Ein ganz besonderes Mondfest

30.09.2012

Heute hat es mit dem Ausschlafen endlich mal funktioniert! Das tut sehr gut nach einer langen Zeit mal wieder an nichts denken zu müssen, sondern einfach entspannt in den Tag zu starten. Zur Feier des Tages habe ich versucht mir ein leckeres Frühstück zu kochen. Naja, es ist bei dem Versuch geblieben.

Ich wollte mir mit meinen verbleibendem Toastbrot und meinen Vier Eiern, die ich noch übrig hatte, Arme Ritter im Wok zaubern, aber es hat wohl nicht sein sollen. Eins von den vier Eiern war schlecht und ich musste es wegleeren und letztendlich war die Brotmenge zu viel für die Menge an Ei. Hm. Mist! Egal, ich habs trozdem probiert und musste feststellen, dass Arme Ritter und Wok nicht miteinander harmonieren. Das Ei wird nicht gar, weil die Hitze nur am Tiefpunkt der Pfanne dafür intensiv genug ist, aber die Hitze des Wokrandes ist heiß genug, um das Brot zu verkohlen. Naja, das Ei ist letztendlich doch geronnen, den Toast hat es zermatscht. Mit viel Zuversicht und Schokosauce war es dann doch genießbar, aber nicht wirklich als Arme Ritter noch als irgendwas anderes zu bezeichnen. Und wenn das Auge mitessen soll, dann sollte man es lieber vorher zumachen…

Hey, aber ich habs überlebt!

Um 13 Uhr bin ich dann zur Ubahn gelaufen und bin nach Zhongshansanlu 中山三路 gefahren, zu dem Kaufhaus in dem ich, Fanny und Lea waren. Dort habe ich mal alleine ein bisschen rumgestöbert, aber einkaufen ist schlichtweg unmöglich wenn gleich drei chinesische Angestellte an dir dranhängen und dich beraten und dir jeden Mist zeigen, den sie haben. Kaum schaut man sich etwas an, bringen sie dir einen Berg von Klamotten herbei und wollen, dass du alles kaufst. Ich zahl doch nicht 200 Yuan für einen schwarzen Rock, der langweiliger aussieht, als mein alter Rock. Nope, das wollte ich nicht.

Kaufhaus

Letztendlich habe ich mich in der Accessoire-Abteilung von H&M vergraben und mir eine Silberkette für meine Hose bzw. Rock gekauft. Meine Gürtelkette habe ich nämlich zu Hause gelassen und es schon zutiefst bereut. Aber hey, für 49,5 Yuan ist das ein gutes Geschäft 🙂

Ich bin noch etwas weiter gelaufen, bin in dann ins Dynasty Center gegangen und hab mir die ganzen kleinen Läden angeschaut. Meine Güte, wenn ich mir jemals eine Puppe zulege, dann kleide ich die da ein, aber ich werde niemals so ein Pinkrosa-Spitzen-und-Schleifen-Zeugs anziehen, niemals!

Dynasty Center

Und wenn ich jeden zweiten Tag waschen muss, damit ich mit meiner eingepackten Kleidung aus Deutschland durchkomme, das wärs mir wert! Aber vielleicht muss ich einfach nur in mal in die richtigen Kaufhäuser gehen. Außerdem habe ich ja schonmal was für mich gefunden (Lederjacke + Weste) und das gibt mir Hoffnung. Auf dem Rückweg bin ich dann noch an Jiangnanxi vorbeigefahren und habe mir bei Subway was zum Mitnehmen geholt. Mein Abendessen sozusagen. Ich bin kein großer Fan von Fastfood, aber bei Subway kann ich mit einem Vegetarischen Sandwich mir das ganze Gemüse holen, was mir die Woche über fehlt. Ich kann mich ja nicht ewig von Paprika und Zwiebeln und Ingwer ernähren. Aber ich kann meinen Kühlschrank auch nicht überstrapazieren, wenn ich nicht die Hälfte davon wegschmeisen will. Das wäre zu schade. Und hey, es schmeckt!
Außerdem gehe ich eh bald in den Urlaub und da wär es dumm, sich frische Lebensmittel zu kaufen, die bis zu meiner Rückkehr verdorben sind.

Gut, Abendessen Check. Heimgehen Check. Bett und Fernsehen Check. Fernsehen und Essen Check. Entspannen Check. Einsam Check.

Mensch war das bescheuert. Heute am Familienfest in China alleine zu Hause zu sitzen und was von Subway zu essen. Aber hey, ich kanns nicht ändern.

Mein Handy aber schon. Das klingelte nämlich um 19 Uhr und Florian war dran. Er war heute mit seiner Deutschlehrerin in Guangzhou und er wollte fragen, ob ich Lust hätte von Shamian (dem europäischen Viertel) zum Fernsehturm zu laufen. Das wären ungefähr 9-10 Kilometer.

Guangzhou Perlfluss

Und was soll ich sagen? Es ist allemal besser als allein hier rumzuhocken. Also hab ich mich auf den Weg gemacht und habe mich in Gongyuanqian mit den beiden getroffen. Von dort aus sind wir gemeinsam nach Huangsha gefahren und haben unsere Wanderung am Perlfluss entlang begonnen. Es ist echt Wahnsinn, wie viel dort los ist! So viele Menschen, Stände, Musiker. Und das in so großen Mengen. Wir sind also am Perlfluss langgelaufen und haben die Aussichtauf die beleuchtete Skyline bei Vollmond genossen. Es war einfach umwerfend. Von einem muslimischen Straßenverkäufer haben wir Lammspieße gekauft, von einem anderen Kokosnüsse mit einem Strohhalm. Frisch aufgebohrt mit der besten Kokosmilch, die ich je getrunken habe. Überall konnte man Schmuck aus Kunststeinen oder Spielzeug kaufen, wie auf einem Flohmarkt. Und es gab noch Stände mit frisch gepresstem Zuckerrohrsaft, Granatapfelsaft, Pomelos, Jackfrucht usw. Es waren teilweise Karaokeanlagen mitten auf dem Weg aufgebaut und die Leute haben einfach mal auf offener Straße ihr Bestes gegeben. War nicht immer schön, aber lustig wars allemal!

Affe auf offener Straße

Wir sind also immer am Perlfluss entlang gelaufen, haben uns etwas zu trinken gekauft (ich hab mir eine Flasche Orangensaft gekauft, der hat aber nur künstlich geschmeckt) und haben uns unterhalten. Es hat echt Spaß gemacht. Nur ist es ein wenig frustrierend, wenn man sein Ziel von Anfang an sieht, aber dem ganzen irgendwie nicht näher kommt.

Zum Schluss standen wir Luftlinie 200m von dem Turm und dem Platz entfernt, aber wir konnten nicht rüber, weil der Weg zu Ende war, da wir irgendwie falsch gelaufen sind. Also sind wir zurück und haben uns ein Taxi genommen, was uns an die richtige Stelle gebracht hat für 10 Yuan (das ist die Grundgebühr) umgerechnet ca. 1,4 Euro.

Doch es war schon sehr spät und nach ein paar weiteren hundert Metern habe ich mich dann von den beiden verabschiedet und habe die nächste Metro genommen. Soweit ich weiß, war dies die vorletzte, die gefahren ist. Eine spätere hätte ich nämlich nicht bekommen.

Fernsehturm in der Ferne

So war ich dann um kurz nach 12 Uhr zuhause in meiner Wohnung und ich war froh, dass ich den Abend nicht mit gammeln verschwendet habe. Und ich bin stolz auf mich, dass ich die 10 km locker durchgehalten habe und sogar noch mehr geschafft hätte, wäre ich nicht zu geizig gewesen mit einem Taxi nach Hause zu fahren (schließlich kostet mich eine U-Bahnfahrt 20-30 Cent). Ich muss sagen, dass ich wohl ziemlich fit nach Hause kommen werde, aber unter ganz ganz anderen klimatischen Bedingungen trainiert habe. Also bin ich gespannt, ob ich in Deutschland meine „Fitness“ behalten kann. Vor einem Jahr wäre ich glaub ich nach einem halbe Kilometer zusammengebrochen 😉

Deswegen kann ich heute sagen: Ich bin stolz auf mich! 😀

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