Dekadentes Mittagessen

13.12.2012

 

Heute fiel der Unterricht aus, weil an unserer Schule vormittags ein Basketballturnier oder sowas war. Da unser Unterricht eben genau jene Stunden betraf, hatten wir also nichts zu tun.

Ich sollte aber trotzdem kommen, da ich ja genug zu korrigieren hatte… 500 Seiten! Das dauert ewig und es nimmt mir echt die ganze Lust am Lehrerdasein. Vor Allem wird man wirklich irgendwann bekloppt, wenn man denselben Satz immer wieder liest. Man übersieht auch so schnell Fehler, wenn man nicht konzentriert ist. Deswegen viel trinken und alle Ablenkungen reduzieren.

Auf die Dauer macht das aber so müde und hungrig, dass Denken nicht mehr möglich ist.

Aber heute war die ganze Fremdsprachenabteilung zum Essen eingeladen und so haben sich alle Englischlehrer getroffen und ich, Lisa und die Japanischlehrerin. Wir alle zählen zu den Fremdsprachenlehrern und kriegen deshalb zweimal im Jahr ein Mittagessen von der Schule spendiert. Also sind wir heute alle zusammen zum Campusrestraunt gegangen, wo schon zwei Tische reserviert waren. Das Essen war auch schon bestellt und wir mussten quasi nur noch hinsetzen und unser Geschirr mit Tee waschen. Denn es ist schließlich Brauch hier in Südchina das Geschirr mit Tee abzuspülen und dann den Tee auszukippen. Erst dann fängt man an den frisch eingeschenkten Tee zu trinken. Früher wurde das gemacht, weil man der Hygiene im Restaurant nicht getraut hat, heutzutage ist es nur noch symbolisch. Trotzdem vertraue ich der Hygiene in chinesischen Restaurants heute auch noch nicht. (Goldene Regel: SCHAU NIEMALS IN EINE CHINESISCHE KÜCHE!)

Das Essen wurde bald aufgetischt. Garnelen mit Algen, Ein ganzes Hühnchen, Suppe, scharfer Tofu mit Chilischoten und Rindfleisch, Reiskuchen, Fleischplatte, Gurken und Gemüse mit Macadamia- Nüssen, Schweinefleisch frittiert mit Erdnüssen, Zuckerkuchen, frittiertes Fladenbrot, Fisch, Rindfleischbroken mit Knochen und Brokkoli und zum Abschluss Orangen und Tomaten. Es war soo viel! Und jeder von uns bekam noch Kokosmilch zum Trinken.

Natürlich haben wir alle voll reingehauen, nachdem es ja gratis war, und wir haben es uns gut gehen lassen. Am Ende war ich sooo voll, dass ich nur noch schlafen wollte. Aber im Büro warteten noch zwei Stapel Hefte auf mich. Also bin ich ins Büro, während Lisa nach Hause gegangen ist.

Ich habe meine Arbeit erledigt und danach zur Belohnung erstmal ferngesehen. Komischerweise war auch mein Internetzugang der Einzige, der noch Videos abspielen konnte. Der Rest in unserem Büro konnte keine Videos mehr laden.

Danach habe ich mich mit meiner nächsten Aufgabe, der Vorbereitung zweier Präsentationen für nächste Woche, angenähert. Eine davon ist eine Präsentation über Weihnachten in den siebten Klassen am Dienstag. Die andere ist die MEGA-Deutschstunde am Freitag, wo wir in fast 90 Minuten über den „Kulturschock“ und die „Tugenden in Deutschland“ reden dürfen, während über 25 Lehrer unsere Schule zum Hospitieren in unseren Unterricht kommen. Hauptakteur bin ich, so wie ich das jetzt verstanden habe. Denn ich soll auf Deutsch und Englisch die Präsentation halten und Lisa übersetzt auf Chinesisch. Ich bin jetzt schon etwas überfordert. Vor Allem, da Lisa Bilder zu Begriffen, wie „Pünktlichkeit“ will. Das ist ein bisschen schwierig, zu abstrakt. Aber ok. Ich wollte eigentlich das blöde Thema tauschen und daraus ein Weihnachtsvortrag machen, weil es a) interessanter ist und b) zeitlich angemessen ist. Aber der Schulleiter hat sich quergestellt. Also bleibt es bei dem Kulturschock.

Dafür verlange ich aber mehr Urlaub, aber garantiert 😉

Am Abend war dann Deutschecke und ich habe wieder meine alltägliche Arbeit erledigt. Ich habe schon die Hälfte der Grupen durch. Erstaunlicherweise geht es grad sehr schnell voran. Aber zwei Lektionen pro Semester ist ein schlechter Schnitt. Und er wird noch schlechter, wenn ich mir überlege, dass ich bald noch die siebten Klassen betreuen darf, deren Deutschlevel mal deutlich schlechter ist und deshalb ein bisschen aufwendiger…

Aber ich will mich nicht beschweren. Noch 5 Wochen in diesem Semester und dann habe ich Urlaub. Außerdem habe ich davon eine Woche Weihnachten frei und ein paar Tage Silvester, welches dieses Jahr in Hongkong gefeiert wird!! Ist das nicht geil?!?!

Und dann habe ich von Mitte Januar bis Mitte Februar frei. Semesterferien. Das wird echt richtig cool. Ich versuche viel zu reisen in meinem Urlaub und mir endlich mal die Ecken von Guangzhou anzuschauen, die ich bisher noch nicht gesehen habe 🙂

Nach der Deutschecke habe ich dann Feierabend gemacht und bin nach Hause gegangen um mich ein wenig auszuruhen. Ich habe viel gelesen und Musik gehört. Gegen 21 Uhr sind dann auch Franziska und Jeanne angekommen, die gerade ihre Rundreise durch China gestartet haben und nun alle Freiwilligen besuchen kommen. Heute bin ich dran. Sie werden bis Samstag bei mir bleiben und mich bei meiner Arbeit in der Einsatzstelle begleiten.

Ich habe sie dann von der U-Bahn-Station abgeholt und zu mir nach Hause gebracht, wo wir unsere Quartiere bezogen haben. Den Rest des Abends haben wir dann mit Bilder anschauen verbracht und uns ausgeruht. Schließlich haben wir einen langen Tag vor uns….

Ein ganz normaler Freitag eben.

 

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