08.09.12
Ich habe am Abend versucht mit meiner Familie zu chatten, aber es hat nicht wirklich hingehauen. Deshalb wollte ich zu einem späteren Zeitpunkt nochmal anrufen und habe mir den Wecker auf 1:30 Uhr gestellt (Ortszeit Deutschland: 19:30) um mit meiner Familie zu reden. Leider war die Ton- und Internetqualität so schlecht, dass es keinen Sinn hatte. Außerdem musste ich ja um 7 Uhr aufstehen und hatte viel Arbeit vor mir und bin deshalb wieder ins Bett. Am nächsten Morgen bin ich also wieder aufgestanden und habe mich gerichtet, bevor ich dann zur Schule gegangen bin. Vier Stunden Deutschunterricht an einem Stück, das ist wirklich viel und wirklich sehr anstrengend. Und vor allem sehr warm.
Die 7. Klassen sind in einem Schulgebäude, in dem es keine Klimaanlage, sondern nur Ventilatoren gibt. Das ist wirklich ätzend! Nur so alle 15 Sekunden kommt ein frischer Luftzug und ansonsten schwitzt man sich zu Tode. Ich könnte so nicht lernen…
Meine Aufgabe heute war es mit den Kindern ein Lied einzuüben. Und da Lisa es auch als Video hatte, musste ich es nicht einmal singen 🙂 Gott sei Dank. Ich weiß nicht, was die Kinder dann getan hätten! Vielleicht wären sie geflüchtet oder so.
Auf jeden Fall war das Lied „kleine Kinder, kleine Sorgen“ von Heintje und die kleinen chinesischen Kinder sind darauf voll abgefahren. Ich sollte mit ihnen folgende Strophen einstudieren:
Kleine Kinder, kleine Sorgen,
und ein Haus voll Sonnenschein.
Kleine Kinder, kleine Sorgen,
könnt es so für immer sein?
Doch so schnell vergehen die Jahre,
groß wird bald dein kleines Kind,
und die kleinen lieben Sorgen,
wo die dann geblieben sind.
Und das dann in beiden 7. Klassen. Nach der Stunde habe ich dann wieder eine kleine Autogramm-Session abgehalten. So langsam fühle ich mich richtig berühmt. Ich glaube auch, dass ein bunter Hund in China weniger auffällt als eine „große“ Blondine. Eigentlich bin ich ja nicht groß, aber das ist alles eine Sache der Relation. Im Vergleich bin ich nämlich schon sehr groß. Und halt auch noch blond. Ich muss einfach auffallen. Ich kriege oft Komplimente für meine Haare oder sie sagen, dass ich aussehe, wie ein Filmstar…
Ok. Das ist schon ziemlich seltsam. Und auf der Straße sprechen mich alle mit „Hi“ oder „Hello“ an. Beim Einkaufen werde ich angesprochen, woher ich den komme, weil als Ausländer fällt man hier einfach auf…
So geht es mir auch mit anderen Ausländern. Heute war in der 8. Klasse ein Engländer, der dort unterrichtet und schon seit 2005 in China ist. Er heißt Marco und wir haben natürlich beide sofort erkannt, dass wir keine Chinesen sind 🙂 Er war auch schon mal in Deutschland um dort zu arbeiten und um „Engineering“ zu unterrichten. Daraufhin sind wir ins Gespräch gekommen. Bis der Unterricht in den 8. Klassen losging. Also weiter geht’s mit der Arbeit.
Meine Aufgabe diesmal war es mit den Kindern die Aussprache und Phonetik von „z, ts und tz“ zu üben. Das läuft dann so ab, dass ich etwas sage und die es wiederholen und ich den Text dann so stückeln und wiederholen soll, damit sie es möglichst oft sagen und es sich einprägen. Den ganzen Text Stück für Stück. Und es funktioniert.
Aber es ist wirklich komisch, dass ich kein Lampenfieber vor der Klasse habe. Gut, ich schwitze eh schon genug bei der Hitze, aber ich bin nicht aufgeregt oder so, sondern eigentlich ziemlich gelassen. Auch wenn ich nur um die 5-7 Minuten vor der Klasse stehe.
Nach diesen vier Stunden Unterricht war ich aber wirklich kaputt… Ich wollte nur noch ins Bett. Und bin stattdessen einkaufen gegangen. Ich habe mir einen Becher für heiße Getränke, eine Reisschale, Stäbchen, Taschentücher, Wattestäbchen, Oreo-Kekse, KAFFEE, Milchtörtchen, Eis, ungefähr zwei Kilo Reis und noch einen Kleiderhaken gekauft. Dadurch dass meine Wäsche ewig trocknen muss, brauche ich Ausweichmöglichkeiten um Jacken usw. aufhängen zu können.
Außerdem habe ich ein kleines Toilettenproblem. Die Toiletten hier haben ein sehr empfindliches Abwassersystem. Mein Stehklo hat zum Beispiel auch keine Klospülung, sondern nur einen Eimer und einen Wasserhahn als „manuelle Spülung“. Doch die meisten Toiletten haben, wenn sie schon kein Klopapier haben, eine automatische Spülung. Dennoch glaube ich, dass auch diese Toiletten nicht mit Klopapier zurechtkommen. Meine zumindest nicht! Habe sie schon fast zweimal verstopft… Jetzt darf ich mein Klopapier nicht mehr runterspülen sondern extern sammeln…
Oh man, als wenn ein Stehklo nicht schon genug wäre!!
Außerdem wohnt hinter meiner Waschmaschine eine kleine Kakerlakenfamilie, wie ich nun feststellen durfte. Die sind aber glaube ich nachtaktiv, zumindest kommen sie nur raus, wenn ich abends Zähneputzen möchte… Ich denke ich werde mal zu den härteren Mittel greifen. Vllt lege ich Gift aus…
Gut, nach dem Einkaufen habe ich noch einen Becher heißes Wasser getrunken. Denn hier in China trinkt man zwar gerne Tee und so, aber das Getränk Nr. 1 ist einfach nur heißes Wasser. Es soll anscheinend gesund sein und auch antibakteriell wirken. Es ist aber eigentlich eine Gewöhnungssache. Um aber ab und zu mal etwas süßes zu mir zu nehmen, habe ich mir jetzt eine Flasche Sprite gekauft, die ich benutze um mein kaltes Trinkwasser aufzupeppen. Ein bisschen Geschmack muss doch sein! Aber auch Tee ist neben heißen Wasser sehr wichtig und beliebt. Bei dem Abendessen mit dem Konrektor gab es zum Beispiel Gänseblümchentee.
Was mich nur wirklich fertig macht, ist das Fehlen von Kaffee. Dafür kann man aber wenigstens Instant-Kaffeepulver kaufen, was für mich ein kleiner Lichtblick ist. Zweitens vermisse ich sehr stark Schokolade. Man kann die hier zwar durchaus kaufen, aber sie ist verdammt teuer und importiert. Eine Packung Dove-Schokolade (vllt 38g) kostet fast 3 Euro! Hallo?! Geht’s noch?
Ich habe aber sofort Oreo-Kekse gefunden und mich (zu früh) gefreut. Denn es ist wohl zu viel verlangt, dass man die normalen Geschmacksorten anbietet? Dafür gibt es Oreo mit grünem Tee, Erdbeer-Oreos, Mixed- Oreos mit Hagebutte und Waldbeer, Erdbeer-Grüner-Tee, Party-Oreos mit bunten Zuckerstreuseln… Ich fühl mich fast wie in Japan. Die machen auch alles mögliche!
Ein weiterer interessanter und gewöhnungsbedürftiger Punkt ist, dass die Männer hier oft bauchfrei rumlaufen, indem sie ihr T-Shirt bis unter die Achseln hochbinden oder nur die eine Seite hochstecken. Auf jeden Fall zeigen die chinesischen Männer hier allen Alters ihren Bauch. Auf der Straße, im Restaurant, in der U-Bahn, überall. Ich habe noch nicht rausgefunden, was das für ein Ritual sein soll, aber ich sag euch Bescheid, wenn ich es weiß!
Doch was mir am Samstagnachmittag besonders wichtig war, war einfach nur noch Schlafen! Ich bin dann todmüde ins Bett gefallen (13 Uhr) und bin um 19 Uhr wieder aufgewacht. Dann habe ich auf dem Laptop ferngesehen, Chinesisch gelernt, Wasser getrunken und viel geskyped. Um kurz vor 22 Uhr aber ruft Lisa mich an, ob ich nicht Lust hätte, morgen um 9 Uhr mit ihr frühstücken zu gehen. Sie wäre von Eltern einesSchülers zum Essen eingeladen worden und ich dürfte mitkommen.
Ein typisch kantonesisches Frühstück… Ich möchte nicht zu viel verraten, aber ich habe es innerlich schon bereut zugesagt zu haben…
Und irgendwann, ich glaube es war 2 Uhr, bin ich wieder ins Bett gegangen und habe bis um 7:30 Uhr geschlafen. Also ein ziemlich ereignisloser Tag.