„Nein, das werde ich nicht anziehen!“

23.05.2013

Ach, manche Dinge ändern sich doch nie! Gerade ist man mit der Welt zufrieden und einen Tag später könnte man echt platzen.

Folgendes Szenario:

Ich gehe morgens in die Schule, nachdem ich mich aus dem Bett gequält habe. Ich hab wegen der Hitze kaum geschlafen und die ganze Nacht mit der Klimaanlage ist auch keine Lösung. Vor Allem sind Klimaanlagen ja Stromfresser ohne Ende! Doch zurück zu der Situation. Ich komme in die Schule zum Unterricht und erfahre 5 Minuten vor Unterrichtsbeginn, dass wir  heute erst in der 8. Stunde Unterricht haben, denn Deutsch und Mathe wurden getauscht.

!!!

Sorry, aber ich habe jetzt schon mehrfach solche Erlebnisse gehabt und ich komme immer noch nicht drüber hinweg. Ist es denn so schlimm mal alles nach Plan zu machen?

Auf jeden Fall war ich damit 7 Stunden zu früh in der Schule und dementsprechend sauer. Aber eigentlich weniger auf die Tatsache, dass ich noch mindestens fünf weitere Stunden hätte schlafen können (:D), sondern eher darauf, dass solche Entscheidung innerhalb von 5 Minuten getroffen werden. Es wundert mich immer wieder, wie das funktionieren kann, aber das tut es.

Lisa war auch sauer, dass man ihr ihre Stunde weggenommen hat, aber wir beide können daran ja nichts ändern und haben es hingenommen.

Ich habe mich dann in mein Büro gesetzt und ein wenig fengesehen. Hab ja schließlich noch 7 Stunden Zeit ;). Auf meinem Laptop habe ich mich dann mit dem Film „Final Fantasy – Advent Children“ vergnügt. Und die Zeit war definitiv sinnvoll genutzt 🙂

Zum Mittagessen sind ich und Lisa dann zum Italiener gegangen und haben mal was Neues ausprobiert. Sie hat die Seafood-Nudeln gegessen und ich habe die mit Käse überbackenen Spaghetti ausprobiert. Beides nicht schlecht. Manchmal muss man eben auch was Neues ausprobieren.

Das hat sich die Schule auch gedacht und mich und Lisa am Nachmittag in die Kostümkammer gesteckt, wo ich nach einem Kleid suchen sollte, welches ich am Tag der offenen Tür tragen soll.

In der Kostümkammer gab es verschiedenes Zeug, aber alles sah eher so aus als wäre es für Schulaufführungen genäht worden, weil alles in mehreren Ausführungen gab. Ein altes gelbes Kleid, das wohl seit Jahren keiner mehr getragen hat. Ein schönes rotes Kleid, aber zu klein. Fünf schneeweiße Kleider, aber mit ganz kurzen Röckchen, alle zu klein und wohl auch für einen Tag der offenen Tür nicht angebracht. Eher für eine Balletvorführung oder so.

Also wollten sie mich in ein ROSA Kleid stecken.

„Nein, das werde ich nicht anziehen!“

Ich stelle mich wirklich nicht in einem rosa Kleid auf den Schulhof oder den Unterricht und mache mich zum Deppen! Ich lasse mir vieles gefallen und mache auch oft Sachen, die ich eigentlich nicht machen will, wie zum Beispiel beim Schulfest mitmarschieren. Aber ich ziehe mich nicht wie ein Clown an und stelle mich als Attraktion auf den Schulhof.

Dabei liegt das Problem nicht darin, dass ich ein Kleid anziehen muss. Doch erstens wurde diese Entscheidung ohne mich getroffen und nur weil sie grad kein besseres haben, soll ich ein rosa Kleidchen anziehen?

Lisa hat dann der „Kostümfrau“ gesagt, dass ich vorzugsweise weiß oder schwarz trage und ich rosa nicht mag. (Aber das Kleid an sich war auch so hässlich, dass ichs nicht mal in schwarz oder weiß angezogen hätte).

Dann haben die beiden mich tatsächlich versucht zu überreden, dass ich es doch anziehe, da rosa ja wie rot sei und das doch die Glücksfarbe in China ist. Wenn es auch wirklich etwas Traditionelles ausgedrückt hätte oder ein besonderes Kleid zu einem besonderen Anlass gewesen wäre, dann hätte ich mich vielleicht überreden lassen.

Aber es hatte damit nichts zu tun. Ich habe gefragt, ob ich eine Lehreruniform anziehen darf (die ist Pflicht an dem Tag), aber das wollen sie nicht. Ich soll ein Kleid anziehen. Damit habe ich auch kein Problem und ich würde auch ein rosafarbenes Kleid anziehen, aber entweder ist es ein schöneres Kleid oder ich darf es mir selbst aussuchen.

Zum Deppen mache ich mich nicht.

Als konstruktiven Genvorschlag habe ich gefragt, ob ich mir das Kleid selbst aussuchen kann und dann vielleicht ein chinesisches Qipao-Kleid oder so etwas in der Richtung. Da wäre ich ja noch mit einverstanden und ich hätte ein wenig Mitspracherecht.

So entstand der Plan, dass wir heute ein chinesisches Kleid suchen gehen und nach dem Unterricht sofort losgehen.

In Jiangnanxi gibt es nämlich ein Geschäft, wo es schöne Kleider gibt und dort wollten wir mal schauen. Zuerst haben wir in einer Pizzeria zu Abend gegessen, wo Lisa und ich uns eine kleine Pizza geteilt haben und dazu einen Salat und Spinat.

Ich habe sie auch eingeladen, da Lisa heute ein wenig schlecht drauf war. Man hat ihr nämlich schon wieder Geld abgezogen, weil eine Schülerin bei einer Prüfung die falsche Nummer aufgeschrieben hat…

Danach waren wir einkaufen und wir haben auch ein perfektes Qipao-Kleid gefunden. Es war super schön, tolle Qualität und auch in meiner Größe da. Allerdings war der Preis viel zu hoch. Lisa meinte, dass man vorher im Internet schauen sollte, bevor man einen Schnellkauf startet, da es dort meist die gleichen Sachen viel günstiger gibt. Außerdem sagte sie mir, dass ein Preis von 200-300 RMB angemessen sei und alles darüber wäre Wucher.

Schade, aber ich bin sowieso nicht der spontane Kauftyp.

Trotzdem war das Kleid sehr schön.

Auf dem Weg zurück zur U-Bahn sind wir in dem Kaufhaus Jiangnan Sunday der deutschen Freiwilligen Kathy begegnet. So ein Zufall!! Da trifft man sich in einem großen Kaufhaus in China ZUFÄLLIG! So groß sind China und die Welt wirklich nicht 😉

Auf dem Weg zur Ubahn sind ich und Lisa aber trotzdem noch einmal schwach geworden und haben uns Waffeln aus Hongkong gekauft, die ein neu geöffnetes Geschäft jetzt frisch backt und es überall in dem Kaufhaus nach Waffeln riecht. Die beste Verkaufsstrategie, aber wirklich! Und super lecker!

Das hat dann die Stimmung des Tages wieder aufgehellt, nachdem er so missmutig begonnen hatte.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.