Ein toller Samstag! :)

25.05.2013

Vier Stunden Unterricht am Stück sind wirklich immer das härteste Stück der Woche. Ein Lichtblick ist es da, dass schon nächste Woche Samstag keine Schule ist, weil ja am Sonntag unser Tag der offenen Tür ist. Aber heute war es nochmal heftig, weil es heiß und anstrengend war.

Und es gab mal wieder einen Grund für mich, um mich zu ärgern. Denn der Schulleiter hat gesagt, dass unsere Deutschschüler zu unmotiviert sind und wir daran etwas ändern müssen. Obwohl das eigentlich ja die Aufgabe des Klassenleiters ist. Schließlich bekommt Lisa auch ständig irgendwelche Beschwerden von den anderen Lehrern, weil die es nicht schaffen in ihrem Unterricht Ruhe zu halten.

Ich kann aber nicht verstehen, was er damit meint, denn unsere Deutschschüler sind eigentlich ganz in Ordnung. Sie passen zwar nicht immer auf, aber sie sind ruhig und das ist bei einem Klassenzimmer mit 50 Schülern das wichtigste! Und außerdem war er NOCH NIE in einer unserer Stunden dabei, weshalb er das also auch gar nicht beurteilen kann. Aber er hat nunmal das sagen und hat jetzt beschlossen, dass wenn Lisa unterrichtet, dann soll ich hinten als Aufpasser drinsitzen und nichts machen außer aufpassen, dass die Schüler keinen Blödsinn machen.

Ist das jetzt meine Aufgabe als Freiwillige? Ich kann das nicht verstehen. Eigentlich sollte ich hier den Deutschunterricht unterstützen und nicht hinten im Unterricht sitzen und Schüler kontrollieren. Vor Allem, wer macht das wenn ich nicht mehr da bin? Und die anderen Lehrer haben ja auch keinen Assistenten! Das was mich jetzt halt ein wenig traurig macht ist, dass ich mit dem Unterrichten jetzt nichts mehr zu tun habe…

Außerdem weiß ich nicht was ich machen soll, denn ich traue mich nicht die Schüler zu verpfeifen. Als ich das das letzte Mal gemacht habe, hatte das schlimme Konsequenzen für den Schüler. Es war bei der Deutschprüfung, die wir erstellt haben, und der Schüler hat einen ganzen Spickzettel-Block verwendet. Den habe ich ihm weggenommen und Lisa übergeben. Nun darf dieser Junge nicht mit nach Deutschland zum Schüleraustausch.

Hätte ich damals gewusst, was für eine Strafe auf ihn zukommt, dann hätte ich wohl nichts gesagt. Aber da ich nicht weiß, wie hoch hier was bestraft wird, weiß ich nicht, ob ich die Schüler, die ich jetzt beim Nichtaufpassen erwische, melden soll oder nicht.

Für heute habe ich mich dazu entschieden niemanden zu verpfeifen. Und um ehrlich zu sein habe ich selber auch nicht aufgepasst…

Nach vier Stunden war es dann endlich so weit und ich konnte aus der Schule rauskommen. Ich konnte mich auf den Weg zu Elena nach Zhujiang Newtown machen, wo ich wenigstens jemandem etwas beibringen kann 🙂

Zuerst war ich bei Subway und habe mir ein Sandwich geholt, was ich noch schnell gegessen, habe bevor meine Stunde mit Elena anfangen sollte.

Doch zuerst habe ich sie gefragt, ob sie mir helfen kann herauszufinden, wo man in Guangzhou das Fußballspiel anschauen kann, da die meisten Bars eigentlich schon um 2 Uhr schließen und das Spiel erst um 2:45 Uhr beginnt… Schließlich wollte ich heute mit den Jungs aus Shenzhen zusammen das Spiel ansehen und ich als Ortskundige sollte herausfinden wo 😉

Mit Elenas Hilfe habe ich das dann auch geschafft, nachdem meine Suche im Internet nämlich vergeblich war. Doch sie hat ein paar Anrufe getätigt und hat mir den Namen von 2 Bars aufgeschrieben, die das Championsleague Finale heute ausstrahlen. Ohne sie hätte ich das wirklich nicht rausgefunden!! Und die Bars sind sogar hier in der Nähe! Das war echt super, dann habe ich schon nicht so einen langen Heimweg 🙂

Und dann hatte ich wieder einen sehr schönen Nachmittag mit Elena. Mit ihr ist alles so unkompliziert und wir haben immer Spaß miteinander! Da sie später am Nachmittag aber noch Unterricht mit einem Japaner hatte, bin ich in der Zeit zu den Bars gelaufen und habe mir die bessere von beiden ausgesucht. Meine Wahl fiel auf die „Tavern Sports Bar“. Dort war ich zwar noch nie, aber dort ist immer viel los, was wohl ein gutes Zeichen ist 😉

Auf dem Rückweg habe ich Elena noch ein Bildwörterbuch mit Chinesisch, Japanisch und Englisch gekauft. Ich persönlich finde diese „Visual dictionaries“ wie es ja auf neudeutsch heißt eigentlich sehr gut und sie kann es zum Englischlernen benutzen oder auch um Japanern Chinesisch beizubringen. Auf jeden Fall würde sie es brauchen können 🙂

Und als kleiner Snack für die Pause habe ich ein bisschen Kuchen gekauft, den ich Elena und ihrem Schüler dann anbieten konnte, wenn ich zurück zum Büro gehe.

Ach, eigentlich ist heute ein schöner Tag. Meine Stimmung stieg mit jeder Minute 😉

Die beiden haben sich auch wirklich über den Kuchen gefreut und Elena sich auch über das Buch. War also doch das richtige Geschenk! Für den Rest des Abends habe ich dann gewartet bis sie mit dem Unterricht fertig war, weil wir zusammen Abendessen gehen wollten.

Bei ihr wurde es zwar ein bisschen später, aber ich habe in der Zeit gelesen und einiges schreiben können, sodass ich die freie Zeit auch sinnvoll nutzen konnte. Ich denke, dass es auch Zeit wird die nächste Ladung Postkarten loszuschicken 😉

Nachdem sie fertig war, haben wir beide uns dann auf den Weg gemacht und haben ein neues kantonesisches Restaurant ausprobiert. Das war auch wirklich lecker und auch gar nicht so teuer für zwei Personen. Aber mir hat vor Allem die Einrichtung gefallen, denn es sah echt aus wie ein „American Diner“!

Doch als wir wieder zum Büro zurücklaufen wollten, begann es in Strömen zu regnen! Zum Glück hatte ich meinen Regenschirm dabei unter den wir beide uns zu zweit verkrochen haben. Und es war auch zum Glück kein weiter Weg zurück 😉

Mittlerweile war es glaube ich auch halb neun oder so, aber das war uns beiden egal. Zusammen haben wir noch einen Film geschaut und geredet. Sie hat mir einen koreanischen Animationsfilm gezeigt, der ein wenig wie „Shaun das Schaf“ ist. Aber auf jeden Fall total süß und lustig! Wir hatten echt viel Spaß!

Mit der fast letzten Bahn um halb elf sind wir beide dann nach Hause gefahren und sie hat mir noch viel Spaß für das Fußballmatch gewünscht. Und nächste Woche würde ich sie zum Abendessen einladen, das habe ich ihr schon versprochen 😉

Zuhause habe ich noch meine Tasche umgepackt und mir was anderes angezogen, bevor ich mich schon mit den Jungs aus Shenzhen in Zhujiang Newton treffen wollte. Oh, ich war echt aufgeregt. Erstaunlicherweise hatte ich heute eine super Laune!

Kurz vor 12 habe ich mich dann auf dem Weg zum Westtor der Universität gemacht, um draußen ein Taxi anzuhalten. Daran mangelt es in China nämlich auch nie. Ich finde das sogar ganz gut, dass die U-Bahn nachts so lange fährt und dass man danach keine Probleme hat günstig mit dem Taxi weiterzukommen. So bleibt man definitiv mobil. Für umgerechnet 2,5 Euro bin ich am Treffpunkt angekommen.

Die Jungs hatten auch Verstärkung dabei. So wurden Maurice und Flo von Hans begleitet, der sich gerade in Shenzhen aufhält und eine Co-Teaching-Karriere in China trotz seines schon etwas höheren Alters eingeht. Dafür war es umso interessanter zu hören, was er schon erlebt hat und was er schon von China gesehen hat. Ein paar der Situationen konnten wir drei durchaus nachvollziehen, da wir sie selbst schon einmal in der Art erlebt haben, aber es tat einfach nur gut sich auszutauschen. Vor Allem, wenn man sich ein paar Tage vorher noch aufgeregt, dann fühlt es sich gut an mal über andere Sachen zu sprechen und auch wieder die positiven Dinge zu sehen. Besonders interessant fand ich aber unsere Diskussion über den besten Unterricht, wo wir unsere Erfahrungen in China und in Deutschland vereinigen konnten. Es war wirklich eine tolle und anregende Diskussion. Und das tollste war, dass wir nachts durch die Straßen von Zhujiang Newtown und am Perlfluss entlanglaufen konnten ohne dass uns jemand begegnete. In solchen Momenten kann ich mir nicht vorstellen, dass es in Guangzhou so viele Menschen gibt…

Gegen 2 Uhr haben wir uns dann in der Bar eingefunden, die heute wirklich 2 Stunden länger aufmacht, damit sie das Fußballspiel übertragen können. Und obwohl ich eigentlich gar nicht so der Fußballfan bin, war ich sehr gespannt auf das Finale, weil sich das irgendwie wie ein Stückchen Heimat anfühlte. Und ich wusste genau, dass im selben Moment meine Familie und mein Freunde auch irgendwo in Deutschland zusammen vor dem Fernseher sitzen und das Spiel anschauen. Und ich sitze mit meinen Freunden hier in einer Bar in Guangzhou. Für mich war das ein ganz besonderes Gefühl.

Ein anderes Gefühl wollte aber erst beseitigt werden und das war mein Hunger. Durch den langen Tag und das viele rumlaufen bin ich echt hungrig geworden und habe mir einen griechischen Salat bestellt. Auch wenn der ziemlich teuer war (60 RMB), war es das mir wert, denn das letzte Mal als ich Feta gegessen habe, war ich mit Fanny, Franzi und Maurice in Hongkong in der Nähe von Lan kwai Fong am ersten Tag des neuen Jahres.

Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Und was seitdem schon alles wieder passiert ist?! Unglaublich. Ich denke, dass ich mein ganzes Leben lang mich an dieses FSJ erinnern werde und an die Dinge, die ich sehen und erleben durfte!

Wenig später kamen dann auch Fanny und Jeanne, sowie Linda und ihre Mitbewohnerinnen, die aber mit ihren Freunden aus Madagaskar das Spiel im oberen Stock schauen wollten, da es dort einen Snooker-Tisch gab.

Wir anderen saßen unten und haben uns unterhalten bis das Spiel anfing. Und dann bin ich auf meinen Platz gegangen, vorne an der Leinwand und habe es mir mit einer heißen Schokolade gemütlich gemacht! Die Stimmung in der Bar war auch echt klasse und die Chinesen und Afrikaner, die auch in der Bar waren, waren auch richtig euphorisch. Teilweise gingen die sogar mehr ab als die knapp 10 Deutschen in der Bar, aber es war einfach toll. Und lustig. Und das Spiel war auch richtig klasse!! Einfach toll!!

Die Zeit verging rasend schnell, aber daran war das interessante Fußballspiel Schuld und nebenbei haben ich und Florian uns auch sehr gut austauschen können, was seit unserem letzen Treffen so alles passiert ist.

Als dann in der 89. Minute das Tor für Bayern fiel, wussten wir, dass es jetzt leider vorbei war. Nicht nur für Dortmund, sondern auch für uns, weil die Bar fast sofort nach dem Spiel geschlossen wurde und wir alle auf der Straße standen. Gut, es war auch nach 5 Uhr morgens, aber es ging doch recht schnell 🙂 Wir waren aber auch alle müde und ein paar von uns und auch ich waren schon fast 23 Stunden auf den Beinen.

Die Gruppe löste sich auf und machte sich auf die Suche nach den Taxis, die nun nicht mehr so häufig zu finden waren, da es definitiv zu spät für Barbesucher und zu früh für Arbeiter war. Aber wir haben nach und nach eins bekommen. Ich und die Jungs haben aber unser erstes Taxi an einen Chinesen abgegeben, den wir am Straßenrand gefunden haben und dem es definitiv nicht gut ging. Da er alleine war und nicht mehr in der Lage sich selbst ein Taxi zu suchen, haben wir eins angehalten und ihn dort hinein verfrachtet.

Die Jungs und ich sind in die nächsten Taxis gestiegen und haben uns auf den Weg nach Hause gemacht.

Um kurz nach halb 6 bin ich am Westtor der Uni angekommen und habe den Taxifahrer bezahlt. Die Straßen waren leer und es war wunderschön ruhig. Nur ein Mann von der Security saß in seinem Wachhäuschen und grüßte mich beim Vorbeigehen.

Und während ich auf dem Weg zu meiner Wohnung war begann es gerade Tag zu werden. Mir ist nämlich aufgefallen, dass der Wechsel zwischen den Tageszeiten sehr schnell abläuft.

Bis ich an meiner Wohnung angekommen bin, fingen die Vögel bereits an zu singen und es wurde hell. Traumhaft. Und auch noch nicht so heiß!

Das war dann wirklich der schönste Abschluss des Tages! Der Sonnenaufgang als großes Finale.

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