Das große Sportereignis

19.10.2012

 

Und damit meine ich nicht das Sportfest, das heue und morgen stattfindet, aber lest nur weiter.

Heute Morgen stand ich pünktlich um 8:20 Uhr im Lehrerzimmer und habe mich an meinen Schreibtisch gesetzt. Lisa war nicht da, dafür alle anderen Lehrer. Komisch, eigentlich hätten wir doch um 8:40 Uhr Unterricht…

Ok. Ihr Laptop war nicht da – schlechtes Zeichen! Denn den brauch sie für jede Stunde. Ist sie also schon vorgegangen?

Das Deutschbuch lag noch hier. Das war ein gutes Zeichen, das brauch man normalerweise! Aber vllt schaut sie einen Film mit den Schülern und braucht das Buch nicht?

Ich hatte jetzt die Möglichkeit zu warten oder vorsichtshalber zu den siebten Klassen zu laufen und nachzusehen ob sie schon vorgegangen ist (20 Minuten zu früh?).

Letztendlich habe ich mich dagegen entschieden. Ich wartete. Ich lauf doch net die ganzen Stufen hoch und runter nur um festzustellen, dass sie da auch nicht ist? Nee, ich net 🙂

Außerdem fehlte ihre Handtasche. Dafür war ihr Rucksack da. Also mein gesamter detektivischer Spürsinn reichte nicht aus, um eine eindeutige Schlussfolgerung zu erlangen.

Nach einer Stunde ungefähr kam Lisa herein und sah aus wie der Tod persönlich. Sie sagte mir, dass sie krank sei und die erste Stunde hat vertreten lassen. Gut, ich war wohl die letzte, die davon erfährt, aber ich habs zumindest erfahren. Zum Glück bin ich nicht suchend durch die Gegend gelaufen.

Also führte ich das Programm von gestern weiter, was sich „Zeit totschlagen“ nennt und ich habe mich wieder ans Malen, an die Lektüre, ans Spielen, ans Lernen gemacht. Um 11 Uhr haben wir nochmal Marschieren geübt. So langsam hab auch ich Bewegungslegastheniker verstanden, wie es funktioniert, also warum so oft üben? Die Vorführung ist es morgen, auch wenn das Sportfest heute schon beginnt. Nämlich nach der Mittagspause.

Ich habe mich wieder im Lehrerzimer verkrochen, so langsam finde ich Gefallen an meinen anderen Beschäftigungen.  Mein Manga-bild ist fertig geworden, ich habe das Buch schon zu drei Prozent durch und ich weiß jetzt auch Bescheid über die moderne Psychoanalyse, Blaue Zwerge und Rote Riesen im Weltall, Impfungen und neue Methoden zur Bekämpfung der Antikörperentwicklung bei Transplantationen, etc. Besonders belustigend fand ich aber den Beitrag über die „Testosteronmonster“, der sich über die permanente Diffamierung der Männer beschwerte. Naja, nicht alles ist sinnvoll, aber es erfüllt seinen Zweck der Zeitvertreibung. Und ich fühl mich jetzt schon viel schlauer als vorher 😉

Nach der Mittagspause habe ich mein 7.-Klasse-T-shirt angezogen und habe den Wettkämpfen zugesehen. Hochsprung und 800m- Lauf. Aber als ich im Sitzen eingeschlafen bin, hat Lisa mir den Schlüssel zum Lehrerzimmer gegeben. Dort sollte ich warten, bis sie mit ihrer Arbeit fertig ist. Das habe ich gemacht und mittlerweile 97% bei dem Spiel Freecell erreicht. Tja, ich bin echt hart am arbeiten gerade. Soo mag ich Sportfeste. Zu dumm nur, dass ab Montag wieder der Alltag eintritt.

Um 17 Uhr war der Spuk dann vorbei und Lisa kam völlig erschöpft ins Lehrerzimmer. Sie fragte, ob wir gemeinsam essen gehen wollen, aber ich musste leider ablehnen. Denn ich hatte ja eine Verabredung. Also bin ich schnell nach Hause, habe meine Jogginghose angezogen, ein Snickers gegessen und bin gleich weiter Richtung Park gelaufen. Dort sollte ich meine erste Kick Tae Stunde erhalten. Wir waren ungefähr 18 Leute und wir haben auch ziemlich schnell losgelegt. Eine kurze Aufwärmrunde mit Dehnübungen und danach ging es sofort an die Tritte. Die sind quasi alles, worum es geht. Es ist keine Selbstverteidigung sondern reine Martial Arts. Und es sind auch keine Tritte, sondern Kicksprünge. Ich habe noch nie wirklich Kicksprünge gemacht, da die in dem Karate-Stil den ich in Deutschland  trainiert habe, nicht wirklich vorkommen. Hier schon. Die Anfänger machen normale Tritte, die Fortgeschrittenen machen Kicksprünge. Mir war ziemlich schnell langweilig vom Kicken und nachdem der Trainer meine Trittfestigkeit geprüft hat und aus dem Staunen kaum herauskam (danke liebes Karate-Training, danke!), habe ich mich an die Kicksprünge heran getraut. Ich weiß nicht mehr wie viele wir gemacht haben, aber 60 waren es bestimmt. Dazu wurden Kicks den Platz rauf und runter gemacht und nach einer Stunde konnte ich meine Beine kaum noch hochheben. Danach wieder Kicksprünge. Und dann noch ein bisschen Muskeltraining.

Das Training war nicht zu heftig, sondern genau richtig um einen Effekt für mich zu erzielen. Es war alles machbar, aber es war anspruchsvoll. Vor den letzten zwei Bahnen wollte ich schon aufgeben. Habs aber trotzdem durchgezogen. Jetzt tun mir meine Beine weh und morgen muss ich zum Glück nur auf der Wiese sitzen und beim Sport ZUSCHAUEN 😉

Es hat aber auf jeden Fall Spaß gemacht und die Leute sind sehr nett. Die, die ich letztes Mal getroffen habe, waren leider nicht da, aber dafür waren die anderen Leute heute sehr offen und ich habe mich gut aufgenommen gefühlt. Und ich habe den Eindruck, dass der Trainer ein bisschen beeindruckt ist, weil ich besser bin als die anderen Anfänger, die schon seit ein paar Wochen dabei sind. Und das habe ich meinem tollen Karatetraining in der Heimat zu verdanken! 😉

Das war mein sportliches Highlight. Mein privates Highlight war aber das eiskalte Duschen danach, weil ich sowas von durchgeschwitzt war. Ich schäme mich fast zweimal am Tag zu duschen und Wasser zu verschwenden, aber es war nötig! Und dann war noch Kochen angesagt!

Ich war zwar fix und fertig, aber der Hunger war größer. Und ich habe mir die Kartoffeln und die Karotten in Balsamico-Sauce mit Reis schmecken lassen. Gut, durch den Balsamicoessig sah das ganze eklig aus, aber es war wirklich gut.

Jetzt bin ich einfach nur noch froh mich ins Bett legen zu können und mit der Gewissheit einzuschlafen, dass ich morgen früh um 7 schon auf dem Sportplatz stehen muss. Na toll! Aber wie bereits erwähnt, ich muss nur zuschauen. Und das kann ich gut 😉

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