Chaos zum Quadrat

28.10.2012

Die Nacht war ehrlich gesagt sehr bescheiden. Ich habe kaum geschlafen und habe ständig an mein Handy gedacht. Eigentlich würde ich mich in solchen Momenten hinlegen und ein Hörbuch hören, aber mein MP3-Player war mein Handy und ist damit auch weg. Verdammter Mist.

Mein Schlafplatz

Ich habe mir sämtliche tausend rationale Überlegungen gemacht, denn es ist wirklich nicht schlimm, dass mein Handy weg ist. Man kann damit keine chinesischen Zeichen schreiben oder lesen und es ist schon ziemlich stark mitgenommen gewesen. Außerdem war die Simkarte Chinesisch und spottbillig. Mein Name oder irgendwas ist nicht mit der Simkarte verknüpft. Also auch keine Rückschlüsse auf mich möglich, weshalb ich die Karte auch nicht sperren brauche. Wenn das Geld leer ist, ist es leer. Waren nur an die 12 Euro noch drauf…

Das blödste daran sind die Web.de-App und die Facebook-App, die meine Passwörter 100% gespeichert haben und jedem, der mit meinem Handy ins Internet geht Zugang erlauben. Es wird zwar etwas schwer für einen Chinesen sein sich in einem deutschen Handy zurechtzufinden, aber unmöglich ist es nicht. Nur konnte ich keine Zugangsdaten ändern, weil bei Maurice das Internet ausgefallen ist und ich keine Möglichkeit dazu hatte.

Eigentlich wollten wir auch recht früh losfahren und zum Hafen gehen, aber wir waren alle so kaputt und wollten lieber ausschlafen. Ich ursprünglich auch, aber mein Kopf hat mich wachgehalten.

Erst mit viel Rationalität, Beruhigung, Durchspielen von ca. 20 Szenarien habe ich es geschafft mich selbst zu beruhigen, doch die ganze Aufregung hat mir nicht nur aufs Gemüt sondern auch auf meinen Körper und auf meinen Magen geschlagen. Ich hab bestimmt ganz fertig ausgesehen…

Dafür sind wir anstatt zum Hafen in das Elektronikparadies von Shenzhen gefahren und haben uns dort mit Wangzhou und Florian getroffen. Zuerst haben wir gefrühstückt/Mittag gegessen bei einem Straßenverkäufer, der mit Nudeln gefüllte Nudeln verkauft.

Das Ganze ist ein dünner Nudelteig (wie bei Lasagne) und darin wird wie in einem Pfannkuchen gebratene Nudeln und Fleisch gefüllt. Abschließend wird es mit Sauce übergossen, die ich eigentlich von Krautwickeln kenne. Nun ja. Ich habe eins ohne Fleisch bestellt und habe mich dann über diese fetten Rindfleischstreifen gewundert… Und das lag nicht an meinem Chinesisch wohlgemerkt! Ich hab nämlich bequemerweise bestellen lassen und habe stattdessen Trinken geholt. Da habe ich mir ein „Yellow Bull“ gekauft. Es schmeckt wie Redbull, es sieht aus wie Redbull, es ist sogar ein roter Bulle darauf, aber es heißt Yellow Bull. Auch gut. Damit konnte ich diese Monsternudelteigtasche runterspülen, aber geschmeckt hat es mir nicht wirklich.

Nach dem Essen sind wir dann in diese vielen Elektronikgeschäfte gegangen, die es hier gibt. Ähnlich wie auf dem Fälschermarkt ist es wieder eine Halle, die aus lauter kleinen Ständen besteht. Genauso wie auf einer Messe nur viel viel größer und verrückter! Man kann das einfach nur als verrückt bezeichnen. Wie kann ein über 15-stöckiges Gebäude vollgestopft mit allem möglichem Technikkram sein? Angefangen mit Steckern in allen Farben und Formen bis hin zu Schrauben, die nur wenige Millimeter groß sind oder Platinen. Stände, die nur Micro-SD Karen verkaufen und so weiter.

Ein Paradies für Informatiker und Computerfans von der Hardware bis zur Software. Doch darüber hinaus gibt es Fernseher, Kameras, Webcams und tausend andere Dinge, die man dort kaufen kann. Einfach unglaublich sag ich da nur! Ich war kurz davor mir ein neues Handy zu kaufen, aber Schnellschüsse sind nicht so gut… Wenn man doch nur seinen Prinzipien treu bleiben würde, aber dazu später mehr.

Danach sind wir zu Florians Schule gefahren, da dort heute die Austauschschüler aus Deutschland ankommen sollten. Für den Rückweg haben wir uns aber mit neun kleinen Kuchen eingedeckt. Es sind kleine Törtchen mit Puddingfüllung und einer weiteren Zutat. Wir haben alle ausprobiert: Mango, Pfirsich, Rosinen, Käse, Erdbeer, Sesam. Alles sehr lecker.

Bei Florian haben wir dann noch die letzten Schritte beobachtet, während sich die Schule auf den Besuch vorbereitete. Das letzte was ich mitbekommen habe, war, dass die Schulleiterin sich weigerte zur Begrüßung eine Deutschlandfahne zu erlauben. Die einzige Flagge, die dort wehen darf, ist die Chinesische.

Nach ewigem Warten mit  nervösen Lehrern war es dann endlich soweit. Der Bus mit den Deutschen kam an und alle saßen in dem Bus mit ihren dicken Winterklamotten. Bei 26 Grad Außentemperatur!!

Da haben wir erfahren, dass in Deutschland der erste Schnee gefallen ist und sie mit ihren Winterklamotten losgereist sind. Ich kann es echt nicht glauben, dass zu Hause der Wintereinbruch gekommen ist, während ich mir hier in einem Rock und einem Top die Seele aus dem Leib schwitze! Sehr sehr komisches Gefühl muss ich sagen, wenn man sich den Schnee nicht vorstellen kann.

Wir haben noch die Einführungsveranstaltung mit besucht und sind dann zurückgegangen zu Maurices Wohnung, denn mein Zug ging sehr bald. Also sind wir zurück nach Shaibu gefahren und haben uns noch Maurices Schule angesehen. Es ist wieder ein riesengroßes Campus, der im Vergleich zu unserem Schulcampus, nochmal doppelt so groß wirkt. Aber im Vergleich zu meinem gesamten Campus ist die SYSU wohl die Gewinnerin 😉

Theresa und Maurice waren dann noch so nett, dass sie mich bis zur Metro gebracht haben. Und dann habe ich meinen Rückweg angetreten. Einmal umsteigen, bis zur Endstation fahren und den richtigen Zug finden. Leider hatten heute alle Züge Verspätung und meiner kam erst eine halbe Stunde später. Jetzt bin ich ehrlich enttäusch von der chinesischen Pünktlichkeit 😉

Warten auf den Zug

Gut, nach einer Ewigkeit war ich dann auch endlich in Guangzhou, nach einer weiteren dreiviertel Stunde war ich dann auch zuhause. Dort habe ich Lisa einen kurzen Besuch abgestattet und ihr meinen „Vorfall“ berichtet. Zum Glück hatte sie ein Handy übrig und ich habe nun wieder einen Wecker 🙂

Leider habe ich dann einen bescheuerten Schnellschuss gestartet und mein E-Mail-Konto mit einem neuen Passwort belegt. Dabei habe ich es anscheinend vollkommen gesperrt… Das bedeutet, dass mein Account nicht mehr zugänglich ist, für niemanden. Die Konsequenz war, dass ich einen neuen Account nun habe und auch eine neue E-Mail-Adresse. Also bitte fragt bei Freunden von mir nach oder bei meiner Familie, wenn ihr mich anschreiben wollt, um die neue Adresse herauszufinden. Oder ihr hinterlasst mir ein Kommentar, dann kann ich euch mit meiner neuen Adresse zurückschreiben!

Oh man, vor ungefähr 7 Stunden habe ich noch von „keinen Schnellschüssen“ wegen einem neuen Handy gesprochen und wegen einem Schnellschuss habe ich wohl mein E-Mail-Konto gesperrt… Tja, aus Fehlern lernt man hoffentlich!

Die Nacht war für mich mehr oder weniger gelaufen. Ich habe kaum geschlafen und es fühlte sich an, als würde die Welt über mir zusammenbrechen. Auch wenn es nichts schlimmes ist, ist es trotzdem belastend…

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Eine Antwort zu Chaos zum Quadrat

  1. Alison Dreilich sagt:

    Hallo Sandra,
    da ich wie immer fleißig deinen Blog gelesen habe, sah ich, dass du eine neue E-Mail-Adresse hast, die ich noch nicht kenne. Da ich nicht weiß welcher Freund sie schon hat, und ichnicht alle abfragen will (ich bin ein bisschen faul), könntest du sie mir einfach schreiben?
    Lg Alison

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