Visum. Visum! Visum?

22.11.2012

Wohl das Thema, das mir am meisten auf die Nerven geht. Mich hat allein schon die Beantragung im chinesischen Konsulat in Frankfurt fertig gemacht. Genauso läuft es hier in Guangzhou. Aber dazu später mehr.

Donnerstag ist meist der lockerste Tag der Woche, denn da haben wir nur eine einzige Unterrichtsstunde. Heute war wieder Prüfungsvorbereitung für morgen dran und die Schüler fangen langsam an ein bisschen Panik zu schieben. Ist ja aber vor Prüfungen auch völlig normal. Ich helfe so gut ich kann und beantworte Fragen und korrigiere kurze Texte. In unserer Unterrichtsstunde kam auch die Frage auf, wann man „ein/eine“ und wann man „der/die/das“ verwendet. Lisa fragte mich deshalb, ob ich nicht Lust hätte das zu erklären.

Ich habe mich sehr gefreut und gerne angenommen auch wenn ich mir jetzt wieder innerhalb von fünf Minuten aus den Fingern saugen musste. Gerade bei Grammatikdingen sollte man so ausführlich und anschaulich wie möglich erklären, damit die Schüler es gut verstehen können. Gerade wenn die Mittlungssprache in dem Fall Englisch ist. Ich kann es nämlich nicht auf Chinesisch erklären und die Schüler verstehen es nicht auf Deutsch…

Also habe ich angefangen und den bestimmten und unbestimmten Artikel mithilfe des englischen Analogieschlusses „definite“ and „indefinite article“ (the, a, an) zu erklären. Im Grunde kann man beide gleichsetzen bis auf ein paar Feinheiten, aber diese Feinheiten brauchen die Schüler noch nicht und werden sie wohl auch nicht mehr lernen. Es sei denn sie studieren Germanistik später.

Aber es hat ganz gut geklappt und bei schwierigen Begriffen wie „Aufzählung“, die man zwar auf englisch erklären kann, die die Schüler aber nicht verstehen, hat Lisa dann mit einer kurzen chinesischen Erklärung geholfen. So habe ich mir den Unterricht vorgestellt, nur besser und langfristiger durchgeplant 😉

Danach durfte ich gleich noch in der Parallelklasse das Gleiche machen, obwohl sie heute gar kein Deutsch hätten.

Für den Rest des Tages habe ich dann meine Podcast aufgearbeitet, die jetzt in den letzten zwei Wochen schleifen gelassen wurden. Aber ohne stabiles Internet kann man weder Blogeinträge schreiben noch Podcasts laden.

Um 14 Uhr sind ich und Lisa dann gemeinsam losgegangen mit unserer kleinen, dicken Visumsmappe. Wir haben alles Mögliche zusammengetragen. Kopien, Originale, Fotos, Polizeiliche Registrierung für Ausländer, Schulunterlagen, Universitätsunterlagen usw. Unsere Mappe war echt nicht zu verachten.

Gemeinsam sind wir zur Polizeistelle für Ein-und Ausreisen, der Ausländermeldestelle und zugleich der Visumstelle gegangen. Alles in einem. Dort Nummern ziehen, warten.

Man kommt dann zu einem Schalter und wird wieder weggeschickt. Die Unterlagen fehlen, denn sie wollen sie DIGITAL. Wir hatten alles dabei, aber in Papierform. Es stand schließlich nirgends etwas davon, dass man sie digital braucht. Also zurück auf unsere Plätze und die Dokumente wieder sortieren. Dann auf den nächsten freien Scanner in einem anderen Büro warten. Zum Glück hat Lisa die Zugangsdaten für das Konto der Universität gehabt, denn über dieses Konto wurden bereits frühere ausländische Lehrer registriert. Zwar keine Freiwilligen, aber Ausländer. Mehr können die mit einem FSJ-Leistenden auch nicht anfangen. Die Gruppierung „Freiwillige“ gibt es halt in China (noch?) nicht.

Ohne dieses bereits bestehende Konto hätte nichts funktioniert und wir hätten wieder gehen können. Naja, aber so konnten wir meine Materialien in das Konto laden, nachdem wir sie eingescannt hatten und konnten weiter. Wieder Nummern ziehen, wieder warten. Danach wieder Gespräch mit der Beamtin und sie gibt die Unterlagen, die ich unterschreiben muss. Dazu eine Chipkarte und eine neue Nummer. Weiter in den nächsten Stock, diesmal durfte Lisa auch nicht mit, weil nur Leute mit Chipkarte durchdürfen.

Dort oben musste ich dann unterschreiben und mir wurde gesagt, dass 9 Monate nicht möglich sind, vielleicht 2-3, höchstens 6 und multiple ist unwahrscheinlich… NA SUPER. Aber ansonsten wurde mir nichts genaues gesagt. Es müsse erst bearbeitet werden und ich erfahre am 29.11. was für ein Visum ich bekommen habe, wenn ich meinen Reisepass abholen gehe.

Dummerweise läuft auch mein Visum am 29.11. aus und wenn ich dann nichts habe, dann stehe ich doof da.

Trotzdem durfte ich bezahlen. 252 RMB. Ich weiß aber nicht für was. Dafür mussten wir (ich und Lisa) aber zur nächsten Bank gehen und …. Eine Nummer ziehen! Dann haben wir ewig gewartet, doch als wir drangekommen sind, konnten die Angestellten das nicht bearbeiten, weil der Zahlungsauftrag noch nicht raus war…

Also umsonst gewartet.

Nach all dem Frust und der Anstrengung sind wir beide dann erst mal shoppen gegangen. Dort in der Nähe gibt es nämlich ein total interessantes Kaufhaus mit fast 500 kleinen Läden, in den jeder etwas anderes verkauft. Der perfekte Ort zum Stöbern. Kissen, Duftkerzen, Taschen, Deko, Möbel, Lampen, Kostüme, usw. Da gehe ich 100% nochmal hin wenn ich mehr Zeit habe 🙂

Und auf dem Rückweg habe ich Lisa noch auf eine „neue Erde“ (新地) eingeladen.  Es klingt zwar unglaublich, aber so heißen hier die McSundae-Eisbecher auf Chinesisch. Wer weiß woher die Namen kommen… ? Ich kann mir nur erklären, dass sich „McSundae“ und „xindi“ vielleicht in irgendeiner Welt gleich oder ähnlich anhören 😀

Zurück auf dem Campus haben wir es bei der gleichen Bank, aber einer anderen Filiale erneut probiert mein Visum zu bezahlen und es hat endlich geklappt. Der Zahlungsauftrag war zwei Stunden später endlich da.

Dann mussten wir nur schnell zurück, weil ich hatte ja Unterricht und Lisa hat sich um die A2-Prüflinge und deren Fragen kümmern müssen.

In meiner Deutschecke war nämlich heute Full-House. Wegen der Prüfung morgen hatte ich heute 11 Schüler zu betreuen! 11 Schüler!!

Meine Güte, das waren so viele. Aber gut, sie haben gut mitgearbeitet und ich freue mich auch über so viel Interesse. Ich denke auch, dass ich jetzt mit allein Gruppen einmal durch sein dürfte…

Deswegen arbeite ich gerade an der zweiten Lektion, die unter dem Thema „Kleidung und Farben“ läuft. Vielleicht kann man damit ein bisschen was anfangen 🙂

Trotzdem war ich völlig erschöpft nach diesem Tag. Ich habe mich nur noch auf meinen Feierabend gefreut!!

Deshalb bin ich nach Hause und habe mich auf mein B(r)ett gesetzt und ein bisschen ferngesehen. Sailor Moon, One Piece und Gossip Girl. Nebenbei habe ich überlegt, was ich zu Abend essen könnte.

Doch das hat sich gelöst, als ich eine SMS von Peter bekommen habe. Peter ist der Zuständige für die PASCH-Schulen inSüdchina am Goethe-Institut und ist heute Abend nach Guangzhou geflogen, damit er morgen die Prüfungen abnehmen kann. Also haben wir uns verabredet und sind gemeinsam essen gegangen und konnten so ein bisschen was über die Schulen austauschen. Aber auch über das kulturweit-Programm und meine Erfahrungen in den ersten drei Monaten hier. Es war echt ein sehr interessantes und offenes Gespräch.

Später bin ich mit dem Taxi nach Hause gefahren und habe noch ein bisschen gelernt, bis ich irgendwann um 2 ins Bett gegangen bin…

Meiner Gesundheit geht es mittlerweile auch wieder besser, ich habe nur noch leichten Husten. Doch ich glaube ich weiß jetzt woran es liegt 🙂 Ich war halt einfach noch nicht bei einer „sinnvollen“ Apotheke 😀

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