Frohe Ostern!

31.03.2013

 

Und zur Feier des Tages werde ich heute mal wieder über eins meiner Lieblingsthemen reden:

Die chinesische Zeitplanung.

Ich frage mich wirklich, wie so ein Land funktionieren kann?!

Gestern Abend hat Lisa mir geschrieben, dass heute jemand kommt um meine Klimaanlage zu säubern. Für alle, die sich noch erinnern können: Ich habe im Januar schon darum gebeten und dafür am 15.01. einen Karton voll Moos bekommen, der sich nun „hervorragend“ in meine Zimmereinrichtung einfügt.

Jetzt sollte es soweit sein.

Doch ein paar Minuten später kam die Absage, da das Wetter morgen zu schlecht wäre und man die Klimaanlage deshalb nicht säubern könne. Ein anderes Mal vielleicht.

Mit dieser letzten Information bin ich gestern Abend ins Bett gegangen.

Heute Morgen um kurz vor 10 Uhr klopft es an meiner Haustür und die beiden Angestellten sind gekommen, um meine Klimaanlage zu putzen.

Äh?!

Gut, ich lag noch im Bett und habe mich in Windeseile angezogen, nachdem ich ja nicht mehr damit gerechnet habe, dass heute jemand kommt. In meinem spontan angezogenen T-Shirt und meiner kurzen Shorts mit meinen verstrubbelten Haaren muss ich bestimmt toll ausgesehen haben, aber eigentlich habe ich mich nur über mich selbst geärgert. Warum habe ich auch darauf vertraut, dass heute niemand kommt, nachdem ich ja mittlerweile wissen sollte, dass es so nicht läuft.

Die zwei haben aber wirklich gute Arbeit geleistet und in knapp einer Stunde haben sie alles ordentlich sauber gemacht. Bis auf meine Wohnung, die sah aus wie ein Schlachtfeld, weil die beiden den Dreck von draußen auf dem ganzen Boden verteilt haben… Super!

Aber ich beschwere mich nicht, denn meine Klimaanlage ist endlich sauber.

Zum Schluss haben die beiden mir dann noch zwei Teile in die Hand gedrückt, die sie ausgebaut hatten. Ich sollte diese beiden Sachen doch bitte wegschmeißen, da sie völlig verschimmelt seien.

Dann sind sie gegangen.

Natürlich hat man am Ende des Zusammenbauens immer zwei Teile übrig. Das hat bei mir besonders großes Vertrauen geweckt. Ich hoffe, dass meine Klimaanlage trotzdem funktioniert.

Aber andererseits war ich sehr froh darüber, dass ich die Klimaanlage nicht mehr angeschaltet hatte, da ich mir wahrscheinlich die Schimmelsporen nur so um die Ohren geblasen hätte…

Igitt!

 

Das war aber nicht wichtig, denn heute war ich bei Elena eingeladen und das war das einzige, was mich interessiert hat.

Außerdem wurde mir bewusst, dass heute Ostersonntag ist.

Es ist wirklich ein unglaublich komisches Gefühl, wenn man sich darüber klar wird, dass heute Ostern ist. Wir haben es natürlich in der Familie auch gefeiert und auch die traditionellen Bräuche gehabt, so wie den obligatorischen Osterschokohasen. Und natürlich die monatelangen Angebote in den Supermärkten, wo man von Ostereiern bis Hasendekoration alles kaufen kann. Eigentlich seit dem Tag der „Heiligen Drei Königen“ im Januar kann ich mir denken, wo das Weihnachtssortiment nahtlos abgelöst wird.

Hier in China kriegt man davon überhaupt nichts mit. GAR NICHTS.

Während ich schon dachte, dass Weihnachten hier relativ klein gehalten wird, weil man es in diesem Kulturkreis einfach nicht kennt, ist Ostern hingegen non-existent. Keiner kennt Ostern. Lisa und meine Schüler natürlich schon, nachdem ich sie mit meiner gestrigen Express-Präsentation in die wesentlichen Aspekte eingeführt habe, aber ansonsten niemand.

Dementsprechend gibt es hier auch keine Osterhasen, Ostereier oder etwas Vergleichbares… Für mich war es auch nicht wirklich ein Osterfest dieses Jahr, weil es irgendwie an mir vorbeigegangen ist…

Trotzdem hat Elena mich heute genau aus diesem Grund heute zu sich eingeladen, da ich ihr erklärt habe, was das ist. Dann habe ich ihr erzählt, dass das ein Familienfest ist.

Und aus diesem Grund hat sie mich eingeladen, da sie nicht wollte, dass ich bei einem Familienfest alleine sein muss. Sie hat gesagt, dass wir beide unser eigenes Osterfest machen.

Um 16 Uhr haben wir uns dann auch in der U-Bahnstation getroffen und sind gemeinsam einkaufen gegangen. Direkt gegenüber von dem Ausgang gab es einen typisch chinesischen Markt, wo man alles kaufen konnte.

Obst, Gemüse, Eier, Gewürze, Fisch und Fleisch.

Zunächst hat sie ein paar Spareribs gekauft, die auch frisch zerhackt wurden. Danach haben wir uns einen Fisch aus einem der Aquarien herausgesucht, der dann vor unseren Augen gefangen wurde und mit einem gekonnten Schlag auf den Kopf getötet wurde. Dann wurde er entschuppt und ausgenommen. Ich wollte da nicht zuschauen und habe deshalb den Blick abgewendet. Doch dann sah ich, wie am Nachbarstand das gleiche passierte. Also ließ ich meinen Blick weiterschweifen bis er bei einem halben Krokodil hängen blieb. Da lag tatsächlich der Hinterleib von einem Krokodil… Von einem mittelgroßen Reptil.

Direkt daneben war ein großer Krob, in dem sich mindestens 150 Frösche übereinander tummelten und nur darauf warteten, endlich von einem hungrigen Chinesen ausgesucht zu werden… Verrücktes Land!

Unsere nächste Station  war dafür angenehmer. Der Gemüsemarkt. Dort haben wir Qingcai, Tomaten, Zwiebeln, Kartoffeln, Knoblauch, Ingwer und Auberginen gekauft. Und Kürbis.

Und das Ganze war auch echt nicht teuer, auch wenn ich nicht ganz mitgezählt habe.

Kurz vor dem Ausgang haben wir uns noch ein bisschen Obst gekauft. Beides kannte ich jedoch nicht. Wir haben uns ein paar Früchte gekauft, die aussahen wie eine Mischung aus Pfirsich und Litschi und dann haben wir noch eine Art Paprika-Apfel gekauft.

Das erste war sehr lecker und sehr süß, doch man musste die leicht pelzige Pfirsichhaut vorher abschälen. Der Paprika-Apfel sah tatsächlich aus wie eine Paprika, doch die innere Struktur und das Fruchtfleisch sahen aus wie ein frischer Apfel oder eine frische Birne.

Lediglich den süß, leicht bitteren Geschmack konnte ich nicht einordnen. Aber es war lecker!

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Doch dann waren wir endlich in ihrer Wohnung. Sie wohnt in einem Hochhaus im 28. Stock und dort in einem kleinen Apartment. Die Wohnung war wirklich schön!! Sehr schlicht eingerichtet in hellem Ahorn und einem ganz leichten rosa mit vereinzelten Grüntönen. Ein durchgängiger Stil und auch nicht zu kitschig! Definitiv ein seltenes Bild in China 😉

Ihre Küche war auch sehr schön, wenn auch etwas klein. Aber groß genug für unser Vorhaben, denn wir legten sofort los.

Zuerst bereiteten wir alles vor, wuschen und schnitten das Gemüse und dann konnte es losgehen.

Das erste Gericht waren Spareribs mit Kartoffeln, die sie beides im Wok vorbereitete. Danach machte sie Kürbis mit Sternanis.

Als nächstes war ich dran und ich durfte für sei eine leicht abgewandelte Bratkartoffel-Variante im Wok zubereiten. Das war zumindest das einzige Deutsche Gericht, dass man mit sehr geringem Aufwand und mit unseren Mitteln zubereiten konnte.

Das vierte Gericht war dann Tomate und Rührei, eins meiner absoluten Favoriten.

Als nächstes kam ein Einsatz in den Wok und dort wurde die Schale mit dem Fisch hingestellt, der vorher mit Knoblauch und Ingwer ausgestopft wurde. Dann kam der Deckel darauf und der Fisch wurde durch den Wasserdampf gegart.

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Zum Abschluss kochte sie noch Auberginen mit Knoblauch, die dann als letztes auf den Tisch kamen. Zusammen mit dem Reis und Mais-Gemisch, das wir als Beilage im Reiskocher gekocht haben.

Und nach fast zwei Stunden Kochen konnten wir endlich loslegen. Das war das Beste überhaupt!!!

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Es war so lecker und wir beide hatten viel Spaß! Zusammen haben wir gequatscht und wir haben unser ganz individuelles Osterfest gefeiert. Und wir haben fast alles leergegessen! Wir haben richtig zugeschlagen 🙂

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Nach dem Essen waren wir beide satt und glücklich und beschlossen noch ein wenig fernzusehen.

Im Fernsehen lief der Film „Heyueqingren“ und der war auch wirklich lustig. Es ging um eine Eskort-dame, die angestellt wurde, um als Schwiegertochter den Eltern vorgestellt zu werden, da der Sohn trotz dem Drängen der Eltern immer noch keine Freundin mit nach Hause gebracht hatte… Sehr lustig. Und das ganze vor dem typisch chinesischem Hintergrund 🙂 War echt lustig. Vor Allem war in der Nebenrolle ein schwuler Amerikaner, der natürlich für viele Running Gags sorgte. Kein schlechter Film muss ich sagen 😉

Währenddessen haben wir beide auch sehr viel erzählt und ich habe ihr „Ich liebe dich“ auf sämtlichen Sprachen, die ich kenne, beigebracht. Dann hat sie mich gefragt, warum da eine Ähnlichkeit besteht. Und dann habe ich ihr von den Römern erzählt und von Deutschland und und und. Wir haben wirklich ewig lange gequatscht.

 

Gegen 23 Uhr habe ich mich dann auf dem Heimweg gemacht, doch gerade als ich gehen wollte, fing der nächste Film an. Zuerst habe ich gar nicht darauf geachtet, bis auf dem Bildschirm zu lesen: In Kooperation mit Nordrhein-Westfahlen“. Ich dachte nur: Häh?

Dann kam tatsächlich ein deutscher mit deutscher Synchronisation im chinesischen Fernsehen!
Ich kannte den Film allerdings nicht. Es war „Undercover Love“ mit Anja Kling und Henning Baum.

Ich habe Elena dann auch gesagt, dass es ein deutscher Film ist und wir beide haben uns wirklich kaputt gelacht. So ein Zufall aber auch!

Ich bin dann aber trotzdem nach Hause gegangen, da es schon spät war und Elena am nächsten Tag arbeiten musste. Deshalb wollte ich meine Gastfreundschaft nicht überreizen.

Doch es war wirklich ein wundervoller Abend und wir beide hatten so viel Spaß!!

Auf der Heimfahrt im Taxi wurde mir auch das erste Mal bewusst, dass das alles hier, was gerade mein Leben ist, es bald nicht mehr ist. Und zum ersten Mal wurde ich wehmütig, dass ich Guangzhou/China verlassen würde…

 

 

 

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