Rundumschlag

07.05.2013

Nachdem ich euch ja gestern erzählt habe, dass ich eine Veränderung gespürt habe, aber mir diese nicht erklären konnte, habe ich mich dazu entschlossen, einen radikalen Rundumschlag zu wagen und ein paar Dinge zu verändern. Keine großen Dinge natürlich, aber es geht jetzt darum sich die letzten Tage so angenehm wie möglich zu machen und maximal auszunutzen.

Und genau das habe ich vor.

Angefangen habe ich damit, dass ich heute früher als sonst aufgestanden bin, um meine Morgenstunden wieder zu zelebrieren. Radio und Tagesschau nach der morgendlichen Dusche und sogar ein kleines Frühstück (2 Bananen). Leider hat der Kaffee gefehlt, weil ich momentan kein Wasser mehr habe. Ich habe zwar schon am Samstag bestellt, aber bisher habe ich keinen neuen Kanister für meinen Wasserspender bekommen. (Und mich kriegt keiner dazu das Wasser aus dem Wasserhahn zu trinken! Das benutze ich ja nicht mal zum Zähneputzen!).

Mit voller Elan habe ich dann die nächste Unterrichtseinheit in der siebten Klasse in doppelter Ausführung gemeistert. Ich werde diese Woche noch definitiv fertig. Irgendwo auch ein bisschen schade… Jetzt habe ich mich gerade daran gewöhnt richtig Lehrer spielen zu dürfen 😉

In der Mittagspause waren Lisa und ich wieder bei Enfei. Allerdings haben wir beide jetzt einen Deal. Wir halten uns gegenseitig davon ab, Süßigkeiten zu essen. Das bedeutet auch keinen Nachtisch mehr. Und auch bei der Auswahl des Essens halten wir uns jetzt stark zurück. Das klappt aber nur wenn beide mitziehen.

So gab es heute nur Reis und Chili-Gurken.

Danach bin ich zum Supermarkt gegangen und habe mir eine große Wassermelone gekauft, die ich diese Woche nun essen werde. Doch ich musste auch feststellen, dass die wirklich viel zu groß war. Das merkt man leider immer erst in der Wohnung 🙂 Also habe ich die gleich mal zerschnitten und in drei Frischhalteboxen verstauen können. Die andere Hälfte habe ich in einen Kochtopf geschnitten und mit Deckel in den Kühlschrank gestellt (letztendlich auch nur eine große Frischhaltebox :))

Die kleinen Boxen habe ich dann mit ins Büro genommen. Doch vorher habe ich aus meiner Wohnung alles weggeschmissen, was ich nicht mehr sehen wollte. Kartons, meine alte Waschschale, Verpackungen, usw. Meine Nachbarn müssen gedacht haben, dass ich ausziehe… Bin mal gespannt, wie viel ich in den nächsten Wochen bei meinen Messi-Nachbarn wiederfinde von den Dingen, die ich heute weggeschmissen habe. Wäre ja nicht das erste Mal, dass ich Müll von mir bei denen wieder finde…

Jetzt fühlt sich meine Wohnung zwar ein kleines bisschen leerer, aber sauberer an. Doch ich habe ein bisschen offensichtliche Veränderung gebraucht!

Mit meinen Frischhaltedosen habe ich mich dann wieder ins Büro begeben und meinen Kollegen eine Freude gemacht, in dem ich eine Runde Wassermelone ausgegeben habe. Ich habe sogar einen Schüler trösten können, der sein Iphone abgenommen bekommen hat und im Büro in Tränen ausgebrochen ist. Ich hab Jungs erst selten in meinem Leben weinen sehen, aber wenn’s ums Iphone geht, dann ist das natürlich klar… dann ist man ja auch nicht mehr überlebensfähig…

Meine Aufgabe an diesem Nachmittag war es wieder mich um die neue Schülerin aus Harbin zu kümmern, die nun innerhalb kürzester Zeit Deutsch lernen soll. Aber das läuft alles spontan und je nach ihren Fortschritten. Ich richte mich da ganz nach ihr.

Und obwohl ich heute nicht viel zu tun hatte, habe ich mich trotzdem auf meinen Feierabend gefreut, da ich mit meinem Freund chatten konnte. Das hat nämlich in den letzten Tagen jetzt nicht so geklappt.

Zum Abschluss des Tages habe ich mir noch einen Latte Macchiato beim McDonalds gegönnt. Das war übrigens der erst McDonalds-Besuch nach meiner Lebensvergiftung im März. Seitdem habe ich mir geschworen dort nichts mehr zu kaufen außer Kaffee. Weil der ist wenigstens das, was dem Kaffee in Deutschland am nächsten kommt…

Und um die Zeit auch noch sinnvoll zu nutzen, habe ich meine Lernmaterialien mitgebracht und ein paar Vokabeln zu den Lektionen gelernt. Wieder ein erfolgreich und sinnvoll genutzter Tag!

So wie die restlichen 69 Tage hoffentlich auch!

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Change – Veränderung

06.05.2013

Die letzten 10 Wochen haben begonnen. Und die letzten 37 Wochen habe ich schon hinter mich gebracht.

Und komischerweise merke ich, dass sich etwas verändert hat. Irgendetwas ist anders. Ich weiß nur nicht genau was. Alles fühlt sich auf einmal so verdammt normal an.

Heute habe ich ausgeschlafen und habe danach mein Zimmer aufgeräumt. Ich habe ferngesehen und ich habe eigentlich alles genauso gemacht wie jeden Montag 😉

Dann bin ich in den Unterricht gegangen und habe zwei Stunden lang hospitiert. Eigentlich habe ich gelesen, aber das ist ja egal 😉

Im Büro habe ich mich dann aber auf meine neue Aufgabe vorbereitet! Denn die Deutschecke ist momentan ausgesetzt. Stattdessen darf ich mich um eine neue Schülerin kümmern, die aus Harbin (Nordchina) kommt und nun nach Guangzhou gezogen ist, weil ihr Vater hierher versetzt worden ist. Leider hatte sie vorher an ihrer Schule keinen Deutschunterricht gehabt und ist jetzt logischerweise neun Monate hintendran. Hier komme ich ins Spiel. Ich darf ihr nun im Privatunterricht und im Schnelldurchgang Deutsch beibringen und zwar von Anfang an.

Eine wirklich große Aufgabe für mich!

In der ersten Stunde heute haben wir ein paar Basis-Phrasen durchgenommen und ich habe versucht ihr einen ersten Einblick zu geben. Ich habe aber definitiv den Eindruck, dass sie eine schnelle Auffassungsgabe und ein sehr hohes Englisch-Niveau hat, deswegen habe ich keine Bedenken: Wir schaffen das, dass wir alles aufholen.

Mich freut das ganze aber wirklich, weil das genau das ist, was ich mir von Anfang an unter der Deutschecke vorgestellt hatte. Endlich habe ich den Eindruck dort etwas Nützliches zu machen! Ich kann die 30-minütigen Einheiten aufbauen wie ich will und ganz individuell auf Cheny, die Schülerin, eingehen.

Diese neue Aufgabe gibt mir wieder neuen Antrieb und schafft es, dass mir die Arbeit im Moment wieder Spaß macht! 😉

Nach Feierabend bin ich heute noch ins Kaufhaus gegangen, weil ich mir einen Berg von Frischhaltedosen kaufen wollte. Da ich meinen Kakerlaken-Kühlschrank in den letzten Wochen Kakerlakenfrei vorgefunden habe, werde ich nun wieder anfangen ihn zu nutzen. Doch das nur noch unter verschärften Regeln: Alles wird in Dosen gepackt.

Gegen 21 Uhr habe ich mich dann zum Abendessen nach Zhujiang Newtown aufgemacht und habe mich dort in eine Bar gesetzt, wo es richtig leckeren Salat gibt. Nachdem ich einen riesig großen Teller Salat verputzt und mir ein Feierabendbier gegönnt habe, habe ich mit dem lernen angefangen und wieder zwei Lektionen hinter mich gebracht. Im Moment habe ich einen so großen Wissensdurst, dass ich am liebsten den ganzen Tag lernen würde. Ich hoffe, dass ich das auch bis zum Studium und darüber hinaus aufrechterhalten kann!

Ich habe Japanisch und Chinesischvokabeln gelernt und je eine Lektion durchgemacht. Danach habe ich mich weiter mit Karl Marx‘ Lohnpolitik auseinandergesetzt und zum Abschluss das nächste Kapitel von Dorian Gray gelesen. Irgendwie sind das die entspanntesten Abende muss ich sagen!

Und ich fühle mich am Ende des Tages so, als hätte ich viel geleistet und viel geschafft.

Um ca. halb eins war ich wieder am Tor der Universität und ich bin zurück zu meiner Wohnung gelaufen. Schließlich wartete ja noch ein bisschen Arbeit auf mich. Blog schreiben zum Beispiel 😉

Und zum Abschluss des Tages habe ich eine neue Folge meiner aktuellen Lieblingsserie „Elementary“ angeschaut. In der Serie geht es um die Figur Sherlock Holmes, die aber in der heutigen Zeit existiert. Dr. Watson ist eine Frau (gespielt von Lucy Liu) und Holmes‘ Suchtberaterin, da dieser erst kürzlich aus einer Heroin-Sucht herausgekommen ist. Sie ist nun dafür zuständig ihn vor einem Rückfall zu bewahren, während Holmes als Berater für das NYPD arbeitet, um rätselhafte Mordfälle aufzuklären.

Und dann ging es ins Bett, schließlich war in fünf Stunden wieder aufstehen angesagt. Es gibt wirklich auch ein paar Dinge, die ändern sich nie 😉

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Frauentag

05.05.2013

Eigentlich bin ich ja keine typische Frau, da ich ziemlich shoppingfaul bin und mich nur äußerst selten (sprich in Notfällen) aus dem Haus begebe, um mich auf Kleiderjagd zu begeben. Doch heute war so ein Tag. Zwar war es kein Notfall, sondern eine Einladung von Lisa, aber der Effekt war derselbe: Heute gehen wir einkaufen 😉

Nur zur Erinnerung: Das letzte Mal als ich Kleidung kaufen war, war im September 2012, neue Schuhe wurden im November fällig und neue Sportschuhe mussten im Februar angeschafft werden. Soo Aufzählung fertig 😉 Hey, stopp! Meine 38-Yuan-Handtasche habe ich im März gekauft! 😉

Ich bin heute für einen Sonntag recht früh aufgestanden und bin danach eine Runde Joggen gegangen. Das habe ich schon ewig nicht mehr gemacht. Aber heute habe ich den Schweinehund besiegt.

Leider war die Luft heute nicht die Beste um Joggen zu gehen und schon nach zwei Kilometern ging mir die Puste aus. Das lag aber irgendwie daran, dass ich das Gefühl hatte, mit jedem Atemzug nur wenig Sauerstoff zu bekommen und zudem war es heute unglaublich schwül. Ich gehe mal davon aus, dass heute wohl mehr Smog in der Luft war als sonst.

Wieder zurück bin ich unter eine eiskalte Dusche gesprungen und habe mich noch ein wenig im Internet rumgetrieben.

Um halb eins sind ich und Lisa dann zusammen zum Italiener Essen gegangen, wo wir unser Standardmenü, nämlich Spaghetti und Mangosaft, bestellt haben, bevor wir nach Jiangnanxi mit dem Bus gefahren sind.

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Dort sind wir ein bisschen durch verschiedene Läden der Einkaufsstraße „Jiangnan Xindi“ gelaufen. Mein einziges Einkaufsziel heute war ein neues schwarzes Top, weil meine anderen so langsam ziemlich am Ende sind. Im Laden „UNI QLO“ wurde ich fündig und habe ein normales Top für 79 RMB gekauft. Teuer, aber dafür mit Qualität. Leider kann ich nicht mit Sicherheit ausschließen, dass das T-Shirt in einem chinesischen Sweatshop hergestellt wurde…

Desweiteren habe ich ein schönes Oberteil gefunden, was aber umgerechnet 35 Euro gekostet hätte und das war ich einfach mal nicht bereit auszugeben. Nicht, wenn ich mit meiner tollen Waschmaschine davon ausgehen kann, dass es nach dreimal Waschen sowieso kaputt ist…

Nach ein paar Stunden stöbern sind wir dann in ein taiwanesisches Süßigkeiten-Restaurant gegangen. Dort hat Lisa mich eingeladen. Wir haben einen rote-Bohnen-Süßkartoffel-Tapioka-Quark gegessen und einen Pudding in Honigwasser mit Tapioka-Perlen, roten Bohnen und Fruchtperlen. Die Fruchtperlen waren besonders interessant. Sie waren zuerst wie die Tapioka-Perlen, die man aus den Bubble-Teas kennt, doch wenn man daraufgebissen hat, sind sie zerplatzt und darin war Fruchtsaft. Paradoxerweise hat mich die Art aber an Kaviar erinnert, nur das diese süßen-fruchtigen Perlen sehr lecker waren 😉

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Als nächstes sind Lisa und ich nach Kecun gefahren und von dort aus sind wir zum Fernsehturm gelaufen. In der Nähe des Turms gibt es eine große Hotelanlage. In diesem Hotel war ich auch ganz am Anfang meines China-Aufenthalts mit Lisa, der Klassensprecherin aus der 8. Klasse und deren Mutter zum kantonesischen Frühstück eingeladen.

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Heute war ich aber von Lisa zur Massage eingeladen worden. Meine erste Massage überhaupt und ich war ziemlich neugierig.DSC00283

Zuerst gab es eine Rückenmassage, dann waren die Beine dran. Danach der Kopf und zum Schluss die Arme. Insgesamt 60 Minuten Entspannung. Es war wirklich angenehm. Heute lassen wir es uns echt gut gehen!

Als Gegenleistung habe ich Lisa heute in das Hunan-Restaurant eingeladen, wo wir beide uns scharfes Rindfleisch, Auberginen und kalte Nudeln bestellt haben. Und zum Nachtisch gab es eine Reisweinsuppe mit Reiskugeln und Ei. Sehr sehr lecker.

Wir sind dann auch noch ewig sitzengeblieben und haben über alles Mögliche gesprochen. Arbeit, Freizeit, Beziehungen, Deutschland und China usw.

Und zum Abschluss haben wir beide uns in ein Taxi gesetzt und haben uns bis vor die Haustür fahren lassen.

Mensch, das war ein schöner Tag heute. Sehr entspannend, unkompliziert und ein bisschen wie Wellness. So sollten Sonntage eigentlich immer sein: Wohlfühltage!

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Verschnaufpause

04.05.2013

Um 7 Uhr klingelt der Wecker. Für Samstage ist das echt eine Strafe. Danach geht es darum sich fertig zu machen und dann in die Schule zu gehen. In der ersten Stunde durfte ich die Hörverstehensaufgabe von gestern fertig machen, bevor wir dann Fluch der Karibik angesehen haben. In der zweiten Klasse waren wir damit schon fertig, sodass wir sofort mit dem Film anfangen konnten. Für mich gab es deshalb nicht so viel zu tun heute, aber das war mir auch ganz recht.

Als mir Lisa dann spontan die letzten zwei Stunden frei gegeben hat, war ich aber völlig perplex. Wirklich?

Ja, wirklich. Ich durfte nach Hause gehen und mein verfrühtes Wochenende feiern. Zu diesem Zweck habe ich mir meinen Kindle mit sämtlichen Lektüren vollgeladen und habe mich nach einer längeren Pause auf den Weg zum Mittagessen gemacht. Heute hatte ich mal wieder Lust auf muslimisch. Leider war das Essen heute nicht gut und wenig später wurde mir sogar schlecht davon. Das habe ich im Starbucks gemerkt, wo ich mich mit meinen Lektüren beschäftigt war. Deswegen bin ich mit meinem Frappucino nach Hause gegangen, doch den konnte nicht einmal mehr leer trinken. Das Essen beim Muslimen hat mir wirklich den Magen verdorben, sodass ich Ess- oder Trinkbares nicht mehr sehen wollte.

In meiner Wohnung habe ich mich dann hingelegte und meine Lektüren fortgesetzt. Nach einer Weile ging es mir dann wieder besser. Nur ein wenig hinlegen hat geholfen.

Der Abend war dann ziemlich entspannt. Lesen, Musik hören, Nachrichten checken und Fernsehen. Ein wirklich entspannter Tag und die Verschnaufpause, die ich gebraucht habe.

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50.000 Besucher

Hallo liebe Blogleser,

ist euch bewusst, was wir geschafft haben?? 50.000 Beuscher! Wahnsinn! Wahnsinn!

Das ist unglaublich. Ich fühle mich geehrt, das freut mich wirklich sehr!

Ihr seid großartig!

Als kleine Belohnung habe ich mir überlegt, dass ich ein Video der alltäglichen Morgengymnastik der Schüler hochladen werde. Das wird allerdings erst frühestens am Donnerstag passieren, weil ich erst noch die Erlaubnis fürs Filmen einholen muss.

Aber was haltet ihr davon?

Oder gibt es andere Vorschläge? Was wollt ihr über China erfahren oder was wollt ihr sehen?

Überlegt es euch und hinterlasst ein Kommentar mit euren Wünschen.

Nochmal vielen vielen Dank,

ich ziehe den Hut vor euch!

Eure Sandra

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Heute mal mit offenen Haaren…

Letzter Friseurbesuch im Juli 2012, ich denke, das sieht man 😀

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Friday – once again

03.05.2013

Über Freitage habe ich ja glaube ich bisher am Meisten geschrieben und ich könnte immer immer wieder das gleiche schreiben: Ich wünsche mir, dass Freitage so schnell wie möglich vorbeigehen!

Den ganzen Tag Arbeit!

Heute Vormittag hatte ich in beiden siebten Klassen die dritte Lektion der neuen Einheit und wir haben heute über:

„Ich esse gerne …“, „Ich esse lieber…“ „Am liebsten esse ich …“ gesprochen.

Der Höhepunkt der Stunde war aber, als Lisa den Schülern erklärt hat, was Leberkäse ist. Es war wirklich lustig, weil die Schüler vor Ekel fast auf den Boden gekotzt hätten. Hallo, Leberkäse! Den hab sogar ich schon gegessen und ich bin ja wohl sehr… äh… „schnäkig“ 🙂

Als Lisa dann auch noch gesagt hat, dass die Schüler, die im Austausch nach Deutschland gehen, diesen garantiert probieren werden, habe ich auf den Gesichtern gesehen, dass sie am liebsten ihre Anmeldung zurückziehen würden. Ha, ich habe mich so kaputtgelacht.

Dabei ist es meistens andersherum. Meistens wenn ich von dem chinesischen Essen erzähle oder ihr die Bilder sehen könnt, wird auch oft das Gesicht verzogen. Zum Beispiel die Kantonesische Spezialität (aber überaus selten): Katze-Hund-Huhn. Drei Fleischsorten auf einem Teller. Wenn ich so etwas erzähle, dann wenden sich die meisten auch eher ab.

Aber ich möchte hier keine Essensgerüchte verbreiten. Das Gericht selber habe ich noch nie gesehen, auf keiner Speisekarte, mir wurde nur davon erzählt, dass es so etwas gibt. Hund kann zwar gegessen werden, aber ich denke, dass sich 9 von 10 Chinesen dagegen entscheiden würden. Schließlich hat der Hund hier mittlerweile auch den Status eines Haustieres/ Familienmitglieds.

Nach der Mittagspause hatte ich heute aber wieder keine Aufgabe, da heute Elternabend war und somit der Deutschunterricht ausfiel. Meine einzige Arbeit war allerdings nur die Deutschecke.

Also bin ich dorthin gegangen und habe auch Schüler angetroffen, aber die haben mir gesagt, dass heute keine Deutschecke ist. Heute wird niemand kommen.

Das fand ich eine sehr schöne Lösung. Schließlich habe ich die letzte Woche mehrmals vergeblich gewartet und heute hat man endlich vorher abgesagt und mir mitgeteilt, dass heute keine Zeit dafür ist. Also bin ich ins Büro zurück habe noch ein paar Kleinigkeiten erledigt und bin dann nach Hause gegangen. In den Feierabend!

Allerdings sollte sich morgen herausstellen, dass mich die Schüler angelogen hatten und die Deutschecke in Wahrheit doch stattgefunden hätte…

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Harte Nacht, entspannter Tag und eine überraschende Enthüllung

02.05.2013

Wie ich im vorherigen Post schon beschrieben habe, hat Maurice bei mir übernachtet, was ja durchaus öfter vorkommt. Allerdings hat er echt die ganze Nacht geschnarcht, so dass ich von den sechs Stunden Schlaf maximal 2 abbekommen habe. Es hat zwar ab und zu geholfen, dass ich ihn anschreie, aber davon ist er nicht aufgewacht, sondern hat sich nur auf der Gästeliege rumgedreht. Und eine halbe Stunde ging es wieder los… Zum Verzweifeln…

Um acht Uhr bin ich dann endgültig aufgestanden und habe mich für den Unterricht fertig gemacht, bis auch er später aufgewacht ist.

Eine Stunde später standen wir beide vor dem Tor meiner Schule, wo wir uns verabschiedet haben. Er ist zum Bahnhof gefahren um nach Shenzhen zurückzukehren und ich bin zur Arbeit gegangen. Die war heute allerdings völlig gechillt und nach einer Stunde in der achten Klasse, war der Unterricht für heute auch schon vorbei.

Den Rest des Tages habe ich im Büro verbracht und Zeitung gelesen, Blog geschrieben und ein bisschen Ordnung auf meinem Computer gemacht. Das war richtig entspannend!!

In der Mittagspause sind Lisa und ich vor dem großen Ansturm zu „Buonos Pizza“ gegangen und haben dort Spaghetti gegessen.

Und hier hatte ich wieder ein kleines Erfolgserlebnis! Ich habe nun alle Zeichen gelernt, um den Namen des Essens auszusprechen. Es ist wirklich ein komisches Gefühl, wenn man vor den Zeichen steht. Ich kann schon eine Menge chinesische Schriftzeichen, aber meistens fehlen dann doch ein oder zwei (eher mehr ;)).

Jetzt kenne ich aber den Namen meiner Spaghetti und konnte ihn heute das erste Mal vorlesen!!

辣 味 茄 汁 意 粉 (là wèi qié zhī yì fĕn)

Scharf – Geschmack – Tomate – Saft – (Kurzform für Italien) – Nudeln

Eigentlich ist diese Sprache unschlagbar logisch, oder?

Außerdem ist das Chinesisch lernen wie das Lesen lernen damals in der Schule. Erst Stück für Stück entschlüsseln sich die Wörter. Es sind zwar Kleinigkeiten, aber diese A-ha-Momente im Leben sind wirklich wirklich schön!

Und die Nudeln waren lecker 😉

Nach dem Essen bin ich dann nach Hause gegangen (nicht primär um zu schlafen oder um zu faulenzen, sondern weil ich kann :)), während die Schüler wieder in die Schule zurückkehren mussten. Und die meisten Lehrer, die zu weit weg wohnen, auch.

Am Nachmittag im Büro hatte ich die Aufgabe ein englisches Schreiben der Finanzabteilung der Sun Yat-sen Universität auf Deutsch zu übersetzen, weil das Konsulat die Auskünfte braucht. Leider war dieses Erklärungsschreiben ein wenig schwer zu übersetzen, da es sich um Businessenglisch handelt. Es ist leicht zu verstehen, aber beim Übersetzen geht es darum so nah wie möglich am Original zu bleiben und dann fehlen einem manchmal die richtigen Entsprechungen, gerade wenn am Ende wieder ein offizielles Schreiben rauskommen soll.

Aber ich bin mir auch sicher, dass die im Konsulat auch das englische Schreiben verstanden hätten. Eine Übersetzung auf Deutsch wäre nicht nötig gewesen.

Und zum Abschluss meines Arbeitstages bin ich dann in die Deutschecke gegangen, wo schon Yan Qiaolin auf mich wartete. Dieses Mädchen ist die Beste aller Deutschlerner an unserer Schule und obwohl sie in der 7. Klasse ist und erst seit September Deutsch lernt, ist ihr Level schon unglaublich hoch.

Ihre Partnerin kam nicht, deswegen hatten wir beide Einzelunterricht, aber der hat mir verdammt viel Spaß gemacht. Denn sie hat alle Aufgaben in Rekordzeit gelöst und auch die Zusammenhänge blitzschnell begriffen. Ach, wenn nur jeder Schüler so wie sie wäre…. Dann würde ich auch Lehramt studieren 😉 Dieses Mädchen ist beeindruckend und ich hoffe, dass ich mit ihr in Kontakt bleiben kann, irgendwie. Vielleicht profitieren wir beide davon, indem wir unser Deutsch und Chinesisch gegenseitig weiterbeibringen. Schließlich hört der Deutschunterricht ja schon ab der  9. Klasse auf.

Nach der Schule bin ich heute ins Kungfu gegangen, wo ich heute allein mit dem Trainer trainieren durfte, weil schon wieder drei Neulinge gekommen sind, um die sich diesmal Hongkai (mein Trainingspartner) gekümmert hat.

Ich habe heute auch einige Dinge erfahren, die mich schockiert, beeindruckt, beunruhigt und ins Staunen versetzt haben. So hat er mir zum Beispiel erzählt, dass er als er damals in Amerika ständig auf der Straße angegriffen worden ist, weil er eben anders aussieht mit seiner dunklen Haut. Er hat gesagt, dass er deutlich den Ausländerhass gespürt hat und sich ständig verteidigen musste, manchmal sogar auf Leben und Tod. Beeindruckt hat es mich, dass er noch nie einen dieser Kämpfe angefangen hat und auch niemals einen verloren hat.

Da wir auch zu zweit trainiert haben, hat er mir ein paar Attacken gezeigt. Und obwohl er mir vorher gesagt hat, was er machen wird, um meinen Schlag abzuwehren und zu kontern, war ich nicht auf den Schlag, den ich in den Bauch bekommen habe, vorbereitet. Es hat nicht wirklich wehgetan, da er mich ja nicht verletzen will, aber die Wucht war schon heftig. Wenn ich mir vorstelle, was passiert, wenn er ernst macht, dann…. Oh mein Gott, dann hätte ich echt Angst vor ihm!

Und er ist verdammt schnell!!

Beunruhigt hat mich eine geheime Technik, die er mir anvertraut hat, die er bisher noch nicht vielen beigebracht hat und wenn dann auch nur Frauen. Diese „Technik“ ist dazu da, um sich als Frau gegen einen Mann zu verteidigen und um den Kräfteunterschied auszugleichen. Leider ist das ein Geheimnis, aber ich denke sowieso nicht, dass ich diese Technik anwenden kann. Dafür muss ich noch ein bisschen mehr üben. Trotzdem ein beunruhigendes Gefühl.

Insgesamt war das Training aber richtig interessant heute und ich habe viel über meinen Lehrer erfahren. Völlig aus den Socken hat es mich aber gehauen, als er mir erzählt hat, dass Yip Man sein Lehrmeister war!!!

Für alle, die es nicht wissen: Yip Man war der Trainer von Bruce Lee! Und mein Lehrer und Bruce Lee waren beide seine Schüler… WOW!

China ist doch so klein, dass ich ausgerechnet von allen Kungfu-Lehrern den Schüler von Yip Man erwische…?!

Dieser Tag hat mir irgendwie wieder neuen Auftrieb gegeben. Und zum allerersten Mal hatte ich das Gefühl, dass mir die Zeit hier davonrennt…

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Der Mai ist da ;)

01.05.2013

 

Ich schäme mich ja ehrlich gesagt ein bisschen, dass ich den Übergang in den Mai verschlafen habe, aber die Kinder haben mich gestern wirklich gestern so geschlaucht, dass ich nur noch ins Bett fallen konnte. Irgendwann heute Morgen um 13 Uhr habe ich mich aus den Laken geschält und den Wechsel in die aufrechte Position geschafft. Und so habe ich nochmal zwei Stunden verharrt, weil ich meinen Laptop unweit von mir gefunden habe 😉

Zwei Folgen Grey’s Anatomy zum „Frühstück“, wenn man es auf den Punkt bringen möchte.

Da ich heute aber schon lange genug in der Wohnung war, wollte ich heute definitiv noch in die Stadt gehen und kreativ werden. Nach dem Duschen und Fertigmachen habe ich mich dann auf den Weg nach Zhujiang Newtown gemacht, wofür ich aber ewig lange gebraucht habe. Ich hatte nämlich irgendwie in dem Glauben gelebt, dass ich die einzige bin, die heute frei hat.

Ätsch, falsch. Heute am 1. Mai hat auch China Feiertag und somit ebenfalls eine sehr große Anzahl an Menschen, die in Guangzhou leben. Mir kam es auf jeden Fall so vor als würden sich 5 Millionen Menschen mehr als sonst in der U-Bahn befinden.

So habe ich für eine 25-minütige Fahrt inklusive Umsteigen heute doppelt so lange gebraucht. Überall waren Menschen mit Einkaufstauschen, Eltern mit ihren Kindern, Jugendliche, Ausländer, … und ich mittendrin.

Ich denke, dass jetzt die Zeit gekommen ist, um euch die Kellerschen U-Bahntheorien näher zu bringen. Folgende Daten basieren auf empirisch gesammelten Daten, verlorenen Nerven und Ironie.

Bei einem so hohen Aufkommen an Menschen sieht man auch die besonders beliebten Drängler. Es gibt aber eine Vielzahl an Typen, die in der U-Bahn fahren und die möchte ich euch hier vorstellen:

In der U-Bahn sind vor den Türen Pfeile, die einem anzeigen sollen, wo man sich anstellt und wo man die Leute aussteigen lässt. Ein Großteil der Chinesen bzw. 80% aller U-Bahnfahrer sind „pfeilblind“. Die stellen sich nämlich an, wie es ihnen passt.

Neu kennengelernt habe ich auch das „Nebenanstellen“. Nach zahlreichen Beobachtungen bin ich zu diesem Schluss gekommen:

Wenn in der Schlange schon 30 Leute stehen, dann darf ich mich auch „ganz selbstverständlich“ neben dem zweiten Mann in der Schlange anstellen. Ist natürlich völliger Quatsch, aber es gibt echt Menschen, die dieses von mir oben genannte und beobachtete Prinzip perfektioniert haben.

Wichtig zu wissen ist, dass immer wenn man denkt, dass die U-Bahn voll ist, dann passen noch locker 300 Leute rein. Das führt unter Umständen dazu, dass man in eine Masse integriert wird. Das kann man auch als „Sardinenbüchse“ beschreiben. In diesem Zustand gibt man jegliche Selbstbestimmung auf, weil man ersten gar nicht mehr selbstständig einsteigt, sondern „eingestiegen wird“. Die Masse schiebt einen hinein und die Kunst liegt darin, so wenige Körperteile/Menschen wie möglich in den Türen einzuquetschen. Man verliert meistens auch den Kontakt zum Boden, aber das spielt keine Rolle, da man gar nicht umfallen kann.

Kritisch wird’s, wenn man aus der U-Bahn dann nicht mehr herauskommt. Dieses Phänomen nenne ich auch gerne „Wrestling“, weil das der einzige Weg ist, sich zu behaupten.

Diese Taktik durfte ich auch heute einsetzen, weil als ich in Zhujiang Newtown angekommen bin, sind die Leute einfach eingestiegen OHNE die anderen vorher aussteigen zu lassen. In solchen Situation kommt man sich vor, wie in einer chinesischen Kriegs-Soap, wo es nur noch ums Überleben geht. Man muss seine gesamte Körpermasse gegen die Meute einsetzen, um „gegen den Strom zu schwimmen“. Das Ganze läuft auch noch auf Zeit, da die Türen automatisch gesteuert werden und sich nach kurzer Zeit wieder schließen. Egal, ob die Hälfte noch in der Übergangsphase ist oder nicht.

Das war übrigens auch das erste Mal, dass ich in China eine große Fluchtirade auf Deutsch losgelassen habe. So etwas Bescheuertes habe ich selten erlebt. Auch wenn ansonsten in ganz China die Menschen die alten Menschen respektiert werden, in so einer Situation ist auch das vergessen und man stürzt wie doof auf diese Türen. Wenig vor mir war ein Kind eingeklemmt und nur weil ich den Typen neben mir zurückgehalten habe, konnte die verzweifelte Mutter ihr 6-jähriges Kind rausholen.

Genau so stelle ich mir eine Massenpanik vor. Der einzige Unterschied ist, dass bei einer Massenpanik ALLE das machen, während hier ja zum Glück noch die Hälfte der Menschen unbekümmert ist und nur belustigt glotzen.

Nachdem ich mich selbst rausgekämpft hatte, habe ich noch ein paar Flüche nach hinten geworfen und habe mich erst einmal wieder richtig anziehen müssen. Und natürlich muss man nachschauen, ob in dem Gedränge was geklaut wurde.

Zum Glück ist nichts passiert, auch wenn ich aussah, als wäre ich in einen Sturm gekommen. Völlig zerzaust.

Meine Güte.

Wieder oberhalb der Erde habe ich mir erst einmal ein Sandwich bei Subway gekauft und habe mich dann in Costas Coffee gesetzt. Heute hatte ich sogar meine Bonuskarte voll, so dass es einen gratis Kaffee gab 😉

Mit Gratiskaffee, Subway-Sandwich und „Das Bildnis des Dorian Gray“ lässt sichs gut gehen. Und man kann den U-Bahnstress vergessen!

Gegen Abend bin ich wieder heimgefahren und habe mit meinem Freund geskyped, bevor ich mich mit Andy treffen wollte. Wir und Maurice und Linda wollten zusammen etwas trinken gehen und eine Bar aufsuchen. Leider habe ich mich so verspätet, dass ich ein Taxi nehmen musste, wobei ich im strömenden Regen draußen versucht habe eins anzuhalten. Drei sind vorbeigefahren, aber der vierte war zum Glück so nett und hat mich mitgenommen. Wir haben uns dann auch ein wenig unterhalten. Der Taxifahrer kommt  aus der Provinz Henan, aber eigentlich hat er eher mich ausgefragt. Zum Schluss hat er mir noch einen Kuai erlassen und ich bin mit 19 RMB mit nur leichter Verspätung angekommen.

Maurice und Linda hatten auch noch Xenia und zwei Jordanier dabei, die aber eher weniger mit und zu tun haben wollten. Im Costas Coffee haben wir kurz Pause gemacht, bevor dann ich, Andy und Maurice alleine in die Bar gegangen sind.

Dort haben wir dann noch eine Weile geredet und noch ein paar Snacks gegessen, bevor wir dann auch nach Hause gegangen sind. Andy ist zurück ins Hotel und ich und Maurice sind zu meiner Wohnung gefahren. Maurice wollte nämlich bei mir übernachten und hat war auch wirklich so kaputt, dass er sofort eingeschlafen ist. Er war in den letzten drei Tagen in einem Nationalpark im Norden von Guangdong.

Leider hat er die ganze Nacht geschnarcht…

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Kulturweit-Blog-Wettbewerb 2

Hallo liebe Leser!

Nachdem der Blogwettbewerb letztes Mal so gut angekommen ist, geht er nun in die zweite Runde.
Das letzte Mal habt ihr es geschafft, dass ich mit meinem Blog auf Platz 1 komme.

Glaubt ihr, dass wir das noch einmal schaffen?

Ich freue mich auf euch und auf eure Unterstützung und gebt fleißig eure Stimmen ab 🙂

Natürlich halte ich euch mit meinen Blogeinträgen regelmäßig auf dem Laufenden, was hier bei mir so passiert!

Ganz viele liebe Grüße,

eure Sandra

Grüße aus dem Büro

Grüße aus dem Büro

PS: Schaffen wir heute noch die 50.000- Marke? Mal schauen 🙂

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Schulausflug

30.04.2013

Heute, an meinem zweiten freien Tag, habe ich mich dazu bereiterklärt, dass ich als Aufsichtsperson auf einen Ausflug mitgehe. Die Schule ist die Englischschule, in der ich in den Winterferien für zwei Wochen ausgeholfen habe. Jetzt haben sie sich an mich erinnert, weil ihnen die Lehrkräfte ausgegangen sind. Die dort angestellten Lehrer sind zum Teil Chinesen und zum Teil ausländische Lehrkräfte. Alle Ausländer hatten aber keine Zeit, weil sie wegen Visum oder Uni anderweitig verhindert waren. Und obwohl nun alle chinesischen Lehrerinnen dabei waren, waren sie einfach nicht genug für die Menge der Schüler. Deswegen haben sie mich gefragt, ob ich einspringen könnte. Ich habe zugesagt, da ich ja schließlich heute noch nichts anderes geplant hatte und ich habe mich auch gefreut, dass man sich an mich erinnert hat.

Die Abfahrt war heute um 8:30 und wir hatten einen großen Reisebus, den wir auch randvoll bekommen haben. Ich schätze, dass wir insgesamt 70 Leute waren. Unser Ziel des Ausflugs war Zhongshan, eine Stadt im Süden Guangzhous, die direkt zwischen Guangzhou und Macau liegt. Dafür mussten wir auch über 2 ½ Stunden fahren!

Damit es den Schülern aber nicht langweilig wird, hat jeder Lehrer die Aufgabe ein Spiel zu spielen und die Kinder so 10 Minuten jeweils zu beschäftigen. Ich war an dritter Stelle eingeteilt, bevor ich aufstehen durfte, mir ein Lautsprecher und ein Headset umgehängt wurden und ich mich der Meute stellen durfte.

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Ich habe mir als Spiel ausgedacht, dass ich Schüler beschreibe und dann geraten wird, wen ich beschreibe. Derjenige, der es als erstes wusste, wen ich beschreibe, der hat ein kleines Päckchen mit Chips bekommen.

Leider habe ich mir das einfacher vorgestellt, weil für den Ausflug nämlich alle Schüler das gleiche T-Shirt bekommen haben.

„Ich sehe einen Schüler, der hat braune Haare, braune Augen, ein rot-weiß-oranges gestreiftes T-Shirt…“

Tony, der Sohn der Chefin

Tony, der Sohn der Chefin

Na super, die Beschreibung trifft auf alle zu! 😉 Aber zum Glück gab es ein paar Schüler, die einen Hut oder zwei Zöpfe hatten, damit man sie auseinanderhalten konnte. Ansonsten habe ich einfach die anderen Begleitpersonen beschrieben. Der Mann der Chefin, Stanley, war zum Beispiel der Fotograf und hatte deshalb eine markante Kamera um den Hals.

Ansonsten war die Fahrt ziemlich anstrengend, da Kinder sehr viel Lärm machen können und nach zwei Stunden hatte ich einfach nur noch Kopfschmerzen…

Aber als wir im Vergnügungspark angekommen sind, sind wir mit kleinen Gruppen mit je zwei Lehrern losgezogen und haben uns den Park angeschaut. Der Park ist komplett für Kinder ausgelegt, deswegen war jetzt für mich primär nichts Interessantes dabei, aber ich habe ja die Aufgabe gehabt, die Schüler zu beaufsichtigen. Zusammen mit meiner Gruppe sind wir ins Technik- und danach ins Dinosauriermuseum gegangen.

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Und dann sind wir ein bisschen rumgelaufen und die Kinder haben die Fahrgeschäfte ausprobiert.

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Um 12:30 Uhr haben wir uns dann am Barbecue-Stand getroffen, wo wir alles zusammen in kleinen Grüppchen gegrillt haben. BBQ sieht hier so aus, dass jeder der Steintische in der Mitte eine eingelassene Kuhle hat, die mit Kohle und mit Brandbeschleuniger getränkten Stofffetzen zum Grill umfunktioniert wird, sobald man ein Stück Hasendraht darüber legt.

Wir haben dann Ziegenfleischspieße und Hühnerfüße/Flügel gegrillt, allerdings wurden die nicht richtig durch. Die Spieße haben höchstens Feuer gefangen. Aber ich musste von dem Fleisch eh nichts essen. In meiner Gruppe habe ich geholfen, die Ziegenspieße zu machen und habe sie gut und knusprig durchgegart (so wie ich es gemacht hätte, wenn ich das Stück hätte essen wollen). Leider kam dann der Busfahrer und hat gesagt, dass man diese Spieße nicht essen kann und hat sie sofort weggeschmissen…

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Na gut, von da an habe ich die Finger von fremden Essen gelassen. Ich habe mich dann um meine zwei Maiskolben gekümmert und um meine zwei Süßkartoffeln, die ich in den Kohlen versenkt habe. Und weil beides ungefähr 40 Minuten brauchte, habe ich die Zeit damit verbracht Honigbrote zu essen. Der Honig war nämlich deren Barbecue-Sauce, die sie auf ihre Hühnerfüße und Spieße gestrichen haben. Dazu gabs noch Öl, Sojasauce und ein Curry-Pulver. Maiskolben mit Honig schmeckt übrigens sehr gut 😉

Um 14 Uhr brach dann aber ein kleiner Sturm los und es regnete in Strömen. Innerhalb kürzester Zeit schaffte das Wasser es nicht mehr zu versickern und es floss nun oberirdisch ab. Hinter uns schossen dann die Wassermassen in kleinen Sturzbächen von den Treppen und begannen alles zu überfluten. Auch meine Schuhe standen schnell in 3cm tiefem Wasser. Während das für mich ein ziemlich krasses Bild war, wie von allen Seiten das Wasser zu strömen beginnt, haben die Chinesen ihre Taschen und Füße auf die Bänke geholt und völlig lässig weitergegrillt. Das muss man erst einmal können. Ich habe es ihnen dann nachgemacht und konnte unter mir zusehen, wie die ganzen ausgespuckten Hühnerknochen langsam bergab gespült wurden…

Ein wahnsinniges Bild! Nicht gefährlich oder so, dafür war es dann doch noch zu wenig Wasser, aber definitiv eine neue Erfahrung für mich.

Am Nachmittag regnete es dann immer noch ein bisschen, aber mit dem Schirm war es auszuhalten. Ich war auch nun nicht mehr in einer Gruppe eingeteilt und konnte nun auf eigene Faust den Park erkunden. Da ich auf dem Plan die chinesischen Zeichen für Zoo gelesen habe, habe ich mich direkt mal auf den Weg dorthin gemacht. Ganz nebenbei war ich auch zu einer Hauptattraktion des Vergnügungsparks geworden, da ich wohl die erste Ausländerin war, die dort je gesichtet wurde… So kam es mir zumindest vor. Es ist schon komisch, wenn alle Menschen ihre Tätigkeiten einstellen und einfach nur noch unverhohlen glotzen. Man fühlt sich fast wie in einem verrückten Werbespot…

Nach einer Weile habe ich den Zoo dann auch gefunden und habe feststellen müssen, dass dieser in meinem Ticket nicht enthalten ist. 15 RMB extra.

Da kam ich ins Grübeln, ob sich das lohnt. Aber das Schild preiste die große Auswahl an Tieren an und da wollte ich mich nicht an umgerechnet 2 Euro aufhängen.

Das hätte ich mal lieber getan, weil das was ich da gesehen habe, nicht schön war.

Die Gehege sind Betonklötze mit einer Scheibe an der einen Seite und ansonsten völlig lieblos. Keine Tränke, kein Spielzeug, kein Gras, kein separates „Klo“, kein Schlafplatz, nichts.

Das Tigergehege war ein solcher Betonraum, der völlig trist in einheitlichem grau gehalten war. Der Tiger dort war auch nicht mehr ganz dicht, was ich auch völlig verstehen kann. Als ich an das Fenster kam, stand das Tier auf und fing an zu schreien, fast schon mehr kreischen als brüllen und begann “umherzutigern“. Schrecklich. Bei dem Anblick habe ich echt weinen müssen. Ich glaube auch, dass man davon ausgehen kann, dass ein Gehege in einem deutschen Durchschnittszoo so groß ist, wie der gesamte Zoo hier.

Es gab Affen, die völlig apathisch wirkten. Ein Kamel in einem Fahrradunterstand, zwei Bieber auf vier Quadratmetern Beton. Zwei Stachelschweine, viele Vögel, eine Kuh, einen Strauß, zwei Wölfe, ein Reh, das bei den klimatischen Bedingungen dort eigentlich nicht wirklich klar kommt. So sah es zumindest aus…

Und dann gab es dort noch einen Bär, der die ganze Zeit im Kreis lief.

Die größte Sünde war es aber meiner Meinung nach einen riesigen Löwen in einem Gehege zu halten, wo er gerade einmal in der Breite reinpasst. Die armen Tiere!

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Das war der schlimmste Zoo meines Lebens! Ich habe echt schon nach Türen und Möglichkeiten für eine spontane Befreiungsaktion gesucht… Das ist Tierquälerei! Und die halb verrückt gewordenen Tiere sind der Beweis dafür.

Gott sei Dank bin ich da schnell wieder weggekommen und war dann froh, dass ich zum Bus zurück durfte. Um 16 Uhr haben wir uns nämlich auf den Heimweg gemacht. Auf der Rückfahrt gab es dann aber kein Bespaßungsprogramm mehr und wir konnten alle ausruhen und schlafen.

Zum Schlafen hatte ich aber keinen Platz, da der Bus ziemlich eng war. Ich schaffte es noch nicht einmal richtig meine Tasche auf den Schoß zu nehmen. Und so waren die drei Stunden Rückfahrt äußerst unbequem. Allerdings hat Rainy, eine der dort angestellten Lehrerinnen, mir ein bisschen Kantonesisch beigebracht und ich habe ihr ein bisschen aus meinem Sprachrepertoire was beibringen können. So habe ich zum Beispiel auch gelernt, dass die spanische Begrüßung „Hola!“ im Chinesischen so klingt, als würde man sagen: „Ich muss pinkeln!“ 😉

Rainy hat mir aber außerdem auch ihre Männer, überwiegend Sänger und Stars, für die sie schmachtet, auf ihrem Handy gezeigt und mir von ihren Fantasien erzählt… Das wollte ich jetzt eigentlich nicht so genau wissen, aber im Großen und Ganzen war das Mädchen ja ganz nett 😉

Dennoch war ich so froh, als wir um 19:30 Uhr endlich angekommen sind und ich zurück zu meiner Wohnung laufen durfte, um endlich alle meine Glieder ausstrecken konnte, die im Bus leiden mussten. Und ganz wichtig: Keine Kinder!

Der Ausflug war nicht schlecht, aber doch anstrengender als ich mir ihn vorgestellt hatte. Ich schätze, dass ich den Tag aber trotzdem sinnvoll verbracht habe und ich bin aus meiner Wohnung herausgekommen! 🙂

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