Langsam verstehe ich, warum der Beruf des Schriftstellers oder Autors ein Beruf ist – man muss sich Zeit dafür nehmen. Und wenn man, wie ich hier im entfernten Kolumbien, arbeitet oder viel reist, ist diese Zeit nicht da. Deshalb habt ihr auch so lange nichts mehr von mir gehört. Um so mehr gibt es natürlich zu berichten. Ich bin mir sicher, dass ich die letzten drei Wochen nicht detailgetreu wiedergeben kann und dass dadurch eine ganze Menge meines Lebensgefühls hier verloren geht, aber so ist das nunmal. Einen Eindruck möchte ich euch natürlich trotzdem geben.
Inzwischen hat mein Anfängerkurs Deutsch begonnen. Acht Kolumbianern, die von Deutsch ungefähr so viel wissen wie ich von Thai, wollen meine Muttersprache lernen – na Prost Mahlzeit! Das muss man erstmal machen… irgendwie geht das schon, aber mehr als denen zu sagen, dass ein ö halt wie ein ö ausgesprochen wird und das es zwischen den Worten „leben“ und „wohnen“ keinen essentiellen Unterschied gibt, kann ich auch nicht. Und nein, auch wenn sie fragen, werde ich ihnen den Genitiv jetzt noch nicht beibringen. Spaß macht es trotzdem, weil man in einem Anfängerkurs deutlich die Fortschritte merkt. Natürlich bin ich manchmal unsicher, weil ich keine DAF-Ausbildung habe, aber die lässt sich ja daheim noch machen. Dann habe ich auch ein bisschen mehr Ahnung von der deutschen Lingusitik 😉
Urlaub war trotzdem dann auch mal an der Reihe. Der 15. Oktober war Feiertag, weshalb ich das lange Wochenende genutzt habe und mit Freunden aus dem Spanischkurs nach La Guajira gefahren bin, das ist das nördlichste Bundesland Kolumbiens und hat dementsprechend auch den nördlichsten Punkt Südamerikas. Die Natur dort ist spektakulär! Es ist heiß und trocken, weshalb ein großer Teil quasi eine waschechte Wüste ist. La Guajira hat aber auch Küste, sprich: Die Wüste mündet im Meer. Dünen, die zum Strand werden und im karibischen Meer münden – findet das man anderswo. Ohne Führer diese Tour zu machen, empfiehlt sich auch nicht wirklich, da es kaum richtige Straßen gibt (dementsprechend anstrengend ist der Trip in einem wackeligen Jeep). La Guajira ist gleichzeitig die Hochburg der kolumbianischen Indigenen, da dort die Wayuu, das größte indigene Volk Kolumbiens, leben. Genau das Richtige für mich! Habe mich natürlich auch eingehend mit Angelo, unserem Wayuu-Reiseführer, unterhalten. Das leben dort ist wirklich komplett anders, aber faszinierend und die Landschaften sind einmalig! Nebenbei gibt es natürlich auch extrem guten Fisch und Meeresfrüchte – habe den ersten Hummer meines Lebens gegessen, für 7 Euro. Fotos findet ihr unten, obwohl dieses Fleckchen Erde weder mit Fotos noch mit Worten festgehalten werden kann.
Zurück in Cartagena. Zwei Tage arbeiten, dann Geburtstag. Haben bei uns zuhause reingefeiert, mit Torte, Aguardiente, Partyhütchen und allem drum und dran – meine Mitbewohnerinnen sind wirklich goldig! Mit entsprechend wenig Schlaf sind wir dann am Donnerstag ins Flugzeug gestiegen: Auf nach Bogota!!! Meinen Geburtstag dort zu verbingen, war wirklich schön. Endlich konnte ich meine liebe Mitfreiwillige Maria besuchen und auch meine Bogota-Mädels wiedertreffen. Tourikram, Shoppen, gutes Essen – so lassen sich unsere Tage dort eigentlich zusammenfassen. Und ja, shoppen musste sein, da Sandra und ich die alten Küstenhasen natürlich keine warmen Klamotten für das frische Bogota hatten. Das Highlight war eine Halloweenparty (bisschen früh aber das is hier so) am Freitag, wo meine Freundin Maria Camila uns Freikarten für besorgt hat. Die Party war nämlich etwas teuer, da dort Chocquib Town und Systema Solar aufgetreten sind – meine kolumbianischen Lieblingsgruppen, könnte man seinen Geburtstag besser feiern? Wir hatten wirklich eine tolle Zeit. Auch davon gibt es natürlich fotogtaphische Eindrücke.
Kaum wieder in Cartagena, ging es wieder ans Arbeiten: Europäische Kulturwoche. Das heißt Vorträge, Konzerte, Filmabende, Festivals in Kooperation mit den Kulturinstitutionen Frankreichs und Spaniens. Leider kann ich zu den Aktivitäten kaum hingehen, da ich ja Abends immer Kurs gebe, aber Vorbereitungstreffen und Werbung machen sind natürlich trotzdem Pflicht. Immerhin konnte ich meinen Sprachkurs zu dem deutschen Filmabend mitnehmen, ich habe nämlich als Film „Soul Kitchen“ organisiert und natürlich gleich Heimweh bekommen. Hamburg – da geht einfach nichts drüber, schon gar nicht wenn es von Fatih Akin so insziniert wird und er alle Plätze (sogar mein Wohnhaus), an denen ich mich normalerweise aufhalte, zeigt. Auch wenns bei euch schon arschkalt ist – fürn paar Momente wäre ich manchmal trotzdem gern da! Freitag ist dann in Kooperation mit den internationalen Restuarants hier das Gastronomiefestival. Ziemlich cool, da kommen einige der besten Restaurants Cartagenas und verkaufen Essen, aber zu einem normalen Preis. Ich weiß jetzt schon, dass ich viel Essen werde, vor allem weil ich schon weiß, was es so gibt. Aber bei meiner momentanen emotionalen Heimweh-Lage, wird der Markus vom schweizer Restuarant vermutlich eine Portion Spätzle an mich abtreten müssen – das siegt dann doch über Paella.
Drei Wochen in 800 Wörtern – das muss erstmal reichen. Haut rein, bye bye, hasta luego oder was auch immer!










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