Über Nacht nach Wuhan

05.03.2013

 

Eigentlich wollten wir ein paar Postkarten schreiben, aber dazu war es zu dunkel. Essen konnten wir auch nicht, weil das zu viel Lärm gemacht hätte. Deswegen haben wir einen Film angesehen. Und zwar haben wir Star Wars zu Ende geschaut und danach mit „Ted“ angefangen, bevor wir beide auch müde wurden und uns in die Stockbetten legten.

Bei mir dauerte es eine Weile bis ich einschlief, dafür konnte ich mir aber ein bisschen die Landschaft draußen anschauen, die aber auch nur auf die Straßenbeleuchtung zu reduzieren war oder von ein paar Bahnhöfen unterwegs unterbrochen wurde.

Irgendwann um halb vier wachte ich dann auf und konnte nicht mehr schlafen. Außerdem kam bald die „Stewardess“ und weckte unsere chinesischen Nachbarn auf, damit diese ihren Ausstiegsbahnhof nicht verschliefen. Kaum waren die ausgestiegen kamen zwei neue, die es aber echt schafften eine riesen Lärm zu veranstalten. Der eine Chinese schlief aber sofort ein, nachdem er sein Gepäck verstaut hatte und die andere Chinesin machte weiterhin einen Lärm. Erst regte sie sich auf, dass sie oben schlief, obwohl das auf ihrem Ticket von vorne herein feststand und dann tippte sie noch ewig lange auf ihrem Handy mit extra lauten Tastentönen herum.

Ganz nebenbei klingelte das Handy auch viermal seit sie eingestiegen war.

Ich war echt kurz davor sie von da oben runter zu holen und sie zur Rede zu stellen, aber das war mir dann die Mühe doch nicht wert.

Gegen 7 Uhr habe ich mir dann aufgegeben zu Schlafen und habe aus dem Fenster gesehen. Und obwohl die Sonne bereits aufgegangen war, war es trotzdem überwiegend dunkel. Denn zwischen Chengdu und Wuhan gibt es sehr viele Berge und für den Zu bedeutet das: Tunnel.

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Auf 1000 Streckenmeter kamen bestimmt 950 Meter Tunnel. Dafür waren die Abschnitte, die man dann am Tageslicht fuhr, wunderschön. Es gab kleine Gebirgsschluchten, Flüsse, die sich durch Täler ziehen, Reisterrassen, Autobahnen, Brücken im Aufbau, kleine Dörfer, Felswände und Wald. Nach jedem Tunnel bot sich einem Beobachter ein anderes Bild und ich habe es mir zur Aufgabe gemacht so viel wie möglich davon in Fotos festzuhalten. Ein Feind von mir war deshalb der ständig wiederkehrende Tunnel, weil man überhaupt nicht abschätzen kann wie lang die einzelnen Abschnitte sind.

Aber die Aussicht war es definitiv wert!!

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Und das zog sich bis Wuhan so weiter, nur dass sich die Landschaft immer wieder ein bisschen veränderte.

Irgendwann waren ich und Alex dann beide wach und wir gingen Zähneputzen. Die Toilettengänge waren wie immer widerlich und ekelhaft. Schon nach wenigen Stunden von den 17 Stunden Zugfahrt waren die Toiletten voller Ausscheidungen in allen Aggregatszuständen und es war einfach nur noch eklig. Die Kunst dabei ist es sich nicht übergeben zu müssen.

Aber auf dieses Thema will ich gar nicht so genau eingehen, es ist schon eklig genug es zu erleben und zu riechen. Jetzt noch drüber zu schreiben wäre so, als würde man verdrängte Dinge wieder ans Tageslicht holen…

Man kann das alles aber wirklich vergessen und aus dem Fenster schauen. Es ist eine interessante Landschaft, wenn auch doch überwiegend sehr ärmlich. Doch auch das ist ein Teil von China.

Je näher wir nach Wuhan kamen wurden auch die Felder größer und das Gebiet wurde flacher. Man sah die Bauern mit ihren Büffeln das Land bestellen und man konnte immer wieder kleine Friedhöfe und Gebetsstätten in der Nähe der Dorfer finden.

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Gegen halb zwei Mittags kamen wir dann auch endlich in Hankou an, wo wir aus dem Zug stiegen und uns zur U-Bahn begeben konnten. Die gab es nämlich bei meinem letzten Besuch noch nicht, aber das ist auch typisch für China. Die Städte verändern sich in kürzester Zeit. Sie wachsen, sie bauen sich aus, ihr Bild verändert sich.

Und ich denke, dass die U-Bahn für Wuhan eine echte Erlösung ist.

Für uns war es das auf jeden Fall, denn so kamen wir bequem zu Flos Wohnung, in der wir unterkommen durften. Außerdem hatte Florian heute Geburtstag, weshalb wir ihn zum Essen einladen wollten. Doch wie sich herausstellte, hat er es auf die chinesische Art geplant, wo das Geburtstagskind für alle zahlt.

Aber ich war erst einmal froh  aus unseren Zug-Klamotten rauszukommen und eine Dusche zu nehmen. Selbst nach einer Fahrt mit dem Softsleeper fühlt man sich immer noch fertig und eklig danach.

Gegen später kam Flo von der Arbeit nach Hause um uns abzuholen. Die anderen würden dann auch zum Restaurant kommen. Und während Florian noch auf die anderen an der U-Bahnstation wartete, weil die den Weg nicht kannten, gingen ich und Alex schon einmal vor, um den reservierten Tisch zu besetzen und noch ein paar Gäste mehr anzukündigen.

Doch später sagte Kai doch noch ab, sodass es nur Ich, Alex, Florian, Jörg, David und ChangE waren. Trotzdem war das Essen besonders lecker! Wir hatten Schweinefleischspieße, frittierten Mais, frittierten Fisch, Bohnen, Kartoffeln und Rindfleisch! Ein super leckeres Essen! Es hat uns allen geschmeckt und vor Allem der frittierte Fisch war der Hammer!

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Danach ging es weiter in eine Bar, wo wir uns mit Kai und seinem Besuch aus Deutschland trafen. Wir waren dann schon so viele Leute, dass wir kaum alle auf die Bank passten, aber trotzdem hatten wir viel Spaß. Wir gaben ein paar Bier aus und hatten einiges zu erzählen. Ich hatte ber Lust auf etwas Süßes und habe einen Bananensplit bestellt. Und das war wirklich mickrig. Eine halbierte Kochbanane und eine Kugel Bohneneis. Wollt ihr mich verarschen?

Aber egal. Man lernt daraus 🙂

Wir saßen auch noch wirklich lange zusammen und feierten Florians Geburtstag noch so ausgiebig, wie man es unter der Woche machen kann, bevor wir uns alle ein Taxi schnappten und direkt zu unseren Betten fuhren 🙂

Happy Birthday, Flo!

Es hat sich gelohnt nach Wuhan zu kommen!

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