Erlebnis

Internationaler Tag der Krawatte in Pula

Viele haben schon von der Krawatte gehört, oder gar selbst eine getragen. Doch die wenigsten wissen, dass die Krawatte ursprünglich aus Kroatien stammt. Die Ähnlichkeit des Wortes Krawatte mit dem kroatischen Wort Hrvati (kroat. für Kroaten) ist kein Zufall. Vor meiner Recherche war mir dies auch nicht bekannt.

So ist die Krawatte hier ein berühmtes Souvenir für Touristen, und das spektakuläre Motiv einer überdimensionalen Krawatte um das römische Amphitheater in Pula (Bild und Info hier) regelmäßiges Postkarten-Motiv. Dieses Bild ist keine Foto-Montage!

Ebenfalls findet in Kroatien jedes Jahr am 18. Oktober der Internationale Tag der Krawatte statt. Ich wurde gebeten, an dem Tag eine Krawatte zu tragen, zum Glück hatte ich eine nach Pula mitgenommen, sodass ich dies auch tun konnte.

Gleich darauf fand ein besonderer Anlass statt, die Schule begab sich in einen nahegelegenen Park. Hier befindet sich eine Statue eines berühmten historischen kroatischen Politikers (Matko Laginja), Presse und Fernsehen waren dabei, und schließlich kam jemand von der Krawatten-Akademie sowie der Bürgermeister der Stadt Pula. In einem feierlichen Akt legte letzterer der Statue eine Krawatte um. Unsere Bibliothekarin und der Herr von der Krawatten-Akademie hielten noch eine Rede, die ich leider nicht verstand. Zum Abschluss kam noch das Fernsehen in die Schule und hat einige Interviews mit Schülern geführt, die ich aus dem Deutsch-Unterricht kannte.

Ein Artikel aus der Lokalzeitung zeigt hierzu einige schöne Bilder (neben einem informativen Text auf kroatisch). Ich empfand es als ein sehr schönes und interessantes Erlebnis, danke, dass ich dabei sein durfte!

Zu welchen Anlässen trägst du gerne Krawatte? Was gefällt dir besonders daran, eine Krawatte zu tragen?

Besuch des Pädagogik-Leistungskurses des Arnoldinums im Treffpunkt Deutschland

Zum europäischen Tag der Sprachen, am 26. September 2017, hatte der Treffpunkt Deutschland an der Partner-Schule des Goethe-Instituts Kroatien, der Schule für Gastgewerbe, Tourismus und Handel aus Pula, eine Klasse aus Deutschland zu Besuch.

Der Pädagogik-Leistungskurs der Abitur-Klasse des Arnoldinums, begleitet von zwei Lehrer*innen, entschied sich für eine Abschluss-Fahrt auf einem Camping-Platz in Medulin an der Küste von Istrien in Kroatien. Von dort aus fuhren sie täglich an unterschiedlichste Orte der Region.

In Deutschland gehen die Gäste auf das seit 1588 existierende Arnoldinum. Das ist ein Gymnasium in Steinfurt nahe von Münster. Die Schule hat eine reiche Geschichte mit berühmten Alumni und Lehrern. Heute ist die Schule eine vom Land Nordrhein-Westfalen zertifizierte Europaschule.

Was ist eine Europaschule? Folgende Beschreibung steht in den Kriterien:

Europaschulen vermitteln ihren Schülerinnen und Schülern ein umfassen­des Wissen über Europa und befähigen sie unter anderem durch Steige­rung ihrer sprachlichen und interkulturellen Kompetenzen zum Handeln als mündige Bürgerinnen und Bürger Europas.

Am 26. September 2017, zum europäischen Tag der Sprachen, besuchten sie die Ausstellung „Erfinderland Deutschland“ im Treffpunkt Deutschland. Der Treffpunkt Deutschland ist ein vom Goethe-Institut Kroatien unterstützter Fachraum für den Deutsch-Unterricht an der Schule für Tourismus, Gastgewerbe und Handel in Pula, Kroatien.

Zu Beginn wurden die Gäste mit einem amüsanten Sketch über den Schul-Alltag von den Lehrerinnen Marina Bojanić und Vesna Pavletić, der Schulleiterin Orhideja Petković und dem kulturweit-Freiwilligen Janko Hoener empfangen. Die Gäste brachten als Geschenk eine illustrierte Karte von Deutschland und ein Buch zu ihrer Region, dem Münsterland, mit.

Schließlich ging es weiter in die Ausstellung über die Erfindungen deutscher Wissenschaftler. Die Schüler und Lehrer lernten hier die Errungenschaften des Wissenschaftsstandortes Deutschland kennen.

Als Muttersprachler waren die zu lösenden Aufgaben für sie einfach, da sie keine Verständnis-Schwierigkeiten hatten. Doch war das Erlernen der deutschen Sprache heute nicht das Ziel – stattdessen lernten die Schüler an sich selbst, wie sie interaktiv über eine Ausstellung Wissen vermitteln können.

Nach der erfolgreich gelösten Ausstellung ging es über in einen Austausch mit kroatischen Schülern des Deutsch-Unterrichts. Die Schüler tauschten sich über die Unterschiede zwischen Deutschland und Kroatien, über ihren Alltag und die Schulen aus. Ebenfalls unterhielten sich die Lehrer über die Herausforderungen in ihrem täglichen Schul-Leben. Der kulturweit-Freiwillige Janko Hoener hat den Abiturienten aus Deutschland den Freiwilligendienst „kulturweit“ nahegebracht. Schüler und Lehrer brachten ein Stück Deutschland in den Treffpunkt und nahmen einen Eindruck von Kroatien mit. Ein lebendiger Austausch fand statt.

Ich selbst war Teil dieser Begegnung. Zum ersten Mal seit meinem eigenen Abitur vor 5 Jahren bin ich einmal wieder mit aktuellen Abiturienten in Kontakt gekommen. Einer meinte „Boah, 5 Jahre Studium, das ist echt lange“ – wahre Worte. Die Diskussionen über den Schulalltag waren für mich so eine Erinnerung an lange vergangene Zeiten. So was wie die Klausuren, die Abschlussprüfung, die Länge des Schultags, Freistunden, Freizeit, Hausaufgaben, Leistungskurse, Schwerpunkte sind mir zwar schon noch ein Begriff, doch völlig aus meinem Bewusstsein raus, müsste in meinen Erinnerungen graben, so viel ist seitdem passiert.

Fand’s schön, Teil davon zu sein, in Kontakt zu kommen mit Menschen, die ich in meinem Studium nie getroffen habe, diese Zeit und die Abschluss-Fahrt aus einer anderen Perspektive erneut zu erleben, und mittendrin vom Freiwilligendienst zu berichten. Die mitgebrachte Karte hängt nun als Erinnerung an diese Begegnung im Treffpunkt Deutschland. Sie führt die größeren Städte und diverse Attraktionen Deutschlands auf und mir fällt auf, von wie vielen dieser Attraktionen, seien es die Dülmener Wildpferde, die Völklinger Hütte, der Rote Turm, die Ruhmeshalle Walhalla, das Nordertor ich noch nie gehört habe, geschweige denn sie selbst gesehen habe.

(Als Gladiator) in die Arena einlaufen

Pula in Kroatien ist eine 3000-jährige Römerstadt. Das berühmte Wahrzeichen der Stadt ist die Arena, ein noch erhaltenes Amphit-Theater.

(Wem Amphit-Theater nichts sagt: das Kolosseum in Rom ist ein Amphit-Theater wie dieses. Zu Römerzeiten fanden dort Gladiatoren-Kämpfe, teils untereinander, teils gegen wilde Tiere, sowie Hinrichtungen statt.)

Es steht heute täglich für Besucher zur Besichtigung offen. Ebenfalls finden bis heute noch hier Kultur-Veranstaltungen statt. Jedes Jahr kämpfen die besten Filme des Jahres um die Gunst der Zuschauer und Kritiker beim Pula Film Festival. Klassische Musiker  und Rock-Stars nutzen die besondere Akustik und Atmosphäre. Selbst Eishockey-Spieler haben sich hier drin schon gemessen.

Einer solchen Veranstaltung habe ich aktiv beigewohnt. Ich bin in den Kampf gegen meinem inneren Schweinehund getreten – beim 10-km-Nachtlauf durch Pula, inkl. Zieleinlauf in der Arena. Der Lauf Pulska Xica startete am Sa., 23. September 2017, 20 Uhr vor der Arena.

Mehr zufällig bin ich auf die Informationen zu diesem Lauf gestoßen, ich hatte mich über Wandern in Istrien (Anm.: die Region Kroatiens, in der Pula liegt) informiert, und auf derselben Website wurde auch der Lauf genannt. Als erfahrener Hobby-Läufer fand ich die Aussicht auf einen weiteren Lauf inkl. spektakulärer Zielgerade interessant.

Melde mich also sogleich dafür an, Bezahlung von ca. 15 € erfolgt ganz einfach per SEPA-Überweisung, da Kroatien in der EU ist, ist nach ein paar Tagen bereits bestätigt. In der Woche zuvor trainiere ich, am Tag zuvor hole ich die Startnummer, Chip und T-Shirt ab.

Am frühen Abend des Samstags begebe ich mich also zur Arena. Sie ist mir nicht unbekannt, ich sehe sie täglich, da meine Schule 150 m von ihr entfernt liegt. Davor befinden sich bereits eingekleidete Läufer, es wird Musik gespielt. Wie ich herausfinde, ist der Lauf Teil eines größeren Festivals, in welchem DJs auflegen und Licht-Shows stattfinden. Mehr zufällig treffe ich hierbei eine Englisch-Lehrerin meiner Schule an, deren Tochter und Schwiegersohn an dem Lauf teilnehmen. Zusammen laufen wir uns für dieses Ereignis ein, und wir sind auch nicht allein, ca. 500 Leute nehmen an dem Lauf teil.

Recht bald geht es los, wir laufen an der Arena entlang, ein wenig hinaus aus der Stadt zu einem berühmten beleuchteten Kreisverkehr, zurück in die Stadt, vorbei am Busbahnhof, dann parallel zum Meer und den Eisenbahn-Schienen gelaufen, wieder zurück, an der Uferstraße am Hafen entlang, in die Altstadt eingebogen bis zum Hauptplatz der Stadt, hindurch durch berühmte unterirdische Tunnel auf die Zielgerade zur Arena, eingebogen in einen Seiten-Eingang der Arena, innendrin vor den Zuschauern dann die letzten 100 Meter Ziel-Sprint. Zwei Verpflegungs-Stationen mit Wasser auf dem Weg, Zuschauer mehr vereinzelt, meist ist es unglaublich ruhig auf der Strecke.

Im Ziel angekommen gibt’s sofort die Medaille, und auch gleich Verpflegung für die Läufer. Ich hätte da nun super optimierte, gesunde Bio-Power-Superfoods erwartet. Stattdessen finde ich dort kartonweise zugeschnittene Pizzen einer örtlichen Pizzeria vor. Das ist ein (positives) Novum für mich auf Läufen. Ich bediene mich reichlich an diesem Büffet, die verbrannten Kalorien müssen ja wieder rein 😛 irgendwo liegen auch Äpfel herum, die jedoch weniger konsumiert werden.

Treffe dann alsbald auf die Englisch-Lehrerin und die Mitläufer*innen, genieße noch diese Atmosphäre und einige Augenblicke hier. Im Anschluss an den Lauf werden die verschiedensten Sieger*innen des Rennens und der einzelnen Alters-Kategorien geehrt. Anschließend wurde ein DJ  mit einem fetten Set auf die noch fitten Party-Löw*innen losgelassen. Da soll es ziemlich abgegangen sein, mir selbst fielen nach dem Lauf jedoch schon die Augen zu, machte mich zuvor auf den Heimweg in den wohlverdienten Schlaf.

Insgesamt ein schönes Erlebnis. Vor allem habe ich so als Neuling gleich viele mir zuvor unbekannte Teile der Stadt kennengelernt. Ich habe die schöne Beleuchtung dieses Kreisverkehrs entdeckt, der sonst tagsüber völlig unspektakulär, ein Kreisverkehr eben. Ebenfalls bin ich als Läufer auf die unterirdischen Tunnel-Systeme der Stadt, genannt Zerostrasse, gestoßen und durfte da durchlaufen. Von außen sieht das ganz unspektakulär aus, es befindet sich eine Tür auf einer Straßenseite und darüber ein Schild mit dem Schriftzug Zerostrasse. Dies befindet sich auf meinem täglichen Schulweg, und ich hatte mich schon gewundert, was es mit diesem Namen auf sich hat. Wie sich herausstellt, ist die Zerostrasse ein unterirdisches Tunnel-System aus dem Ersten Weltkrieg, das damals für einen Fall des Luftangriffs gegen Pula gebaut wurde. Pula war damals nicht nur Teil von Österreich-Ungarn, deren Hauptkriegshafen befand sich in Pula.

Das hat mich auch inspiriert, diese mir zuerst unscheinbar wirkende Stadt genauer anzuschauen. Ebenfalls laufe ich nicht jeden Tag in so eine Arena ein. Daher bin ich für dieses Erlebnis dankbar.

Quint Buchholz zu Besuch im Treffpunkt Deutschland

Am 14. September 2017, meinem zweiten Arbeitstag, kam der Autor und Illustrator Quint Buchholz in Begleitung seiner Ehefrau zu Besuch nach Pula (Kroatien) und dabei speziell in den Treffpunkt Deutschland, den Fachraum des Deutsch-Unterrichts der Schule für Tourismus, Gastgewerbe und Handel.

In einer Gruppe von sechs Schülern und mir holten wir die beiden von ihrem Besuch des berühmten römischen Amphit-Theaters in Pula ab, einer noch erhaltenen ehemaligen Gladiatoren-Arena und dem Wahrzeichen der Stadt.

Von dort aus zogen wir auf eine kleine Stadtführung zum Forums-Platz mit Augustus-Tempel. Dabei fand ein erster Austausch statt zwischen Quint Buchholz, seiner Frau, den Schülern und mir statt. Weiter ging es dann in den sogenannten Treffpunkt Deutschland – einen vom Goethe-Institut finanzierten Fachraum für den Deutsch-Unterricht an der Schule.

Dort gingen wir zum Interview über. Von den ca. 20 anwesenden Schülern stellten abwechselnd welche Fragen an Herrn Buchholz. Hier eine Auswahl der gestellten Fragen:

  • Wie gefällt Ihnen Istrien [die Region, in der Pula liegt]?
  • Sie sind gerade in Pazin [kroatische Stadt 50 km nördlich von Pula] zu Gast im Haus der Dichter. Was machen Sie dort konkret?
  • Reisen Sie gerne?
  • Haben Sie eine eigene Familie?
  • Wo bekommen Sie die Inspiration für Ihre Werke [her]?
  • Wie viele Bücher haben Sie schon illustriert? Welches war Ihr erfolgreichstes?
  • Was muss ein guter Bilderbuch-Illustrator können? Was ist das Schwierigste?
  • Haben Sie ein Lieblingsbuch?
  • Wie haben Sie sich als Schüler gefühlt?
  • Was würden Sie uns auf den Weg geben, was ist das Wichtigste im Leben?

Herr Buchholz hat die Fragen sehr detailliert und ausführlich beantwortet, und sie gelegentlich mit einer persönlichen Geschichte illustriert.

Was ist bei mir hängen geblieben von diesem Treffen?

Quint Buchholz malt sehr langsam, nimmt sich Zeit für seine Werke. Das Zeichnen eines Bildes kann dann schon mal etwas länger dauern. Zu seiner Studienzeit war er dadurch Außenseiter, weil damals grobes, schnelles Malen in der Kunst-Szene angesagt war. Erst mit der Zeit haben andere, u.a. auch Professoren, in ihm sein Talent im Malen erkannt.

Seine Philosophie ist es, Bilder zu malen, die über das Geschriebene hinaus gehen, und zugleich zum Text passen. Er findet es langweilig, wenn Bilder dasselbe sagen wie der Text. Sein vorrangiges Ziel ist es, Bilder zu malen oder Bücher zu schreiben, die Kindern gefallen. Zugleich muss er jedoch auch dafür sorgen, dass die Illustrationen Erwachsene ansprechen. Denn nur Erwachsene kaufen letztendlich Kinder-Bücher.

Quint Buchholz kommt aus einer familiären Umgebung, in der Malen als Kind an der Tagesordnung war. So kam er mit seinem späterem Metier schon früh in Kontakt und ebenfalls wurde er von älteren Brüdern in seinem Talent fürs Malen bekräftigt, selbst in einem Moment, als er (ausgerechnet) im Kunstunterricht seine schlechteste Note erhielt.

Mittlerweile hat er eine eigene Familie mit Frau, Kindern und Enkelkindern und lebt in einem kleinen Haus nahe von München. Er verreist schon gerne, bleibt aber auch gerne mal zu Hause.

Ich empfand es als enorm inspirierend, Quint Buchholz zu treffen und seiner Denkweise und Vorgehensweise  zuzuhören. Er ist ebenfalls ein sehr guter Erzähler und mir sehr sympathisch. Ich bedanke mich für dieses Treffen und wünsche seiner Familie und ihm alles Gute und weiterhin viel Inspiration für seine Werke.

Zum Abschluss verweise ich auf seine Website sowie seinen Wikipedia-Eintrag.

Vorbereitungs-Seminar am Werbellinsee

Das Vorbereitungs-Seminar zu Beginn des Freiwilligendienstes war ein besonderes, beeindruckendes Ereignis. Da ich im Bereich Selbst-Entwicklung aktiv bin, war ich zuvor auf Konferenzen/Trainings von einer Woche, jedoch noch nie auf einer von 10 Tagen. Ebenfalls realisierte ich bei der Ankunft, wie viele Menschen hier auf einem Fleck sind, um die 400 hatte ich auch noch nie erlebt, und empfand ich als arg viel zu Beginn. Das war doch ein kleiner Schock als jemand, der sich in kleineren Gruppen wohler fühlt. Doch auch merkte ich, wie ich mich nach einigen Tagen daran gewöhnt hatte, und es nach den 10 Tagen gar kein Ding mehr war.

Ich merkte mir im Tagebuch einige Worte aus der Einleitung (‚wir stellen den Rahmen, Sie malen das Bild‘), am ersten Tag bin ich noch beim Einfinden, irgendwie ist es symbolisch, dass ich abends was joggen ging am See, den Weg lange nicht mehr zurückfand, bis es dunkel wurde und an einem Steg andere Freiwillige freundlicherweise mir den Weg zurück in die Herberge zeigten. Ich fühlte mich an meine Schulzeit und so Klassenfahrten erinnert, in die Jugend zurückversetzt, da ich anders als viele mein Abitur seit Jahren hinter mir habe, mich nur noch grob an meine Zeit in der Oberstufe erinnere, und da gar nicht mehr mitreden kann. In dem Zusammenhang finde ich es sehr schön, dass es einmal niemanden juckt, dass ich Informatik studiert habe. Wenn ich das sonst erzählte, war die Reaktion meist ein langgezogenes ‚Woooooooow‘, ‚das ist bestimmt voll kompliziert‘, ‚ich wünschte, ich könnte das auch‘. Hier haben Leute es bloß zur Kenntnis genommen, ‚cool‘, ‚alles klar‘. In der Gruppe haben mir die Prozesse recht viel Spaß gemacht.

Interessant ist, wie wir darauf zu sprechen kommen, dass wir in der Zeit als „Deutsche“ angesehen werden, was sich bei mir stark bewahrheiten sollte. Ich sehe mich selbst gar nicht als Deutschen, halte von einigem „Deutschen“ gar nicht viel, doch in der Sommer-Urlaubs-Region, wo ich bin, ist die Kategorisierung nach Nationalität absoluter Standard. Und sie ist doch akkurater als mir teilweise lieb ist, da ich doch in vielerlei Hinsicht sehr „deutsch“ bin. Mich in den Workshops mit für mich interessanten Themen beschäftigt, die auch einen persönlichen Bezug zu mir haben. Fand sie schon ganz schön, klar, teils große Themen werden und können nur angerissen werden, doch es ist ok so. Im Laufe des Dienstes habe ich mich mit einigem beschäftigt, was mir wichtig war.

In Berlin schließe ich mich dem FairVerbund an, wo wir zu einem Bio-Laden geführt werden, der seit 1989 in einem Frauen-Kollektiv geleitet wird, und wo uns eine der dortigen Mitarbeiterinnen davon erzählte und Fragen beantwortete. Der Laden wurde in den 70ern gegründet und war damals noch politischer als heute. Dann weiter in die Regenbogenfabrik, ein Kulturzentrum in Berlin-Kreuzberg, in einem 1981 besetzten Haus. Damals war Kreuzberg noch sehr arm, und ein Kulturzentrum gab es nicht. Heute ist es Hilfe zur Selbsthilfe, Fahrradwerkstatt, Hostel, Café, Kantine und Kita.

Bei den Sorgen vor dem Dienst fallen mir Geldsorgen ein, dass es vielleicht da knapp werden könnte. Bei allem anderen zuversichtlich, dass ich mit etwaigen Herausforderungen umgehen kann. Zum Glück sollte es mit dem Geld zu keinem Punkt eng werden, ich habe allerdings auch nach Möglichkeit gespart, vergleichsweise wenig Luxus gehabt und bin nur gelegentlich (weit) verreist. Und ich glaube, ich hatte auch keine Angst vor Herausforderungen, weil ich mir kaum vorstellen konnte, was da auf mich zukam. Den Workshop „Die Welt ist voller Lösungen“ fand ich toll, weil zu diesen vielen Problemen der Welt konkrete Lösungen gezeigt worden im Film Tomorrow, ich habe mir glatt gedacht, bei so einem Projekt kann ich mitarbeiten.

Das fair berichten habe ich angenommen, und hoffentlich hier im Blog und im Kontakt zu Familie und Verwandten korrekt angewandt. Im Gespräch kommt mir die Inspiration, den Dienst entspannt anzugehen, und für mich persönlich nicht zu viele Ziele neben der Arbeit zu haben, zu entspannen, da ich gefühlt schon zu viel beschäftigt war zu der Zeit. Das habe ich auch in der Tat so angegangen. Als introvertierter/schüchterner Mensch habe ich das „Haus der Stille“ sehr geschätzt.

Es war mein erstes Mal am Werbellinsee, der toll ist, und wo ich alleine wohl nicht hingekommen wäre. Bin auch ein paarmal schwimmen gegangen, Highlight war, als ich eines Morgens einen jungen Herrn und drei Damen traf, die ebenfalls auf dem Weg in den See waren, denen ich mich anschloss, und die mich inspirierten, weiter raus zu schwimmen, als ich alleine wohl geschwommen wäre. Einer erzählte, er habe vor, den See zu durchschwimmen, sowas habe er wohl schon häufiger gemacht, auf diesem Seminar sind beeindruckende Leute unterwegs! Ich habe es mich mit meinem „nur“ Seepferdchen jedenfalls nicht getraut.

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