Berlin wohl nicht das umweltfreundlichste Ziel, dennoch das erfrischenste das ich mir vorstellen könnte.

Ein entspanntes Osterwochenende in Hessen war genau das richtige um einfach mal abzuschalten. Sogar das Spazierengehen habe ich für mich entdeckt – welch erfreuliche Abwechslung war es mal wieder frische Luft einzuatmen, etwas draußen zu laufen ohne in Schweiß auszubrechen und generell das Leben im Freien zu leben.
Wenn man das so liest glaubt man wohl dass es in Malaysia ja furchtbar sein muss – wenn sie kurz vor Ende ihres Jahres noch mal nach Deutschland kommt?
Alles Quatsch, ich neige ja zeitweise zu Übertreibungen, dies ist jedoch keine: ich freue mich sehr wieder zurück nach KL zu kommen, habe die Stadt, mein Zuhause, das Wetter, die Schule und in erster Linie meine Freunde während der letzten Tage vermisst. Warum dann Deutschland?
Einfach so. Weil es sich richtig angefühlt hat, weil es schön ist anderen eine solche Freude zu machen, weil es noch viele Dinge zu erledigen gab und ich im Sommer und auch danach voraussichtlich auch nicht mehr viel Zeit dort verbringen werde. Während ich diese Zeilen tippe sitze ich also im Flieger, auf dem Weg zurück und habe dieses besondere Kribbeln im Bauch, das nur Aufregung und Vorfreude auslösen. Es ist so schön-schlimm, dass ich mich weder auf das Boardprogramm noch auf Kanye West konzentrieren kann, obwohl er mir doch so schön über die Kopfhörer seine Lebensweisheiten ins Ohr brüllt. Da hilft es wohl nur noch sich die dicken Socken anzuziehen, sich in Decke und Pulli zu verkriechen, die Augen zu schließen und erst in KL wieder zu öffnen.

Kletterpartien und Inselwelten.

Mir ist aufgefallen, dass auf den letzten, recht negativen, Blogeintrag schon lange kein geschriebenes Wort von mir gefolgt ist. Schade und ich entschuldige mich bei denen daheim, die auf meine Einträge mehr oder weniger gespannt warten.
Diese erneute Funkstille ist keineswegs ein schlechtes, sondern – ganz im Gegenteil – ein hervorragendes Zeichen. Gefühlt bin ich rund um die Uhr unterwegs, bei der Arbeit, in der Stadt, auf Bergen (wen diese Information verwirrt, der möge bitte weiterlesen), auf Klassenfahrt oder an südostasiatischen Traumstränden.
Tatsächlich ist das noch besser als es klingt, lässt aber leider recht wenig Raum für diesen Blog.

Berge? Berge!
Der Plural mag dabei ein klitzekleines bisschen übertrieben sein, die Anzahl der von mir erklommenen Berge in den letzten 19 Jahren meines Lebens ist verschwindend gering, spontan erinnere ich mich auch nur an eben diesen einen.

Kürzlich ereignete sich also etwas ungewöhnliches, im sonst so beschaulichen Kuala Lumpur. Es war ein Sonntag, 04.00 Uhr in der Früh. Mit gepacktem Rucksack und festem Schuhwerk stand ich vor meinem Condo und wartete auf Sophie, Julian und Natascha.
Denen, die mich nun schon etwas länger kennen, stellt sich nun vermutlich die naheliegende Frage: „Warum?“.
Die ebenso naheliegende Antwort: wir waren Wandern.
Für einen eingefleischten Wandersmann ist diese Strecke vermutlich lachhaft und eher eine Aufwärmübung, für eine kniegeschädigte, ungeübte und bisweilen etwas übermütige Laiin wie mich, war es dann aber doch eine kleine Herausforderung.
Mitten in der Nacht, nach einer knappen Stunde Autofahrt, trafen wir also Gloria und Christoph am Fuße des BrogaHills. Mit Taschenlampen leuchteten wir uns, begleitet von ein paar Dutzend Einheimischen, in der folgenden Stunde unseren Aufstieg. Es hat viel Spaß gemacht, es war anstregend doch um die Uhrzeit war es für malaysische Verhältnisse fast kalt und der kräftige Wind an der Spitze des Gipfels sorgte dafür dass ich endlich einmal Gelegenheit hatte, einen meiner vielen Pullover (die ich in einer unüberlegten, Kofferpack-Panikreaktion einfach mal mit in die Tropen genommen habe und für die es logischerweise keinerlei Verwendung gibt..) tragen konnte. Der Sonnenaufgang war nicht so spektakulär wie erhofft, doch einige schöne Fotos konnten wir knipsen und lustig ist es als Gruppe sowieso immer und überall.

Nach den Strapazen unserer Bergbesteigung waren wir auch wieder Urlaubsreif. Glücklicherweise fiel das Chinesische Neujahr auf diesen Zeitraum und wir hatten einige Tage frei um das „Jahr der Ziege“ begrüßen zu können. Natascha und ich nutzten die Zeit um an unserer Bräune und Entspannung zu arbeiten, was ihr in beiden Punkten gelang, während ich mir den wohl schlimmsten Sonnenbrand meines Lebens zuzog. Während ich also im Schatten, am Rande des Dschungels, vor mich hin döste, hatte ich eine „Wildlife-Experience“.
Ein possierlicher, 2-Meter langer Leguan (vergleichbar mit diesem Exemplar), tapste nur wenige Schritte von mir entfernt aus dem Wald und kam mit Vollgas* auf mich zu. Eine Mischung aus Faszination und Panik hielt mich davon ab um meinen Schattenplatz zu kämpfen und/oder Fotos zu machen. Sein Besuch war auch nur von kurzer Dauer, erinnerte mich aber wieder einmal kurz daran dass ich in den Tropen lebe. Hin und wieder vergesse ich das noch immer.

*es war eher ein gemütliches Trotten, welches mir aber im ersten Moment unglaublich bedrohlich vorkam

Da es ohnehin unmöglich ist all die alltäglichen Freuden festzuhalten, fasse ich schnell die Highlights zusammen:
Onkel und Tante haben sich auf die weite Reise begeben und mir in meiner neuen Heimat einen Besuch abzustatten. Während ihrer Rundreise durch das schöne Malaysia legten sie also einen Wochenendsstop in Kuala Lumpur ein und wir konnten einige sehr schöne Tage miteinander genießen.
Kurz darauf ging es für die 3.+4. Klasse für drei Tage nach Port Dickson, wo  wir auf der Eagle Ranch nachts durch den Dschungel gewandert sind, Schätze gesucht haben und eine Straußenfarm besuchten. So erledigt wie nach diesen drei Tagen war ich lange nicht mehr, 24h Dauer-Verantwortung für 32 Halbwüchsige schlaucht, macht aber auch ziemlich viel Spaß.
Kaum zu fassen, dass am Freitag bereits die Osterferien losgehen – Samstag früh geht es für ein Wochenende mit Hannah nach Bangkok, ich bin gespannt. Vorher kommt für zwei Tage noch eine kulturweit-Mitfreiwillige zu Besuch und wir werden uns sicher viel zu erzählen haben.
FullSizeRender (54) FullSizeRender (56) Zwei Engel beim Grundschulfasching! BrogaHill Schild Good Morning, Broga Hill. Oh, du schönes Perhentian! FullSizeRender IMG_5219 Wild West - the Malaysian Way. Klassenfahrt! Onkel, Nichte, Tante <3 Chinese New Year Tradition

Schattenseiten.

Natürlich habe ich gewusst, dass man auch in Malaysia mit Geld alle Probleme lösen kann. Das ist Teil eines jeden Systems, dass nicht wirklich reibungslos funktioniert. Wenn ein Polizist nur 800Ringit (circa 200Euro) im Monat verdient, lässt sich Korruption schwer verhindern.
Bestechlichkeit ist etwas, was zwar komplett gegen meine Überzeugungen steht und mit dem ich nur sehr schwer umgehen kann, aber zumindest kann ich irgendwo nachvollziehen woher es kommt. Weder akzeptieren noch tolerieren kann ich Rassismus.
Samstag Nacht kam es leider dazu, dass Natascha und ich hautnah mit beidem in Kontakt kamen und ich werde dieses beklemmende Gefühl wohl mein Leben lang nicht mehr vergessen.

Kurz und knapp die Ausgangsituation, damit verständlich ist worüber ich schreibe und warum ich es als Rassismus bezeichne:

Wie so oft am Freitag Abend machten wir uns auf ins Nachtleben der Stadt, trafen unseren Freund Bisso in der PiscoBar und gingen für die HipHop-Night ins Lust. Es war ein toller Abend, wir haben gesungen, getanzt und wahnsinnig viel gelacht. Als gegen 3.30 Uhr die Lichter angingen und der DJ ankündigte dass es Zeit sei zu gehen (in Malaysia ist für die meisten Clubs um 3.00 Uhr Sperrstunde) protestierten wir also lautstark und versuchten Bisso und einige weiter Freunde zu überzeugen mit uns in den After-Hour-Afrobeats-Club zu fahren, der vielleicht 15 Minuten entfernt liegt. Die Jungs, 5 Nigerianer, eine Malayin und Bisso (Sudaner/Südafrikaner) ließen sich breitschlagen und hatten sogar zwei Autos dabei in denen wir fahren konnten.
Die Stimmung war nach wie vor gut, es liefen bereits Afrobeats im Auto und die Nacht war noch jung. Eben jene gute Stimmung kippte in dem Moment, in dem wir auf eine Straßensperre zufuhren und die Polizeiautos erblickten.
„They want money“ war das einzige was Julien vom Fahrersitz aus sagte bevor er gefühlt sämtliche Papiere zückte, die ihm in diesem Leben jemals ausgestellt wurden. Die Polizei leuchtete in unser Auto und versuchte gar nicht seine Überraschung über die Besetzung des Autos zu verbergen.
„Alle aussteigen, bitte.“ Außer Natascha und ich, wir dürften auch sitzen bleiben, ganz wie wir wollen. Sie verlangten nach einem Ausweis, den originalen Pass hatte natürlich niemand mit zum Feiern genommen, dass wäre schließlich mehr als dumm. Wir hatten zwar beide unseren Personalausweis dabei, jedoch keine Kopie unserer Aufenthaltsgenehmigung oder Arbeitserlaubnis. Das interessierte jedoch auch niemanden, die Polizisten lasen nur „Bundesrepublik Deutschland“, sahen unsere blonden Haare und die helle Haut und waren höflich, respektvoll und nahezu wiederwärtig freundlich.
Ein Unterschied wie Himmel und Hölle dagegen, wie sie mit allen anderen umgingen. Aufenthaltsgenehmigung, Führerschein, Passport, Student-ID, alles musste gezeigt werden, an allem war etwas auszusetzen. Bisso wurde auf Waffen abgetastet, bei einem Dritten reichte auch die Kopie des Passes nicht aus, obwohl das die gängige Art ist sich auszuweisen.
Aber in dieser knappen Stunde drehte sich alles nur darum, dass die Jungs nicht weiß, asiatisch oder malaysisch waren. Mit einer offensichtlichen Abscheu wurden sie gedemütigt, behandelt wie geflohene Straftäter und mich fragte ein Polizist drei (!) Mal ob wir wirklich freiwillig mit ihnen unterwegs seien.
Es war offensichtlich worauf all das hinauslaufen sollte: ein wenig zusätzliches Bargeld vor den „Chinese New Year-Feiertagen“ in der nächsten Woche.
Sieben Polizisten, mit Waffen die vor ihrer Brust baumeln, warteten darauf dass ihnen endlich jemand Geld anbot. Der achte war nicht so geduldig und fragte einfach direkt „Was bekomme ich dafür, dass wir euch nicht mitnehmen?“.
In der selben Sekunde verfrachtete Bisso uns beide endgültig ins Auto, mit der Anweisung bloß sitzen zu bleiben und den Mund zu halten. Obwohl es in uns beiden ähnlich aussah – eine Mischung zwischen Schock, Hilflosigkeit und Wut taten wir wie uns geheißen und waren erleichtert als uns einige Minuten später erlaubt wurde weiterzufahren.
Zwar kamen wir alle relativ glimpflich davon, jedoch war es das furchtbarste Gefühl dass ich jemals gefühlt habe. Wenn etwas, dass komplett gegen deine persönliche Vorstellung von Gut und Böse steht, vor deinen Augen passiert und weder du noch irgendwer sonst etwas dagegen ausrichten kannst, ist es eine Kombination aus Machtlosigkeit und unglaublicher Wut.
Grade auch dass so extrem offensichtliche Unterschiedliche zwischen Menschen gemacht werden, macht mich unbeschreiblich wütend und hinterlässt einen prägenden Eindruck bei mir. Denn Natascha und ich zahlten nicht einen Ringit und wurden auch nicht weiter belästigt. Man bot mir sogar an ein Taxi für uns zu rufen.

Grade weil dies hier ja ein offizieller „kulturweit“-Blog ist, weise ich darauf hin dass es für mich, im Rahmen meines FSJ, die erste Erfahrung dieser Art in Malaysia war. Für mich, die häufig eher das Gegenteil erlebt – ich habe es als junge Europäerin hier häufig einfacher als viele andere und auch das ist oft unangenehm. Es war jedoch nicht das erste und leider wohl auch nicht das letzte Mal für unsere Begleiter dass sie so etwas erleben mussten.
Natürlich kann man diese Geschehnisse nicht pauschalisieren, nicht alle Polizisten über einen Kamm scheren und die Einheimischen durch die Bank alle zu Rassisten erklären. Das möchte ich auch gar nicht, dass ist etwas was ich weder beurteilen kann noch möchte. Dass ich hier auch so nicht erlebt habe. Aber ich möchte auch nicht so tun als wäre ich nicht dabei gewesen. Als hätte ich darüber nicht nachgedacht und als hätte ich dazu nichts zu sagen.
Wegen der politischen Situation in Malaysia war ich mir unsicher (und bin es immer noch) ob ich das ohne Weiteres so schreiben und veröffentlichen sollte. Und eben weil mein Geschreibsel das Malaysia-Bild von einigen Menschen prägt, die noch nie hier gewesen sind aber vielleicht dann und wann meinen Blog verfolgen.
Auch negatives gehört zum Leben, zum Leben im Ausland, es gibt diese Schattenseiten, die Momente in denen man gerne schreien will warum das denn so unfair ist. Und in denen man sich zusammenreißen und den Mund halten muss. Weil man niemanden damit hilft wenn man sich echauffiert, ganz im Gegenteil. Damit hätten wir alles noch viel schlimmer gemacht, egal wie schwer es ist sich das einzugestehen.
Dieser Post enthält keine Vorschläge oder Träume wie man ein Land von Korruption befreien kann, wie es wohl sein wird wenn alle Menschen gleich behandelt werden. Wenn es dann jemals soweit sein wird.
Nur eins noch: Haben mir die Nachrichten aus Deutschland, über die PEGIDA-Demonstrationen Bauchschmerzen gemacht, so steigen meine Bedenken über all diese rechtsstehenden Bewegungen in Deutschland immer weiter. Weil ich gesehen habe, wie einfach es sein kann jemanden schlecht zu behandeln wenn man „am längeren Hebel“ sitzt.
Die Welt wird sich nicht verändern, weil ich hier davon erzähle. Aber mich hat es irgendwo verändert.

Kleine Ewigkeiten.

Ewig und drei Tage sind vergangen seit dem letzten, wirklichen Blogeintrag hier. Es scheint, als würde ich langsam die Disziplin verlieren, so auf der Hälfte meiner Zeit hier.
Ja, tatsächlich, irgendwann in den nächsten Tagen ist die erste Hälfte meines Freiwilligendienstes vorbei. Meine Gefühle dazu sind gemischt – einerseits weiß ich, wie viel ich in den vergangenen Monaten schon gelernt, gesehen und erlebt habe und wie viel mehr da noch auf mich wartet , andererseits fühle ich mich so pudelwohl dass alleine der Gedanke an meine Abreise mich traurig macht. Ja, auch schon sechs Monate zuvor.

Sehr glücklich hat mich hingegen der Besuch von Louisa gemacht – nach acht(!) langen Monaten der Trennung hat sie ihre aktuelle SüdOstAsien-Rundreise-Station in Kambotscha für 4 Tage verlassen und einen Abstecher nach KL gemacht.
Während ich am Morgen noch schnell mit 2 gigantischen Koffern, einem 55l Rucksack, zwei prallgefüllten Handtaschen und 12 (!!) Tüten in meine neue WG umgezogen bin, saß sie schon im Flieger und nur eine knappe Stunde nachdem all das Gepäck dekorativ im Flur aufgestellt wurde, stand sie schon vor der Tür.
Was für eine Freude, obwohl die Situation sich für uns beide absolut unrealistisch angefühlt hat. Das war schnell überwunden – einige Stunden Gequatsche am Pool, ein Abschiedsessen mit Kai unten im Haus. (Leider war die Freude des Tages etwas getrübt von der Tatsache das Kai nun Svenja nach Deutschland folgte und beide endgültig Kuala Lumpur verlassen haben. Ihr halbes Jahr an der Schule ist vorbei und egal dass ich mir die ganze Zeit darüber bewusst war, vermisse ich sie schon jetzt.)

Eine Stunde lang packten wir beide unser Hab und Gut aus und bezogen mein neues Zimmer, Fotos folgen mal bei Gelegenheit. Da auch Gloria&Christoph Besuch aus ihrer östereichischen Heimat hatten, ging es für die ganze Clique am Abend erst zum Höckerchen-Thai und anschließend stürzten wir uns ins Nachtleben der Changkat. Nachdem der Freitagabend für Natascha und mich dort sehr entäuschend war, wurde es eine unglaublich lustige Samstagnacht und ein träger Sonntag.
Am Nachmittag trafen Lulu, Natascha und ich uns zum Brunch in unserer Lieblingsmall, stöberten ein wenig durch Antiquitätenläden und legten einen Abendessenstop in unserem Lieblings-Sushi Restaurant ein. Glücklich und vollgefuttert ließen Lulu und ich den Abend auf dem Dach der neuen Wohnung ausklingen, genossen den Blick auf PJ/KL und sogar die Spitzen der TwinTower um todmüde ins Bett zu fallen.
Am Montag mussten wir früh raus, wir sind zusammen zur Schule gegangen – fast wie früher. Es war witzig meinen Alltag mit ihr zu teilen und dass es ihr gut gefallen hat macht mich natürlich ein wenig stolz. Zur Schule gehört natürlich auch der CobraClub (für nicht eingeweihte, dass ist die Kneipe die direkt an der Schule liegt und wo auf unregelmäßiger Basis inoffizielle Treffen des Kollegiums stattfinden.) und von dort fuhren wir heim. Der Tag versprach noch spannend und vorallem lang zu werden, darum legten wir einen kurze Pause ein und fuhren gegen 21.00 Uhr nach Bangsar, wo wir auf den Rest der Gruppe stießen und meinen absoluten Lieblingstermin des Monats wahrnahmen: Eine Jam-Session, jeden erste Montag im Monat finden sich alle möglichen verschiedenen Künstler zusammen und singen, spielen, jammen zusammen. Obwohl keinerlei musikalisches Talent in mir steckt liebe ich es zuzuhören und freue mich schon Tage vorher drauf. Vor einigen Wochen haben Natascha und ich einige der Musiker kennengelernt und dadurch ist es doppelt so schön zuzuhören.

Bereits seit Sonntag Abend wurde das Hinduistische Fest „Thaipusam“ gefeiert, durch die große indische Bevölkerung in Malaysia und auch in Singapore, wird dieses Fest auch hier riesig groß und über mehrere Tage öffentlich gefeiert. Sonntag beginnt die  „Pilgerung“ von Chinatown  bis zu den BatuCaves (circa 15km) wo dann bis Dienstag Abend die Festlichkeiten weitergehen.  Der Höhepunkt ist in der Nacht von Montag auf Dienstag, der Einzug der Gläubigen in den Tempel in den Höhlen. Über 200, recht ungünstig angelegte Treppenstufen, führt der Weg, vorbei an der riesigen goldenen Murugan Statue zum Ziel von ZEHNTAUSENDEN Pilgerern.
Das Skurrile dabei ist die Art und Weise wie die Hindus diesen Weg zurück legen. Vreinfacht lässt es sich so sagen: je mehr Schmerz jemand fühlt, desto mehr wird seine Sünde vergeben. Daher stechen sich die Gläubigen Metallstäbe durch Wangen/Lippen/Ohren, rasieren ihre Köpfe kahl, tragen Gefäße an Metallhaken in ihrer Haut zu den Tempeln oder haben Seile mit Haken an ihren Körpern befestigt an denen dann jemand zieht. Um diese physische wie psychische Belastung durchzustehen, versetzen sie sich vorher in eine Art Trance  – angeblich auf natürlichem Wege, es ist aber recht eindeutig dass dort mehr als nur natürliche Drogen eine Rolle spielen und das Ausmaß davon ist nur eins: beängstigend.
Diese Prozession findet gegen 2.00 Uhr in der früh statt und zieht sich bis in die Morgenstunden. Wir waren so ziemlich die einzigen Touristen dort bzw. zumindest begegnete uns sonst niemand der nicht indische-Wurzeln hatte, obwohl von der Schule viele Kollegen dort gewesen sind und so friedlich der Abend auch ablief, es ist ohne Zweifel ein merkwürdiges Gefühl mitten in der Nacht in dieser Menschenmasse zu stehen und Teil dieser wichtigen, religiösen Zeremonie zu sein.
Wir selbst haben nur wenige Bilder gemacht, ich verweise zum bessern Verständnis auf Google Bilder, hier ist die Vielfalt einfach am größten.
Mein neuer Mitbewohner, Vinzent, hat ein Video des Abends zusammen gestellt, sobald ich ihn um Erlaubnis gebeten habe werde ich den Link dazu posten, es ist ihm gelungen die Stimmung dort ziemlich gut einzufangen.
Denn entgegen meiner Vorstellung ist es nicht leise, nicht bedächtig sondern es ist höllisch laut, Musik tönt aus allen Lautsprecher, Lichter leuchten, am Bahnhof ist eine Art Rummel aufgebaut und die Wanderer sprechen ihre Gebete in Megaphone.
Eine abolut einzigartige Erfahrung, die sich wohl mit nichts vergleichen lässt was ich je zuvor gesehen habe.
Völlig überwältigt fielen wir am frühen Morgen ins Bett, nach knappen 24h Stunden auf den Beinen.

Gegen Mittag krochen wir aus den Federn, kochten uns ein unglaublich leckeres Frühstück und fuhren in die Stadt. Sightseeing muss schließlich sein, wenn auch in abgespeckter Variante: Central Market, Nationalmoschee, PetronaTowers und anschließend noch eine leckere Pizza zum Abschied. Um 4.00 Uhr heute morgen hieß es dann mal wieder Abschied nehmen, etwas woran ich mich schon fast gewöhnt habe da hier nichts und niemand für immer bleibt.
Doch mit Louisa wird es ein Wiedersehen geben, auf absehbare Zeit und ich freue mich schon drauf.

Nun ist es Zeit den verpassten Schlaf der letzten Tage nachzuholen – anbei noch einige Bilder der letzten Tage.

Beim Besuch der Nationalmoschee
Beim Besuch der Nationalmoschee
Vom Winde verweht.
Vom Winde verweht.
Milchtöpfe auf Kopf.
Milchtöpfe auf Kopf.

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Völlig weggetretene, leere Blicke.
Völlig weggetretene, leere Blicke.

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Wenig zu lesen, ein bisschen was zu gucken!

Eigentlich hatte ich begonnen über die letzten drei Wochen zu bloggen. Hatte von fünf philippinischen Inseln erzählen wollen, in Worte fassen wie fantastisch alles war, was wir für Menschen kennengelernt, welch exzellenten Fisch wir verspeist haben, wie begeistert ich vom Schnorcheln gewesen bin, wie freundlich die Philippinos sind, euch versichern dass jedes noch so wunderschöne Foto einfach nicht mal annähernd an die Realität heranreicht, und mit einer humoristischen Note erläutern, wie es kam das wir den heiligen Abend im Flughafencasino in Manila statt im Beachresort auf Boracay verbrachten.*

Doch so gern ich all das bis ins kleinste Detail beschreiben würde, es wäre aussichtslos. Darum beschränke ich mich auf einige Bilder, die zumindest ein kleiner Hinweis auf die Schönheit dieses Landes sind.

(Und nochmal – keines dieser Bilder wird der Realität gerecht.)

Das Magellankreuz in Cebu City, wo die Spanier im 16. Jahrhundert landeten und unter diesem Kreuz ihre erste Messe abhielten.

 

„Hi.“

 

Jeepney. Der Fahrer hielt kurz mitten auf der Straße an und posierte für das Foto.

 

 

Island-Hopping auf Palawan. Mit dem Boot fährt man einen Tag lang von Insel zu Insel, schnorchelt, erklimmtt „verfluchte Häuser“ und genießt den frischen Fisch, der auf dem Boot zubereitet wird. (von links nach rechts: Erin, Natascha und ich)

 

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El Nido auf Palawan. Ein kleines Stück Erde, wo ein Traumstrand noch komplett leer sein kann, es keine Geldautomaten gibt und Autos noch die Ausnahme sind.

 

Dafür gibt es keine Worte.

 

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Chocolate Hills, Bohol Island.

 

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Die HaLong-Bucht in Vietnam und die Felsen vor Palwan ähneln sich schon sehr, durch das klare Wasser ist die Atmosphäre auf den Philippinen jedoch nicht ganz so düster.

 

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Das obligatorische „Ich feiere Weihnachten am Strand“ – Bild

 

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Ein nicht ganz so seltener Gast in Asien.

 

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McDonald’s Dessert Minifiliale. (Manila)

* Irgendwann komme ich darauf sicher noch zurück.

Zwanzigster Dezember zweitausendvierzehn.

Noch vier Tage bis Weihnachten. Eine Vorstellung ad absurdum, schließlich liege ich nur mit Mangosaft und Buch bewaffnet in der Hängematte und genieße einen Blick wie aus dem Bilderbuch. Schief gewachsene Bäume wachsen über einen Sandstrand, hier und da liegt eine Kokosnuss, ein kleiner Junge spielt mit Hunden Fangen und weit draußen ragen dunkelgrün bewachsene Berge in den Himmel. Einige Boote ankern im Wasser, weit und breit ist jedoch niemand zu sehen zu dem sie gehören. Viele Menschen verirren sich nicht hierher und wenn doch, versucht niemand zwanghaft ein Gespräch zu beginnen sondern genießt diesen Ort für sich allein.
Einzig die kitschig überladene Weihnachtsdeko der Läden in El Nido erinnert daran, dass schon in vier Tagen Heiligabend ist. Am vierundzwanzigsten selbst reisen wir noch von Puerto Princesa nach Boracay, wo wir gemütlich die Feiertage verbringen werden. Bis dahin, Weihnachtsgrüße aus El Nido!

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