Tag der 1200-Stufen

10.05.2013

Ein weiterer Grund, weshalb ich Freitage nicht leiden kann ist, dass sie für mich einfach nur der Tag der Treppe sind… Jeden Freitag lege ich mindestens 1000 Treppenstufen zurück!!

Der Tag hat ganz gut angefangen, schließlich hatte ich heute meine letzte Stunde in der ich die „Das schmeckt gut- Lektion“ unterrichten durfte und nehme nun wieder meinen Platz neben dem Pult ein. Den Abschluss der Lektion mit den Übungen im Arbeitsbuch übernimmt Lisa, weil sie die Aufgaben erklären muss, da die Schüler sonst nicht verstehen, was sie da machen müssen.

Leider ist die 7. Klasse im anderen Schulgebäude (Jiaoxuelou) im 4. Stock (im Deutschland wär es aber der 3. Stock, da in China das Erdgeschoss als 1. Stock bezeichnet wird) und dort hianuf führen 90 Treppenstufen.

Jetzt habe ich aber von 9:40-10:20 und um 11:20 – 12:00 dort Unterricht. Und unser Büro ist im dritten Stock eines anderen Gebäudes (genannt Zonghelou):

Rauf ins Büro: 40 Stufen

Runter: 40 Stufen

Rauf in den 4. Stock des Jiaoxuelou: 90

Eine Stunde Unterricht in der ersten 7. Klasse.

Runter: 90

Rauf ins Büro (Zonghelou): 40

Runter: 40

Rauf in den 4. Stock des Jiaoxuelou: 90

Eine Stunde Unterricht in der zweiten 7. Klasse.

Runter: 90

Rauf ins Büro: 40 Stufen

Runter: 40 Stufen

Und dann ist Mittagspause!

Für alle, die mitgezählt haben, sind das jetzt schon 600 Stufen vor dem Mittagessen!!! Und aus meiner Wohnung musste ich ja heute auch noch irgendwie rauskommen… Also 640!

 

In der Mittagspause sind Lisa und ich (wie so oft) zu Enfei gegangen, doch diesmal waren wir sehr enttäuscht. Wir waren nämlich ein bisschen spät dran (12:35 Uhr) und es war ALLES leergegessen. Kann man sich das vorstellen?

Lisa hat dann den letzten Teller mit Gemüse genommen und ich habe eine Schale Reis, Gurken mit Chilisauce und gekochten Salat mit Knoblauch abgreifen können.

Dafür haben wir aber einen guten Platz bekommen und konnten endlich zu Mittagessen. Allerdings war unsere Ausbeute nicht ganz so befriedigend.

Lisas Essen zum Beispiel sah klasse aus, schmeckte aber schrecklich. Es war gebratenes Gemüse mit Fisch, aber der Geschmack erinnerte eher an gammligen Tintenfisch. Also wirklich nicht sehr angenehm kann ich euch sagen.

Hinzu kommt, dass vor dem Restaurant auch noch 25 Treppenstufen sind, was weiter 50 zu unserer Liste dazu addiert. (Stand: 690)

Für die faulen Leute, so wie mich, kommen dann nochmal ein paar Stufen dazu, weil ich in der Mittagspause meistens nach Hause gehe. Zu meiner Wohnung muss ich aber auch nochmal 40 Stufen zurücklegen (eigentlich 43, aber sind wir mal nicht so kleinlich).

Und runter will ich ja auch wieder… Um 14:30 Uhr muss ich dann auch schon wieder im Büro erscheinen und wieder die beliebten 40 Stufen rauf. (aktueller Stand: 810 (80 Wohnung, 40 Büro)

Für den Nachmittagsunterricht in der achten Klasse müssen wir nur ins Erdgeschoss laufen, weil diese Klassen im gleichen Gebäude wie wir untergebracht sind. (880)

An den Unterricht kann ich mich jetzt schon gar nicht mehr erinnern, weil ich nicht aufgepasst habe. Ich weiß nur, dass es gerade ums Streiten geht und meine Schüler gerade die richtig schlimmen Schimpfwörter wie „Geh weg!“ Und „Mist“ gelernt haben 😉

Außerdem ist die Toilette auch in einem anderen Stockwerk, was mit jedem Toilettengang weitere 40 Stufen bedeutet… Ihr merkt schon, dass so ein Freitag zu einem richtig krassen Work-out werden kann 😉

Die Deutschecke findet jeden Tag in der Bibliothek statt, die im zweiten Stock unseres Gebäudes (zonghelou) untergebracht ist. Trotzdem sind das wieder 20 Stufen hoch und runter. (920).

Ich habe Cheny, meiner Privatschülerin aus Harbin, heute die Zahlen von 1-12 beigebracht und auch den Unterschied zwischen „Freund“ und Freundin“. Im Deutschen gibt es ja bekanntlich eine weibliche und eine männliche Form von Bezeichnungen (Lehrer(in), Arzt/Ärztin, usw.). Die Frage ist nur, wie man das einem chinesischen Schüler beibringt. So etwas gibt es im Englischen ja auch nicht.

Endlich hatte ich dann Feierabend und konnte mich auf mein Bett in meiner Wohnung und aufs Fernsehen und aufs Ausruhen freuen. Und ich wollte mit meinem Freund Skypen! 🙂

Also habe ich meine Sachen zusammengepackt und bin nach Hause gegangen. Das letzte Mal die 40 Stufen nach unten auf den Schulhof und die letzten 40 Stufen hinauf zu meiner Wohnung, wo mich mein gekühltes Zimmer erwartete. (1000)

In den letzten Tagen ist es nämlich unerträglich geworden. Wir steigen jetzt tagsüber wieder permanent über 30°C, was erstens die Kleidungsauswahl sehr schwer und auch das Überleben ohne Klimaanlage unmöglich macht. Und vor lauter Schweiß ekelt man sich auch mittlerweile vor sich selbst. Und zu allem Überfluss kommt diese doofe Luftfeuchtigkeit noch hinzu, die die gefühlte Temperatur nochmal erhöht.

Ich weiß zwar nicht, ob die Regenzeit jetzt vorbei ist, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass der Sommer jetzt in Guangzhou angekommen ist…

In meinem Zimmer erreichte mich dann eine SMS von Eva, der Chefin der Englischschule, deren Ausflug ich vor zwei Wochen begleitet habe. Sie meinte, dass unsere Gruppenfotos fertig seien und sie mir gerne eins als Dankeschön und als Andenken schenken möchte. Ich sollte doch, wenn es geht, in ihr Büro kommen und es abholen.

Da ich sowieso Feierabend hatte, hab ich mir gedacht, dass ich das sofort erledigen könnte.

Also bin ich wieder nach unten gelaufen (1040) und habe mich auf den Weg zu Eva’s Büro gemacht. Für den Weg dorthin braucht man ungefähr 20 Minuten zu Fuß und man muss dazu über den Markt laufen, wo ich mir gleich ein paar Bananen und eine Drachenfrucht gekauft habe. Mein Abendessen 🙂

Zu ihrem Büro kommen aber nochmal 60 Treppenstufen hinzu, was dafür sorgte, dass ich leicht verschwitzt dort oben angekommen bin. (1100) Denn auch nachts hat es hier so hohe Temperaturen, dass es einem bei der kleinsten Bewegung den Schweiß aus den Poren treibt. Aber wer wollte denn nach Guangzhou in die Subtropen gehen? Na also. Also darf ich mich nicht beschweren 😉

Dafür wurde ich sehr lieb empfangen und mir wurde ein einmelliertes DIN-A4 – Foto übergeben, wo die ganze Meute an Kindern, sowie ich als einziger Blondschopf und die anderen Begleitpersonen darauf zu sehen waren. Ein süßes Bild. Vor Allem, weil eines der Kinder gerade voll in die Kamera gähnt. 😀

Richtig richtig süß.

Bevor ich mich dann aber verabschieden wollte, drückte der Mann der Chefin, der uns als Fotograf auf der Fahrt begleitet hatte noch einen Zettel in die Hand.

Was es damit aber auf sich hat, erzähle ich euch im nächsten Post, da ich erst ein paar Sachen verifizieren muss und auf Nummer sicher gehen, dass auch alles stimmt 🙂 Keine Angst, es ist nichts Schlimmes! 😉

Also bin ich wieder nach unten gelaufen (1160), über den Markt und dann endlich an meiner Wohnung angekommen. Diesmal bin ich wirklich das letzte Mal Treppen für heute gestiegen. Das nächste Mal würde ich diese letzten 40 Stufen erst wieder morgen früh runterlaufen, wenn es wieder zum Unterricht geht.

 

Insgesamt kommen wir also auf ein Ergebnis von 1200 Stufen, die ich heute zurückgelegt habe und wenn ich ehrlich bin, dann tun mir die Füße doch ganz schön weh. Und ich gebe ja zu, dass die letzten 200 Stufen als Ausnahme zählen, sind 1000-Stufen auch nicht unbedingt zu vernachlässigen. Ich hoffe ja, dass das ganze wenigstens als gutes Po-Workout eine positive Seite hat 😀

 

 

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