Zweiter Tag in Shanghai

02.07.2013

Da heute ein Ausflug geplant war, sollten wir uns mit Julian und einer Vertreterin vom Goethe-Institut an der U-Bahnstation treffen.

Auf demWeg dorthin fand dann das große Frühstücksuchen statt!
Unser erster Stopp war der Baozi-Stand, wo ich mir ein Honig-Mantou und ein Baozi gefüllt mit schwarzem Sesam gekauft habe. Als nächstes gings zum Family Mart, wo ich mir zwei Huangnaibao gekauft habe. Huang (Gelb) und Nai (Milch) im Baozi, sozusagen. Also gefüllt mit einer gelben Creme. Ich mag diese Sorte sehr gerne! Dazu gabs frischen Obstsaft und Wasser und damit war mein Frühstück und mein Reiseproviant gedeckt.

An der Ubahnstation haben wir uns dann getroffen und sind dann weiter zum Busbahnhof gefahren. Dieser Bus sollte uns dann nach Chongming Island, der drittgrößten Insel Chinas bringen. Die anderen größeren Inseln Hainan (Dort war ich an Weihnachten) und Taiwan kennt ihr sicher.

Die Fahrt dauerte etwas mehr als eine Stunde und führte uns über die Shanghai Changjiang Daqiao (Also wörtlich: „Shanghai Yangtze große Brücke“) aus der Stadt heraus zu der Insel. Diese Brücke ist 16 Kilometer lang und spannt sich über den Fluss Yangtzekiang.

Aber um ehrlich zu sein, habe ich auf der Fahrt mehr gedöst als aus dem Fenster zu schauen. Lediglich meine Fähigkeit 5 Minuten vor Ankunft aufzuwachen, hat dafür gesorgt, dass ich nicht total verpennt ausgestiegen bin 😉

Von hier aus ging es weiter mit einem anderen Bus zum „Ecological Village“, wo wir heute gemütlich angeln wollten. Auf dem Weg dorthin sahen wir kleine Dörfer, viel unberührte Natur und kaum Menschen, was für die Orte, die ich bisher hier in China gesehen habe, selten zugetroffen hat. War also etwas Neues, sozusagen 🙂

 

Allerdings setzte sich das auch im „Ecological Village“ so fort. Es gab zwar Häuser, Infrstruktur, Schilder und alles was eine Stadt so ausmacht, doch es gab keine Menschen. So langsam wurde das Ganze ein wenig unheimlich.DSC01212

Am Ticketschalter (20 Yuan) gab es dann eine Person, die ich aber durch das verdunkelte Glas kaum gesehen habe. Als nächstes gab es ein paar hundert Meter weiter einen Mann, der unsere Tickets kontrollierte, bevor wir zu den Seen gehen durften. Als wir fragten, wo man denn die Angeln und die Ausrüstung leihen könnte, wusste niemand Bescheid. Merkwürdig.

Die Seenlandschaft war aber wirklich sehr schön und es war auch angenehm ruhig, auch wenn die Sonne gnadenlos auf uns herunterbrannte.

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Von Menschen oder Angeln war aber immer noch nichts zu sehen.

In einem Pavillion in einem Bambuswald machten wir eine Pause um uns zu beratschlagen. Schließlich wollten wir alle Angeln 😉

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Die Jungs sind dann losgezogen und haben das Dorf erkundet, während wir Mädels uns im Schatten ein wenig ausgeruht haben. Es war viel zu heiß heute!

Nach ungefähr 20 Minuten kamen die Jungs zurück und sagten, dass es schlechte Neuigkeiten gäbe. Die Möglichkeit zu Angeln wurde diese Woche abgeschafft. Das musste also ausfallen…

Schade!

Allerdings war es draußen wirklich viel zu heiß und alle wirkten ziemlich müde, obwohl wir ja eigentlich nichts gemacht hatten heute.

Deshalb machten wir uns auf den Weg zurück und schnappten uns wieder den Bus.

Das war nämlich schon ein Abenteuer genug. Ich bin noch nie (!) und wirklich auch hier in China noch nie so in einem Fahrzeug herumgeschleudert worden! (Und das soll was heißen, denn die Busfahrer in Guangzhou haben auch ein paar ganze fiese Bremsen)

Aber das lag weniger am Bus heute, sondern an der Straße, die gerade repariert wird. Na zum Glück…

Ein weiteres Abenteuer stellte die Toilette am Busbahnhof dar… Ich dachte ja eigentlich, dass ich nach der Toilette ohne Kabinen in Leshan schon das Schlimmste gesehen hatte, aber das heute kam fast an das öffentliche Pinkeln ran. Aber nur fast, deswegen Platz 2 der unglaublichsten Toiletten.

Die Toilette hier stank erstmal fürchterlich (selbsterklärend), aber sie hatte einzelne Kabinen (Pluspunkt). In der Kabine jedoch gab es eine ungefähr 30 Zentimeter tiefe Rinne, die alle Kabinen miteinander verband und man konnte sich nur rechts und links über diese Rinne stellen…

Man konnte auch zusehen, was vom Nachbar oder dessen Hintermann so vorbeikam…

Und man konnte die Spülung miterleben, wenn halt mal in einem bestimmten Intervall Wasser in die Rinne geleert wurde, die die Überreste zum Abfluss transportierte…

Igitt.

Wie gesagt: Platz 2 der unglaublichsten Toiletten…

 

Die Busfahrt von der Insel wieder zurück nach Shanghai war dafür angenehmer 😉

Unterwegs entschieden wir uns auch dazu, dass wir danach Kantonesisch essen gehen würden, wogegen ich persönlich nichts hatte. Ich habe mich mit der kantonesischen Küche mittlerweile ganz gut angefreundet und sie schmeckt mir auch am besten, nach der Sichuan-Küche selbstverständlich. Nichts geht über meinen Malaxiangguo! 😀

In dem Kantonesischen Restaurant haben wir auch wirklich die Plate geputzt und mussten mehrmals nachbestellen, damit wir richtig satt wurden. Wir haben von Bohne, über Garnelen, über gefüllte Teigrollen, Pilze, Curry, Süß-Sauer, Pfeffer-Rindfleisch und Qingcai alles gegessen. Ich muss sagen, dass alles sehr lecker war und soweit ich das beurteilen kann, hat es den anderen auch gemundet 🙂

Nach dem Essen sind wir uns dann aber einig gewesen, dass wir zum Hostel zurückgehen und uns ausruhen, da es wirklich viel zu heiß war, um irgendetwas zu machen. Draußen auf den Asphaltstraßen und den Häuserschluchten war es noch viel schlimmer.

Deswegen habe ich mich mit meinem PC, sowie die meisten der anderen auch, an die Arbeit und meine PPT für morgen fertig gemacht. Und das Handout auch.

Leider habe ich mich immer wieder ablenken lassen und habe ziemlich lange gebraucht, bis ich fertig wurde. Zum Schluss habe ich mich für eine Bilderpräsentation entschieden, die jeden einzelnen Monat beschreiben sollten. Das sollte mein Jahr im Rückblick werden.

Wie ich den anderen schon anmerken konnte, war heute Abend aber noch etwas geplant. Und ich hatte noch ein wenig Hunger. Ohne eine richtige Basis sollte man den Abend nicht starten… Wenn ihr wisst was ich meine 😉

Um 10 Uhr hatten aber die meisten Restaurants und Straßenverkäufer schon geschlossen, sodass ich und Milena, die mich begleitete, zum 7Eleven gegangen sind, wo wir Chips und Trinken gekauft haben, sowie ein Snickers und einen Joghurt für mich als Abendessen.

Mit unserer „Ausrüstung“ haben wir uns dann auf der Dachterrasse ausgebreitet, bis die Jungs mit der Bierlieferung kamen. Und mit unserem reizenden Angebot haben wir auch ganz schnell die anderen Hostelgäste an unseren Tisch gelockt, die sich auf ein Bier zu uns gesetzt haben. Man lernt in Hostels wirklich die unterschiedlichsten Leute und aus verschiedenen Nationen kennen!

So war das in Sanya oder auch letztes Mal hier in Shanghai oder auch in Chengdu.

Hostels sind schon was Tolles, habe ich feststellen dürfen.

Um halb eins ging es dann aber wirklich los. Wir suchten uns Taxis und fuhren an den Bund, um uns in einen höchst exklusiven und viel zu noblen Club zu setzen, der heute „lateinamerikanischen Abend“ als Motto hatte. Der Club war echt schön und man konnte sich toll unterhalten, weil die Musik nicht so ohrenbetäubend war. Allerdings waren wir nicht gerade das Klientel, wie es schien. Denn überall waren Geschäftsmänner oder wichtig aussehnde Business-Menschen in Anzügen und Kostümen. Und zu 90% auch nur Ausländer.

Das war wohl das einzige Kriterium, welches wir voll und ganz erfüllten 🙂

Hier waren wir aber nur übergangsweise, um uns mit Liens Mitbewohner, einem Japaner zu treffen, bevor in den nächsten Club weiterzogen…

Dort trafen wir uns mit einem Freund, der uns einen Tisch besorgt hatte. Ich aber war ehrlich gesagt enttäuscht, dass wir den Club wechseln mussten, da die Musik hier einfach nur schlecht war… Und auch viel zu voll.

Irgendwie machte es mir keinen Spaß.

Als dann eine Chinesin vor unseren Tisch gekotzt hatte, wars mir zu blöd und ich bin nach draußen gegangen. Florian hat mich begleitet und zusammen haben wir uns beim Family Mart einen Kaffee gekauft und uns irgendwo hingesetzt. Aus dieser Distanz konnten wir die Leute beobachten, die aus den Club getaumelt kamen… hihi 🙂

Ich weiß gar nicht, wie lange wir da draußen gesessen sind, als plötzlich ein Taxi hielt und zwei Chinesen ausstiegen, die direkt auf uns zu liefen.

„Hey, sprecht ihr Deutsch?“ fragte uns der eine in einem Wiener Dialekt.

„Ja. Woher kommt ihr?“

„Aus Wien, wir sind zum ersten Mal in Shanghai. Ist der Club gut?“

„Net so.“
„Gibt’s dort Mädels?“

„Ja schon“ antworteten wir wieder.

„Yeah, los Jungs! Da gibt’s Mädels!“ rief einer der beiden und aus dem Taxi stiegen noch zwei weitere aus. Dann verschwanden sie im Club.

Und weg waren sie…

Wie lustig!

 

Da haben wir selbst aber wieder gemerkt, dass wir sie sofort für Chinesen gehalten haben. So leicht lassen wir uns immer noch von Äußerlichkeiten täuschen und haben unsere Meinung schon schneller über Menschen gefällt, als es uns bewusst ist.

Dass uns die beiden auf Deutsch ansprechen, damit hätten wir beide nicht gerechnet.

Ich und Florian haben dann aber eine Entscheidung getroffen und wollten zurück gehen. Auch Julian und Milena schlossen sich uns an. Dann schnappten wir uns ein Taxi und fuhren zurück zum Hostel.

Der zweite Tag war vorbei.

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