Viel Sitzen!

20.10.2012

 

Wenn Sitzen auch ein Sport wäre, dann hätte ich heute mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit den ersten Platz gemacht. Aber nein, das wird ja leider nicht belohnt. Der Start war heute um 7 Uhr, was ein frühes Aufstehen bedeutet. Und da meine Morgenrituale sehr umfangreich und langwierig sind, brauche ich schon mal zwei Stunden Vorlauf.

Um 7 Uhr sind wir dann mit unseren Schülern zum Stadion im Ostbezirk des Campus gelaufen. Ich habe Orte entdeckt, die ich vorher noch nicht gesehen habe. So zum Beispiel auch einen Bambuspark. Der sieht sehr schön aus. Ich muss euch unbedingt noch mehr Bilder von meinem Campus schicken, das ist einfach zu schön hier!

Gut, dann war auch gleich die große Eröffnungsfeier für die wir die letzten Tage unser Marschieren geübt haben. Alle Klassen der Sun Yat-sen Mittelschule haben sich auf der Laufbahn aufgestellt, sodass kaum noch etwas von den roten Rennfeldern zu sehen war. Es sind aber auch wirklich viele Schüler! Die siebte bis zwölfte Klasse war vertreten und jede Jahrgangsstufe hat nochmal mehrere Klassen. Ich kann nur ganz schlecht einschätzen, wie viele Schüler es wirklich sind.

Palmen!

Ein Foto davon kann ich euch leider auch nicht bieten, weil ich zu diesem Zeitpunkt selber in den Klassenreihen stand. Und zwar in der Klasse von der Lisa die Klassenlehrerin ist. Jede Klasse hat 30 Sekunden Zeit eine Show vorzuführen, um bei der Eröffnungsfeier beitragen zu können. Dafür hat auch jede Klasse sich individuelle  T-Shirts machen lassen und jede Klasse braucht eine Fahne (ihr erinnert euch bestimmt an das Drachenbild, das ich erstellt habe? Das ist nun die Fahne der Klasse 8).

Und dann geht es los. Eine Klasse nach der anderen marschiert von ihrem Platz bis vor zur Tribüne und zeigt ihre Choreografie. Danach marschieren sie weiter und stellen sich nun auf der Grünfläche innerhalb der Rennbahn auf. Dabei schwenken sie natürlich stolz ihre Fahnen und schreien ihre Parolen.

Schließlich waren auch wir an der Reihe. Also marschierten wir wie chinesische Soldaten vor die Tribüne, drehten uns auf Kommando und formten „8 + 7“ und zeigten unsere Bilder. Diese Bilder waren auf DIN A3 Styroporplatten geklebt worden und jedes trug nun ein lächelndes Gesicht darauf. (Naja, fast alle. Die, die halt auch lächeln können). Dann war es auch schon vorbei und wir marschierten auf unseren Platz auf der Grünfläche. Und dafür zwei Wochen üben?! Es haben aber alle super mitgemacht und egal wie lächerlich die Choreo war, es waren alle mit Leidenschaft dabei.

Die absoluten Favoriten waren aber ungeschlagen der „Gangnamstyle“, „Party Rock Anthem“ und „High School Musical“. Und auch die Ideen waren sehr kreativ. Von unschuldigen Performances bis hin zu Tanschritten á la Beyonce war alles dabei. Am Besten aber kam definitiv der Gangnamstyle an. Ein ganzes Stadion hat getobt und das nur nach den ersten drei Tönen des Liedes! Wahnsinn!

Die einzelnen Klassen während der Präsentation

Ab 8 Uhr ging es dann los und die ersten Wettkämpfe wurden ausgetragen. Ich durfte in der Zeit das Gelände nicht verlassen und musste immer anwesend bleiben. Also habe ich gelesen, Hörbuch gehört oder auch versucht zu schlafen. Da es aber wirklich eng war auf der Tribüne wurde ich ständig angestoßen. Außerdem saß ich direkt neben dem Lautsprecher, was Hörbuch hören und schlafen unmöglich machte. Und manchmal kamen Leute vorbei und drängten sich vor an die Brüstung, damit sie ihre Klassenkameraden anfeuern können. Also Ruhe hatte ich keine.

In der Mittagspause haben die uns irgendwelche Pakte gegeben. Meins hatte Reis und Gemüse, Schweinefleisch und etwas in Alufolie gewickeltes. Ich habe probiert ein Stück Fleisch zu essen, habe aber gleich feststellen müssen, dass die Stücke zu 90% aus Knochen bestehen. Bäh! Ich hab voll draufgebissen… Also Fleisch war nicht. Und in der Alufolie war ein Stück Fleisch, das aussah wie ein Ohr. Ich weiß nicht, was es war und ich wollte es auch nicht probieren, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das ein Ohr gewesen sein könnte… Igitt. Mein Mittagsessen (Reis und Gemüse) war also so ziemlich gelaufen.

Net so gut

In der „zweiten Halbzeit“ habe ich doch geschlafen, was ich irgendwie auch geschafft habe. Für so alle 20 Minuten nur wurde ich aufgeweckt. Zuletzt durch ein Kind eines Lehrers, was immer wieder herkam um „Hello“ zu mir zu sagen. Und das machte es immer wieder. Meine Güte, das Kind war vielleicht vier und süß, aber wenn man es grad geschafft hat, einzuschlafen, und dann immer wieder geweckt wird, macht das alles keinen Spaß mehr.

Zwischendurch durfte ich auch wieder für Fotos posieren und fleißig Autogramme verteilen. Tja, es hat sich nichts geändert.

Aufstellung zur Preisverleihung

Um 18 Uhr war es endlich vorbei! Nach fast 10 Stunden sinnlosem Rumsitzen, wollte ich nur noch heim. Dafür dauerte die Preisverleihung halt doppelt so lange… Um Viertel nach war ich endlich zuhause, habe geduscht und mein zeug gepackt und bin schon wieder weitergereist. Ich wollte nämlich Fanny in Nansha besuchen. Also bin ich los und zur U-Bahn gegangen. Ich bin zwar nur einmal umgestiegen, war dafür aber trotzdem 90 Minuten unterwegs. Und Fanny wohnt noch in Guangzhou. Nur wirklich sehr sehr südlich.

Bis kurz vor die Endstation bin ich gefahren, nach Jiaomen. Dort hat mich Fanny auch abgeholt, aber sie war mit dem Fahrrad da, weil keine Busse mehr fuhren. In Nansha herrscht nämlich fast gar kein Verkehr. Und nach Einbruch der Dunkelheit eigentlich kaum noch.

Da ich aber nicht laufen wollte, gab es nur eine Möglichkeit: Motorradtaxi! Und ich kann euch sagen, dass man sowas unbedingt mal mitmachen sollte! Das macht einfach nur Spaß und ist ein riesengroßes Highlight! Mir hat es sehr gefallen. Und es hat mich auch nur 60 Cent gekostet. Einfach nur wow!

Mit Fanny bin ich dann auch was essen gegangen, weil durch meine Enttäuschung beim Mittagessen hatte ich nun echt Hunger! Und deshalb sind wir ins Dorf gegangen, was eigentlich eine kleine und einfache Siedlung ist. Dort gibt es ein Straßenrestaurant, wo man sich die Zutaten aussucht, die dann frisch geschnitten und gekocht werden. Ich habe mich für Zwiebeln, Tomaten, Brot und Schnittlauch entschieden. Das habe ich dann mit etwas Fleisch und Würzung im Wok angebraten bekommen und dazu gekochten Reis. Es war echt lecker und kostete nur einen Euro. Einfach nur cool. Und das mitten auf der Straße.

Lecker!

Die anderen Anwohner haben sich währenddessen zum Public Viewing getroffen, da nicht viele einen eigenen Fernseher haben und der deshalb draußen auf der Straße aufgebaut wird, damit alle zuschauen können. Oder sie haben gemeinsam Billard gespielt. Auf jeden Fall ein sehr starkes Gemeinschaftsgefühl, was ich immer wieder bewundernswert finde!

Doch nach 11 Stunden Sportfest und einer so langen U-Bahnfahrt, war ich einfach nur noch müde. Schließlich bin ich heute fast 12 Stunden gesessen! Und da freut man sich auf ein Bett 😉

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