Der größte Steinbuddha

01.03.2013

Heute Morgen mussten wir ziemlich früh aufstehen, damit wir rechtzeitig mit dem Bus nach Leshan fahren konnten.

Es war viel zu früh für uns beide, doch wir hatten zumindest unsere Taschen schon gepackt und konnten direkt loslaufen, um zur nächsten Bushaltestelle laufen, die uns zum Fernbusbahnhof bringen sollte. Das Xinnanmen (Busbahnhof) lag auch gar nicht so weit von uns entfernt und deshalb kamen wir rechtzeitig an.

Als ich dem Wachmann am Eingang erklärte, dass wir nach Leshan wollten, wollte er uns nicht sagen, welchen Bus wir nehmen sollten. Stattdessen versuchte ich von ihm zu erfahren wo wir die Tickets kaufen konnten, aber er sprach kein Wort mit uns, sondern zeigte immer wieder in die Richtung aus der wir gekommen waren. Auch auf Nachfragen reagierte er nicht, sondern deutete weiter in eine unerkennbare Richtung. Also liefen wir zurück und fanden erst durch das Fragen einer weiteren Person den Eingang zum Ticketverkauf. Dort war zum Glück noch nicht viel los und deshalb konnten wir problemlos ein Ticket kaufen. Abfahrt 7:20.

Zurück am Eingang zum Parkplatz fragten wir diesmal mit Absicht einen anderen Wachmann, der uns auch gleich half und uns den richtigen Bus zeigte. Der war schon fast voll, aber trotzdem waren auf der Rückbank noch zwei Plätze für uns beide frei. Ansonsten saßen darin nur Chinesen.

Um kurz vor 7:20 Uhr bat man uns wieder auszusteigen und unsere Taschen zu holen. Wir verstanden zwar nicht warum, aber anscheinend gab es eine Änderung. Doch kaum waren wir mit unserem Gepäck aus dem Bus gestiegen, schloss sich die Tür und der Bus fuhr los.

Und wir standen auf dem Parkplatz und glotzten blöd.

Es war auch immer noch dunkel, doch es war trotzdem leicht einen anderen Bus zu finden, der nach Leshan fuhr und wir zeigten unsere Tickets diesem Fahrer. Dieser ließ uns auch einsteigen, obwohl wir beide schon Angst hatten, dass unsere Tickets abgelaufen waren, da ja 7:20 schon vorbei war.

Doch dieser Fahrer ließ uns in seinem leeren Bus sitzen und half uns unser Gepäck zu verstauen. Kurze Zeit später stiegen noch ein Pärchen aus Peking ein und noch eine Chinesin, die sich neben mich setzte und sofort einschlief. Mit dem Pärchen aus Peking haben wir uns noch eine Weile unterhalten und die waren so nett uns zu helfen. Sie sagten nämlich dem Fahrer alles, was er wissen brauchte und deshalb hatten wir schon keine Kommunikationsprobleme.

Auf der fast zweistündigen Fahrt habe ich es geschafft ein bisschen zu schlafen, auch wenn ich ab und zu unterwegs aufgewacht bin, weil wir über eine Monsterbodenschwelle gefahren sind oder weil der Wagen einfach so wackelte. Aber ich habe schon in schlechteren Situationen geschlafen. Eingequetscht zwischen Gepäck und Chinesen im Hardseat für 17 Stunden zum Beispiel. Zugfahren härtet ab.

In Leshan angekommen, hielten wir dreimal an. Beim dritten Mal sollten auch wir aussteigen und in einen anderen Shuttlebus umsteigen. Wir hatten keine Ahnung, also stiegen wir einfach in das dunkle Auto und vertrauten auf das Pekinger Pärchen.

Das mysteriöse Taxi brachte uns auch tatsächlich direkt vor den Osteingang des Parks, wo sich der große Buddha befand. Und genauso wie der Buddha sind auch die Preise richtig groß hier.

160 RMB pro Person ist schon echt heftig. Zum Glück hatte ich noch genug Geld dabei, doch leider waren damit unsere Bargeldvorräte aufgebraucht. Wenn ich nicht irgendwie an einen ATM rankomme, dann sitzen wir wohl oder übel in Leshan fest, denn ich habe kein Geld mehr für ein Rückfahrticket mit dem Bus.

Aber das ist alles Teil des Abenteuers.

Der Park ist auch ein ganzer Buddha-Themenpark, der aus mehreren Buddha-Statuen besteht. Schon auf unserem Weg direkt nach dem Eingang waren wir mit einer übergroßen Steinfigur konfrontiert.

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Dann ging es weiterdurch zahlreiche Höhlen, die auch wieder mit in den Fels gehauenen Figuren übersät waren hinaus auf einen großen Platz. Dort gab es eine steile Treppe nach oben, die zu einer Art Tempelstätte führte. Oben angekommen brauchte ich erst einmal eine Pause, aber ich war schon stolz auf mich, dass ich es vor Sonnenuntergang nach oben geschafft habe!! xD

Ich habe es auch überlebt, was ich mir am Fuß der Treppe noch nicht 100%ig bewusst war 😉

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Aber eigentlich besteht der ganze Park auf Treppen rauf und runter, so wie es die Chinesen lieben und es war auch wirklich eine schöne und ruhige Landschaft. Bis auf ein paar rotzende Chinesen.

Dennoch sind die schönen Pagoden und die schöne Anlage wirklich sehr sehenswert. Und vor Allem kommt man am Kopf der Buddhas raus und kann dann an der 11-turns-Stairs herunterlaufen und steht dann direkt vor dem Sitzenden Buddha. Der wirklich so groß ist, dass man es sich kaum vorstellen kann. Allein sein Ohr ist 8 Meter lang und insgesamt ist er 71 Meter hoch und in massiven Fels geschlagen. Unglaublich. Daneben fühlt man sich wirklich total klein!

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Auf diesen Ausflug habe ich mich auch wirklich gefreut, denn es war einer der größten und abenteuerlichsten auf unserer Reise. Es freut mich wirklich sehr, dass wir diese Erfahrung gemeinsam teilen konnten. Ich hätte mir vor 7 Monaten nicht vorstellen können, dass wir beide zusammen in China stehen werden und zusammen durch dieses Land reisen. Das bedeutet mir unglaublich viel.

In diesem Park haben wir wirklich fast den ganzen Vormittag und Mittag verbracht, bis wir irgendwann aus dem Park rausgegangen sind und auf einer fast verlassenen Straße ankamen. Vorbei an Rapsfeldern, die auf einem halb ausgetrockneten Flussbett wuchsen.

Auf dieser Straße fuhren auch zwei Buslinien ab, die uns irgendwohin bringen würden. Zum Glück war eine Straßenkarte an der Bushaltestelle und ich hatte auch meinen Kindle dabei,.

Der Nachteil war nämlich, dass wir zwar vom Busfahrer direkt vor den Eingang des Parks gefahren wurden, dafür aber leider nicht wussten, von wo aus die Busse zurück abfahren, da wir ja nicht wussten, wo der Busbahnhof lag.

Der stand aber zum Glück in meinem Kindle und so konnten wir uns mit durchfragen und Kindle und Straßenkarte orientieren und fanden die richtige Buslinie und Bushaltestelle, die uns zurückbringen würde.

Das weitaus größere Problem war aber die Suche nach einem ATM, damit wir Geld für unsere Rückfahrt bekamen! Ansonsten würden wir nämlich ein bisschen in Leshan sitzen bleiben…

Zum Glück gab es unweit von dem Busbahnhof eine Bank of China mit einem ATM, wo wir genug Geld abheben konnten um uns ein Ticket zurück kaufen zu können. Da haben wir wirklich Glück gehabt!

An der Ticketstelle haben wir auch Tickets bekommen und hatten noch genug Zeit um vorher etwas essen zu gehen.

Außerdem haben wir auch die Gelegenheit genutzt um auf die Toilette zu gehen, was aber dann weniger glücklich ausfiel, denn bei mir in der Damentoilette war der Begriff „Öffentliche Toilette“ neu definiert worden.

Die Toilettenkabinen waren (für chinesische Verhältnisse) hüfthoch und hatten keine Türen imd drinnen war eine Stehtoilette. Und die, die Türen hatten, hatten keine Schlösser, sodass sie eh immer wieder aufgingen.

Man konnte also alles sehen, selbst von außen, denn eine Tür zum Toilettenraum gab es auch nicht.

Vor mir standen auch noch 5 Frauen an, die sich ständig in die Kabinen beugten und fragten, wie lange es denn noch dauert…

Also so etwas habe ich noch nie erlebt und es ist wirklich unglaublich abstoßend.

Aber wenn man muss, dann muss man.

Ich habe nur festgestellt, dass man Hemmungen und Würde verliert, sowie eine gewisse Ekelresistenz (die man für chinesische Toiletten generell braucht) entwickelt.

Zum Glück hat sich bisher noch nicht oft so ein extremes Bild geboten…

 

Endlich draußen aus diesem Gebäude und nach ordentlicher Handdesinfektion haben wir uns auf den Weg nach Mittagessen gemacht, bis wir ein Restaurant gefunden haben, wo es Nudelsuppe gab. Für die Besitzerinnen und ihre Freundin, sowie deren Sohn waren wir das Highlight und wohl ein seltener ausländischer Besuch.

Und überrascht, dass wir sie auf Chinesisch angesprochen haben, waren sie auch.

Die Nudelsuppe mit Rindfleisch war auch gar nicht so schlecht, doch leider hatten wir einen großen Berg von Koriander darauf, den ich so gut es ging runter gekratzt habe.

Danach haben wir uns in den Bahnhof gesetzt und endlich auf unseren Bus gewartet, der uns nach Chengdu zurückbringen sollte. Wir waren beide ziemlich erleichtert, dass wir es zurückgeschafft haben, auch wenn es anfangs nicht so danach aussah.

Mittlerweile war es später Nachmittag und ich war schon froh als wir die Straßen von Chengdu erkennen konnten.

Doch auch hier war es uns nicht wirklich vergönnt, dass wir den einfachen Weg kriegen.

Denn wir kamen irgendwo im Süden der Stadt an einem anderen Busbahnhof an, kilometerweit von der nächsten U-Bahn entfernt. Also blieb uns nichts anderes übrig, als doch in einen anderen Linienbus einzusteigen, der uns in das Stadtzentrum bringen sollte.

Nach zwei Stunden Busfahren wünscht man sich auch nichts mehr als nochmal eine Stunde Linienbus zu fahren! Yey!

Wir kamen dann auch endlich im Stadtinneren an, mussten aber in einen anderen Bus umsteigen, der aber ewig lange nicht kommen wollte. Mittlerweile waren glaube ich 50 andere Busse an uns vorbeigefahren mit der falschen Nummer…

Und endlich kam die 55 und wir konnten noch gerade so einsteigen, dass die Tür hinter uns zu ging…

Im Bus haben wir dann aber irgendwo eingequetscht eine nette Chinesin kennengelernt, die aus Shanghai kommt und Urlaub in Chengdu macht. Sie sprach perfektes Englisch und hatte sogar Deutsch in ihrer Schule früher, auch wenn sie das meiste vergessen hat, ist das doch ein echter Zufall. Und sie ist auch zufällig in dem Hostel untergekommen, in dem wir dir erste Nacht fälschlicherweise standen. Lustiger Zufall, hm?

Aber im Hostel endlich angekommen waren wir schon 12,5 Stunden unterwegs und wir waren einfach nur kaputt. Wir haben heute mehrere Kilometer zurückgelegt und viele Treppen bestiegen und jetzt reichte es nur noch für ein paar Partien Billiard und einen entspanntem Abend in dem Gemeinschaftsraum des Hostels.

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