Ein ganz anderes Drachenbootfest

12.06.2013

Das Duanwujie (oder auch das Drachenbootfest genannt) wird jedes Jahr eigentlich mit einem Bootsrennen, Wein und traditionellen Speisen gefeiert.

Diese Seite wäre eigentlich auch ganz interessant gewesen, muss ich zugeben, aber mein Drachenbootfest sah ganz anders aus, doch das machte mir nichts aus.

Heute Morgen hieß es nämlich früh aufzustehen und nach „Dashi“ zu fahren, was so viel wie großer Stein heißt. Diese Ubahnstation liegt im Süden im Panyu-Bezirk und ich bin noch nie dort gewesen, denn in diese Richtung hat es mich noch nie gezogen.

Dort gibt es aber einen Park, den ich bisher noch nicht kannte. Er heißt Yuyinshanfang und ist ein altes Grundstück von einem Provinzverwalter, welches fast 150 Jahre alt ist. Das Anwesen hat man erhalten und heute kann man es besichtigen. Ich kann euch sagen, dass wohl einer der ältesten Orte war, die ich je hier in China gesehen habe. Denn wie ich euch schon oft erzählt habe, zählt die originale Bausubstanz nicht viel und wird deshalb ständig komplett ausgetauscht oder renoviert. Mit der Restauration, die wir in Deutschland für die Aufrechterhaltung von historischen Stätten betreiben, hat das nicht viel zu tun. Aber in China hat man dazu eine andere Auffassung. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber ich denke, dass es vielleicht mit der Religion oder dem Weltbild zu tun hat. Schließlich gibt es in jedem Kulturkreis eine andere Ansicht von Vergänglichkeit. Meine persönliche Theorie ist, dass ich denke, dass hier der ideelle Wert den materiellen Wert überwiegt und sich am Ganzen nichts ändert, auch wenn man es komplett austauscht. Vielleicht? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht 🙂

Es ist nur süß, dass Elena gemeint hat, dass sie unbedingt die Hauswand anfassen will, da diese ja schon ziemlich alt ist. Als ich ihr dann erzählt habe, dass das Heidelberger Schloss um einiges älter ist, war sie ganz aufgeregt. Sie möchte nach Heidelberg gehen und etwas so Altes sehen, damit sie es glauben kann. 😉

Das alte Anwesen bestand aus vielen Räumen mit teilweise sehr alt, aber massiv aussehenden Holzmöbeln, die wahrscheinlich aus den besten Edelhölzern und ziemlich teuer waren. Schließlich war dieser Beamte von damals ein ziemlich hohes Tier, wenn ich das in meinem Audio-Guide richtig verstanden habe.

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Auf den ersten Blick hatte das ganze Gelände auch etwas von einer Tempelanlage, aber es war tatsächlich ein Wohnhaus, welches heute mit seinen vielen Zimmern als Museum für Stickkunst, Kalligraphie und Malerei dient.

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In der Mitte des Grundstücks gab es auch einen großen Teich, in dem es einen begehbaren Teepavillion gab und auch eine künstlich angelegte Felsformation mit einem Wasserfall.

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Auf die Felsen konnte man sogar hinaufsteigen und man hatte eine echt schöne Aussicht von dort oben. Die Bilder sind auch sehr schön, auch wenn es schon fast zu fantastisch, zu surreal aussieht, meiner Meinung nach. Irgendwie scheint es wie eine Photoshop-Montage, oder nicht?

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Aber das Anwesen war wirklich sehr schön. Ein paar Elemente könnte ich mir sogar in einem eigenen Haus später vorstellen 😉

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Da Elena aber am Nachmittag wieder Unterricht hatte, sind wir um halb 12 wieder zurück in die Stadt gefahren. Allerdings hatten wir dann aber auch alles gesehen, da man es in gut zwei Stunden gemütlich schaffen kann. Zuerst ging es mit dem Bus zur U-Bahnstation und dann mit der Linie 3 bis nach Zhujiang Newtown.

Mittlerweile war es schon fast 13 Uhr, sodass wir schnell was gegessen haben. Dazu sind wir zum Nudelrestaurant meines Vertrauens gegangen und haben dort Youpomian, Tofu-Salat, einen Rouchamo (eine Art Hamburger mit Hackfleischfüllung) und einen Caichamo (die vegetarische Variante mit Kartoffeln und anderem Gemüse) gegessen. Dieses Restaurant werde ich auf jeden Fall vermissen…!

Sie hatte heute später am Nachmittag zwar erst Unterricht, aber eine Kollegin hatte schon ab 13:30 Unterricht und sie musste als Chefin als erste im Büro sein, weil nur sie den Schlüssel hatte. So konnten wir beide uns aber noch lange unterhalten, die Bilder gemeinsam anschauen und uns kaputtlachen. Ich habe zum Beispiel heute Morgen statt „Simiao“ aus Versehen „Maozi“ gesagt. Das erste heißt dabei Tempel und das letztere Hut 😉 Naja, passiert 😀 Lustig wars allemal.

Später wollte ich mich dann mit Florian und seiner Freundin am Ostbahnhof treffen, da die beiden aus ihrer Foshan-Reise zurückgekommen sind und nun nach Shenzhen zurückfahren wollten. Das klappte aber bei mir nicht so ganz problemlos, da ich aufgrund des Feiertages buchstäblich in der Ubahn stecken blieb. Erst habe ich 4 (!) Wagen verpasst, da jedes Mal nur so 20-25 Neuzusteiger hineingingen. Beim 5. Mal war ich unter den „Glücklichen“ und steckte in der Menge fest. Die Leute in der Ubahn sind mittlerweile zu einer großen Masse geworden… und ich mittendrin.

Ich brauchte 20 Minuten länger als normal für diese drei lächerlichen Stationen. So war ich fast 45 Minuten für 5 Kilometer unterwegs.

Aber die beiden warteten schon mit meinem Lieblings-Starbucks-Frappucino auf mich 😉

Sie haben mir die Bilder von ihrem Ausflug gezeigt und wir haben über unsere Zukunfts- und Studienpläne unterhalten. So langsam wird mir immer mehr bewusst, dass die Zeit hier in China dem Ende zu geht…

Um halb 6 ging ihr Zug, deswegen haben wir uns verabschiedet, und ich bin zu meiner Wohnung zurückgefahren. Ich hatte wieder Kopfschmerzen und habe wohl heute zu wenig getrunken. Dabei war es heute ja gar nicht so heiß, sondern eigentlich perfektes Wetter für einen Ausflug.

Ich hatte eine knappe Stunde Zeit als ich zuhause ankam, bevor ich mich wieder fertig machte, um mich mit Gosia zu treffen. Das war das erste Mal seit unserer Abschiedsparty für Kathy! Wir trafen uns in Zhujiang Newtown an der Ubahnstation und ich habe sie zum Muslimen zum Essen mitgenommen. Dort war sie noch nie und ich dachte ihr, dass ich ihr mal ein bisschen was von meinen „Geheimtipps“ zeige.

Wir haben uns über den anstehenden Hongkong-Besuch von ihr unterhalten und ich habe ihr ein bisschen was über die chinesische Sprache erklärt, da sie gerade ihre erste Chinesischstunde hinter sich hatte.

Nach dem Essen haben wir uns dann noch mit einem Bier an die Perfluss-Promenade und den dort liegenden Park gemacht, wo wir uns noch eine Weile unterhalten habe. Es war wirklich schön!

Der Höhepunkt war aber als Gosia vorschlug, dass wir ins IFC-Center gehen. Dort im 70. Stock ist das „Four Seasons Hotel“ und das war unser Ziel.

Also sind wir frech und dreist in die Lobby gegangen und mit dem Aufzug nach oben gefahren. Und die Aussicht war überwältigend! Einerseits war die Einrichtung dieses Hotel edler als edel und dann den beleuchtenden Fernsehturm zu sehen war einfach unglaublich! Mensch, wenn Geld keine Rolle spielt…

Nachdem die Security aber langsam argwöhnisch wurde haben wir uns schnell wieder auf den Weg nach unten gemacht. Schließlich wollten wir nicht nach unserem dreisten Auftritt dreist rausschmeißen lassen 😉

Aber es war toll! Was für ein Tag!

 

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