Silvester in Hongkong!

31.12.2012

 

Der Tag war wie verhext. Ich hatte den Eindruck, dass sich alles gegen mich stellte, nur damit ich nicht nach Hong Kong gehen kann…

Angefangen hat das alles mit Franziskas und Maurices Verschwinden, da sie telefonisch nicht mehr zu erreichen waren… Ich und Fanny haben uns schon Sorgen gemacht bis uns die Mail erreichte, dass beide schon in Hongkong sind und ihre Handynetze dort nicht funktionieren. Ok, das erklärte dann alles.

Dann habe ich mir eine Bauchtasche im Supermarkt gekauft, wo ich meine Wertsachen unterbringen kann. Denn wenn ich nach Hong Kong fahre, dann verlasse ich die Volksrepublik China und muss somit meinen Reisepass und alles mitnehmen. Das wär mir in der Handtasche ein bisschen zu gefährlich… Vor Allem hatten wir für die Nacht keine Unterkunft und mussten höchstwahrscheinlich in einem McDonalds übernachten… Doppelte Notwendig um unsere Wertsachen sicher verstauen zu können.

Der zweite Punkt war, dass ich nirgends wo mehr Geld bekommen habe, weil irgendwie alle ATMs leer waren… 4 von 5 ATMs haben nicht funktioniert und ich habe echt schon fast aufgegeben. Ohne Moos nix los. So auch bei mir. Denn meine Kreditkarte wollte ich auf gar keinen Fall mit nach HK nehmen und ich brauchte noch dringend mehr Bargeld für die Fahrkarte… Der fünfte ATM wollte mir endlich meine 1000 Yuan geben! Also schnell zurück, Tasche packen und aus dem Haus. Auf halber Strecke zur U-Bahn habe ich dann auch gemerkt, dass ich die falschen Schuhe anhatte… Meine Absatzschuhe. Ich war mir sicher, dass die mich noch umbringen würden!

Aber zum umkehren war keine Zeit mehr…Zähne zusammenbeißen und durch!

Beim Ostbahnhof angekommen wartete das dritte Hindernis auf mich. Alle Karten waren ausverkauft! Der nächstmögliche Zug ging in 3,5 Stunden! Ok, besser als nichts. Also habe ich mir einen chinesischen Manga gekauft und habe mich in den Burgerking gesetzt. Dort habe ich als gewartet…

Eine halbe Stunde vor Abfahrt bin ich dann in den „Kowloon-Waitingroom“ gegangen. Gerade noch rechtzeitig!! Denn die Schleusen zur Ausreise wurden sehr früh geöffnet, weil alle durch den gleichen Prozess gehen müssen. Pass- und Visakontrolle, Zollkontrolle, Formulare ausfüllen und so weiter… Echt nervig. Aber ich habe jetzt einen neuen Stempel in meinem Pass.

Dann durfte ich endlich in den Zug einsteigen. Mein Sitz war erste Klasse, denn der Highspeed-Zug von Guangzhoudong nach Hongkong-Hunghom hat nur Sitze erste Klasse, was das Ganze ein bisschen teuer macht. Hin- und zurück habe ich 308 Yuan bezahlt, also knappe 40 Euro.

Dafür war die Fahrt sehr angenehm, was aber eigentlich kein Wunder ist. Meine Ansprüche an Züge und Sitzqualität haben sich in der letzten Woche deutlich heruntergeschraubt…

Aber es war wirklich eine der besten und angenehmsten Fahrten, die ich bisher in China hatte.

In Hong Kong angekommen, hatte ich gleich den ersten Kulturschock. Alles war so anders! Die Leute haben sich angestellt, es gab kein Gedränge, überall hängen Schilder, die Rauchen und Spucken verbieten. WAHNSINN! Der Fortschritt, den ich in China noch vermisse.

Trotzdem übertreiben die Leute es dort auch ganz schön. Überall hängen Schilder wie „This spot is desinfected every 3 hours“ oder als ich ankam wurde ich erstmal mit einer Wärmebildkamera abgescannt, um herauszufinden, ob ich krank bin. Warn-LEDs weisen auf Hygiene und sämtliche Krankheiten hin (Maul-und Klauen-Seuche, usw.). Also durchaus ungewöhnlich.

Dafür war die Einreise nach Hong Kong nicht so kompliziert. Als Deutsche darf ich sogar 90 Tage in Hongkong bleiben ohne ein extra Visum zu benötigen. Das ist echt super! Daran sollte sich China mal ein Beispiel nehmen, denn dann wäre diese blöde Visumssache viel einfacher! 😉

Beim „Auswandern“ habe ich auch eine ganze nette Familie aus London kennengelernt, die ihre chinesischen Verwandten in China und in Hong Kong besucht haben. Die waren wirklich sehr nett. Ihr Sohn lernt sogar Deutsch an einem Internat in London. Auf jeden Fall haben sie mir beim Geld tauschen geholfen und mir sogar die U-Bahn-Fahrkarte bezahlt, denn ich hatte keine Münzen vom Geldwechsler bekommen. Deswegen haben sie mir dir Fahrt bezahlt. Sehr sehr liebe Menschen.

Mit einer Karte von Hong Kong habe ich mich dann in die U-Bahn gesetzt und habe versucht meinen Weg zum Hostel zu finden, wo Fanny, Maurice und Franziska auf mich warteten. Ich habe mich auch vorher informiert. Das Hostel ist in der Mirador Mansion (auf Chinesisch Meiladou dasha), welches in der Nathan Road liegt. Haltestelle ist Tsim Sha Tsui.

Leider kommt man in Hong Kong mit seinem Chinesisch überhaupt nicht weiter, keine Chance. Hier sprechen alle nur Kantonesisch, was sich sehr stark von dem Mandarin-Chinesisch unterscheidet. Ich habe kein Wort verstanden. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn egal wen man hier anspricht, der kann einem in perfektem Englisch antworten. Also in Hong Kong kommt man mit Chinesisch nicht weiter, aber dafür mit Englisch. Oder Kantonesisch.

Und es ist alles super ausgeschildert. Egal, was man sucht, man findet es auf einem Schild, welches einen in die richtige Richtung führt. Man merkt vielleicht wie begeistert ich von Hong Kong bin.

Als ich aus der U-Bahnstation ausgestiegen bin, war ich erst einmal erstaunt. Eine riesen Straße, die zu einer Fußgängerzone geworden ist und riesige Hochhäuser. Überall hängen Werbebanner von bekannten Marken und ich habe mich echt gefühlt, als würde ich mitten in New York stehen. Der Wahnsinn!

Unser Hostel habe ich auch recht schnell gefunden, denn das „Mirador Mansion“ war direkt neben dem U-Bahn-Ausgang N5. Dieses Gebäude ist ein Hochhaus und in den unteren Stockwerken komplett mit Indern besiedelt. Echt wahnsinn wie viel Inder es in Hong Kong gibt! Das Hostel war im 12. Stock. Dort haben wir eigentlich nur ein Zimmer für die Nacht vom 1. Auf den 2. Januar gebucht, aber wir haben spontan auch ein Zimmer für heute bekommen. Darüber war ich ganz froh, denn so konnten wir unsere (Wert)Sachen in den Zimmern lassen. Das Zimmer bestand aber praktisch nur aus einer Toilette/Dusche und einem Bett. Man betrat das Zimmer und stand quasi schon im Bett. Aber wir hatten eh nicht vor uns hier länger aufzuhalten als um zu schlafen. Ich und Fanny haben uns sowie Maurice und Franziska ein Zimmer geteilt. Dafür mussten wir morgen in unsere gebuchtes Zimmer umziehen, durften aber hier übernachten. Kosten für beide Zimmer: 342 HK-$. Das sind 34 Euro für zwei Nächte!!! Das steht in keinem Verhältnis zu unserem Hostel in Sanya, aber trotzdem sehr günstig für Hong Kong. Das haben wir nämlich auch sehr schnell festgestellt: Hong Kong ist sehr teuer.

Bei meiner Anreise habe ich 600 RMB in 690 HK$ getauscht. Und ein Drittel war schon gleich fürs Zimmer draufgegangen.

Danach habe ich mich erst einmal bei Faebook angemeldet, denn das ist in Hong Kong ja nicht gesperrt. Ich habe leider nicht die Zeit gehabt alle Anfragen/Nachrichten/Beiträge zu bearbeiten, aber ich konnte meinen Neujahrsgruß posten 🙂

Das geilste von Hong Kong sind aber die Straßen. Man merkt schnell, dass man nicht in China ist und es ist einfach ein Kulturschock für sich. Hätte nicht gedacht, dass die Unterschiede so gravierend sind, aber ich bin einfach von dieser Stadt begeistert.

Schwierig war es aber ein gescheites Abendessen zu finden, was in unserer Preisklasse lag. Wir haben dann auch eins gefunden, wo das Essen pro Person 40 Dollar gekostet hat. Nach dem Essen (22 Uhr) haben wir uns dann auf den Weg zum Meeresufer gemacht, um eine gute Sicht auf das Feuerwerk zu haben. Leider hat das nicht funktioniert, weil so viele Menschen auf den Straßen waren, dass die Polizei Absperrungen aufgestellt hat, um die Menschenmassen zu lenken. Innerhalb weniger Minuten konnten wir nicht mal zurück zum Hostel! Aber wir haben uns durchgemogelt so oft es ging und haben abgekürzt, bis wir schließlich in der Menschenmasse stecken geblieben sind.

Es war mittlerweile halb 12. Ab und zu ging ein Raunen durch die Menge, weil irgendjemand einen Luftballon hat steigen lassen. Und wir dachten jedes Mal das Feuerwerk hätte schon angefangen… Um kurz vor 12 Uhr haben wir dann herunter gezählt und haben das neue Jahr begrüßt. Leider haben wir von dem Feuerwerk nicht viel gesehen, weil Hong Kong einfach zu viele Hochhäuser hat :/ Aber wir haben das gesehen, was über die Hochhäuser hinaus leuchtete.

Als das Feuerwerk vorbei war, haben sich alle Menschen von der Uferpromenade wegbewegt und die Straßen haben sich dann recht schnell geleert. Nur wir sind dorthin gelaufen und haben es uns  zur Aufgabe gemacht, allen Menschen, die uns begegnen ein „Happy New Year“ zu wünschen. Wir haben Kinder und Jugendliche, Erwachsene und Alte, Ausländer und Chinesen, und viele mehr getroffen. Es war wirklich schön und lustig. Wir haben Fotos gemacht, wir haben Leute umarmt, wir haben den Polizisten ein Frohes Neues gewünscht und wir haben viel Spaß gehabt.

Das haben wir ganze zwei Stunden gemacht und haben uns in der Zeit bis ganz nach vorne zur Promenade durchgekämpft. Die Skyline ist ungelogen einfach geil! Die Bilder folgen noch sobald ich sie von Maurice habe! Aber Shanghai ist ein Witz gegen Hong Kong.

Die Skyline ist einfach wunderschön! Und das direkt am Meer!! Ein einziges Wort: WOW!!!

Wir sind noch die Promenade entlanggelaufen und haben weiterhin Glückwünsche und „Free Hugs“ verteilt. Es hat echt Spaß gemacht so viele Leute lächeln zu sehen!

Später sind wir dann nach Central Station, genauer nach Lan Kwai Fong, gegangen. Der Bar und Clubstraße von HK. Dort war die Hölle los und wir mitten drin. Eine Bar und eine Tanzfläche nach der anderen. Und eine Menge betrunkene Leute! Ich war noch komplett nüchtern, weil ich ein bisschen skeptisch und misstrauisch war, denn es kann ja auch einiges passieren. Und in einer komplett fremden Stadt mit so vielen Menschen sollte man am Besten möglichst viele Sinne beisammen haben.

Ich habe mich halt in der Zeit mit den Leuten unterhalten und habe eine englische Jazzband kennengelernt, die gerade durch England touren und sich einen Urlaub in HK gegönnt haben. Außerdem haben wir zufällig Bekannte aus Chengdu getroffen! Das ist echt unglaublich. Der nächste „Zufall“ war, dass wir eine Gruppe Deutsche wieder getroffen haben, die wir in der Menge beim Countdown kennengelernt haben.

Aber dann wurde uns klar, dass das alles kein Zufall mehr sein kann. Denn wir haben unsere Zimmerbewohner aus dem Hostel in Sanya auch wiedergetroffen! Also so viel Zufall ist kein Zufall mehr. Die Welt ist halt einfach ein Dorf…..!!

Um vier Uhr wurde es uns aber wirklich zu viel, denn es waren so viele Menschen in der Barstreet, dass man kaum durchkam. Und wir waren auch ziemlich erschöpft vom vielen Laufen. Vor Allem ich, die heute mehrere Kilometer auf Monsterabsätzen unfreiwilligerweise zurückgelegt hat.

Auf dem Rückweg haben wir auch viele Menschen gesehen, die sich den nächstbesten Mülleimer genommen haben, um dort eine…. Pause einzulegen. Aber uns ging es gut.

Bald waren wir im Hostel angekommen und haben unsere Zimmer bezogen. Man, war ich froh, dass wir ein Bett hatten!!!

Ich habe mir nur mit Fanny eine Bettdecke teilen müssen, was zwar eigentlich kein Problem war, aber in unserem Zimmer hat es richtig stark gezogen, so als wär ein Fenster offen… Deshalb war die Nacht nicht ganz so bequem und vor Allem kalt! Aber um 5 Uhr war die Nacht ja schon halb vorbei…

Ein ganz besonderes Silvester! Wahnsinn! Ich bereue es nicht nach Hong Kong gefahren zu sein!

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