Ein Horrortrip und ein Weihnachtswunder

23.12.2012

 

Um gleich alles vorwegzunehmen. Was wir erlebt haben war ein Horrortrip und es ist ein Wunder, dass wir in Sanya angekommen sind. Manche würden jetzt sagen, der Weg ist das Ziel. Aber der Weg war die Hölle…….!

Aber nur um schon mal alle Besorgnisse zu entkräften: Uns geht es gut und uns ist nichts passiert. Also keine Angst und macht euch keine Sorgen 😉

Am Sonntagmorgen sind wir früh aufgestanden und sind zum Ticketverkaufe gegangen. Und dort kam die erste Enttäuschung: Es gibt keine Zugtickets mehr. Und die Züge fahren die nächsten Tage nicht.

Super. Wir sitzen also in Guangzhou fest! Flugtickets waren heute noch unbezahlbarer als gestern und somit außerhalb von jeder Diskussion.

Es folgte eine Krisensitzung im McDonalds:

  1. Zug
  2. Fernbus
  3. Fliegen
  4. Alternatives Ziel mit neuer Anbindung nach Sanya
  5. Wir überfallen ein Taxi und zwingen den Fahrer uns die 900km nach Sanya zu fahren!

Das waren also unsere Alternativen um die Krise zu umgehen.

Nach einem kurzen Geschenkeinkaufstripp sind wir zurück zur Wohnung und haben gepackt. Auf gut Glück, natürlich!

Der Weg zum Hauptbahnhof war noch der einfachste. Dort wusste niemand, ob der Zug nach Sanya fährt oder nicht. Nicht einmal die am Ticketschalter oder am Infocenter. Es wusste einfach keiner. Nur die Putzfrau war sich sicher: Der Zug fährt.

Leider konnte man auch hier keine Tickets mehr kaufen und das war ziemlich bescheuert. Also Plan B. Der Fernbus.

Nachdem wir erst einem wissenden Chinesen über eine starkbefahrene  gefolgt sind und in eine dubiosen Garage in einem Hinterhof gelandet sind, sind wir wieder umgekehrt und sind zurück zum Hbf. Dort haben wir dann den richten Fahrkartenschalter gefunden. Und es gab noch Tickets nach Sanya! Wow!

Enttäuschung Nummer 2: Es gab nur noch zwei Tickets. Wir waren zu dritt. Ich habe den beiden den Vortritt gelassen, da ich ja schließlich ein gültiges Zugticket besaß und wir nur spekulieren konnten, ob der Zug fährt oder doch nicht. Aber so kommen wenigstens zwei nach Sanya!

Jetzt hieß es nur noch warten. Abwarten um genau zu sein. Also nächstes Krisentreffen im McDonalds.

Was anderes gibt’s um den Hbf auch nicht wirklich…

Um 14 Uhr 30 bin ich dann zum Bahnhof und habe mich von den anderen verabschiedet. Jetzt würde sich zeigen, wer nach Sanya kommt. Mein Zug stand zumindest angeschrieben, aber eine Taifunwarnung ist auch nicht wirklich zu unterschätzen.

Aber: Mein Zug kam. Eine halbe Stunde zu spät, aber er kam! Und ich saß um kurz vor 16 Uhr auf dem Weg nach Sanya.

Und das war der Anfang einer seeehr langen Reise.

 

 

Schlafen war unmöglich. Ich hatte keinen Platz für mein Gepäck und mein 30x30cm Sitz musste halt für mich, meinen Koffer und meine Handtasche ausreichen. Es war sehr eng. Und ich saß am Gang, da wo jeder vorbeiläuft. Wie gesagt: Schlafen ist unmöglich.

Um 23 Uhr sind wir erst einmal für zwei Stunden stehen geblieben. Irgendwo in der Pampa.

Und plötzlich ging es los. Plötzlich ging es weiter und wir fuhren über eine Stahlbrücke in einen Tunnel.

Aber es war kein Tunnel, sondern ein Schiff. Die Fähre!!!! Wir sind tatsächlich mit dem Zug auf eine Fähre gefahren nachdem unser Zug in drei Teile zerlegt worden ist. Ich glaube in drei Teile je acht Abteile. Dann wurden wir auf der Fähre festgeschraubt. Wir mussten auch unter Deck in den Zügen bleiben, denn man kann ja nicht mal einfach 2000 Leute aus den Zügen holen.

Das Verrückteste war aber als wir abgelegt haben, denn alles beginnt zu schwanken. Aber die Umgebung, also die optischen Eindrücke ändern sich nicht. Und trotzdem merkt man, dass man auf einem Boot ist ohne es wirklich zu sehen. Ein krankes Gefühl, aber auszuhalten. Also es ist niemand seekrank geworden oder so. Bei einem Taifun würde ich aber sicher nicht damit fahren wollen!!

Um 4 Uhr sind wir in Haikou angekommen. Der ersten Haltestation auf der Insel. Der Zug wurde dort wieder zusammengenbaut und wir sind weitergefahren. Glücklicherweise sind in Haikou ungefähr 80% der Leute ausgestiegen, was das ganze Abteil echt geisterhaft erschienen ließ. Aber so konnte ich mich wirklich etwas hinlegen, da ich nun drei Plätze für mich hatte. Das war auch die einzige Zeit, die ich geschlafen habe, aber um  6 Uhr war es dann auch vorbei als die Sonne aufgegangen war. Dafür habe ich mir die schöne Landschaft angesehen und es war auch echt schön so am Meer mit dem Zug entlangzufahren. Um 8 Verspätung auch endlich in Sanya angekommen und habe mich ins nächste Taxi gesetzt um an das Hostel zu kommen. Und ich kann euch echt sagen. Dass ich in Sanya überhaupt angekommen bin fühlt sich für mich an, wie ein kleines Weihnachtswunder.

Nach 17 Stunden Zugfahrt gibt man einfach jede Hoffnung auf!

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