Viel zu tun

11.10.2012

Der Mittwoch war wirklich nicht der Rede wert. Es ist nichts Interessantes passiert und der Tag zog sich ewig. Im Unterricht habe ich eine komplette Stunde für die siebten Klassen gehalten und ihnen die Zahlen von 20-100 beigebracht. Und gut, die Deutschecke habe ich gehalten. Und dann war der Tag eigentlich schon vorbei…

12.10.2012

Anders sah es da am Donnerstag aus. Ich hatte zwar nur eine Unterrichtsstundemorgens und die war echt doof! Nächsten Samstag ist Sportfest und jede Klasse muss etwas vorführen. Und das wurde heute einstudiert. Und ICH muss mitmachen… Ich hasse sowas. Naja, sie haben mein Talent relativ früh erkannt und meine Rolle auf in der Mitte stehen begrenzt und dann zum finalen Abschluss fünf Schritte rückwärts zu laufen. 😉

Ansonsten waren keine Unterrichtsstunden mehr für diesen Tag angesetzt, aber ich durfte dafür den Unterricht für Freitag vorbereiten, sowohl die Stunde in der 7. Und in der 8. Klasse. Das Thema ist „Partys“ und ich habe dazu ein Arbeitsblatt erstellt, wo die Schüler einen Dialog in die richtige Reihenfolge bringen müssen. Das Ganze hat Lisa gemeint, soll man mit Ausschneiden und Aufkleben machen, also habe ich das auch dementsprechend bei meiner Arbeitsballt-Erstellung berücksichtigt.

Dafür sind mir danach umso mehr die Augen aus dem Kopf gefallen, als Lisa sagte, dass ICH die einzelnen Segmente ausschneiden muss, weil die Schüler keine Scheren haben… Ich dachte ich werde verrückt und vor Allem habe ich dann das rechnen angefangen. 14 Segmente sind für die Aufgabe notwendig. Und es sind 90 Schüler! Soll ich ernsthaft über tausend Schnipsel ausschneiden? Oh je. Oh mein Gott! Lisa meinte, dass machen wir morgen, also habe ich es erst einmal verdrängt, aber mir graut es jetzt schon davor…

In der Mittagspause habe ich mir dann eine Nudelsuppe aufgegossen und ein bisschen ferngesehen (im Lehrerzimmer :)) bevor ich mich für eine Stunde auf meinem Laptop schlafen gelegt habe. Es ist zwar nicht bequem und auch nicht wirklich erholsam, aber es entspannt die Augen und es beruhigt meinen Kopf. Außerdem habe ich keinen Bock jedes Mal nach Hause zu laufen und dann wieder zurückzugehen. So habe ich auch nicht viel von meiner Mittagspause!

Am Nachmittag ereignete sich dann ein kleines Wunder. Ich kann es selber nicht beschreiben und ich habe mich einfach nur wohlgefühlt. Lisa hat mir nämlich HEUTE gesagt, dass NÄCHSTEN MITTWOCH unsere Deutschstunde von einer Deutschen und von einem Deutschstudent von der Sun Yat-sen Universität hospitiert wird. Könnt ihr euch das vorstellen? SECHS TAGE IM VORRAUS habe ich Bescheid bekommen. Ich denke, dass ist das erste Mal gewesen, dass etwas länger als 10 Minuten vorher angekündigt wurde. Ich bin beeindruckt und von diesem Wunder immer noch erschüttert. Dafür konnte ich mir ausführlich Gedanken und habe mir jetzt schon einiges überlegt, wie man den Unterricht gestalten könnte. So gefällt es mir am Besten. Mich nervt dieses ständige Improvisations-Unterrichten langsam!

Aber so lange hat diese Begeisterung nicht angedauert. Für das Sportfest braucht die Klasse 8, also Lisas Klasse, noch eine große Fahne, die sie selbst gestalten darf. Die Schüler haben sich für zwei Drachen entschieden, die eine acht umschließen.

Nun lag es an mir, die beiden Drachen auf Fahnengröße zu bekommen, auf einem roten Untergrund zu hinterlegen und eine Acht in Flammenschrift um diese beiden Drachen zu ziehen. Drucktermin ist diesen Samstag, also muss das Bild morgen fertig sein.

Natürlich habe ich mich über so eine Aufgabe gefreut, denn ich arbeite sehr gerne mit Grafikprogrammen, aber es ist eine Menge Arbeit. Vor Allem die Flammenschrift! Und die beiden Drachen waren zwar schon als Bilddatei vorhanden, aber die Qualität war zu schlecht, um sie zu vergrößern! Und dann wieder so spontan und kurzfristig.

Deshalb bin ich nach Hause gerannt und habe mein Grafiktablett geholt (und es hat sich gelohnt es für China einzupacken!), damit ich besser arbeiten kann. Die nächsten drei Stunden habe ich dann damit verbracht, die Datei zu bereinigen, weil die Drachen beim Vergrößern enorm verpixelt sind. Also muss man per Hand die Konturen  glätten und danach die Farbe wiederherstellen, was bei ganz schwarzen Drachen nicht ganz so schwer ist.

Nach drei Stunden habe ich alles stehen und liegen lassen und bin zur Deutschecke gerast. Zu dumm nur, dass heute wieder die A2-Leute dran sind… Von den beiden kam aber nur eine und dafür die zwei Neuntklässlerinnen, die Deutsch nicht mehr im Unterricht haben, aber es nicht verlernen wollen. Also habe ich (improvisiert) beides miteinander verknüpft und ein Interview gestartet und habe die einzelnen zum Reden gebracht. Sie haben auch auf Deutsch geantwortet, aber alles was über ihren Wortschatz hinausging, haben sie mit Englisch ausgedrückt. Dafür habe ich viele Fragen zum Thema Hobbies und Schule gestellt und das sind auch prüfungsrelevante Themen.

Danach bin ich wieder hoch zum Lehrerzimmer um meine Sachen zu packen, weil Lisa für mich ein Treffen mit meiner zukünftigen Chinesischlehrerin arrangiert hat. Diese wollte mich um 18:30 vor der Schule treffen, um mit mir gemeinsam einen Kaffee trinken zu gehen.

Sie heißt Chen Ji oder auch Anna und sie spricht sogar ein klein wenig Deutsch, weil ihr Vater Germanistikprofessor ist. Trotzdem haben wir uns überwiegend auf Englisch unterhalten, weil es so einfacher für sie ist. Das wird auch meine Unterrichtssprache sein, aber das macht mir nichts aus. Dafür reicht mein Englisch voll und ganz!

Wir sind zusammen ins RBT Cafe gegangen und ich habe einen „Blue Mountain Smoothie“  unbekannterweise bestellt und sie einen Eistee. Soviel zum Thema Kaffee trinken, aber ich wollte heute eh lieber einen Cappuccino aus meinem Päckchen aus Deutschland trinken! 😉

Sie hat mir ihre Bedingungen erklärt und mir ihre Arbeitsblätter gezeigt. Leider hat sie gerade keine anderen Schüler, dafür gibt sie mir Einzelunterricht. Leider kostet eine Unterrichtseinheit 250 Yuan!!!

Bei 30 Pflichtstunden, die ich ablegen muss, wären dass 7500 Yuan und somit 940 Euro!!! Kann man sich das vorstellen? Verdammt teuer.

Also habe ich mit ihr gehandelt. Und ich habe sie auf 200 RMB pro Stunde runterhandeln können, also 50 RMB Rabatt pro Stunde. Letztendlich kostet es mich doch 750 Euro, aber so konnte ich wenigstens 200 Euro sparen. Ich hätte nicht gedacht, dass es so teuer ist… Dafür ist es aber Einzelunterricht und ich denke, dass der Unterricht dadurch viel intensiver sein wird. Außerdem kann ich zeigen, dass ich das Lernen noch nicht verlernt habe 😉

Beginn ist schon am Samstag, deshalb werde ich schon bald selbstständiger sein. Und darauf freue ich mich schon. Ich habe mich von ihr verabschiedet und sie sogar (nach chinesischer Art) eingeladen. Schließlich hat sie mir Rabatt gegeben und den langen Weg zu mir auf sich genommen. Das war meine Art danke zu sagen. Vielleicht werde ich doch immer chinesischer?

Als ich zu Hause angekommen bin, habe ich mich gleich wieder an das Grafikprogramm gesetzt und nach einer weiteren Stunde habe ich es endlich fertig bekommen. Zwar in meiner Freizeit, aber dafür rechtzeitig. Lisa kam auch gleich noch am selben Abend zu mir um es sich anzusehen. Sie sagt es ist sehr schön geworden und es gefällt ihr sehr gut. Na wenigstens etwas 😉

Morgen wird es in der 8. Klasse gezeigt und ich habe ein kleines Stück Arbeit vom Tisch. Dafür warten morgen die Schnipselarbeiten auf mich…

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.