Alter Hase

26.05.2013

Ich kann mich noch sehr gut an meine ersten Tage hier in China und jetzt speziell auch an meine ersten Tage in Peking erinnern. Dort habe mich nämlich in einer kompletten Fremde wiedergefunden und ich habe kein Wort der Sprache verstanden. Selbst das Bestellen von Essen oder einer Flasche Wasser war eine unmögliche Herausforderung und ich kam mir völlig hilflos vor.

Da hat es mir sehr geholfen, dass es dann gerade in Peking so Leute wie Florian (Shenzhen), Florian (Wuhan), Simon, Maurice oder Anne (Praktikantin am GI) gab, die sich meiner bzw. unser angenommen haben und uns Speisekarten übersetzt haben oder uns verschiedene Dinge empfohlen und Tipps gegeben haben. Ich war damals echt dankbar über diese „Starthilfe“, weil ich auch selbst mit den Eindrücken völlig überfordert war.

Heute, 10 Monate später, gehöre ich allerdings zu den alten Hasen und komme ganz gut zurecht. Ich stoße immer noch an Kommunikationsbarrieren oder ich verzweifle manchmal an kleinen Problemen (Kakerlaken), aber ich schlage mich durch 😉

Apropos Kakerlake, da habe ich eine komische Story. Vor ein paar Tagen war eine kleine Kakerlake in meinem Zimmer und die habe ich getötet und in der Ecke liegen lassen. Ich bin nämlich noch am Überlegen wie ich die wegräume ohne dem Vieh möglichst nahe zu kommen. Jetzt habe ich entdeckt, dass plötzlich nebendran eine zweite Kakerlake, die aber schon tot ist, liegt. Legen sich die Kakerlaken jetzt aus Solidarität zu den toten Kakerlaken und sterben? Ich fands irgendwo lustig, dass da jetzt auf einmal zwei lagen. Das ist jetzt aber auch ein Zeichen, dass ich beide möglichst schnell entsorgen muss bevor sich da noch mehr dazulegen…

Aber zurück zu meinem Sonntag, der etwas spät begonnen hat, da ich ja erst um halb 7 ins Bett gegangen bin. Wenige Stunden später, nämlich schon um 11 Uhr klingelte mein Wecker, damit ich rechtzeitig in Elenas Büro sein kann, weil wir zum Mittagessen verabredet waren.

Also schnell duschen, anziehen und fertig machen. Ich und Elena sind auch fast zeitgleich angekommen und sind mit drei weiteren Kolleginnen zu Jialeyuan (ein kantinenähnliches Restaurant) essen gegangen. Dort kann man wirklich ganz günstig essen und hat eine große Auswahl. Und da es eine ganze Kette ist, tauchen in der Stadt mehrere Restaurants auf, deswegen kann ich das nur empfehlen, wenn man nicht zu viel Geld für ein gutes Essen ausgeben will.

Es war auch eine echte Mädelsrunde, wie wir fünf da zusammensaßen und uns unterhielten. Und mittlerweile kann ich mich auch richtig in Gespräche einbringen, weil ich schließlich mit Elena eine der besten Lehrerinnen überhaupt erwischt habe!

Doch Elena ist auch eine gute Schülerin, da ich ihr ja gerade helfe ihr Englisch aufzubessern. Sie versteht unglaublich schnell die Dinge, die es in ihrer eigenen Sprache nicht gibt, wie z.B. den Akkusativ.

Im Chinesischen heißt „Ich liebe dich“:

我爱你 (Wŏ ài nĭ)

Und „Du liebst mich“:

你爱我 (Nĭ ài wŏ)

Hier ändert sich also nichts.

Im Englischen (und im Deutschen) gibt es allerdings eine Veränderung.

I love you.

You love me.

Deswegen ist es ein bisschen schwierig es zu erklären, warum man einmal „I“ und einmal „me“ sagt, obwohl beides im Chinesischen mit „Wŏ“ übersetzt wird. Aber ich habe es geschafft es ihr zu erklären (und zwar auf Chinesisch ;)) und sie hat es unglaublich schnell verstanden und auf andere Sätze angewendet.

Mit ihr zusammenzulernen macht unglaublich viel Spaß und manchmal wünschte ich mir, dass ich auf ähnliche Art und Weise in der Schule eingebracht werden könnte, weil das könnte ich mir wirklich gut vorstellen. Ein bisschen in der Richtung mache ich ja gerade mit Chenyi, aber da fühle ich mich schon wieder unter Zeitdruck gesetzt, weil ich ja ab Juni wieder alle in die Deutschecke gehen lassen soll, um die Übungen weiterzumachen. Ich kann beides verstehen, aber ich denke, dass Chenyi es gerade dringender braucht, um ihren Rückstand aufzuholen.

Und außerdem fühle ich mich gut, weil ich Elena ein bisschen von dem zurückgeben kann, was sie mir durch den Chinesischunterricht gegeben hat! Und weit darüber hinaus! Wenn ich ihr dafür ein bisschen Englisch beibringen kann, dann freut es mich schon!

Deshalb hatten wir heute in unserer Stunde auch wirklich viel Spaß und wir haben viel gelernt und ich gehe einfach auf ihre Fragen ein. Genauso wie sie bei mir damals.

Da sie am Nachmittag dann noch arbeiten musste, habe ich ein wenig mit den Kolleginnen geredet und auch ein bisschen gespielt. Es ist wirklich toll sich endlich mit den Menschen unterhalten zu können! Und wenn es im Supermarkt ist, weil man eine Frage hat oder wenn man den Taxifahrer frägt aus welcher Region Chinas er denn kommt, dann ist das schon ein gutes Gefühl.

Gegen 17 Uhr bin ich dann aber zurück zu meiner Wohnung gefahren, weil ich immer noch müde von der langen Fußballnacht war und habe mich ins Bett gelegt bis mich später eine SMS von Kathy erreicht hat, die fragte, ob ich Lust hätte sie und die anderen zum Abendessen zu treffen. Na klar!

Die Jungs, Maurice, Florian und Hans, waren zwar gerade auf dem Campus um eine Bootsfahrt zu machen, aber ich konnte ja dann später zu ihnen hinzustoßen.

Also haben wir uns in Jiangnanxi getroffen, wo Kathy, Katharina, Gosia und eine neue aus der Ukraine  und ich zusammen losgezogen sind. Ursprünglich wollten wir in ein anderes Restaurant gehen, aber dort hätten wir 40 Minuten lang anstehen müssen!! Deshalb haben wir uns ein anderes gesucht und auch eins gefunden, doch hier gab es die Speisekarte allerdings nur auf Chinesisch. Es gab zwar auch ein paar Bilder, aber die sagen manchmal auch nur die Hälfte aus. Zum Beispiel: „Was ist das für ein Fleisch?“ „Ist das scharf?“

Und da ich die einzige war, die Chinesisch sprechen und lesen konnte, hatte ich heute die ehrenvolle Aufgabe das Übersetzen und Empfehlen zu übernehmen. In diesem Moment musste ich an meine ersten Tage in China zurückdenken, wo ich auf die gleiche Weise angewiesen war und jetzt hatte ich die Möglichkeit etwas wieder zurückzugeben.

Zusammen haben wir entschieden, was wir essen wollten und ich habe das Bestellen und so weiter übernommen, worüber die anderen sehr dankbar waren.

Außerdem konnte ich Gosia und der Ukrainerin auch zeigen, wo sie in Zhujiang Newtown gut und günstig essen gehen konnten, da es dort auch ziemlich viele richtig teure Restaurants gab, die vor Allem auf Ausländer abzielen und die beiden waren schon echt verzweifelt, weil sie Unmengen an Geld ausgeben mussten.

Jetzt gehöre ich wohl wirklich schon den alten Hasen hier, die „Neuen“ helfen können, wenn sie Hilfe oder einen Ratschlag brauchen und das freut mich sehr.

Damals hat es mir sehr geholfen, dass es jemandem gab, der Bescheid wusste und dieser Jemand konnte ich jetzt den Beiden sein.

Nach einem sehr leckeren Essen sind wir noch ein wenig durch die Straßen geschlendert, bevor wir uns auf den Weg zurück gemacht haben. Ich wollte mich ja schließlich noch mit den Jungs treffen und die anderen mussten morgen (wie ich auch) wieder arbeiten und wollten deswegen noch ein bisschen ausruhen.

Leider hat mein Handyempfang Probleme gehabt und ich konnte keine SMS versenden oder empfangen und das gleiche galt für Anrufe. Ich weiß nicht woran es liegt und wie man das ändert, aber ich weiß, dass es irgendwann von alleine wieder weggeht. Das letzte Mal hatte ich das Problem als Simon, Florian und ich nach Zhuhai in den Frühlingsferien aufbrechen wollten und die mich nicht erreichen konnten und ich schon dachte: „Mensch die melden sich ja gar nicht!“ Naja, da hatte sich das mit dem Treffen wohl erledigt, denn wie sollte ich die auf dem Campus finden? Schließlich hatten wir keine Möglichkeit unseren Standort dem anderen mitzuteilen…

Irgendwo war ich dann aber froh, dass ich dann nach Hause in mein Bett gehen konnte, wo ich noch ein bisschen mit meinem Freund Skypen konnte und dann endlich schlafen konnte!

 

 

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