Was ich noch zu sagen hätte…

15. Juni 2014:

Vor der Tür – hinter der Tür

Mit einem großen Koffer, einem Rucksack und zwei Taschen stehe ich vor einer Wohnungstür. Der Tür zu der Wohnung, in der ich jetzt ein ganzes Jahr leben werde. Allein. Ohne meine Eltern und Brüder, mit denen ich zu Hause in Deutschland zusammengewohnt habe. Denn für ein Jahr werde ich in der Slowakei leben und arbeiten. Und deswegen natürlich auch dort wohnen. Ich werde hier nämlich als Sprachassistent beschäftigt sein.

Meine neue Wohnung besteht aus zwei Zimmern und einem Bad, die Küche befindet sich auf dem Gang. Die Wohnung gefällt mir, auch wenn das Kochen in der Gemeinschaftsküche mit anderen Leuten am Anfang noch etwas ungewöhnlich war. In den ersten Wochen kam mir mein neues Zuhause noch ein bisschen leer vor. Doch mit der Zeit sammelten sich immer mehr Gegenstände an mit denen ich es mir hier schön häuslich einrichten konnte. Am besten kann man das an meinem Kleiderschrank verfolgen. Denn auf seiner Tür habe ich alle Postkarten befestigt, die ich während meines Aufenthalts hier bekommen habe. Stück für Stück füllte sich die kahle Fläche und ist jetzt bunt gemustert mit Grüßen aus aller Welt.

Immer so einfach ist es allerdings nicht, alleine zu wohnen. Wenn man jahrelang mit seiner Familie unter einem Dach wohnt, ist es sehr ungewohnt, auf einmal allein zu sein. Man hat ganz vergessen, wie ruhig so eine Wohnung eigentlich sein kann, wenn keiner da ist. Doch das hat natürlich auch seine Vorteile. Man kann seinen Tagesablauf planen, wie man will. Das ist ein großes Plus dafür, alleine zu wohnen. Manchmal fühlt man sich zwar ein bisschen einsam, doch das ist wohl der Preis für die neugewonnenen Freiheiten.

Wie bei fast allen Dingen, gibt es also auch beim alleine Wohnen Vor- und Nachteile. Jetzt, da ich mich an die Stille in der Wohnung gewöhnt habe, gefällt es mir sehr gut hier. Auch was die Stadt in der ich wohne angeht, gibt es einige Unterschiede zwischen Deutschland und der Slowakei. Während ich in Deutschland die meisten Strecken mit dem Fahrrad gefahren bin, gehe ich jetzt fast alles zu Fuß. Denn meine Wohnung liegt hier mitten in der Stadt, sodass ich weder ein Fahrrad noch andere Verkehrsmittel brauche. Und das zu Fuß gehen gefällt mir. So trifft man mehr Leute, als wenn man mit dem Fahrrad an ihnen vorbeirast. Ich habe mich gut eingelebt und könnte sagen, diese Wohnung ist wie ein zweites Zuhause für mich geworden. Doch trotzdem freue mich, wieder zurückzukommen.

Dann werde ich mit einem großen Koffer, einem Rucksack, zwei Taschen und mindestens drei Umzugskisten wieder vor einer Tür stehen. Der Tür zum Zuhause.

 

 

23. Januar 2014:

Von der Gemütlichkeit des Zugfahrens

Kennt ihr das? Ihr sitzt im Kino und habt gerade einen tollen Film angeschaut. Der Film ist noch keine halbe Minute vorbei und dann springen schon alle von ihren Sitzen auf und laufen in Richtung Ausgang. Wahrscheinlich haben alle etwas ganz wichtiges zu tun und müssen schnell weiter.

Genauso ist es beim Reisen. Heute benutzen viele Menschen Autos und Flugzeuge, um so möglichst schnell von einem Ort zum anderen zu kommen. Es stimmt schon, dass man so Zeit spart. Allerdings stellt sich die Frage, ob das wirklich nötig ist. Vielleicht sollte man auch weniger über gesparte Zeit und stattdessen mehr über die eigene körperliche Gesundheit nachdenken. Denn Reisen ist anstrengend. Und wenn man dann zum Beispiel mit dem Taxi zum Flughafen eilt, nur um am Zielort zum nächsten Verkehrsmittel zu laufen, könnte man ja auch darüber nachdenken, nicht doch vielleicht mit dem Zug zu fahren. Das dauert zwar länger, aber das tut dem Körper gut. Nicht umsonst wird die Geschichte von dem Indianer, der sich nach einer langen Busfahrt auf eine Bank bei der Haltestelle setzte und dort auf seine Seele wartete, immer wieder weitererzählt. Der  menschliche Körper braucht Zeit, sich auf eine neue Umgebung einzustellen – die Seele braucht Zeit, um richtig am Ziel anzukommen. Dabei kann es helfen, wenn man den zurückgelegten Weg selbst nachvollziehen kann. Das geht natürlich beim Wandern oder Radfahren besonders gut. Aber auch beim Zugfahren kann man aus dem Fenster schauen und sieht dort die Landschaft, durch die man gerade fährt. Beim Flugzeug geht das nicht.

Außerdem wird Zugfahren nie langweilig: Der Zug ist wohl das einzige Verkehrsmittel, in dem man ohne schlechtes Gewissen aufstehen und umhergehen kann. Man hat dort mehr Beinfreiheit als im Flugzeug oder im Reisebus und gleichzeitig weniger Stress als beim Autofahren. Während der Fahrt kann man sich entweder mit seinen Mitfahrern unterhalten oder zum Beispiel ein gutes Buch lesen. Und wenn man dann angekommen ist, kann es sein, dass man gar nicht mehr aufstehen will. Denn die Sitze im Zug sind ja fast so bequem wie im Kino.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert