Tja, es wird nicht besser mit dem regelmäßig Blog schreiben. Dieses Mal habe ich es auf ganze zwei Monate ohne Update gebracht. Und was war in den zwei Monaten? Ich hatte Ferien. Ja, das war. Weihnachten, Silvester, Besuch von Lusl, Urlaub in Peru – kein Wunder, dass man da nicht zum Schreiben kommt! Eigentlich werte ich das aber als ein gutes Zeichen. Nämlich das Zeichen, dass ich hier angekommen bin, dass ich mich wohl fühle, dass ich rausgehe und eben deshalb keine Zeit hab Romane für meinen Blog zu verfassen. Vielleicht hätte ich es von Anfang an immer so machen sollen ein kleines Update jeden Tag zu geben, aber da ich keine Frau der wenigen Worte bin, hab ich das verbockt. Ich hoffe ihr verzeiht mir 😉 Fotos aus der Zeit „Sassi verschollen in Lateinamerika“ müsst ihr euch dann eben zu Gemüte führen, wenn ich in zwei Wochen (boah…) wieder da bin.
Obwohl hier in Cartagena gerade die Post abgeht, hab ich doch ein paar Minuten, um euch von diesem großartigen Ereignis zu berichten, welches sich hier gerade zuträgt: Es ist Hay Festival! Was heißt das? Das heißt Literatur und Kultur pur für 4 Tage, viele reiche unangenehme Menschen (RCN macht das Ganze mehr zu einem Konsum- als Kulturfestival), genau so viele beeindruckende Autoren und Künstler und unter diesen Herta Müller! Als ich davon vor einigen Monaten erfahren hab, war ich baff. Ich mein, ich hab Texte dieser großartigen Frau in der Uni gelesen. Und jetzt kommt sie her. Und wir als deutsches Kulturinstitut stecken da natürlich auch in gewisser Weise mit drin. Das habe ich dann mal als Anlass genommen mein kulturweit-Projekt an einem Zitat von ihr auszurichten: „Heimat ist, was man nicht ertragen kann, wenn man dort ist, und nicht loslassen kann, wenn man weg ist.“ Die Idee ist, dass Leute bei uns künstlerische Beiträge einreichen, wir eine Collage aus den Beiträgen machen und der beste Beitrag einen Deutschkurs bei uns gewinnt. Dank Kevin und Lusl hab ich das beste Plakat von Welt dafür!
Gestern war dann die Gesprächsrunde mit Herta Müller in dem wundervollen Teatro Adolfo Mejia. Was für eine Frau! Sehr sympathisch (vor allem ihr Humor spricht mich sehr an… „Is ja klar, dass man in ner Diktatur irgendwann plemplem wird“), sehr intelligent und wie sie Sprache sieht und beschreibt, schlägt sich eindeutig in ihren Büchern wieder. Nachts haben meine Chefin und ich Frau Müller und die Angereisten aus Bogotá dann noch zum Hotel begleitet und unsere Hilfe für die nächsten Tage angeboten. Ich kann nichts anderes als Bewunderung für diese Frau aussprechen. Wie kann ein Mensch so geniale Texte schreiben und gleichzeitig so menschlich und natürlich sein? Äußerst beeindruckend.
Heute und morgen werde ich dann dank des Ausweises vom Goethe Institut noch zu weiteren Vorträgen von großartigen Menschen gehen: Mario Vargas Llosa, Mario Mendoza, Giaconda Belli… Ich habe vor hier so viel mitzunehmen, wie es nur geht! In solchen Tagen wird deutlich, wie viel Charme und Platz gerade Cartagena für Kultur bietet. Denn nebenbei gibt es zu dem leider sehr kommerziellen Hay Festival natürlich auch ein alternatives Festival, was von meinem Lieblingskulturzentrum mit der großartigsten Pizza der Welt, der Ciudad Movil, veranstaltet wird. Im Rahmen dieses Festivals „La Otra“ zeigen wir Dienstag auch einen deutschen Dokufilm aus dem Bereich zeitgenössische Kunst: Berlin Calling. Auch da war ich schon bei der Eröffnung mit einem Champeta Konzert (eine Musikrichtung aus Cartagena, schaut mal: http://www.youtube.com/watch?v=FEQUg0__euQ) und einer gleichnamigen Ausstellung. Auch Zona Norte, eine Hip Hop Gruppe und Freunde meiner Chefin, geben dort Workshops und Konzerte und werden großartiger Weise nächste Woche bei unserer Eröffnungsfeier des renovierten Instituts auftreten und haben angeboten sogar einen Track zum Thema Heimat für mein Projekt zu schreiben.
Wie ihr seht geht in Cartagena gerade jetzt kulturmäßig ordentlich die Post ab – egal ob eher kommerziell oder alternativ! Da werde ich fast etwas wehmütig in zwei Wochen schon wieder abzureisen…



































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