Erkundungstour durch Tianhe und Yuexiu

07.06.2013

Heute war Freitag und somit der erste Tag der Gaokao-Prüfung. Und wegen des „chinesischen Abiturs“ hatte ich heute frei. Deswegen habe ich mich entschlossen, dass ich mich heute mal an den Orten umsehen würde, wo ich noch nicht war.

Mein Plan sah so aus, dass ich die Tempel der Stadt besuchen wollte. Von denen habe ich nämlich noch nicht viel gesehen. Ich habe wahrscheinlich von allen anderen Städten Chinas, die ich schon besucht habe, mehr gesehen als von Guangzhou. Aber es ist auch immer etwas anderes, weil man in der Stadt, in der man lebt ganz andere Ambitionen und Schwerpunkte hat. Hier habe ich die Arbeit an der Schule, die meine Wochengestaltung übernimmt.

Zuerst wollte ich aber meine Lieblingsnudeln in Zhujiang Newtown essen gehen. Dorthin führte mein erster Weg.

Nach dieser Stärkung ging es los. Von dort aus zog ich durch die Straßen und lief einfach mal in östliche Richtung. Vorbei an Wuyangcun und ab in die Gassen des Tianhe-Bezirks.

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Vorbei an Hochhäusern und Geschäften und Schulen gelangte ich irgendwann in die Wohnviertel. Alle Gebiete waren unterschiedlich alt, das konnte man an den verschiedenen Architekturstilen erkennen, aber datieren konnte ich sie leider nicht.

Zufällig fand ich aber eine kleine Kirche, die ich erst auf den zweiten Blick erkannt habe, weil ich damit gar nicht gerechnet hatte.

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Ganz in der Nähe war auch eine Mittelschule, die aber auch heute wegen den Abschlussprüfungen geschlossen war. Durch den Zaun, der was Gelände umgab, konnte ich die typischen roten Banner sehen, die überall hier in China als Spruchbänder zu sehen sind. An unserer Schule hingen auch je nach Anlass verschiedene rote Bänder. Momentan hing dort ein Band, welches den Schülern viel Erfolg bei der Prüfung wünschte.

Hier an dieser Schule hingen ähnliche Banner. Eins davon aber erregte meine Aufmerksamkeit besonders: „Win or go home“. Na wenn das nicht motivierend ist…?!

Da fiel mir wieder ein, dass am Donnerstag nach der Morgengymnastik an unserer Schule die Zwölftklässler an der Brüstung ihrer Klassenzimmer standen und hinuntersahen, weil sie diesmal von der Morgengymnastik befreit waren. Die anderen Schüler (ungefähr 1300) drehten sich dann um und riefen ihren Mitschülern dreimal „Jiayou“ zu, was wörtlich so viel wie „Gib Gas“ heißt und so viel wie „Gebt euer Bestes“ bedeutet. Diesen Moment fand ich wirklich sehr bewegend und man spürte wirklich, dass da eine Gemeinschaft besteht, die ich mit nichts vergleichen kann, was ich bisher erlebt habe. DAS war wirklich motivierend.

Nach ungefähr einer Stunde kam ich an einer Ubahnstation an und fuhr damit nach Ximenkou, wo es den ersten Tempel zu sehen gab.

Der Guangxiao-Tempel ist ein kleines Kloster, welches von wunderschönen Banyan-Bäumen gesäumt wurde. Und der Tempel war richtig schön. Zwar nicht so prächtig und prunkvoll, sondern eher schlicht, aber die sind mir meistens fast lieber. Außerdem schien die Sonne wunderschön herab und warf alles in ein tolles Licht.

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Und es gab sogar eine Tempelkatze 🙂

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Überall sah man die Mönche, die verschiedene Arbeiten erledigten, fegten oder beteten. Tempel sind wirklich meine Lieblingsmotive hier! Wunderschön!

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Irgendwo in der Nähe dieses Tempels sollte auch noch ein anderer zu finden sein, der Liurongci. Nach ungefähr 10 Minuten hatte ich diesen auch gefunden. Der war zwar deutlich kleiner, aber dafür hatte dieser eine hohe Pagode.

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In dem Tempel wurde ich von einem Asiaten angesprochen: „Hey, sprichst du Englisch? Ich suche jemanden, der von mir ein Foto mit dem Tempel macht, aber mich versteht hier keiner und ich spreche kein Chinesisch.“ Der Mann war Koreaner und in Guangzhou um einen Freund zu besuchen. Dieser kam aber wegen einer Dienstreise erst heute Abend an und deswegen wollte „Linkin“, das war sein Name, sich ein wenig die Stadt auf eigene Faust ansehen. Doch das gestaltete sich wegen der Sprachbarriere als schwerer als gedacht. Also zogen wir zu zweit los und machten einen Zwischenstopp bei Starbucks um unsere weitere Rute zu planen.

Wir beschlossen uns den „Wuxianguang“ anzusehen und danach zum Liuhua-Park zu fahren.

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Leider war der Wuxianguang schon geschlossen als wir dort ankamen, aber wir ließen uns nicht entmutigen und fuhren zum Liuhua-Park. Dieser war mir noch völlig unbekannt, aber er sah auf der Karte interessant aus und deswegen beschlossen wir dort hinzufahren. Er war gar nicht so weit vom Orchideengarten entfernt, im Grunde sogar dieselbe Haltestelle, aber es ging in die andere Richtung. Man kam an sehr teuren Hotels vorbei, bevor man endlich den „Seegarten“ erreichte, denn letztendlich bestand der Liuhua-Park aus sehr vielen Seen, die ineinander verschmolzen.

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Man konnte über viele Brücken und Wege außenherumlaufen und dort waren sehr viele Menschen, die einfach nur dort saßen, tanzten, Sport machten oder spazieren gingen, so wie wir. Ich und Linkin liefen einmal außen herum und machten begeistert Fotos von dem schönen Park.

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Es dauerte auch eine Weile und bestimmt auch ein paar Kilometer bis wir wieder am Ausgang ankamen.

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Mittlerweile schmerzten mir die Füße, da ich heute schon einiges gelaufen bin und ich war froh, mich auf den Weg nach Hause machen zu können. Linkin fuhr mit der U-Bahn zurück ins Hotel und bedankte sich noch einmal für meine Dienste als „Reiseführerin“. Er meinte, dass er diese Orte ohne mich niemals gesehen und wohl einiges verpasst hätte.

Und ich freute mich, dass ich endlich etwas zurückgeben kann. Denn ganz am Anfang ging es mir ja genauso wie ihm!

Morgen sollte ein etwa ruhigerer Tag werden und morgen Abend würden ich und Florian uns treffen, um wieder ein wenig zu reden und uns die Stadt anzusehen. Das heißt, dass ich morgen auch wieder unterwegs sein würde.

Aber jetzt taten mir erst einmal die Füße weh 😉

 

 

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