Der Froschkönig

08.10.2012

 

Der erste Schultag nach der Golden Week und ich habe mich ehrlich gesagt auf die Schule gefreut. Auch wenn ich mir nicht mal sicher war, ob heute überhaupt Unterricht ist oder ob ich mit 14:30 Uhr vielleicht nicht richtig liege. Also hab ichs einfach mal auf gut Glück probiert.

Vorher war ich noch beim Supermarkt um ein mir Frühstück zu kaufen und auch um was neues auszuprobieren. Deshalb habe ich mir mal Rosinenbrötchen, eine Chocolate Bun und eine Swiss Roll gekauft. Letztendlich ist aber alles das Gleiche. Die Rosinenbrötchen sind Brioche-ähnliche Brötchen mit Rosinen, das Chocolate Bun ist ein Brioche-ähnliches Fladenbrot getränkt mit Schokocreme und die Swiss Roll ist eine Brioche-Rolle mit Zitronen-Marmelade darauf. Also hab ich trotz einer zufälligen Auswahl dreimal das gleiche gegriffen. Aber es war alles lecker, nur nicht wirklich sättigend, muss ich gestehen. Aber was solls, war ja nur mein Mittagessen/Frühstück. Heute Abend wollte ich mir wieder etwas kochen, deshalb war das ok.

In der Schule habe ich auch Lisa wieder getroffen, die wieder gut aus Deutschland zurückgekommen ist. Die Glückliche durfte nämlich für eine Woche nach Deutschland fliegen und die Partnerschule besuchen und um die Vertragsangelegenheiten zu klären. Ihr erinnert euch vielleicht an die Vereinbarung, die ich schreiben sollte. Ja, genau um die ging es! Naja, auf jeden Fall war Lisa wieder da und sie hat sich ein Andenken mitgebracht. Sie hat sich einen Schlüsselanhänger in der Form des Froschkönigs gekauft und ihn ganz stolz gezeigt. Er sieht wirklich gut aus. Dann hat sie mir ein paar Bilder von Düsseldorf gezeigt und ich habe wieder etwas Heimweh bekommen. Auch wenn ich mit Düsseldorf nichts am Hut habe, erinnert allein das Stadtbild mich so stark an zuhause, dass es mit echt einen kleinen Stich versetzt hat…

Der Unterricht in der 8. Klasse heute war relativ zäh, aber für die erste Stunde nach den Ferien haben wir viel geschafft. Meine Aufgabe war es diesmal eine SMS aus dem Schulbuch zu übersetzen, die Zeichen enthält, die ich noch nie zuvor gesehen habe! Und dann ganz komische Abkürzungen, wie * für Geburtstag. Ich meine, dieses Zeichen ist schon gebräuchlich, wenn es um Geburtsdaten geht, aber ich habe dieses Zeichen noch nie in einer SMS benutzt oder gesehen… So lerne ich wenigstens auch etwas über die „deutsche Kultur“, auch wenn ich mir sicher bin, dass da ein ziemlich schräges Bild manchmal von uns vermittelt wird… Oder ich bin einfach schlecht informiert über die deutsche SMS-Sprache…

In der Deutschecke waren heute fünf motivierte Schüler, die auch alle recht gut waren. Es ist nur wirklich bemerkenswert, wie die Augen der Kinder anfangen zu strahlen, wenn es um Belohnungen geht. Ich handhabe es so, dass man durch Anwesenheit in meinen Stunden oder durch das Lesen eines Lesebuchs sich Punkte verdienen kann, die man am Ende des Schuljahres gegen Preise eintauschen kann. Und spätestens da habe ich die Schüler auf meiner Seite. Ich möchte jetzt hier keine Vorurteile schaffen, aber die meisten Schüler sind richtig punktegeil… Und ich glaube ich muss meinen Preisvorrat aufstocken 😀

 

An dieser Stelle mal wieder einen kurzen Exkurs zu dem Inselstreit:

Bei einer Stillarbeit in meiner Deutschecke hat eine der Schülerinnen auf ihr Blatt geschrieben: „The islands are Japan’s!“  Das fand ich zum Beispiel richtig klasse, als ich es bemerkt habe, wie sie auf der Rückseite ihres Arbeitsblattes herumkritzelte.

Nur hat sie direkt da drunter geschrieben: „Japan is China’s“.

Das hat mich hingegen ziemlich geschockt. SO sieht also eine dreizehnjährige die ganze Situation… Interessant.

Ich habe das Gefühl, dass das Ganze noch lange nicht vorbei ist.

 

Außerdem habe ich einen großen Karton mit extra Material für meine Deutschecke bekommen. Noch mehr Spiele, CDs und Flyer. Deshalb durfte ich erst mal neu sortieren und umräumen um die Neuzugänge in meinem kleinen Regal unterzubringen. Aber nichts ist unmöglich, wenn man alle Flyer von 2011 wegschmeißt 🙂 Die Kiste scheint da schon eine Weile zu stehen, denke ich.

Danach war ich Feierabendbereit. Ich hatte Hunger und ich wollte unbedingt die nächste Folge der Serie, die dich aktuell sehe, anschauen! Doch Lisa hatte andere Pläne für mich.

Sie fragte, ob wir nicht gemeinsam zu Abend essen wollten. Und ich hab ja gesagt, schließlich freue ich mich über jede Abwechslung und wir haben uns viel zu erzählen von unseren Ferien. Dann schlug sie vor, dass wir ihr Lieblingsessen essen gehen. Und das sind… Frösche!

Ich war erst mal wie vors Gesicht geschlagen, weil damit habe ich nicht gerechnet. Absolut nicht. Und eigentlich war ich noch nicht bereit für einen derartigen exotischen Ausflug.

Aber no risk, no fun. Ich war einverstanden und wir sind losgegangen. Die nächste Haltestelle ist Lujiang und dort ist auch ziemlich gleich das Restaurant in der Nähe. Das Schild über dem Restaurant sagte Hotpot. Das Restaurant sah auch sehr gut und sauber aus, aber auch etwas teuer.

Hotpot ist ein sehr beliebtes Essen in China, was aus einer heißen Schüssel besteht und man seine Zutaten selbst kochen kann sozusagen. Dabei kann man zwischen 5 Schärfegraden unterscheiden und wir haben uns für die goldene Mitte entschieden und ein paar Zutaten.

Es gab sogar eine Sonderaktion. Wer auf Twitter an fünf Freunde verschickt, dass man gerade an diesem Ort ist und in diesem Restaurant isst, dann bekommt man weitere Zutaten gratis.

Also haben wir das gemacht um uns die gratis Zutaten zu sichern und um so Geld zu sparen.

Wenig später wurde uns dann der Hotpot gebracht. Das ist ein riesiger Wok gefüllt mit einer Chilisauce und Kräutern. Daneben sind noch Wasser und Öl in dem Topf, der auf eine Herdplatte in der Tischmitte gestellt wird.

Hotpot

Danach kamen die einzelnen Zutaten auf einem kleinen Stellwägelchen. Wir haben Kartoffeln, Ou (ich nenne sie ja immer noch das Haar-Gemüse), Mais-„Chips“, überdimensionale Kleeblätter und Chinakohl.

Ou

Doch zunächst isst man die Zutaten aus dem Topf. Ich hab zuerst gar nicht gesehen, dass in dem Hotpot noch etwas anderes ist. Lisa hat dann mit einem großen Schöpflöffel angefangen in der roten Suppe zu fischen und hat auch gleich was großes grünes rausgezogen, was wie Paprika aussah. Doch es war in Wirklichkeit Lotus oder Lotuswurzel. Daneben waren noch Tofustücke darin, die aber verdammt heiß waren. Also der Hotpot verdient echt seinen Namen!

Und dann kam der Moment der Entscheidung! Lisa holte einen Frosch heraus und legte ihn zu sich in die Schüssel… Die Frösche waren also die ganze Zeit in dieser Suppe!

Frosch

Nach einem langen inneren Kampf hab auch ich meinen Schöpflöffel genommen und mir ein paar Frösche geangelt. Es waren Rümpfe und Hinterläufe von den Fröschen drinnen und ich habe mich für die Hinterbeine entschieden. Nachdem ich mir einen Frosch herausgeholt hatte, habe ich ihn in meine Schüssel fallen lassen und mal kurz zu Lisa rübergespäht. Ich hatte nämlich keine Ahnung, wie man die Teile isst. Aber was habe ich erwartet? Natürlich mit Stäbchen.

Also ging das große Kämpfen los. Dadurch dass der Frosch ja tot und gekocht und gehäutet war, hat er natürlich auch seine Körperspannung verloren und es war eine ziemlich schwierige Angelegenheit den kompletten Abdomen auf die Stäbchen zu bekommen und dann auch noch die Knochen abzunagen.  Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass es so zart ist, aber es ist wirklich das zarteste Fleisch, was ich je gegessen habe! Geschmacklich finde ich es dafür eher nicht so überzeugend, weil man kaum etwas schmeckt. Es kommt zwar am ehesten an Hühnchen dran, aber eigentlich hat man mehr dir Chiliwürze geschmeckt als irgendetwas anderes. Fand ich persönlich aber nicht schlecht!

Danach

Nachdem alle Frösche aus dem Topf gegessen waren (Ich: 2, Lisa. 6), kamen die anderen Zutaten hinein und die Herdplatte wurde erst jetzt eingeschaltet. Die restlichen Zutaten (Ou, Kartoffeln, etc.) wurden nun in der Chilisauce gekocht. Und nach ungefähr 15 Minuten konnte man dann die Zutaten wieder rausfischen. Die hatten sich mit der Chilisauce vollgesogen und waren genial gewürzt!

Hotpot

Als Nachtisch (der aber als Beilage serviert wird) gab es frittiertes Kürbismus mit Kondensmilch. Das war echt richtig lecker und ich habe vorher noch nie Kürbismus und auch noch nie frittiert gegessen! Man wird echt immer wieder überrascht 🙂

Kürbismus

Ich kann trotzdem noch nicht fassen, dass ich Frösche gegessen habe… Und die sahen auch noch wirklich nach Frosch aus! Es kostet viel Überwindung, aber es ist nicht wirklich etwas, was man danach bereut. Es macht einen eher stolz eine solche Mutprobe bestanden zu haben 🙂

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