Die Heimkehr

15.07.2013

… verzögerte sich um drei Stunden, weil zusätzlich zu dem Regen auch noch ein Gewitter dazu kam, welches den halben Flughafen lahm legte. Guangzhou weinte also nicht nur um mich, sondern wollte mich auch partout nicht gehen lassen 😉

Allerdings störte mich das wenig, da ich sehr viel Aufenthalt (10 Stunden) in Doha haben würde. Deswegen hat mir die Verzögerung nichts ausgemacht und ich habe mich stattdessen durch die halbe Film-Mediathek durchgezappt bevor wir endlich abheben konnten.

Ansonsten war alles ziemlich entspannt. Ich saß von Guangzhou nach Doha auch wohl neben den einzigen Chinesen in dem ganzen Flugzeug, was ich ziemlich lustig fand und diese ziemlich hilfreich. Ich konnte denen nämlich beim Dolmetschen helfen, da die meisten Cew-Mitglieder nur Englisch oder Arabisch sprachen. Die beiden waren ein älteres kantonesisches Ehepaar, die beide eine Reise nach Deutschland machten! Kein Witz. Gut, keiner von beiden sprach Deutsch oder Englisch oder irgendeine andere Sprache außer Kantonesisch oder Chinesisch, aber immerhin wollten sie sich Berlin zu zweit anschauen. Sehr interessant.

So konnte ich auf dem Flug nach Doha meine Aufgabe während des FSJs fortsetzen und habe den beiden ein paar Wörter und Phrasen wie „Hallo“, „Danke“, „Tschüss“ usw. beigebracht.

Wirklich total süß. Im Gegenzug habe ich eine große Auswahl an Chinesischen Heilbonbons und die Hälfte ihres Essens an Board bekommen.

Zum Frühstück habe ich sogar alles von den beiden bekommen, da sie wohl (nehme ich an) mit dem westlichen Frühstück (Crossaints, Butter, Orangensaft, usw.) nicht viel anfangen konnten. Ich bin also mit einer großen Tüte mehr ausgestiegen und sah fast so aus, wie eine, die die Boardküche überfallen und geplündert hatte 😉

Ein „Nein“ von mir wurde aber auch nicht akzeptiert 😉

Gegen 5 Uhr Ortszeit landeten wir dann in Doha und ich packte mein ganzes Zeug und mein „Lunchpaket“ zusammen und verabschiedete mich von dem netten Ehepaar. Dann stieg ich in den Transferbus und wurde durch den halben Flughafen gefahren. Leider konnte man nicht so viel sehen, da die Scheiben abgedunkelt waren. Ob das jetzt ein Sichtschutz sein soll oder einfach die Wüstensonne und die Hitze draußen lassen sollte, weiß ich nicht. Am Transferterminal angekommen hieß es dann warten.

Ganze sieben Stunden verbrachte ich dort in dem großen Wartebereich und wechselte meinen Standort ständig von A (bequem, aber ohne Steckdose) zu B (verdammt unbequem, aber mit Strom). Und nebenbei verputzte ich mein Lunchpaket 😉

Ich habe es sogar geschafft, ein wenig mit meinem Freund zu Skypen, bevor er sich auf den Weg nach Berlin machte, wo wir uns heute Abend treffen sollten. Das war so unglaublich! Heute sollte ich ihn wiedersehen! Endlich nach dieser langen Zeit!

Das war einfach zu schön um wahr zu sein!

Vor lauter Vorfreude hielt ich es kaum aus!

Als es dann endlich nach stundenlanger Wartezeit zum Boarding ging, war ich schon richtig nervös, obwohl es noch mehrere Stunden waren, bevor ich überhaupt in die Nähe Europas kommen sollte…

Und dann hob ich wieder ab und mit jedem Kilometer rückte Berlin näher. Und mein Freund. Und mit jeder Stunde auch das Wiedersehen mit meiner Familie!

Wirklich begriffen habe ich es wohl noch nicht, denke ich. Dafür ist das alles zu surreal.

Den Rückflug habe ich versucht so gut wie möglich zu nutzen und ich wollte viel lesen. Aber leider waren meine Augen zu müde dafür. Blieb mir nur Fernsehen, aber dafür waren meine Augen auch nicht gewillt. Also Schlafen. Aber das wurde durch die Stewardessen verhindert, die in diesem Moment das Mittagessen austeilten.

Dann gab es also Essen.

Das war allerdings auch nicht so vorteilhaft, da ich das mal prompt nicht vertragen habe und somit auch nicht schlafen konnte. Zum Glück ging es mir bald wieder besser und ich konnte mich wenigstens etwas entspannen. Ich denke, dass es nicht das Essen war, sondern die Aufregung und die Nervosität, weil ich konnte absolut nicht abschätzen, wie ich auf Deutschland reagieren würde.

Und dann gegen 18 Uhr begannen wir schon mit dem Landeanflug und ich schaute interessiert aus dem Fenster. Doch irgendwie wollte ich Berlin nicht entdecken. Ich dachte mir nur die ganze Zeit, was das denn für eine kleine Stadt ist über die wir drüber fliegen. Als wir dann wirklich immer tiefer sanken, wurde mir klar, dass es Berlin sein musste, aber da war ich mir erst sicher, als ich den Alexanderplatz mit dem Fernsehturm erblickte. Ich war wirklich wieder in Deutschland.

Und gleich würde ich in Berlin landen!

Das war mir wirklich ein wenig zu viel…

Ich fing aus dem Nichts an zu weinen und konnte mich wirklich kaum noch beruhigen. Es war einfach so überwältigend!

Erst nach der Landung schaffte ich es wieder die Fassung zu gewinnen (nachdem mich die Hälfte der Besatzung wohl eh schon für crazy hielt).

Ich stieg aus und wurde mir erstmal bewusst, wie winzig dieser Flughafen ist, als ich an der Gepäckausgabe stand. Wir alle drängten uns darum und eigentlich war sehr wenig Platz. Wenn ich da an die große Gepäckausgabe in Guangzhou oder in Shanghai gedacht habe… Wow! Aber hier: winzig. Genauso wie mir die Stadt einfach zu klein vorkam.

Und dann wollte ich zum Zoll gehen und… tada: Niemand da. Heute gab es also keinen Zoll. Hätte zwar eh nichts Interessantes dabei gehabt, aber es hat mich nur gewundert.

 

Tja, und dann war es soweit. Ich war wieder in Deutschland. Ich habe den Ankunftsbereich verlassen und stand dann dort, wo ich vor ungefähr 11 Monaten abgeflogen bin. Ein unglaubliches Gefühl.

Als ich dann auch noch meinen Freund gesehen und endlich wieder in die Arme schließen konnte, war die Welt perfekt für mich!

Es gibt nichts Schöneres als die, die man liebt wiederzusehen.

 

Zwei Tage später folgte dann das Wiedersehen mit meiner Familie in Frankfurt am Flughafen. Der Tag auf den ich mich seit Monaten gefreut habe, war dann endlich wahr. Ich habe meine Familie wieder bei mir. Das waren die schönsten Momente in meinem Leben. Aber auch das ganze FSJ war eine tolle Erfahrung! Dieses Jahr war einfach unglaublich!

 

 

 

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Eine Antwort zu Die Heimkehr

  1. Sehr toller Bericht und so schön geschrieben. Und am Ende ein Happy End mit der Familie. Danke dafür und schön, dass du dein FSJ so schön und engagiert verbracht hast.

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