Funkstille.

Wie es so ist –  „du musst das umbedingt aufschreiben“ im Hinterkopf, den Kopf aber voll mit anderen Dingen. Eigentlich ist auch nicht viel nennenswertes passiert seit meiner Rückkehr – der normale Alltag passiert, das malaysisches Leben ist für mich nicht mehr neu, fühlt sich nicht mehr fremd an, es ist anders aber für mich mittlerweile normal. „Ich bin angekommen“, endlich meine ich auch was ich sage.
Der Satz  „Manchmal muss man gehen um sich heimisch zu fühlen.“ beinhaltet durchaus etwas wahres – ich musste Deutschland verlassen um viele Dinge dort wirklich schätzen zu können und um mit einem leisen Patriotismus sagen zu können „Ich bin aus Deutschland.“
(leider bringt der Satz „Ich bin Europäerin“ Leute noch aus dem Konzept und stößt eher auf Verwunderung als auf Verständnis – das ist allerdings eine andere Geschichte)
und ich musste Malaysia verlassen um zu realisieren dass ich mich hier nun zuhause fühle. Schlüsselmoment: An einem Abend in Vietnam dachte ich kurz daran, wie gerne ich zuhause in meinem eigenen Bett liegen würde. Nicht in Berlin, sondern in Kuala Lumpur. Der Gedanke überraschte mich selbst, rollte jedoch zeitgleich den symbolischen „Stein von meinem Herzen“ und beseitigte die letzten Zweifel (fast).
Ob sich dieses Gefühl nachvollziehen lässt wenn man diese Dinge nicht grade selbst erlebt? Dass sich die Verbindungen zu daheimgebliebenen Menschen verändern, lässt sich schon nach wenigen Wochen nicht mehr leugnen. Zum negativen wie zum positiven. Verschiedene Lebensstile, verschiedene Erfahrungen die unterschiedliche Ansichten schaffen. Es wäre falsch diese Dinge zu beschönigen, mir selbst gegenüber, Freunden und Familie gegenüber und auch den andern/zukünftigen kulturweitlern gegenüber, die hier vielleicht mal vorbeischauen. Denn es ist wie es ist und ein Verlust ist auch nicht immer so schlimm wie er auf den ersten Blick scheint, manchmal ist es auch gar kein Verlust sondern einfach der natürliche Lauf der Dinge.

Genug der philosophischen Gedanken. Nach 75 Tagen in Asien habe ich also einen gewissen Stolz auf mein Heimatland entwickelt, auch wenn es sich leider immernoch furchtbar falsch anfühlt es so zu formulieren. „Verbindung“ könnte ein besserer Begriff sein, trifft den Nagel aber auch nicht auf den Kopf – sollte mir dazu eine zündende Idee kommen, werde ich diese hier kundtun. Natürlich verfolge ich die dortigen Geschehnisse, lese täglich die Nachrichten, wurde quasi live mit Bildernu und Videos von der „Lichtergrenze“ zum 25. Mauerfall-Jubiläum versorgt und kann einen gewissen Wehmut nicht leugnen. Da wäre ich gerne dabei gewesen.

Während ich hier, fernab allen Übels, den Kochlöffel schwinge, erscheint eine Benachrichtigung auf meinem Handy-Display: „Fahne der Sparkasse Berlin sorgt für Aufregung“.  Wer diesen Riesenskandal verpasst haben sollte, kann ja gerne nachlesen.. Innerhalb weniger Tage der zweite Aufreger in den deutschen Medien, zuerst das olivgrüne Hemd und nun die Sparkasse. Ob dieser Faux-Pass wirklich eine Eilmeldung wert ist!? Nun ja, vermutlich eher nicht. Aber auch diese Art von Nachrichten sind typisch für Deutschland und gehören zu den Dingen, die ich eher nicht vermisse. Statt dass man sich auf eine sachliche Berichterstattung über „Kerzenmärsche“ am 9.11, immerhin dem Jahrestag der Reichsprogromnacht, in Erfurt oder über die „Hooligans gegen Salafisten“ Demonstrationen widmet, muss sich ein öffentlich-rechtlicher Fernsehsender für die Hemdfarbe eines Moderators entschuldigen. Sinnvoll? Äh, nein.

Man liest aber auch Erfreuliches aus der Heimat und aus anderen Teilen der Welt. Ganz herzlich gelacht habe ich über den Blogpost von Alisa aus Bolivien, da mir ihre Geschichte und die Sache mit dem „ohne Rucksack ins FSJ“ irgendwie vertraut vorkam.. Du bist nicht allein!
Überhaupt sind in Bolivien wunderbare Menschen gelandet, von denen noch ein weiterer unglaublich amüsante Berichte abliefert. Ich kann euch versichern, dass Paul im Hinblick auf seine Sport-Begeisterung nicht übertreibt und erinnere gern an die Einkaufs-Radtour in den nächsten Ort des Werbellinsees, die er nur unter großem Protest antrat..
Gefühlt in einer komplett anderen Welt lebt Florentina in Kingston/Jamaica und teils aufgrund des großen Neids auf dieses wahnsinnig interessante Gastland, teils (vorwiegend)  aufgrund ihrer regelmäßigen Posts mit vielen Bildern oder kurzen Geschichten, lese ich ihren Blog wahnsinnig gerne.

Bis bald, versprochen.

Ein Gedanke zu „Funkstille.“

  1. An die Radtour denke ich auch immer mal wieder, mehr oder weniger gerne, mit durchaus gemischten Gefühlen zurück 😉 Bewundernswert übrigens die Regelmäßigkeit deiner Berichte!

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