Das große Hospitieren am Weltuntergang

21.12.2012

Wer hätte gedacht, was heute alles passiert? Wer hätte gedacht, dass ich heute auf einer Bühne stehen werde? Wer hätte gedacht, dass die Chinesen, die nicht schwimmen können, heute Panik schieben?

Aber alle einmal der Reihe nach. Der Vormittag heute war wie jeden Freitag auch. Eine Stunde Unterricht, eine Stunde frei, eine Stunde Unterricht. In der siebten Klasse ging es dabei eigentlich nur um Hobbies, wie die Stunden zuvor auch. Also eigentlich nicht der Rede wert. Überhaupt nicht.

In der Mittagspause waren Lisa und ich beim Koreaner. Dort habe ich es diesmal echt übertrieben mit dem Knoblauch, der da Bestandteil von meinem Lieblingsessen ist… Ich denke mal, dass die Begegnung mit mir danach schon ein erster Weltuntergang war 😉 Ein paar Kaugummis mussten da Abhilfe schaffen.

Bis um 15 Uhr hatte ich dann Zeit für mich und konnte mich in Ruhe auf das vorbereiten, von dem ich selbst nicht wusste, was passiert. Lisa meinte nur irgendwann völlig aus dem Zusammenhang gerissen, dass sie gar nicht schwimmen könnte. Als ich sie fragte warum, antwortete sie, dass wenn eine große Sintflut kommt, dann wird sie es nicht überleben. Achja, noch eine Weltuntergangstheorie…

Um 15.20 Uhr ging es dann los. Wir gingen in das „Theater“, wie ich es nenne. Es ist ein abfallender Raum mit einer Bühne und tribünenartig angeordneten Stühlen. Dort sollte heute unser Unterricht stattfinden. Die Schüler kamen und Lisa und die andere Lehrerin der zweiten achten Klasse. Heute sollte eine Doppelstunde stattfinden, die von verschiedenen Lehrern aus anderen Schulen besucht wird.

Wir haben mit einem Theaterstück angefangen, in dem gute schlechte Erziehung in China dargestellt wurde. Dann durfte ich meine „Kulturschock“ –Präsentation halten. Danach ging es um Interviews. Sowohl aufgezeichnete, als auch live im Hörsaal, aber auch ein schriftliches Interview mit meinen Eltern. Und zum Abschluss durfte ich noch deutsche Tugenden darstellen, da „Deutschland“ im Chinesischen wörtlich „Land der Tugend heißt“.

Das ganze wurde auf Video aufgezeichnet und ich durfte auf der Bühne vor ungefähr 130 Leuten sprechen. Auch wenn mich keiner verstanden hat, war ich trotzdem aufgeregt 😉

Danach ging es direkt im Anschluss in die Deutschecke, die ab heute auch für Siebtklässler offen ist. Zufällig war der Vize-Schuldirektor auch da und wollte gleich ein paar Fotos von mir in Action machen 😉 Also durfte er mich bei meinem Unterricht fotografieren. Danach hat er mir noch ein großes Lob ausgesprochen für meine „Performance“ bei der Präsentation heute. Es soll s ehr gut gewesen sein und die Lehrer, die da waren, waren in Wirklichkeit Schuldirektoren von anderen Schulen, sogar aus der Nähe von Peking. Das Feedback war durchaus positiv 😉

Nach dem Feierabend kam dann auch der Schulleiter selbst zu mir ins Büro und hat sich bei mir persönlich für meinen Einsatz bedankt.

Ein voller Erfolg!! Nichts von Weltuntergang zu hören oder zu sehen 😉

Abendessen habe ich heute keins gebraucht, denn ich war immer noch Knoblauch geschädigt. Dafür habe ich einen Vamnpire Diaries Abend eingelegt und ein bisschen mit meinem Freund gechattet. Irgendwann erreichte mich dann ein Anruf von Fanny, die fragte, ob sie und Carl-Jan bei mir übernachten dürften. Sie bekommen wahrscheinlich die letzte U-Bahn nicht und kommen so nicht mehr zu Fannys Schule zurück. Natürlich ist das kein Problem und ich habe meine Gästeliege aufgestellt. Und sehr bald standen beide dann vor meiner Haustür. Da hier ab 23 Uhr keine U-Bahnen mehr fahren und Fanny 63 km von mir weg wohnt, kommt man deshalb ab einer gewissen Uhrzeit nicht mehr zurück.

Wir haben auch festgestellt, dass Fanny hier in Guangzhou genauso weit von mir weg wohnt, wie sie auch in Deutschland auseinandergewohnt haben. Der einzige Unterschied ist, dass wir jetzt in derselben Stadt wohnen! Unvorstellbar, oder?

Na gut, wir sind dann aber auch ins Bett, weil sie beide waren müde und ich musste morgen wieder früh raus. Morgen ist nämlich die Weihnachtsfeier für unsere Schüler 🙂

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