Goodbye Chengdu

04.03.2013

Tatsächlich war heute schon der letzte Tag. Ich hatte noch immer unsere Ankunft in Chengdu so präsent vor mir. Unser Flug, unsere Ankunft im falschen Hostel, das Barbecue am ersten Abend… ist das wirklich schon fünf Tage her? Ich kann es nicht fassen.

Deshalb haben wir den letzten Tag entspannt und gemütlich angegangen, da wir ihn genießen wollten. Wir haben ausgeschlafen und dann sofort gepackt, damit wir auschecken konnten. Netterweise durften wir unser Gepäck in der Abstellkammer zwischenlagern und konnten so auch noch ein wenig in der Stadt herumlaufen ohne unser Gepäck jedes Mal mitzuschleppen.

Zunächst wollten wir uns aber mit Julian treffen, um gemeinsam Mittagessen zu gehen. Und in der Zeit, in der wir auf ihn gewartet haben, haben ich und Alex noch ein paar Partien Billard gespielt. Das hat mich so sehr an unsere Zeit in Deutschland erinnert, denn wir beide sind oft zusammen spielen gegangen, deswegen habe ich das Spielen besonders genossen. Schade, dass das heute wohl vorerst unsere letzten Partien werden…

Später kam dann auch Julian dazu und wir haben uns auf die Suche nach etwas Essbares gemacht. In einer Seitengasse wurden wir auch fündig, wo wir uns für Nudelsuppe und Auberginen auf Reis entschieden haben. Beides war aber trotz Bestellung recht scharf, was wir beide heute eigentlich vermeiden wollten, da uns noch eine lange Zugfahrt bevorstand.

Doch trotz allem war es lecker!

Danach sind wir weiter in nördliche Richtung gelaufen und haben auch als Nachtisch ein Donut-Café gefunden, wo es eine große Auswahl an allen möglichen Formen, Farben und Geschmacksrichtungen gab.

Daraus haben wir uns einen Karton mit 6 Donuts zusammengestellt und wohl die größte Kalorienbombe unseres Lebens zu uns genommen. Der Zuckerbedarf des FSJ ist jetzt wohl für mich gedeckt 😉

Julian hatte heute Unterricht und musste deshalb recht bald wieder weg, was bedeutete, dass wir heute Abschied nehmen mussten. Es waren wirklich ein paar schöne Tage in Chengdu und es hat gut getan, sich wiederzusehen. Schließlich haben wir uns zuletzt in Sanya an Weihnachten gesehen und wer weiß, wann und ob wir uns vor dem Ablauf des FSJs nochmal sehen? Aber es hat mich sehr gefreut, dass er sich auch für mich und Alex als Stadtführer angeboten hat und uns ein paar interessante Ecken von Chengdu gezeigt hat.

Es war echt toll!

Ich und Alex sind dann weiter gelaufen, weil wir noch einmal auf Souvenirshoppig gehen wollten und uns fiel da vor allem die Straße hinter dem Mandschurei-Kloster ein. Deswegen haben wir uns wie am ersten Tag auf den Weg dorthin gemacht und die warmen Sonnenstrahlen genossen, die seit gestern über Chengdu hereinbrechen. Die ersten Tage waren ja mehr smogig als recht. Von Sonne war da zumindest nicht viel zu sehen.

In den kleinen Gassen mit den vielen Geschäften haben wir uns dann in ein Teegeschäft gesetzt und uns einmal beraten lassen und viele verschiedene Tees ausprobieren dürfen.

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Auf dem Rückweg sind wir auch ein bisschen herumgelaufen und einfach nur durch die Stadt spaziert. Wir waren in einem Kaufhaus, wir haben in Straßenläden nach Mah-Jongg-Steinen gesucht und wir haben uns schön bräunen lassen, denn heute war es schon richtig sommerlich.

Die restlichen Stunden haben wir dann noch im Hostel verbracht und haben dort Tee getrunken und ein letztes Mal Billard gespielt bis wir noch einmal zum Abendessen aufgebrochen sind.

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Auf unserem Spaziergang haben wir nämlich einen Muslimen entdeckt, denn wir jetzt wieder aufsuchten, um uns noch einmal zu stärken. Die haben sich auch sehr über ausländischen Besuch gefreut und haben uns sehr nett bedient. Am Ende haben sie uns sogar 1 Kuai erlassen, weil ich es sonst nicht passend hatte. Also wirklich sehr nett und auch ein wirklich leckeres Abendessen!

Unterwegs haben wir noch ein bisschen Wasser und Essen für die Zugfahrt gekauft, sowie frisches Obst, bevor wir ins Hostel gegangen sind, um unsere Taschen zu holen. Und dann ging es los. Wir brachen zum Nordbahnhof auf und waren dabei Chengdu zu verlassen. Eigentlich ein bisschen schade und ein wenig wehmütig. Aber vielleicht komme ich irgendwann einmal wieder, um von hier aus nach Tibet aufzubrechen. Eine Reise, die mir jetzt noch verwehrt bleibt in diesem Jahr.

Am Bahnhof angekommen sind wir durch die Ticketkontrolle und Sicherheitschecks und standen dann im Bahnhofsgebäude vor der riesigen Anzeigetafel. Doch leider konnte ich nicht verstehen, was diese mir mitteilen will. Der Zug nach Hankou fährt nicht von Sektion 1 oder 2 ab, sondern von blau.

Was bitteschön bedeutet „blau“?

Nachdem wir dann um Hilfe gefragt haben, haben die uns wieder nach draußen geschickt und gemeint, dass wir hier falsch sind. Wir müssten raus. Genauer konnten sie es uns nicht sagen.

Erst draußen auf dem Platz fanden wir ein Zelt, wo ebenfalls Ticket- und Sicherheitskontrollen durchgeführt wurden. Dort wurden anscheinend bestimmt Züge bearbeitet, wo man in einen separaten Warteraum (im Zelt) geführt wird. Das Schild über dem Zelt war auch blau, was nun einen Sinn ergab. Aber darauf muss man erst einmal kommen!! Nichts ausgeschildert, nichts.

Und auch sind wir durch die Ticket-und Sicherheitskontrolle im falschen Gebäude bekommen. Hätten die uns nicht bei den drei Schranken sagen können, dass wir falsch sind? Oder der, der unser Ticket abgestempelt hat? Nein, niemand.

Aber egal. Wir waren jetzt im richtigen „Zelt“ und standen kurz vorm Boarding und meine Nerven waren schon wieder halb am Ende. Ich weiß nicht, wie viele Nerven China mich schon gekostet hat wegen unnötiger Komplikation. Aber wir standen am richtigen Ort und bevor ich mich richtig aufregen konnte, setzte sich die Menschenmasse bereits in Bewegung. Es ging los.

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Immer in kurzen Stößen ging es vorwärts und es waren über 6 Angestellte nötig, um uns in die richtige Bahn zu leiten. Ich weiß nicht, ob sie wirklich nötig waren, aber sie waren halt da, um uns den Weg (es gab nur einen) zu weisen. Weniger gedrängelt wurde deshalb nicht, was das Argument der Zuständigkeit für Sicherheit und Ordnung und ein geregeltes Ablaufen entkräftet. Aber vielleicht ist das ja eine Ausnahme gewesen 😉

Ein paar Minuten später standen wir vor unserem Zug und durften das richtige Abteil suchen und unser Softsleeper- Quartier zu beziehen. Dieses war schon mit zwei Chinesen besetzt, was aber nicht wirklich eine Überraschung war.

Wirklich Englisch konnten sie auch nicht sprechen bis auf ein paar Brocken, weshalb wir jetzt auch nicht uns mit ihnen hätten großartig unterhalten können. Aber das war auch gar nicht notwendig, denn sobald sich der Zug um 22:10 in Bewegung setzte, schliefen beide bereits und wachten vor ihrem Zielbahnhof nicht mehr auf.

Na das versprach eine interessante Reise zu werden….

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