Besuch aus Myanmar

30.05.2013

Der Tag heute versprach interessant zu werden, da ich schon als ich morgens auf den Schulhof kam und lesen konnte: “ We give a warm welcome to the prinicpals from Myanmar“.

Um ganz ehrlich zu sein bin ich vorher noch nie in den Kontakt mit Myanmarnesen (?) und war wirklich gespannt was mich erwartet.

Aber zuerst hatten wir unsere eine Donnerstags-Unterrichtsstunde. Eigentlich hatten Lisa und ich uns überlegt, ob wir die Unterrichtsstunde „spontan“ mit dem Mathelehrer tauschen, weil er das ja auch machen kann. Doch wir bekamen die Antwort, dass er keine Zeit hat und seine Stunde nicht tauschen will.

Nach dem Unterricht kam dann aber wieder die Kleid-Frage auf. Mittlerweile ist das Rosa-Kleid außer Frage, aber trotzdem ist noch nicht geklärt, was ich tragen werde.

Die Online-Suche war vergeblich und auch die „Billig-Qipaos“ kosten viel Geld. Und wenn ich die Wahl habe zwischen einem teuren Billigkleid und einem teuren Kleid mit guter Qualität, dann wähle ich das Kleid von dem ich länger was habe.

Deswegen habe ich mich doch für das Qipao-Kleid entschieden, welches mir letzten Donnerstag so gut gefallen hat. Lisa hat auch zugestimmt.

Wir beide haben uns dann dazu entschieden das Kleid heute zu bestellen, damit es rechtzeitig da ist. In der Mittagspause sind wir also nach Jiangnanxi gefahren und haben zwei Kleider bestellt. Eins für mich und eins für Lisa 🙂 Denn für zwei Kleider gibt es 30% Rabatt.

Übrigens als Info für China-Reisende:

Wenn in einem Geschäft folgendes zu sehen ist „8折“ dann gibt es Rabatt. In dem Fall hier gibt es 20% Rabatt, also 80% des Originalpreises (deswegen die 8).

Und  „3折“ bedeuten dann dementsprechend 70% Rabatt. Also wenn ihr beim Einkaufen mal diesen Zeichen begegnet könnt ihr ja vielleicht ein Schnäppchen machen 🙂

 

Die Kleider haben wir also für unsere Größen bestellt und ab morgen Mittag wären sie da. Um dem ganzen noch ein bisschen Nachdruck zu verleihen hat Lisa gesagt, dass wir am Freitagabend auf einer Hochzeit eingeladen sind und die Kleider unbedingt so schnell wie möglich brauchen.

Danach sind wir dann in ein Nudel-Restaurant gegangen, wo es Nudeln aus Shaanxi gibt, die meiner Meinung nach noch besser schmecken als die Nudeln aus Lanzhou! Wir haben eine Schale mit kalten Nudeln und Hühnerstreifen gegessen und auch einen Teller voller „Katzenohren“. Die Nudeln heißen so, weil sie wie kleine Katzenöhrchen aussehen, aber ich verspreche euch: komplett vegetarisch 🙂 Angebraten mit Ei und Zwiebeln, wirklich lecker!

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Und als „Salat“ gab es heiße Kartoffelstreifchen und zum Trinken Maissaft. Auch wenn es sich vielleicht ein bisschen komisch anhört, war doch alles wirklich sehr lecker! Besonders überrascht war ich von dem Maissaft, den ich mir eher als eklig vorgestellt habe, aber der wirklich gut geschmeckt hat!!

Nach dem Mittagessen mussten wir aber direkt zurück zur Schule, weil ja wie schon angekündigt worden war, heute die Schulleiter aus Myanmar kommen.

Um 14:30 sollten sich alle im Dachgeschoss des Unterrichtsgebäudes treffen, wo in dem Raum ein Ring aus Tischen aufgebaut war, die mit roter Samttischdecke bedeckt waren. Darauf waren Früchte und Wasser verteilt, die für die Gäste und die Lehrer gedacht waren.

Zuerst saßen ich und Lisa im hinteren Teil des Zimmers, weil wir nur zusehen wollten und uns nicht an den fast schon festlichen Tisch setzen wollten.

Doch wir wurden schnell dazu geholt und es endete so, dass wir am Kopfende des Tisches auf dem Präsentierteller saßen. Eigentlich genau das, was ich uns Lisa vermeiden wollten.

Der erste Teil war eine Präsentation unserer Schule durch die Sekretärin des Schulleiters, die aber auch durch eine Praktikantin (eine meiner neuen Nachbarinnen) ins Englische übersetzt wurde.

In dem Teil wurde über unsere Errungenschaften, Titel und Schüler erzählt und es war eigentlich auch sehr interessant. Die Gäste haben auch einen sehr interessierten Eindruck gemacht. Doch kurz vor Ende der Präsentation wurden auch die Fremdsprachen der Schule erwähnt. „An unserer Schule werden zwei verschiedene Fremdsprachen unterrichtet: Japanisch und Deutsch. Dort drüben sitzt die Japanischlehrerin. Sie kommt aus Japan und unterrichtet hier.“ Da blieb mir erst einmal der Mund offen stehen. Frau Lao ist zwar Japanischlehrerin, aber sie ist keine Japanerin, sondern eine Chinesin. Warum wird hier erzählt, dass sie aus Japan kommt?

Aber dann kam ich in der Präsentation dran: „Und hier vorne sitzt unsere Deutschlehrerin. Sie ist Deutsche und unterrichtet hier“.

Auf den ersten Blick ist das nicht gelogen, doch als ich darauf wartete, dass man mich als Freiwillige von Kulturweit und dem Goethe-Institut beschreibt, folgte nichts.

Die Schule stellte mich als die EINZIGE DEUTSCHLEHRERIN da und ließ Lisa damit entweder als Englischlehrerin oder schlimmer, als meine Assistentin, dastehen. Da wurde ich echt sauer, aber ich habe mich zurückgehalten.  Warum wird unseren Gästen hier so eine Lüge vorgesetzt?

Lisa meinte zu mir, dass die Schule einfach nur gut dastehen will, aber ich muss sagen, dass unsere Schule das erstens gar nicht nötig hat und zweitens eine deutsche Freiwillige an der Schule auch schon das Ansehen der Schule steigert. Dazu muss man nicht auch noch als Festangestellte verkaufen.

Aber das was mich am meisten aufgeregt hat ist nicht die Lüge, sondern die Tatsache, dass man Lisa völlig übergangen hat, obwohl sie wie ich finde einen tollen Job an dieser Schule leistet. Außerdem ist sie als einzige für 190 Deutschlernen zuständig (!). 190 Schüler!! Und hier wird sie eher als eine Freiwillige dargestellt und nicht als die Lehrerin, die sie ist. Ich habe mich so geärgert!

Dafür konnten die Gäste aus Myanmar natürlich nichts und deswegen habe ich weiter ruhig dem ganzen Geschehen gefolgt. Im zweiten Teil gab es nämlich eine Frage- und Antwortrunde (Q&A auf Neudeutsch :)), wo man viel über den Unterricht in Myanmar erfahren konnte. Ich fand das wirklich sehr interessant, weil ich wie gesagt noch nie irgendwas mit Myanmar zu tun hatte und alles neu für mich war.

In den Schulen dort wird Englisch und Myanmar (die Landessprache) unterrichtet, doch die Schulen wollen auch Chinesischunterricht geben, weil es dort auch viele chinesischstämmige Menschen gibt. Leider sperrt sich die Politik dort ein bisschen und es ist dort ziemlich schwierig. Eine Zeit lang war die Chinesische Sprache sogar verboten, was jetzt dazu führt, dass es keine Lehrer gibt, die Chinesisch unterrichten können. Deshalb bemühen sich die Schulleiter aus Myanmar auch um eine Partnerschaft mit unserer Schule, um einen Leheraustausch zu organisieren. Besonders heftig fand ich auch, dass aufgrund der Anti-Chinesisch-Politik jetzt auch jeder Lehrer gebraucht wird, den es gibt. An einer Schule gibt es z.B. nur einen Lehrer, der Chinesisch unterrichten kann, aber der ist schon über 90 Jahre alt. Da er aber der einzige ist, darf er nicht in Rente gehen und muss weiterhin unterrichten…

Nach der Q&A folgte dann eine Schulführung, vor der Lisa und ich uns aber gedrückt haben und stattdessen so viel Obst wie möglich zusammengetragen haben, um es mit ins Büro zu nehmen. Es gab Litschis und Mangostanen. Letztere sind äußerst interessant und ich habe sie heute das erste Mal gegessen. Ich habe diese Früchte schon öfter gesehen, aber ich hatte keine Ahnung wie man sie isst 🙂

Wer möchte kann ja mal im Internet schauen, wie sie aussehen, aber ich bin mir sicher diese Früchte auch schon in Deutschland gesehen zu haben! Hier sind sie auf jeden Fall sehr lecker 🙂

Und damit war mein Arbeitstag auch schon vorbei. Mit den Früchten bin ich dann noch ins Kungfu-Training gegangen, wo ich heute die 2. Form komplettiert habe. Es war aber nur höllisch anstrengend, weil es brütend heiß war und ich bestimmt noch nie so in meinem Leben geschwitzt habe wie in diesem Training heute!! Über 30 Grad abends um 8 Uhr und dann noch Sport machen? Das ist eigentlich Selbstmord muss ich sagen. Ich war auf jeden Fall völlig fertig nach dem Training und wollte einfach nur kalt duschen. Mensch, war ich fertig!!

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