Genießertag oder Fressorgie

04.10.2012

Ihr stellt euch wohl die berechtigte Frage, was genau ich mit Fressorgie meine, aber man kann es schlichtweg als nichts anderes bezeichnen! Wir haben es uns so gut gehen lassen, wie schon lange nicht mehr und ich habe mehr ausprobiert als ich mir je selbst zugetraut hätte! Schaut euch die Bilder gut an und glaubt mir, es war der Hammer!

Angefangen hat der Tag jedoch mit – wer hätt‘s gedacht? – mit Essen. Wir gönnten uns mal wieder ein ausgiebiges Frühstück mit Bananen, Toast, Marmelade und Haferflocken. Oh, das war genau wie gestern einfach göttlich. Eigentlich frühstücke ich ja nicht, deswegen habe ich diesen Luxus mal wirklich sehr genossen.  Danach haben wir uns für unseren ersten Programmpunkt fertig gemacht und noch die dafür wichtigen Busverbindungen herausgesucht. Das finde ich ehrlich gesagt etwas umständlich, aber ok, besser als laufen!

Außerdem ist es selbst zum Museum sehr weit, obwohl es eigentlich noch im selben Stadtteil liegt. Unser erstes Ziel war nämlich das Revolutionsmuseum von 1911, welches von außen einen beeindruckenden Baustil aufweist! Ich finde ja, dass es aussieht, wie eine sehr große Motte. Der Eintritt ist frei, was ich für sehr sinnvoll und toll halte, weil man einfach Kultur allen zugänglich machen muss.Und das ist der beste Weg das zu erreichen.

Revolutionsmuseim 1911

Die Ausstattung und die Ausstellungsräume waren echt sehr liebevoll gestaltet und es war wirklich sehr lehrreich. Es ging vor Allem, wie man dem Namen auch entnehmen kann, um die Revolution 1911, bei der das Kaiserreich abgelöst wurde. Die einzelnen Schritte und die Beteiligten waren sehr schön dargestellt und mir haben besonders die Standbilder mit den Wachsfiguren gefallen. Insgesamt waren wir glaube ich sehr lange da drinnen und sind auch vier von fünf Ausstellungsräumen durchgelaufen.

Wachsfiguren

Doch der Hunger trieb uns weiter und so liefen wir ein bisschen durch die Stadt, um zu der berühmten Essensstraße hier in Wuhan zu kommen. Dafür sind wir an der Kranichpagode vorbeigelaufen und haben auch einige Unterkünfte von Obdachlosen gesehen. Im Endeffekt sind wir indem wir unter der einen Brücke durchgelaufen sind durch sein Wohnzimmer gelaufen… Also mit der Armut hier in China muss man wirklich klarkommen. Die meisten halten sich halt mit den Straßenverkäufen über Wasser, aber was sollen sie sonst machen?

Vor dem Revolutionsmuseum

Die Kranichpagode, an der wir vorbeigelaufen sind, ist übrigens eins ehr wichtiges Wahrzeichen von Wuhan. Aber wir haben sie uns nur von außen angeschaut, weil tatsächlich 80 Yuan Eintritt verlangt werden! Und genau so etwas sehe ich nicht ein zu zahlen, wenn es so viele schöne kostenfreie Tempel gibt! Aber wir sind ja dran vorbeigelaufen und haben sie aus der Ferne gesehen.

Kranichpagode

Unser Weg dauerte etwa eine Stunde bis wir endlich in der großen Essensstraße von Wuhan angekommen waren. Diese Straße besteht aus ausschließlich Fressständen, wo man sich alles kaufen kann, was man denn essen will. Das haben wir natürlich ausgenutzt und jeder hat etwas anderes ausgegeben. Angefangen bei Frühlingsrollen, die mit chinesischem Schnittknoblauch gefüllt sind, über gebackene Bananen, hinzu Reis- und Bohnenkuchen!

Kartoffeln

Bähh!

Frühlingsrollen mit Schnittknoblauchfüllung

Teig-Fische mit Schokofüllung

Wir haben uns wirklich so vollgefressen und ich bin mir nicht sicher, ob ich alles fotografiert habe, was wir gegessen haben, aber es war ein Erlebnis! Ich habe kleine Teigfische ausgegeben, die aber mit Schokolade gefüllt waren. Dann habe ich mir noch eine gebackene Banane, eine Kokosnuss und Bananen-Crêpes auf chinesische Art gegönnt. Es war eine Fressorgie vom Feinsten.

Resibällchen mit Sesam

Reis?

Bohnenkuchen

Spieße

Fladenbrot mit Rindfleischfüllung

Suppe mit Klößen

Dort laufen nur leider auch ziemlich viele Bettler und Räuber rum, deswegen muss man immer gut auf seine Taschen aufpassen. Was mich besonders aufregt, ist, dass die ganzen Bettler zu einem kommen und einem ihre Tassen entgegenhalten. Sie fassen einen an oder drängen sich auf und lassen sich auch nicht von einem Kopfschütteln abwehren.

Nein, Danke!

Eine dieser Bettlerinnen war schon sehr alt, aber sie wurde immer zudringlicher. Als sie letztendlich direkt hinter mir stand und mich ständig mit ihrem Becher in den Rücken stupste, habe ich es nicht mehr ausgehalten und ich habe mich umgedreht und auf Chinesisch „ICH WILL NICHT!“ gerufen. Erstens ist das das einzige, was ich kannte und was mir spontan eingefallen ist. Und zweitens war ich wirklich angepisst, weil in einer so überfüllten Straße will man nicht ständig angefingert werden.

Ich mein, es tut mir ja echt leid und die Frau kann auch nichts dazu. Aber wenn ich einem Bettler etwas gebe, dann müsste ich jedem Bettler etwas geben. Und ich möchte wenn dann aus eigenem Antrieb etwas geben und nicht weil man 30 Mal den Becher gegen die Hand geschlagen bekommt. Und was hilft es zum Schluss denn?

Die Frau machte trotzdem noch zwei Minuten unberührt weiter bevor sie endlich weiterzog. In der Zwischenzeit machte sich der eine Mann neben mir sich über mich lustig. Er hat gelacht und ständig mein „Ich will nicht!“ nachgeäfft. Wahrscheinlich werde ich demnächst auf Youtube auftauchen und den Gangnam-Style von Platz 1 ablösen! Meine Güte!

Nach dieser Aufregung war dann auch endlich mein Bananen-Crêpes fertig, der vorher auf besondere Art ausgerollt und dann herumgeschleudert worden ist. Ich habe ein Film davon gemacht, weil es einfach beeindruckend war. Und es war ebenso lecker wie alles andere in dieser Straße.

Lecker! Crepes!

Vollgefressen nach dieser kleinen Fresstour sind wir dann zur Fähre gelaufen, die uns über den Yangtse bringen sollte. Für die Überfahrt konnten wir sogar auch unsere Busfahrkarten benutzen und haben so 1,6 Kuai, also 20 Cent für eine halbstündige Bootsfahrt bezahlt. Viel gesehen haben wir wegen des Smognebels nichts und außerdem standen wir direkt neben dem Bootsauspuff, was ziemlich ekligen Ruß ausgestoßen hat. Aber gut, es war eine Erfahrung wert und es ist allemal angenehmer (und schneller) als Bus fahren! Auch viele Motorräder nutzen eher die Fähre als die Brücken. Auf der anderen Seite angekommen haben wir tatsächlich Leute gesehen, die im Yangtse geangelt haben und geschwommen sind. Ich würde sagen: Nein, danke! Der Fluss ist nämlich sehr stark verschmutzt, finde ich.

Bootsfahrt über den Yangtse (Foto by Kai)

Drüben, im Viertel Hanko, waren wir im Kolonialviertel, wo wie in Shamian bei mir viele europäische Einflüsse das Stadtbild geprägt haben oder bei dem Entwurf eine Rolle gespielt haben und was jetzt die Shoppingstraße darstellt. Hier gibt es viele Markenläden und Fastfoodrestaurants und wir haben uns nach der Anstrengung zum Chillen in einen Starbucks gesetzt. Bei Kaffee und Eis haben wir dann unsere weiteren Pläne besprochen. Wir wollten auf jeden Fall noch die Shoppingstraße zu Ende gehen und auch den Nachtmarkt besuchen. Das nächste Ziel war es dann so viel Tsingtao-Bier für das K-TV wie möglich zu kaufen. Gesagt, getan.

Am Ende der Shoppingstraße gibt es nach Einbruch der Dunkelheit einen Flohmarkt und Schwarzmarkt ähnlichen Nachtmarkt, der eigentlich alles verkauft. Von Unterwäsche bis hin zu Kuhkostümen ist alles möglich. Genauso wie Schuhe, Sonnenbrillen, usw. Unbedingt ein bisschen Stöbern wert! Ich habe nur leider nichts in meiner Größe gefunden…

Dafür haben wir einen kleinen Supermarkt gefunden, in dem wir uns mit Bier eingedeckt haben. Nun konnte endlich unser K-TV-Abend losgehen! K-TV ist nämlich Karaoke und dafür haben wir uns mit ordentlich Bier in eine Karaokebar begeben, die für 120 Yuan pro Stunde Räume vergibt. Wir waren zu acht, also war das ganze sehr erschwinglich! Und richtig lustig! Für mich war es das erste Mal in einer Karaokebar, aber ich hatte eine Menge Spaß! Bei Liedern von Linkin Park und Co konnte ich fleißig mitsingen, bei den anderen weniger. Dafür habe ich mich an drei japanische Lieder herangetraut. Und zwar an „Change“ von MIWA, „Sakura Drops“ von Hikaru Utada und auch an „Puzzle“ von Kuraki Mai. Ich fand mich gar nicht so schlecht. Ich war sehr textsicher, dafür war meine Stimme grottenschlecht. Ist ja nix Neues! 😀

Der perfekte Abschluss nach zwei Stunden war dann aber unsere Interpretation vom Gangnam Style. Ich kann allen, die es noch nicht gesehen haben, es sich unbedingt anzusehen! Gangnam-Style ist mittlerweile eins der beliebtesten und erfolgreichsten Videos überhaupt! Und der Tanz ist so affig, dass er schon fast Kult werden könnte. Wir acht haben also krönenden Abschluss den Tanz getanzt und das Lied gesungen und einen riesen Spaß gehabt! Also Leute, seht euch das Video an! Es ist schon wirklich Kult geworden!

Da wir ja heute noch kaum was gegessen haben (-*hust*-), mussten wir natürlich noch ein Straßenrestaurant gehen, um uns Nudeln zu holen. Die meisten waren aber schon beim Aufräumen, weshalb ich mich dann für die Chicken Nuggets bei McDonalds entschieden habe, zusammen mit zwei anderen. Dann sind wir zurück zum Yangtse gelaufen.

Am Flussufer gibt es nämlich einen schönen Flusspark, wo man gemütlich sitzen und den Abend ausklingen lassen kann! Wir haben uns sogar zwei Lampions gekauft, die wir steigen lassen wollten, aber irgendwie haben wir es geschafft, dass beide noch auf dem Boden Feuer gefangen haben und abgefackelt sind… Lief wohl nicht so richtig wie es sollte 😀 Irgendwas haben wir falsch gemacht!

Leider wurde der Park schon recht früh geschlossen, so dass wir nicht lange sitzen bleiben konnten und uns dann ein Taxi nach Hause genommen haben. Nachts fahren nämlich auch keine Busse mehr, was etwas den Straßenverkehr entspannt!

Als ich heute auf der Yangtse-Fähre war, habe ich einmal gezählt, wie viele Busse auf der Brücke sind. Auf einer geschätzten einen Kilometer langen Brücke, waren fast 40 Busse! Also waren ungefähr alle 25 Meter ein Bus und die Busse haben ja auch noch eine gewissen Eigenlänge! Ich weiß nicht, ob es auf dem Foto gut herauskommt, aber man kann den Größenunterschied der Fahrzeuge gut ausmachen. Die großen Kasten sind alles Busse! Unglaublich! Was man aber ganz gut erkennt, ist der Smog, schließlich ist Wuhan noch sehr stark industriell geprägt.

 

Brücke über den Yangtse

Das Taxi bzw. die zwei Taxis brachten uns nach Hause wo wir uns dann noch zusammengesetzt haben, bevor wir alle müde ins Bett gefallen sind. Ich habe mich um 3 Uhr ins Bett begeben, schließlich habe ich vorher noch meinen Blogeintrag schreiben müssen 🙂

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