Die chinesische Zeitplanung

18.12.2012

 

Ich habe heute Nacht nicht gut geschlafen. Die ganze Nacht habe ich mich herumgeworfen und habe mir viel zu viele Gedanken gemacht. Ich war halt einfach nicht entspannt genug.

Nach dieser unerholsamen Nacht war ich zwar leicht gerädert, aber da ich zwei Stunden früher aufgestanden bin, habe ich genug Zeit gehabt um wach zu werden.

Heute hatte ich in beiden siebten Klassen eine Präsentation über Weihnachten halten dürfen, die ich mit viel Aufwand erstellt habe. Ich habe sogar Bilder von unserem Weihnachten letztes Jahr miteingebaut. Und ich habe die Weihnachtsgeschichte von Josef und Maria in Betlehem erzählt. Auf Deutsch und auf Englisch. Die Schüler haben es mir mit Unaufmerksamkeit und Gerede gewürdigt. Einen Schüler habe ich sogar vor der Klasse bloßgestellt, weil er nur Blödsinn gemacht hat und mich ständig unterbrochen hat. Nach meiner leichten Rüge hat er sichtlich die Ohren eingezogen und sich fast unter den Tisch verkrochen. Aber er war ruhig, immerhin. Das war auch mein erstes Mal, dass ich laut geworden bin im Unterricht, aber da ist es mir echt zu viel geworden.

In der zweiten Klasse war es genauso, nur habe ich da niemanden ermahnen müssen, aber wirklich aufmerksam waren die Schüler deshalb nicht. Es war kurz zusammengefasst einfach nur anstrengend. Und ich war so froh, dass es recht bald vorbei war!

Richtig Zeit zum Ausruhen hatte ich deshalb nicht. Ich hatte Chinesischuntericht und habe deshalb nicht viel Zeit gehabt. Aber kurz bevor ich gehen wollte, hat Lisa mir gesagt, dass wir heute einen Film ansehen von der Schule aus. Leider sollte ich deshalb um halb drei am Tor warten. Nur hatte ich, wie jeden Dienstag von 13 Uhr bis 15 Uhr Unterricht und hätte es nicht rechtzeitig geschafft. Lisa meinte, dass ich den Unterricht absagen sollte. Oder am besten verschieben.

Ich habe gesagt, dass das nicht geht, schließlich kann ich keine halbe Stunde vorher absagen. Ich erwarte ja auch, dass man sich an Zeitpläne hält. Auch wenn das hier in China wohl nicht der Fall ist. Das mit dem Kino hat Lisa auch erst am Morgen erfahren, deswegen kann man ihr da keinen Vorwurf machen, aber trotzdem. Ich bin mit der Zeitplanung hier nicht einverstanden.

Vor dem Unterricht bin ich noch schnell zum Muslimen gegangen, um was zum Mittag zu essen. Dort hat mich ein Chinese angesprochen, als ich mir sehr viel Lajiao (Chilisauce) über mein Essen gemacht habe. Dann hat ein anderer Chinese mich angesprochen, warum ich das Fleisch liegen lasse, aber das Rindfleisch war einfach nur eklig…

Der Unterricht mit Elena war aber wieder super, wie immer. Auch wenn wir uns diesmal echt ein bisschen verquatscht haben und über die Ein-Kind-Politik in China gesprochen haben. Sie hat nämlich einen Bruder. Sie hat damals bei ihrer Geburt (1986) 140 Euro gekostet. So viele haben nämlich ihre Eltern zahlen müssen, damit sie noch ein zweites Kind bekommen dürfen. Leider ist das heute immer noch so, aber viel viel teurer. Außerdem kommt Elena aus einer kleinen Stadt in der Provinz Sichuan. Und vor so vielen Jahren war es auch noch nicht so teuer. Aber ich bin mir sicher, dass es heute in Guangzho viel viel mehr kosten würde, ein zweites Kind zu bekommen.

Es war auf jeden Fall eine tolle und interessante Unterhaltung.

Als ich wieder bei mir im Büro war, habe ich Lisa gefragt, wie denn der Film war. Sie antwortete darauf, dass der kurzfristig verschoben wurde. Auf morgen. Jetzt stellt euch mal vor, ich hätte kurzfristig meine Chinesischstunde verschoben oder abgesagt für nichts…. Also wie gesagt. Hier ist nichts wirklich sicher.

Dafür habe ich mich mit meiner nächsten Aufgabe dann beschäftigt. Eine Präsentation über „Kulturschock“ und über die „Erziehung in Deutschland“. Ich habe mir ewig lange darüber Gedanken gemacht und eine aufwendige Powerpoint-Präsentation erstellt. Dennoch wurde am Ende das Meiste weggestrichen. Oder auch zensiert, wenn man es überspitzt ausdrücken will.

Es wurde zwar gemeint, dass das nicht zum Thema passt, aber was anderes verstehe ich unter „Kulturschock“ nicht… Meine Stichpunkte waren:

–          Spucken

–          Drängeln

–          Kleckern beim Essen

–          Keine langfristige Planung

–          Schuluniformen

–          Mittagsschlaf und sehr lange Mittagspause

–          Wettbewerbe in der Schule

–          Sehr große Klassen

–          Messer + Gabel statt Stäbchen

–          Straßenverkäufer

–          Keine Security an deutschen Schulen, in China schon

–          Kaum Sozialabsicherung (Bettler auf der Straße, Armut, Behinderte auf der Sraße)

–          gesperrten Internetseiten: Facebook, Twitter, Youtube, etc.

–          Stehtoiletten

–          Smog

–          Sehr sehr harte Matratzen

–          Aberglaube (z.B. die Zahl 4 ist eine Pechzahl)

–          Kein Toilettenpaper in chinesischen Toiletten

–         Bauch zeigen

–          Keine Englische Namen

 

Nur die fettgedruckten Begriffe wurden übernommen.

Meine Deutschecke fiel heute auch aus, denn ich konnte meine Materialien nicht ausdrucken bzw. kopieren, da der Kopierraum einfach mal abgeschlossen war und niemand da war. Das ist der einzige bei uns und somit gab es keine Alternative für mich. So musste ich die enttäuschten Siebtklässler wegschicken, da heute ihre erste Deutschecke gewesen wäre….

Also alles in allem kein so toller und erfolgreicher Tag…

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