Ab auf den Baiyun-Shan

09.07.2013

Wenn man schon ein Jahr in Guangzhou ist, dann gehört es natülich auch dazu einmal auf den Baiyun-Shan geklettert zu sein.

Dieses Ziel wollte ich heute in Angriff nehmen, zusammen mit meinem Trainingskollegen He Hongkai, der sich bereit erklärt hat, mich zu begleiten.

Deshalb haben wir uns heute Morgen um 8 Uhr an der Bushaltestelle getroffen und sind in 90 Minuten zum Eingang des „Bergs der weißen Wolken“ gefahren.

Unterwegs haben wir uns über die verschiedensten politischen Themen unterhalten. Ich finde, dass He Hongkai ein hochintelligenter Junge ist, der sehr fleißig lernt. So wie ihn habe ich mir eigentlich einen typischen chinesischen Schüler vorgestellt, doch er schafft es trotzdem noch seine Hobbys und seine Freizeit unter einen Hut zu bringen.

Im Moment lernt er für die nächste Prüfung, die in zu seiner Freundin nach Harvard bringen soll. Aus diesem Grund nutzt er die Zeit, um mit mir sein Englisch zu verbessern. Ich soll ihn aber gegebenenfalls auf Grammatikfehler hinweisen.

Er kennt aber mehr Worte als ich! Manchmal frägt er mich, wie man das oder dieses Wort verwendet und ich muss mir erst einmal die Bedeutung aus dem Lateinischen oder so erschließen. Wirklich ein fleißiger Junge. Und auch ziemlich offen der chinesischen Politik gegenüber.

In unserem Gespräch hat er mir vieles erklärt und auch die Kritik geäußert, die ich noch niemanden habe aussprechen hören. Mit ihm zusammen habe ich auch noch richtig viel gelernt.

Dabei verlief der Aufstieg ganz automatisch. Die erste Hälfte sind wir hochgelaufen, doch dann erreichten wir einen Buddha-Tempel.

Den haben wir uns natürlich ausführlich angesehen und er hat mir versucht ein paar Inschriften so gut wie möglich auf Englisch zu übersetzen.

Von diesem Tempel aus ging es dann mit Treppenstufen weiter bis zur Spitze, 382 Meter hoch. Ich weiß nicht mehr, wie viele „Berge“ (eigentlich sind es ja Hügel) ich jetzt schon erklommen habe, aber mit jedem fühle ich mich stolzer auf mich. Und der Baiyunshan war definitiv noch Pflicht für mich gewesen.

Nun stand ich oben auf dem höchsten Punkt und hatte eine geniale Aussicht auf die Stadt Guangzhou. Erst jetzt begriff ich, wie GROSS Guangzhou wirklich war. Meine Güte, diese Stadt ist unglaublich!!

Wer findet den Fernsehturm?

Wer findet den Fernsehturm?

Hier habe ich ein Jahr lang gelebt?!

Nach einer kurzen Pause, wo wir ein paar Äpfel gegessen haben, sind wir weiter gegangen. Denn auf dem „Bergrücken“ konnte man jetzt weiterlaufen und den Rest des Parks besuchen.

Zuerst hat er mich aber noch auf „Douhua“ eingeladen, das ist eine Art Tofu-Pudding. Es war nicht schlecht, aber es gibt besseres. Trotzdem soll es eine Spezialität sein. Aber ob es eine kantonesische sein soll, bin ich mir nicht mehr sicher. Elena hat mir einmal erzählt, dass es in Sichuan scharfen Tofu-Pudding gibt, aber dieser hier war süß… Vielleicht doch eine Spezialität von Guangzhou?

Gesättigt und nassgeschwitzt ging es dann weiter. Wir liefen weiter, mal hoch, mal runter, sogar bis auf einen anderen Gipfel. Auf den Moxingling („Mo“ heißt berühren und „xing“ heißt Stern, „ling“ heißt Gipfel oder Spitze) sind wir nicht hoch, weil die da noch einmal Eintritt verlangten, aber die Aussicht dort war die gleiche wie gerade eben.

Für den Abstieg brauchten wir noch ungefähr zwei Stunden. Wir sind nämlich durch den ganzen Park gelaufen und später am Westtor rausgekommen.

Auf dem Weg dorthin habe ich aber erfahren, dass Kakerlaken hier in China „德国小蠊“ (Deguoxiaolian) genannt werden, was so viel wie „kleine deutsche Schabe heißt“.

Aha, das erklärt, warum ich so oft Besuch von den Viechern habe. Die erkennen in mir wohl ihren Landsmann, he?

Na super!

Und wenn man schon gerade von ekligen Viechern spricht, dann kann man auch gleich mal erwähnen, dass ich auf dem Baiyun-Shan die größten Spinnen gesehen habe, die ich jemals zu vor in meinem Leben in freier Wildbahn gesehen habe.

OMG, waren die ekelhaft! Die hingen ungefähr drei Meter über mir in den Baumwipfeln, aber sie waren da! Der Körper war etwas mehr als handtellergroß und insgesamt mit den langen Beinen war das Vieh so groß wie meine zwei Hände nebeneinander… Die sahen aus wie die Holzspinnen in Deutschland, nur eben viel größer…

In diesem Moment war ich froh, dass ich in meiner Wohnung immer nur mit den „kleinen“ Varianten zu kämpfen hatte. Oh ich darf es mir gar nicht vorstellen….

Um halb zwei sind wir aber am Ausgang angekommen und sind zur nächsten Bushaltestelle gelaufen. Auch zurück hat es wieder ein paar Stunden gebraucht, da wir jetzt ja wieder ins Stadtzentrum fahren mussten.

Am Westtor habe ich mich dann von He Hongkai verabschiedet. Ihn würde ich am Donnerstag in meiner letzten Kungfu-Stunde wieder sehen!

Und wie ich so an der Bushaltestelle stand, habe ich mich glatt umgedreht und habe mir im McDonalds einen Kaffee gekauft. Und im Kaufhaus habe ich mir Gemüse und ein Baguette gekauft, damit ich mir nachher ein gutes Sandwich machen kann. Irgendwie habe ich nämlich schon den ganzen Tag Lust auf Subway 😉

Das Baguette war auch super lecker mit Gurken, Tomate und Zwiebeln. Aber ich kann euch sagen, dass mir meine Beine wehtaten ohne Ende.

Und vor dem Essen musste ich erst einmal wieder unter die Dusche springen, denn das war ja schon nicht mehr menschlich wie sehr ich heute geschwitzt habe… Aber das ist auch nichts Neues mehr!

 

Aber hey, ich war auf dem Baiyun-Berg! Und das aus eigener Kraft und nicht mit der Seilbahn, die dort hoch und runter fährt! 😉

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