Meine erste Chinesischstunde!

14.10.2012

 

Mein Tag hat heute für ein Wochenende schon relativ früh angefangen, nämlich um acht. Dafür dass man am Vortag vollgefressen ins Bett gegangen ist, steht man dafür morgens dementsprechend schlecht auf 😉

Aber um 10 Uhr sollte meine Unterricht beginnen und zwar in einem Restaurant. Wir wollten uns im RBT Café treffen, weil meine Schule heue unter Verschluss war. Dort wurden heut e Prüfungen von der Uni abgehalten und deshalb war das ganze Schulgelände wie ein Hochsicherheitsgefängnis. Niemand darf rein oder raus. Also sind wir halt auf ein Restaurant ausgewichen.

Vor dem Westtor, unmittelbare Nachbarschaft

Die erste Unterrichtsstunde fing mit einem Test an. Es waren verschiedene Bilder und Sätze abgebildet, die ich vorlesen sollte, um herauszufinden, wie gut meine Fähigkeiten sind. Die Texte waren jetzt nicht schwer, aber wenn man die Zeichen halt noch nicht kennt, dann kann man damit nichts anfangen. Ich war trotzdem ziemlich zufrieden, dass ich 25% ohne vorherigen Unterricht verstanden habe und lesen konnte. Nur meine Aussprache war wohl nicht so gut, aber woher soll ich es auch schon können? So etwas erfordert viel Übung.

Deswegen habe ich den Rest der Stunde die Zahlen von 1-10 gelernt! Eine Stunde lang?! Gut, wir haben noch die Wochentage gelernt, aber das auch nur, weil Montag so viel wie Tag 1 und Mittwoch Tag 3 usw. heißt. Also haben wir nur die Zahlen geübt und die konnte ich vorher schon…

Ich habe mich auf jeden Fall etwas abgezockt gefühlt, wenn ich ehrlich bin.

Nach einer Unterrichtsstunde und einer weiteren Stunde sich unterhalten, haben wir uns dann verabschiedet. Der Unterricht war wirklich gut, aber ich fürchte, dass ich nach 30 Stunden in diesem Tempo nicht wirklich weiter bin. Vor Allem, da wir keinen Leitfaden, wie z.B. ein Lehrbuch, haben…

Zuhause angekommen, habe ich mich erst einmal an einen Großputz herangewagt, der längst fällig war. Nach ungefähr 3 Stunden war ich dann fertig und ich habe mich mit meiner aufgewärmten Pizza von gestern vor den Fernseher gesetzt. So könnte es immer sein 😉

Doch die Unterrichtsstunde ging mir nicht aus dem Kopf. Habe ich heute wirklich 25 Euro bezahlt, dass man mir in 60 Minuten de Zahlen von 1-10 beibringt, die ich eh schon kannte? Nein, das darf nicht sein. Also habe ich wieder einmal stundenlang das Internet umgegraben und nach einer Alternative gesucht. Und sieh an: wenn man „chinese lessons for foreigners“ eingibt (ich habe bisher nur „chinese lessons“ auf jede erdenkliche Sprache gegoogelt!), findet man einen Kurs der sogar auf meinem Campus angeboten wird! Jetzt fühle ich mich noch mehr verarscht, weil ich das doch hätte als erstes finden müssen oder Lisa mir das auch als erstes vorgeschlagen haben müsste…

Ich habe mich also noch ein wenig durch die Seite gelesen und festgestellt, dass hier 60 Stunden à 40 Minuten (also 20 Stunden) 3000 RMB kosten! Momentan zahle ich für 30 Stunden 6000 RMB!

Ok, wer ist jetzt wirklich verarscht worden?

Ich habe Lisa die Seite geschickt, dass sie mal einen Blick drauf wirft und mir ihre Meinung dazu sagt. Sie meinte, dass müsste ich nun selbst entscheiden, ob ich Privatunterricht oder Klassenunterricht will. Da ich hier niemanden kenne und ganz alleine bin und Probleme habe Leute kennenzulernen, ist meine Entscheidung eindeutig! Ich möchte Klassenunterricht. Und letztendlich ist es auch eine Kapitalfrage!

Promenade vor dem Nordtor

Am Abend bin ich mal wieder über den Campus geschlendert und zum Nordtor gelaufen. Da ist nachts immer etwas los! So auch heute wieder. Ganz viele Leute direkt an der Perfluss-Promenade. Es gab Musik und sogar ein Konzert von zwei älteren Frauen. Gut, schön angehört hat es sich nicht, aber es war wenigstens etwas los. Es ist auch eine Kindertanzgruppe aufgetreten, die alle ganz kurze Glitzer-Kleidchen trugen. Der Tanzlehrer stand dabei und hat diejenigen, die einen Fehler machen, genauestens beobachtet und sofort verbessert. Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Kinder Spaß dabei hatten, aber die herumstehenden Eltern dafür schon. Hier in China spielt Stolz eine sehr große Rolle und natürlich wollen die Eltern, dass ihr einziges Kind das Beste ist. Aber um was für einen Preis?

Nachdem mich auch ein paar Ausländer angelabert haben, einer davon war aus Bangladesch und der andere aus Pakistan, habe ich mich auch wieder auf den Heimweg gemacht. Das war mir zu unheimlich. Leute kennenzulernen ist hier nicht schwierig, aber man muss so misstrauisch sein, dass sich beides eigentlich ausschließt: Misstrauen und Freunde finden. Aber man sollte auch nicht so blöd sein und unnötige Risiken eingehen.

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