Auf nach Shenzhen!

26.10.2012

Ich war schon ziemlich aufgeregt, als ich heute Morgen um kurz vor 7 Uhr aufgestanden bin. Die Aufregung wurde dann auch gedämpft, als ich eine Stunde später erfahren habe, dass die erste Stunde entfällt :/

Aber ich habe die Zeit genutzt und schon einmal meine Sachen vorbereitet, denn viel Zeit wird mir heute nicht bleiben. Mein Zug fährt um 19:21 Uhr ab und ich habe bis mindestens 18 Uhr Unterricht, da wird mir keine Zeit bleiben noch einmal nach Hause zu gehen.

Der Unterricht heute in den siebten Klassen war wieder unglaublich langweilig, weil gerade Aufgaben gemacht werden, die wohl von mir nächste Woche korrigiert werden. Aber ich kann so nicht viel im Unterricht machen und mache mir stattdessen schöne Gedanken. Im Moment drehen sie sich darum, ob ich auf ein Shanghai vom Goethe-Institut gehen will. Thema ist das Deutschbuch mit dem wir arbeiten, aber eigentlich wollte ich die Zeit nutzen  um auf Reisen zu gehen, so zum Beispiel nach Hangzhou und ich möchte keine Zeit verlieren… Noch habe ich etwas Zeit darüber nachzudenken.

In der Mittagspause bin ich dann heim und habe meine Tasche umgepackt, aufgeräumt und habe meinen kleinen reisefertigen Trolli mit in die Schule genommen. Die Leute haben zwar etwas komisch geguckt, aber egal, das passt schon.

In der 8. Klasse war es ähnlich, wir haben Übungen gemacht und so weiter. Während ich mich gelangweilt habe, habe ich mich schon in die richtige Shenzhen-Stimmung gebracht und die Langeweile schnell vergessen. Schließlich ist es mein erster kleiner Alleingang und für 140 Kilometer gar nicht so unbedeutend.

Die Deutschecke war das einzige „Hindernis“, was mir noch im Weg stand und die stellte sich heute als besonders schwer heraus. Die Schüler hatten keine Lust und machten nur Blödsinn. Das ist anstrengend und man verliert viel Zeit. Ich bin erst um 18:15 Uhr aus der Schule gekommen und bin dann schnell in die nächste U-Bahn gehüpft.  Es war alles überfüllt, aber was erwartet man, wenn man freitagabends im Feierabendverkehr unterwegs ist. Ich musste zweimal warten, bevor ich in die nächste U-Bahn steigen konnte und am Ostbahnhof bin ich dann völlig durchgedreht. SO viele Menschen und so viele Schilder. Ich habe mich erst durchfragen müssen, bevor ich die Schilder gefunden habe. Die Anfahrt hat mich so viel Zeit gekostet, dass ich erst eine halbe Stunde vorher da war. Man muss echt genug Zeit einplanen, wenn man verreisen möchte, einfach ist es nicht! Aber schwierig ist es auch nicht wirklich, man kann es nur nicht mit deutschem Zugfahren vergleichen, überhaupt nicht!

Es gibt so viele Menschen, die an einem Tag da durchgeschleust werden und es gibt überall verschiedene „Tunnel“ vor denen man wartet. Auf einer großen LED-Tafel wird dann der der Zug angezeigt und dann gibt alle 20 Minuten einen richtigen Menschenschub nach vorne. Man wartet also nicht an den Gleisen (in den größeren Städten zumindest nicht) sondern in Wartehallen, die man vom Flughafen kennt. Das muss man eigentlich mal gesehen haben.

Zug nach Shenzhen

Der Zug, den ich hatte, war sehr sauber und eigentlich genauso wie der Schnellzug den wir von Wuhan nach Hause hatten, nur etwas enger, weil er nicht für Langstrecken ausgelegt ist. Und nach 90 Minuten Zugfahrt war ich dann endlich in Shenzhen und wenige Meter von der chinesischen Grenze zu Hongkong entfernt. Die Grenze verläuft nämlich so gut wie durch den Bahnhof in Shenzhen. Das erklärt auch ein sehr hohes Ausländeraufkommen in Shenzhen und auch direkt am Bahnhof.

In der U-Bahn habe ich mich dann mit Maurice getroffen und wir sind zusammen zu seiner Wohnung gefahren. Auf dem Weg dorthin haben wir uns dann noch einen leckeren Mango-Ice-Shake gegönnt. Und am Abend sind wir dann zum Dongmen gegangen. Das ist ein riesen großes Areal in der Nähe von Maurices Wohnung. Dort gibt es viele Shoppingstraßen, Essensstände und auch die Fake-Mall, die Fälschermärkte.

Allgegenwärtig

Nachts blüht dort das ganze nochmal auf und es gibt so viele kleine Läden, Straßenverkäufer und viele Clubs. Natürlich sind wir über den kleine Markt gelaufen, wo es an jeder Ecke ein anderer Verkäufer steht und etwas zu essen verkauft. Wir haben uns Youtiao gegönnt, was ungefähr wie Langos schmeckt, nur ohne Belag. Für das richtige Abendessen haben wir uns dann für einen Stand mit gebratenen Nudeln entschieden, wo man sich seine Zutaten wieder selbst aussuchen konnte und es war wirklich sehr lecker. Vor Allem kann man zuschauen wie es gemacht wird. Die Besitzer sind ein Mann und seine Frau mit ihrem kleinen Baby, was in seinem Kinderwagen nebendran sitzt und mit großen Augen den Leuten beim Essen zusieht. Diese sitzen an kleinen Tischchen auf Plastikhockern und lassen sich ihre gebratenen Nudeln schmecken.

Ein chinesisches Baby

Für den Heimweg sind wir nochmal auf den Markt gelaufen wo man alles Mögliche kaufen konnte. Von getrockneten Früchten über DVDs über frische Tiere. Tintenfische, Frösche, etc. Das war auch meine erste Begegnung mit Hundefleisch. Ich habe es zwar nicht gegessen und schon dreimal nicht probiert, aber ich habe einen halben Hund gesehen. Er hing in einer Vitrine (ungekühlt) und war ausgenommen, sodass nur noch die Rippen und das Fleisch zu sehen war.

 

 

 

 

 

 

(Das nächte Foto kann gerne überscrollt werden, damit es keine Alpträume gibt! Ich warne euch vor!)

 

 

 

 

 

 

Ansonsten ist es in diesen Gassen sehr sehr dreckig. Ratten und Kakerlaken laufen zusammen mit den Leuten durch die Straßen und ab und zu fliegt ein Müllbeutel aus dem Fenster. Wenn es dann noch wie heute geregnet hat, wird der Müll-Einheitsmatsch besonders erfreulich..

Obstmarkt

Gemüsemarkt

Fischmarkt

Irgendwann sind ich und Maurice dann auch zurück, weil ich war ganz schön müde und wir sind gegen drei ins Bett. Ich habe in einem Extraraum auf einem Feldbett geschlafen, was zwar etwas komisch war am Anfang, aber durchaus erholsam. (Wenn 4 Stunden als erholsam durchgehen können).

Irgendwann um 5 Uhr ist dann auch die schöne Chinaflagge, die in diesem Zimmer an der Wand hing, auf mich hinabgesegelt.

Ich weiß nicht, ob es ein Vorbote für den nächsten Tag war, aber der nächste Tag sollte wirklich ein paar Überraschungen für mich bereithalten. Und zwar keine schöne Überraschungen…

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